2. August 2022

Erster Schritt in ein neues Vierteljahrhundert! 26. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival

Bolizsár Csiky, der Präsident der Jury, ließ auch in diesem schwierigen Jahr nicht locker, um den Wettbewerb in ein neues Vierteljahrhundert zu führen. Zu Corona gesellte sich die internationale Lage, die das Reisen aus verschiedenen Ländern erschwerte. Die Jury, wie im Programm zu lesen war, sollte aus Matei Varga (USA) Nadjy Preisler (Deutschland), Gabor Eckhardt (Ungarn), Elisabeta Jambor (Rumänien) und den Dirigenten Tiberiu Soare und Cristian Lupes bestehen. Elisabeta Jambor, die die an Corona erkrankte Cordelia Höfer ersetzen sollte, fiel dann selbst Corona zum Opfer und der junge Klausenburger Pianist Mihai Diaconescu sprang für die Erkrankten ein.
Jury und Preisträger der Kategorie C, von links: ...
Jury und Preisträger der Kategorie C, von links: Boldiszar Csiky, Cristian Lupes, Tiberiu Soare, Alexandru-Stefan Placinta, Mihai Diaconescu, Maya Purdue, Rebecca-Antonia Cojan, Nadja Preissler, Namikawa Tsuzumi, Endre Orsovai, Eckhardt Gabor, Matei Varga. Fotos: Andra Marinescu
Zum Wettbewerb, der zwischen dem 14. und 20. Juli in Hermannstadt stattfand, hatten sich 26 Teilnehmer aus Rumänien, Deutschland, Serbien, Österreich, Südkorea, Japan, und Russland angemeldet. Einigen davon ist es letztendlich nicht gelungen anzureisen. Die Gruppe A und B waren die Benachteiligten des Wettbewerbs. Dafür brillierte die Gruppe C (geboren zwischen 27. Mai 1991-26. Mai 2006).

In der Gruppe der Kleinsten wurde kein erster Preis vergeben, obwohl laut Aussage des Jury-Präsidenten Boldizsár Csiky die Jury zu streng bewertet hatte und zwei der Kandidaten den 1. Preis verdient hätten. Ein Punkt kostete sie den 1. Platz. Und weiter fügte Csiky hinzu, dass die Pflichtstücke sehr schwierig zu spielen seien.

Preisträger der Kategorie A sind: 2. Preis: Maxim Teodor (Rumänien); 2. Preis: Darius Isaac Lungu (Rumänien); 3. Preis: Caloianu-Elian Theodora Maria (Rumänien); 3. Preis: Patriche Sabin (Rumänien)

Preisträger der 2. Kategorie B: 2. Preis: Dan Boanca (Rumänien); 2. Preis: Pavel-Stefan Patriche (Rumänien), 3. Preis: Robert Valentin Bascoveanu

Rebecca-Antonia Cojan ...
Rebecca-Antonia Cojan
Kategorie C (15-30 Jahre): 1. Preis: Rebecca-Antonia Cojan (Rumänien); 2. Preis: Namikawa Tsuzumi (Deutschland); 3. Preis: Endre Orsovai (Serbien)

Nach der Interpretation der Pflichtstücke erreichten alle Kandidaten der Gruppe C die 2. Etappe. Drei Pianisten durften im Finale mit dem Orchester der Hermannstädter Staatsphilharmonie ein Klavierkonzert unter der Leitung von Tiberiu Soare, der mit allen drei Kandidaten sehr zufrieden war, spielen. Der Zufall wollte es, dass die ersten Preisträgerinnen beide das 1. Klavierkonzert in e-Moll von Chopin spielten. So hatte auch das Publikum Vergleichsmöglichkeiten. Namikawa Tsuzumis Interpretation war eine weniger kolorierte, jedoch bestach sie mit einem sensiblen Anschlag. In den Passagen, in denen eine Art Zwiegespräch zwischen Orchester und Klavier stattfindet, war das Orchester teilweise zu laut. Rebecca Antonia Cojan, die es im Vorjahr nicht in die zweite Etappe schaffte und die 2021 einen Filtsch-Sonderpreis erhalten hatte, überzeugte beim diesjährigen Wettbewerb nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum. Mit feinem Anschlag und nuanciertem Spiel entführte sie die Zuhörer, vor allem bei der Romanze, in eine Welt voller poetischen Zaubers. Den dritten Preis erspielte der Serbe Endre Orsovai mit Liszts 1. Klavierkonzert in Es-Dur. Der Pianist versuchte der Herausforderung zwischen Klavier und Orchester gerecht zu werden.

Zwei Carl-Filtsch Sonderpreise gingen an Dan Boanca (Rumänien) und Maya Purdue (Österreich). Den Rotary Club Cibinium-Preis für den besten Hermannstädter Teilnehmer (es war nur einer) überreichte Anamaria Gandila an Andrei-Calin Danulet. Der im Vorjahr ins Leben gerufene Walter-Krafft-Preis ging an Darius Isaac Lungu (Rumänien) und an Pavel-Stefan Patriche, ebenfalls Rumänien. Zwei Sonderpreise vergab das Münchener Musikseminar an Alexandru-Stefan Placinta und Macovei Stefan, beide Rumänien.

Zum fünften Mal wurde der „Peter Szaunig“-Preis vergeben. Dagmar Dusil vergab den Preis an Darius Isaac Lungu. Er wird im Sinne Peter Szaunigs für außergewöhnliche Musikalität, Bescheidenheit und Demut vergeben. Der Junge, dem ein absolutes Gehör attestiert wurde und der im Vorjahr das Grieg Klavierkonzert gespielt hat, lässt das Potenzial einer weiteren Entwicklung erkennen.

An zwei Abenden trat der aus Rumänien und in den USA lebende Pianist Matei Varga auf. Am Eröffnungsabend spielte er das wenig aufgeführte 3. Klavierkonzert von Béla Bartók und erntete viel Beifall, an einem zweiten Abend gab er ein Klavierrezital und begeisterte das Publikum mit Brahms, Schumann und Beethoven.

Beim Galaabend der Preisträger spielten leider keine Preisträger der Kategorie A und B. Es wäre wünschenswert, wenn die Organisatoren das im nächsten Jahr ändern.

Dank geht an die Hermannstädter Staatsphilharmonie, die von Beginn an den Wettbewerb unterstützt und die einzige Staatsphilharmonie in Siebenbürgen ist, die einen internationalen Klavierwettbewerb organisiert.

Finanzielle Unterstützung boten auch in diesem Jahr der Kreisrat Hermannstadt, der Stadtrat Hermannstadt, die Hermannstädter Philharmonie, die von Beginn an den Wettbewerb unterstützt und die einzige Staatsphilharmonie in Siebenbürgen ist, die einen internationalen Wettbewerb organisiert, das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt sowie ausländische Sponsoren, allen voran das Haus des Deutschen Ostens München, das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, die Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V., das Münchener Musikseminar. Sie alle machen die Austragung des Wettbewerbes möglich. Ihnen allen sei gedankt.

Seit 2021 hat das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival, wieder einen Platz im Katalog der Alink-Argerich Stiftung (Den Haag) gefunden, wo alle weltweit renommierten Klavierwettbewerbe eingetragen sind. Ein Novum war in diesem Jahr der 1. musikalisch-literarisch Salon mit dem Thema „Carl Filtsch im Kontext seiner Zeit“, der es sich zum Ziel setzte, das noch immer zu wenig bekannte siebenbürgische Wunderkind Carl Filtsch in Rumänien und im Ausland bekannt zu machen. Das Projekt wurde von der Kulturreferentin für Siebenbürger, Dr. Heinke Fabritius, finanziell unterstützt und fand im Spielsaal des Deutschen Forums in Hermannstadt statt, dem an dieser Stelle für die Unterstützung gedankt sei. Text und Konzept stammen von Dagmar Dusil. In einem zweisprachigen Booklet (rumänisch/deutsch) ist der Text nachzulesen. Carl Filtsch wird im Kontext seiner Zeit und Zeitgenossen betrachtet. Der Text wurde musikalisch vervollständigt mit Werken von Carl Filtsch und dem seiner Zeitgenossen. Sprecherin des Textes war die Schauspielerin Lerida Bucholtzer, die mit großer Empathie den Text vortrug. Dass der Salon letztendlich stattfinden konnte, ist nicht zuletzt Boldizsar Csiky, seiner Frau Oana Csiky, Izabella Voropciuc, der Preisträgerin der Kategorie C des Vorjahres, und Darius Isaak Lungu zu verdanken, die für die an Corona erkrankten Cordelia Höfer, die den Klavierpart übernehmen sollte, einsprangen. Die Mühe hat sich gelohnt. Das Publikum im vollbesetzten Spielsaal war begeistert und es gab nur positive Rückmeldungen und viel Applaus. Eine Motivation, im nächsten Jahr während des Wettbewerbes einen 2. Musikalisch-literarischen Salon mit einem anderen Thema in Anlehnung an Carl Filtsch zu organisieren.

Der Termin für die 27. Auflage wird möglichst bald bekanntgegeben.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Hermannstadt, Musik, Carl Filtsch, Wettbewerb, Festival

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Neueste Kommentare

  • 04.08.2022, 03:20 Uhr von Bir.Kle.: Ich bin jedes Mal hocherfreut, wenn ich gewahr werde, dass junge Menschen sich für Klassische Musik ... [weiter]
  • 04.08.2022, 01:19 Uhr von Bir.Kle.: Sehr interessant finde ich übrigens die Frage, in welche Richtung Carl Filtsch sich als reifer ... [weiter]
  • 03.08.2022, 11:51 Uhr von Bir.Kle.: Es ist unendlich tragisch und schade, dass das für diesen Wettbewerb namensgebende Wunderkind und ... [weiter]

Artikel wurde 3 mal kommentiert.

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