5. März 2019

Semmelweis-Büste in Regensburg enthüllt

Die medizinische Welt feierte 2018 das 200. Wiegenfest des ungarndeutschen Arztes Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865), der als „Retter der Mütter“ in die Medizingeschichte einging. Er wurde am 1. Juli 1818 in Ofen/Buda (heute Budapest) als fünftes Kind einer Bürgerfamilie geboren. Sein Vater Josef wanderte um 1800 aus Eisenstadt im Burgenland nach Pest zu, die Familie seiner Mutter, Theresia Müller, stammte aus Köln und Bayern.
Er studierte Philosophie in Pest und Medizin in Wien, wo er 1846-49 als Assistenzarzt an der ersten Wiener Klinik für Geburtshilfe wirkte. Hier erkannte der junge Arzt den fatalen Zusammenhang zwischen den unsauberen Händen der Medizinstudenten und Dozenten (z.B. wegen Berührungsinfektion bei Leichenobduktion) und dem gefürchteten Kindbettfieber, woran zahlreiche Wöchnerinnen erkrankten und viele starben. Die Todesrate der Erkrankung, die er als Blutvergiftung (Sepsis) identifizierte, erreichte im April 1847 unfassbare 18,3%. Als einfache, aber hoch wirksame vorbeugende hygienische Maßnahme führte Semmelweis als Erster die Händedesinfektion mit Chlorkalk ein. Obwohl er dadurch die Sterberate aufsehenerregend senken konnte, erntete er von seinen Kollegen keine Anerkennung für seine epochale Entdeckung, sondern vor allem Ignoranz, später sogar offene Feindschaft und Ablehnung.
Semmelweisgemälde in der Geburtenabteilung des ...
Semmelweisgemälde in der Geburtenabteilung des Allgemeinen Krankenhauses zu Wien, Ölbild von Robert A. Thom
Im Herbst 1850 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und übernahm die Leitung der Klinik für Geburtshilfe am Rochus-Spital in Pest. 1855 wurde ihm die Leitung des Lehrstuhls für Geburtshilfe und Frauenheilkunde an der Medizinischen Fakultät zu Pest übertragen. Zwei Jahre später heiratete er Maria Weidenhoffer; das Paar hatte fünf Kinder. Als Pionier der Krankenhaushygiene kämpfte Prof. Ignaz Semmelweis sein Leben lang erfolglos um die Akzeptanz seiner relevanten Entdeckung, der hygienischen „Chlorwaschung der Hände“. Mit seiner Forderung nach Händedesinfektion war er seiner Zeit – zwei Jahrzehnte vor Entdeckung der Bakterien als Krankheitserreger – weit voraus. Seinen späten Ruhm hat er jedoch nicht mehr erlebt. Das Leben des enttäuschten Arztes endete tragisch. Am 13. August 1865 starb er, erst 47-jährig, in der Nervenheilanstalt Döbling bei Wien, wo er wegen einer progressiven Paralyse wenige Tage vorher eingewiesen worden war, an einer Blutvergiftung.

Unter dem Titel „200 Jahre Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865). ,Retter der Mütter‘ und Begründer der Krankenhaushygiene“ fand am 6. Juli 2018 eine internationale Konferenz am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) statt. Eine Posterausstellung zeigte die wesentlichen Stationen im Leben des berühmten ungarischen ­Gynäkologen und Forschers. Das von Dr. Robert Offner (UKR) organisierte wissenschaftliche Symposium wurde u.a. von Gábor Tordai-Lejkó, dem Generalkonsul Ungarns in München, und dem Direktor des Ungarn-Instituts der Universität Regensburg, Dr. habil. Zsolt K. Lengyel, offiziell miteröffnet. Den feierlichen Abschluss des Symposiums stellte die Enthüllung einer bronzenen Büste auf Marmorsockel durch Prof. Dr. Miklós Kásler, ungarischer Minister für gesellschaftliche Ressourcen (Gesundheit, Bildung, Wissenschaft), dar. Das repräsentative Kunstwerk wurde von der Semmelweis Universität dem Universitätsklinikum Regensburg als Dankeschön für die Veranstaltung geschenkt; es wurde von dem aus Siebenbürgen stammenden ungarischen Bildhauer Botond Polgár (Budapest) angefertigt. Die Büste des großen Arztes soll an den Sieg des Wissens über die Ignoranz erinnern.

Schlagwörter: Arzt, Geburtstag, Jubiläum, Regensburg, Klinik, Symposium

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