11. Juni 2017

Eva Piringer brilliert beim Heimattag als Katharina von Bora

Ja, manchmal platzt Katharina von Bora der Kragen, wenn sie z. B. als Frau als minderwertig gilt! Vor 500 Jahren hat sie vieles nur gedacht, wohl kaum ausgesprochen. Zum Glück leben wir in einer Zeit und in einem Land, da Frauen sich trauen, zu sagen, was sie denken. Manche Frauen gehen einen Schritt weiter: Sie sagen auch, was andere Frauen denken, höchstwahrscheinlich gedacht haben… So eine fortgeschrittene Frau ist Eva Piringer.
Geboren 1984 in Großpold, siedelte Eva Piringer 1989 nach Deutschland aus, wurde erst Musiklehrerin und erwarb 2012 das Schauspieler-Diplom, nachdem sie schon als 18-Jährige in einem rumänischen Kunstfilm aufgetreten war. Inzwischen ist sie als Schauspielerin, Tänzerin, Choreographin und Regisseurin vor allem im süddeutschen Raum aktiv, z. B. 2013 bis 2015 als Ensemblemitglied am Münchner Theater für Kinder, bei den Nibelungenfestspielen Worms und am Citytheater Freiburg, 2015 und 2016 als Regisseurin für verschiedene Münchner Theatergruppen. Inzwischen inszeniert sie auch eigene Solo-Rollen, mit überarbeiteten Texten aus dem Buch von Christine Brückner Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen. Katharina von Bora, die Lutherin, war für Martin Luther eine Lebensgefährtin, die ihm nicht nur die Kinder gebar und den Haushalt führte, sondern auch bei den Gesprächen Luthers mit den Studenten etwas zu sagen hatte. Es kränkte sie, wenn sie nicht für voll genommen wurde, nur weil sie eine Frau war, konnte aber ihrem Mann letztendlich den nötigen Respekt abgewinnen, wie man weiß. Eva Piringer, selbst Mutter, stellte die Nöte und Glücksmomente im Zusammenleben von Mann und Frau am Pfingstsonntag in Dinkelsbühl meisterhaft dar: Wut, Zorn, Verzweiflung und andererseits großes Vertrauen, Hingabe und Ansporn, letztendlich auch Zärtlichkeit, mit der menschliche Schwächen akzeptiert oder geheilt werden. Das ging unter die Haut, da floss manche Träne.
Ungehaltene Rede einer ungehaltenen Frau: Eva ...
Ungehaltene Rede einer ungehaltenen Frau: Eva Piringer als „Lutherin“ in ihrem Katharina-von-Bora-Monolog in Dinkelsbühl. Foto: Konrad Klein
Höchstwahrscheinlich hätte Martin Luther zum vorgetragenen Monolog anerkennend, vielleicht auch liebevoll, gesagt: „Mein lieber Herr Käthe (so nannte er Katharina respektvoll), die Weiber sind von Natur beredet und können die Redekunst wohl!“

Der Applaus war riesig, es gab vier „Vorhänge“, also viermal Vorkommen und Verneigen vor dem Publikum. Was Eva dann zum Publikum sagte, beeindruckte nicht minder: „Ich möchte mich dafür bedanken, dass ich heute hier vor Ihnen spielen durfte. Insbesondere, da ich hier nicht vor völlig Fremden gespielt habe, sondern vor Bekannten und vor Menschen, die die gleichen Wurzeln haben wie ich. “

Eva Piringer, die in München wohnt, schlüpft in verschiedene Rollen interessanter Frauen der Weltgeschichte und trägt sie gerne vor, wenn sie eingeladen wird. Per E-Mail an ludia[ät]web.de kann „diese anregende Dame“, wie ein Zuschauer empfand, kontaktiert werden. Beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl ist diese junge Frau nicht nur tiefsinnig und sehr berührend, absolut passend zum Lutherjahr aufgetreten, sondern eine höchst erfrischende Bereicherung gewesen, wofür ich auch im Namen der Organisatoren ganz herzlich danke.

Doris Hutter

Schlagwörter: Heimattag 2017, Dinkelsbühl, Theater, Luther, Piringer

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