18. Januar 2019

Bilanz 2018: Kirchenburgen beliebt bei Kulturtouristen

Vor einem Jahrzehnt war Rumänien noch fast ein Geheimtipp für ausländische Urlauber. Nun können wir in einigen Ortschaften Südsiebenbürgens schon von Massentourismus sprechen. Das gilt in gewissem Maße auch für den Kulturtourismus. Schon im März 2018 – auch dank des warmen Wetters – tummelten sich z.B. die Besucher ganz fleißig auf der Burg und in der Altstadt Schäßburgs, ganz zu schweigen von der Hochsaison, da sind die Einheimischen in der Minderheit. Noch stöhnen wir nicht wie die Venezianer und denken an Abwehrstrategien, aber sehr viel mehr braucht es nicht dazu.
Im siebten Jahr des Projektes „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien konnten in diesem Rahmen 54 Kirchen und Kirchenburgen besucht werden. Eine, die 55., Petersberg im Burzenland, war wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. Wenn anno 2017 während der Saison, von Anfang April bis einschließlich Oktober, in diesen 695243 Besucher gezählt wurden, so sind in der abgelaufenen Hauptreisezeit 2018 knapp 760000 Gäste verzeichnet worden. Das ist ein Zuwachs von 9,23 Prozent.

Wie in den vergangenen Jahren konnte man den Kirchenburgenpass (KBP), auf Rumänisch/Englisch: Transilvania Card (TC), für 50 Lei oder 11 Euro erwerben und damit Zutritt in alle 54 Kirchen und Kirchenburgen haben und zusätzlich bei unseren Projekt-Partnern aus der Gastronomie, Hotelerie und dem Tourismus Preisnachlässe genießen. Unsere Partner mit ihren Angeboten wie auch die Kirchen und Kirchenburgen mit allen Informationen sowie die Verkaufsstellen für den KBP waren und sind im Internet unter www.transilvania-card.ro zu finden.

Zum KBP gab es jeweils eine Landkarte Siebenbürgens mit allen am ­Projekt beteiligten Kirchen und Kirchenburgen und den dazu gehörenden Informationen, in den Varianten Deutsch/Englisch und Rumänisch/ Französisch. Der KBP wurde 8431 Mal von Touristen benutzt, im Vergleich zu 2017, als 6090 Besuche mit diesem Pass stattfanden. Das ist eine Steigerung von 38,44 Prozent! Die Kirche mit den meisten KBP-Besuchern war die romanische Basilika in Michelsberg mit 1278 Gästen. 2017 waren es 1199.

Die am meisten besuchten zwölf Kirchen und Kirchenburgen 2018 sind dieselben wie auch ein Jahr davor, nur mit kleinen Änderungen in der Reihenfolge. Es handelt sich bei den Zahlen nur um Touristen und nicht um Gottesdienstteilnehmer, Konzertbesucher oder Teilnehmer anderer Ereignisse in und um die Kirchen. Und es geht um die Zeitspanne 1. April bis 31. Oktober. An erster Stelle war nach wie vor die Schwarze Kirche in Kronstadt mit 238284 Besuchern (2017: 212038), die Stadtpfarrkirche in Hermannstadt: 81223 (2017: 105690). Die rückgängige Besucherzahl ist mit der Schließung der Kathedrale wegen Renovierungsarbeiten zu erklären. Es ist derzeit nur die Ferula zu besichtigen und der Kirchturm zu besteigen. Das wird auch 2019 der Fall sein. Es folgen Birthälm mit 73200 Gästen (63838), Tartlau mit 71370 (62448), Deutsch-Weißkirch mit 40100 (34979), die Bergkirche in Schäßburg mit 38673 Besuchern (36750), Honigberg mit 29989 (30842), Bistritz mit 22135 (11109), die Klosterkirche in Schäßburg mit 21607 (17675), Michelsberg mit 21532 (18557), das Kirchenkastell in Mediasch mit 16484 (13037) und als 12. die Kerzer Abtei mit 13747 (10957) Besuchern. Alle anderen Objektive hatten weniger als 10000 Besucher zu verzeichnen.

Die einschlägigen Reiseleiter und Fachleute haben uns auch für 2018 bestätigt, dass die einmalige Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens mit ihren sehr unterschiedlichen und einzigartigen Wehranlagen und Sakralbauten für alle Kulturtouristen immer wieder einen Glanzpunkt ihrer Reise darstellt.
Sächsisch-Eibesdorf liegt nicht weit von ...
Sächsisch-Eibesdorf liegt nicht weit von Mediasch, ist aber doch abgelegen. 204 Touristen besuchten die Kirche in der vergangenen Saison. Die Kirchenburg wurde vor einigen Jahren renoviert, auf der Nordseite wurden wertvolle vorreformatorische Fresken freigelegt. Foto: Siegmar Schmidt
Das Augenmerk unseres Projektes galt im vergangenen Jahr Nordsiebenbürgen. Da ist es uns gelungen, die romanische Basilika aus Mönchsdorf/Herina (13. Jahrhundert) in unser Projekt aufzunehmen. Sie ist eine der ältesten Kirchen unserer Landeskirche und steht in frischem Glanz da. Hier fanden einige Kunstausstellungen statt.

Die Bistritzer Stadtpfarrkirche hat eine Verdoppelung der Besucherzahlen zu vermelden. Sie hat den höchsten Glockenturm Rumäniens und den einzigen Kirchturm mit Aufzug überhaupt in unserem Land, der nach dem verheerenden Brand vom 11. Juni 2008 im Zuge der Wiederherstellung und Neugestaltung eingebaut wurde. Im November wurde die Kirche infolge umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen. Es kann nur der Glockenturm bestiegen werden. Das wird auch für die nächsten zwei, drei Jahre so bleiben. Unsere Gäste in Bistritz und Nordsiebenbürgen können hier im Hotel Krone, bei unseren neuen Projektpartnern, vergünstigt unterkommen und das Nösnerland von hier aus in Muße kennenlernen. Auch in Botsch, 14 km nordöstlich von Sächsisch-Regen gelegen, haben wir einen neuen Partner gewinnen können, die Weinkellerei „Liliac“, wo es erlesene Weine zu verkosten gibt und die Kunden mit KBP bis zu 15% Rabatt erhalten. Da kann man auch übernachten, wenn man sich am edlen Saft genüsslich erfreut hat (siehe Homepage http://www.transilvania-card.ro/).

Wir laden unsere Landsleute herzlich ein, sich online einen Kirchenburgenpass zu beschaffen (siehe: www.transilvania-card.ro und Nordsiebenbürgen mit dem Reener Land und dem Nösnerland näher kennen zu lernen, etwas von seiner Seele zu spüren, hautnah zu erfahren.

Almen/Alma Vii, südöstlich von Mediasch gelegen, ist die zweite Kirchenburg, die 2018 dazugekommen ist. Sie wird von einem Verein vor Ort verwaltet. Dadurch, dass sie ziemlich abgelegen ist, kommen noch wenige Besucher hierhin. Im Vorjahr waren es 2677. Hier wird es bestimmt nicht zu Massentourismus kommen. Man wird hier noch viel Ruhe finden, auf guten und gut ausgeschilderten Pisten Fahrrad fahren können, reiten und gut unterkommen können bei deutschen Zuwanderern in einem fein hergerichteten sächsischen Hof (siehe Facebook: casaalmavia). Auch in diese Kirchenburg ist neues Leben gekommen.

Für Individualreisende, die den Kirchenburgenpass online erwerben, und für alle Interessierte geben wir einen zweisprachigen Kulturkalender in Deutsch und Rumänisch heraus. Er wird in der deutschen und rumänischen Presse unseres Landes veröffentlicht und enthielt im vergangenen Jahr rund 240 kirchlich-spirituelle, kulturelle und gesellschaftliche Ereignisse, die in unseren Kirchen und in ihrem Umfeld stattgefunden haben: Festgottesdienste, Andachten, Gedenkfeiern, Orgelkonzerte, Chorkonzerte, Musikfestivals, christliche Ferienlager in und um die Kirchenburg, Brunchs etc.

Ganz gezielt unterhalten wir eine Facebook-Seite, bestimmt für die rumänische Öffentlichkeit (Facebook: descoperasufletultransilvaniei). Auch dadurch wollen wir uns, unseren Kirchengemeinden mit ihren Kirchen und Kirchenburgen als befestigte Glaubenszeugnisse vieler Generationen eine Stimme verleihen.

Hoffentlich haben einige der fast 760000 Besucher unserer Kirchenburgenlandschaft etwas von uns entdeckt, etwas von dem evangelischen Glauben und der Spiritualität dieser geweihten, heiligen Orte, und die Kirchen mit ihren Wehranlagen nicht nur als ein Museum betreten und betrachtet. Die vergangene Besuchersaison ist gut gelaufen und nun abgeschlossen. Wir bereiten uns auf die nächste Reisezeit vor. Sie wird auch etwas mit dem kulinarischen, sächsischen Siebenbürgen zu tun haben, denn Hermannstadt ist 2019 die gastronomische Hauptstadt Europas.

Siegmar Schmidt

Schlagwörter: Kirchenburgen, Kirchenburgenpass, EKR, Entdecke die Seele Siebenbürgens

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