22. Juli 2017

Vorschau auf die Kulturwoche Haferland

Gleich nach dem großen Sachsentreffen in Hermannstadt steht die mittlerweile fünfte Kulturwoche Haferland vom 9. bis 14. August ins Haus. Längst gehört sie zur Tradition der Region, jährlich schließen sich den ursprünglichen Veranstaltern neue Gemeinden an. War es letztes Jahr die Stadt Reps, die sich wegen ihrer Größe und der trutzigen Burg besonders für kulturelle Aufführungen eignet, ist heuer Hamruden hinzugekommen. Auch die Besucherzahlen steigen: Um die 5000 Gäste werden in diesem Jahr in den zehn teilnehmenden Gemeinden Hamruden, Reps, Deutsch-Weißkirch, Bodendorf, Radeln, Meschendorf, Deutsch-Kreuz, Arkeden, Klosdorf und Keisd erwartet.
Die Schirmherrschaft teilen sich heuer die Präsidentin des Bayerischen Landtags Barbara Stamm (CSU) und der ehemalige FDP-Politiker Dirk-Ekkehard Niebel, der 2009 bis 2013 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Kabinett Merkel II war. Stamm wird am 13. August, dem Tag von Deutsch-Kreuz, teilnehmen, Niebel am 12. August in Reps und Meschendorf. Zu den Organisatoren gehören wie bisher die Michael Schmidt Stiftung, die Peter Maffay Stiftung, die Adept Stiftung und der Mihai Eminescu Trust, neu hinzugekommen ist in diesem Jahr der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Sächsische Küchenkultur

Im Fokus des kulturellen Geschehens steht diesmal das kulinarische Erleben. Sächsische Gerichte aus der Region, zusammengetragen von Claudia-Romana Rista, bekannt als „das Mädchen, das mit Blumen kocht“, finden sich als Vorgeschmack in der von der Michael Schmidt Stiftung herausgegebenen Broschüre „Gesammelte Rezepte aus dem Haferland“ („Caiet de rețete culese din Haferland – Țara ovăzului“), die man online durchblättern kann (Link siehe Kasten). Auch das Motto der Haferlandwoche, „Sächsische Traditionen in märchenhaften Kreationen“, bezieht sich auf die Küche. Nicht nur rumänische Besucher und ausländische Touristen sollen die Möglichkeit erhalten, sächsische Spezialitäten zu probieren, vor allem die sächsische Jugend aus Deutschland wird eingeladen, in die Töpfe ihrer Groß- und Urgroßmütter hineinzuschnuppern. Klassische Rezepte wie Hanklich, Rhabarberkuchen, Hackbraten und hausgemachte Nudeln dürfen natürlich nicht fehlen.
Zehn Gemeinden aus dem Haferland stellen sich auf ...
Zehn Gemeinden aus dem Haferland stellen sich auf etwa 5000 Besucher ein.
Mit einem Brunch mit lokalen Köstlichkeiten beginnt das Schlemmen am 9. August in Arkeden. Am 10. August lädt Deutsch-Weißkirch in die Scheune des Pfarrhauses zum traditionellen Essen ein, abends gibt es ein Speck-Picknick auf dem Dumbrava-Hügel. Am 11. August bietet Bodendorf ein sächsisches Frühstück im Kirchhof; in Keisd bereiten die Frauen der Nachbarschaft Spezialitäten für den „musikalischen Brunch“ zu, abends gibt es auf dem Ball in Deutsch-Kreuz sächsische Party-Häppchen. In Reps wird am 12. August der „Weg des Brotes“ mit Vorführungen traditioneller Bräuche, Musik und multikultureller Tänze von den „Junii Cetății” geboten. In Meschendorf führt am selben Tag eine rumänisch-italienische Familie in die Kunst der Parmesanherstellung ein. Sie geht zurück auf zwei italienische Brüder, die kurz vor dem Kommunismus dort und in Deutsch-Kreuz lebten und Käse herstellten. Am 13. August, dem Tag von Deutsch-Kreuz, werden alte sächsische Rezepte nach aktuellen Trends abgewandelt. Zum letzten Mal geschlemmt wird am 14. beim traditionellen Brunch in Klosdorf.

Sport und kulturelle Appetithappen

Gelegenheit zum sportlichen Ausgleich gibt es vor allem am 11. August, dem Freizeit-Kulturtag, der mit einem geführten Fahrrad-Ausflug von der Kirchenburg Bodendorf nach Meschendorf beginnt. Wer sich die Radtour nicht zutraut, kann im Pferdewagen mitfahren (Achtung: Platz oder ein Leih-Rad müssen vorreserviert werden, siehe Kasten). Zudem werden täglich geführte Touren zu Fuß angeboten, etwa zur Bauernburg in Keisd, durch die Teufelsbach-Schlucht in Meschendorf, oder auf der Strecke zwischen Arkeden und Radeln. Kulinarische Sünden lassen sich auch am Abend des 11. August beim Tanz am sächsischen Ball „abbüßen“. Ob auch das sächsische Theaterstück De Diätkur, aufgeführt von „De Lidertrun“ in Hamruden, zum Kalorienverlust betragen wird, bleibt freilich abzuwarten. Besondere musikalische Appetithappen sind: am 10. August das Konzert in Deutsch-Weißkirch zum 200-jährigen Bestehen der Kirchenorgel (Johann Thois, 1817) von Jürg Leutert mit Ensemble; der bunte musikalische Brunch am 11. August in Keisd mit den „Towersey Morris Men“, der „Berkamstead Ukulele Band“, den Calușări aus Birthälm und der Gruppe Românașul; sowie das Klavierrezital mit audiovisueller Präsentation „Auf den Spuren des Wunderkinds von Siebenbürgen, Carl Filtsch“, vorgestellt von Brigitte Drodtloff, am 13. August in Deutsch-Kreuz (siehe hierzu auch "Film soll Andenken an Wunderkind Carl Filtsch wiederbeleben"). Am 13. August wird auch das Acker-Quartett mit einem musikalischen Stilmix für Unterhaltung sorgen. Frontsängerin Petra Acker, eine exotische Erscheinung mit faszinierender dunkler Stimme, singt auch auf Sächsisch, „weil diese Sprache einfach zu selten unter die Jugend kommt“, wie sie meint.

Auch die Bildung darf natürlich nicht zu kurz kommen: Auf der Bauernburg von Reps wird am 12. August der Dokumentarfilm „Pașaport de Germania“ (Pass für Deutschland) gezeigt, der anhand von Interviews mit Politikern, Unterhändlern und Ausgewanderten, auch aus rumänischer Sichtweise, den Freikauf der Deutschen zur Zeit Ceaușescus untersucht. An die sächsische Jugend richtet sich die Veranstaltung „Erinnerungen an die Zukunft der sächsischen Dörfer“ am 13. August in Deutsch-Kreuz, die kulturelle Werte und Reize Siebenbürgens, aber auch Zukunftschancen in Siebenbürgen und Rumänien vermitteln will.

Natürlich wird es an allen Orten auch nicht an Tanzvorführungen und Blasmusik fehlen. Traditionelles Handwerk gibt es in Keisd und Bodendorf zu bestaunen: In Keisd belebte die Adept-Stiftung die Herstellung der traditionellen, aparten blau-weißen Keramik wieder. In Bodendorf demonstrieren Meister einst verbreitete Aktivitäten im Haferland: Gerben, Nähen, Filzen, Sticken und Schreinern. Mit einer Schatzsuche, in der es auch um Kulturerbe geht, endet die Haferlandwoche am 14. August in Klosdorf.

Nina May




Organisatorisches

Anmeldung und detailliertes Programm unter www.haferland.ro/de Die Broschüre der Michael Schmidt Stiftung mit den gesammelten Rezepten gibt es als PDF zum Blättern hier: www.kaufland.ro/noutati/haferland.html#retete-haferland
Wer für den Freizeit-Kulturtag am 11. August ein Fahrrad mieten oder einen Platz im Pferdewagen reservieren möchte, kann dies bis zum 23. Juli bei Gerhild Gross (gerhild.dwk[ät]gmail.com) oder Michael Folberth (KundendienstMF[ät]gmail.com) tun. Die Kosten sind vorab auf Konto des HOG-Verbandes zu überwiesen.

Schlagwörter: Haferland, Kulturwoche, Programm

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Neueste Kommentare

  • 23.07.2017, 11:52 Uhr von gogesch: Hoffentlich legt sich der Schatten der Peter Maffay Stiftung von Mallorca nicht auch über die ... [weiter]

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