14. August 2016

Endlich, endlich – KATH.-Katalog ist da

KATH. Katharina Zipser Retrospektive. Herausgegeben für die Museen der Stadt Kornwestheim von Dr. Irmgard Sedler. Katalog der gleichnamigen Ausstellung vom 25. Juli bis 26. Oktober 2014 im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim mit einem Einführungstext von Irmgard Sedler. Altenriet: Verlag und Medienservice Renate Brandes, [2016], 157 Seiten, Klappenbroschur 28 x 21 cm, ISBN 978-3-9816175-6-6, 25,00 Euro.
Wir stottern nicht, schon gar nicht beim Schrei­ben. Das doppelte „Endlich“ hat durchaus seine Berechtigung. Mit dem Katalog, der im Folgenden kurz vorgestellt wird, liegt „endlich“ eine Publikation zu der aus Hermannstadt stammenden Künstlerin Katharina Zipser vor. Denn obwohl KATH. – so ihr Künstlername – zu der ersten Rie­ge siebenbürgischer Künstler gehört, deren vielseitiges Werk auch international Anerkennung gefunden hat und 2008 mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet worden ist, waren bisher Abbildungen ihrer Werke und spärliche Angaben zu Person und künstlerischem Werdegang nur in Sammelwerken oder Katalogen von Gemeinschaftsausstellungen zu finden. Schon allein deswegen werden viele Kunstliebhaber den Katalog willkommen heißen, aber auch weil knapp zwei Jahre nach der großen Retrospektivausstellung vom 25. Juli bis 26. Oktober 2014 im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim (beeindruckende Fotos findet man auf der Innenseite der Umschlagklappen; siehe Bericht Glanzvolle Vernissage der Zipser-Retrospektive in Kornwestheim) nun „endlich“ der heiß ersehnte Katalog vorliegt.

Er liegt vor und liegt gut in der Hand, großformatig, gewichtig und – ohne es zu übertreiben – gediegen und edel in der Aufmachung. Das war auch gar nicht anders zu erwarten nach den Katalogen zu den Ausstellungen von Gert Fabritius (2007, 2010) und Kurtfritz Handel (2011), die ebenfalls von Irmgard Sedler verantwortet und betreut worden waren. Vor allem begeistert die Druckqualität auf schwerem, hochweißem Kunstdruckpapier.
Zu Themenblöcken zusammengefasst, wird im eigentlichen Katalogteil (Seite 12-155) wie auf dem Serviertablett Bild für Bild präsentiert – bis auf wenige Ausnahmen ein Gemälde je Doppelseite. Zu dem Bildtitel mit Angaben zu Technik, Material, Bildgröße, Entstehungsjahr und Signatur – schade nur, dass sich da manch ein Flüchtigkeitsfehler hineingeschlichen hat – gesellt sich mitunter ein Detail des Kunstwerks oder eine Totale mit Bilderrahmen und hin und wieder auch eine Reflexion der Künstlerin dazu oder ein zum Gemälde in Bezug stehendes Gedicht.

Warum in der Retrospektivausstellung und damit auch im Bildteil des Katalogs die mit dem Studium beginnende Schaffensphase von 20 Jahren spärlich vertreten ist, mag mit Verweis auf die 1970 erfolgte Ausreise nach Deutschland erklärbar sein. Es verwunderte aber ebenso wie die Tatsache, dass die Grafik von KATH. gar nicht vertreten war, und es ist bedauerlich, dass diese Lücke auch im Katalog nicht behoben worden ist. Immerhin sind in der Einführung (Seite 4-11) auch Fresken der Katharina Zipser, die logischer­weise in der Ausstellung nicht zu sehen waren, kleinformatig abgebildet.

Edler Purismus also bei dem Bildteil. Puristisch sind auch die biographischen Daten sowie die Angaben zu Zipsers Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen und ihren Arbeiten im öffent­lichen Raum sowie zu der Literatur (Seite 156-157). Eine Liste der Leihgeber beschließt den se­- henswerten Band, dessen Erscheinen auch dank der Förderung des Siebenbürgischen Museums und des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. ermöglicht wurde.

Man hätte sich bei diesen Teilen des Katalogs ebenso wie bei der Einführung (S. 4-11) von Irmgard Sedler, die die Ausstellung auch kuratiert und den Katalog herausgegeben hat, etwas mehr Opulenz gewünscht. Gerade auch weil Sedler zwischen April 2014 und Juli 2015 zahlreiche Gespräche mit Katharina Zipser geführt hat und zu den profundesten Kennern ihrer Kunst gehört. Aber auch wenn man sich das wünscht, muss man sich in Erinnerung rufen, dass Sedlers Einführung nicht nur mehr bietet, als bisher zu Katharina Zipser zu lesen war, sondern auch das Erhellendste. Zu sehen und zu hören gibt es noch manch Zusätzliches in Günter Czernetzkys Video-Porträt „Kath. Taubenbriefe“ (1999), das inzwischen auch als DVD vorliegt.

Nichts hinzuzufügen ist allerdings dem Urteil und luziden Fazit von Irmgard Sedler: „Katharina Zipser fordert mit ihrem in über einem halben Jahrhundert geschaffenen und in der künstlerischen Position unverwechselbaren Œuvre den ihr zustehenden Platz in der Kunstgeschichte ein. Wenn es die Künstlerin bis dato aufgrund ihrer Lebenserfahrung immer wieder vermieden hat, sich ins Licht der Öffentlichkeit zu drängen …, so bewahren ihre Gemälde jene Qualitäten von raffiniert-distanzierter bis verklärter und ironisch hinterlegter, in Mythos und Märchen verklei­deter Seins-Beziehung, wie sie nur die wahre Kunst über die Zeiten hinweg lebendig zu erhalten und sinnstiftend zu vermitteln vermag. Die in ihrer unverwechselbaren Eigenständigkeit gefes­tigten malerischen Schöpfungen der Katharina Zipser wirken wie das WORT, dessen Kraft und Bedeutung sich nicht im geschriebenen Buchstaben erschöpft, sondern geistig erkannt sein will.“

Hans-Werner Schuster

KATH.: Kathrin Zipser | Retrop
Irmgard Sedler
KATH.: Kathrin Zipser | Retroperspektive

Verlag Renate Brandes
Broschiert
EUR 25,00
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Schlagwörter: Zipser, Künstlerin, Ausstellung, Katalog, Besprechung, Kornwestheim, Kulturpreisträger

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