10. Oktober 2017

Lange Nacht der Münchner Museen: Toma inszeniert in NS-Dokumentationszentrum KZ-Theaterstück für Jugendliche

Im Rahmen der Langen Nacht der Münchner Museen (das Ticket zum Preis von 15 Euro beinhaltet den Eintritt in alle teilnehmenden Museen sowie die Nutzung der die Veranstaltungsorte im 10-Minuten-Takt anfahrenden Shuttlebusse) zeigt das NS-Dokumentationszentrum (Auditorium, Brienner Straße 34, 80333 München) am 14. Oktober um 20 Uhr ein Theaterstück mit handgefertigten Figuren: „Wenn du einmal groß bist“ vom Figurentheater Pantaleon unter der Regie von Ioan C. Toma (1953 in Kronstadt geboren).
Das Stück basiert auf dem Buch „Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt“ von Bedřich Fritta. Außer den Schulvorstellungen am 17. und 18. Oktober, jeweils um 19 Uhr, sind weitere Aufführungen geplant (siehe dazu Website des Figurentheater Pantaleon, Kontaktadresse: info[ät]pantaleon-figurentheater.de, Telefon: 0 89 / 16 21 72). Die vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Bezirk Oberbayern und der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München geförderte 70-minütige Vorführung (Musik: Maria Dafka, Akkordeon) ist für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene geeignet.
Szenebild aus dem KZ-Theaterstück „Wenn du einmal ...
Szenebild aus dem KZ-Theaterstück „Wenn du einmal groß bist: SS-Offizier verhört Bedřich Fritta in Theresienstadt. Foto: Dominik Alves
Der Zeichner und Karikaturist Bedřich Fritta malte das lebensbejahende Kinderbuch zum dritten Geburtstag seines Sohnes Thomas im Ghetto Theresienstadt. Als ihm klar wurde, dass er wohl nicht überleben würde, versteckte er das Buch, das von dort nach der Befreiung von einem Freund hervorgeholt wurde. Das Münchner Figurentheater Pantaleon hat unter der Regie von Ioan C. Toma ein Stück entwickelt, das nicht nur den Schrecken des Ghettos und die tragischen Umstände, unter denen das Buch entstanden ist, thematisiert. Dieses Buch wird auch gezeigt als ein Zeugnis des Weiterlebens und des Optimismus. So wechseln in der Inszenierung Verhörszenen Frittas durch einen SS-Offizier mit Spielpassagen zwischen Vater und Sohn.
Vater Bedřich spielt mit seinem Sohn Thomas. ...
Vater Bedřich spielt mit seinem Sohn Thomas. Foto: Dominik Alves
Über das Zustandekommen der Zusammenarbeit mit dem Figurentheater Pantaleon sagt der siebenbürgische Theatermacher Toma gegenüber dieser Zeitung: „Ich habe Alexander Baginski 1977, ein Jahr nach meiner Ausreise, in München als Puppenspieler kennengelernt und wir haben an einigen Projekten zusammen gearbeitet. Vor vielen Jahren ist ihm auf einem Flohmarkt eine frühe Ausgabe von Frittas Buch in die Hände gefallen; ein Bilderbuch fast ohne Text. Die Bilder und die Geschichte des Buches ließen ihn nicht los, so dass er beschloss, sie mit den Mitteln seines Figurentheaters nachzuempfinden. Da Alexander mein Interesse für besondere Theaterformen kannte, hat er mich eingeladen, die Entwicklung des Projektes als Regisseur zu begleiten. Wir haben unsere Spielanlage zwischen dem berührenden Humor der KZ-Komödie ‚Das Leben ist schön‘ und dem gnadenlosen Zynismus der ‚Inglorious Bastards‘ angelegt.“

Dass ihn dabei das von der AfD angeheizte politische Klima in Deutschland besonders motiviert hat, verhehlt Toma nicht: „Gerade jetzt, wo Aufrufe laut werden, die Erinnerungskultur um 180 Grad zu wenden, habe ich die Einladung besonders gerne angenommen.“

Christian Schoger

Schlagwörter: Toma, Regisseur, Theater, Jugendliche, München, Nationalsozialismus, Konzentrationslager, Museum

Bewerten:

29 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.