11. September 2022

Peter Kleins Ausstellung in Basel: Blumen blühen, wo bist du?

Die Leser der Siebenbürgischen Zeitung kennen die Künstlerfamilie Peter Klein durch etliche Beiträge, wie „Preisverleihung schlägt Brücken nach Siebenbürgen: Emil Michael Kleins Künstlerfamilie mit sächsischen Wurzeln“ und „Peter Klein in der galerie ch.klein“.
Jedes Jahr während der Art Basel – der international renommierten Kunstmesse mit Veranstaltungen in Basel, Miami Beach und Hongkong – präsentiert das Institut Kunst Gender Natur (IAGN) der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel ein besonderes Projekt. Dieses Jahr zeigte das Institut die Ausstellung „Blumen blühen, wo bist du?“ mit 30 Gemälden von Peter Klein, die er in den 1970er- und 1980er-Jahren schuf. Seine Biografie und die Thematik seiner Werke scheinen heute besonders aktuell: Als Siebenbürger Sachse 1953 in Schäßburg geboren, in Bukarest und München als Künstler ausgebildet, lebt Peter Klein seit den 1980er Jahren mit seiner Familie im Schweizer „Exil“. Sein Leben und Praxis sind seit 1991 im kleinen Walliser Bergdorf Ernen in den Bergen verwurzelt, wo er als freischaffender Künstler und Kunstlehrer in Brig tätig war. Die Präsentation im TANK, dem Ausstellungsraum des Instituts Kunst der FHNW, bot eine günstige Gelegenheit, seine meditativen Werke zu entdecken sowie den Glauben an das Ländliche, das in unseren Gesprächen wieder präsenter ist.
Installationsansicht „Peter Klein: Blumen blühen, ...
Installationsansicht „Peter Klein: Blumen blühen, wo bist du?“ in Basel. Foto: Christian Knörr
Chus Martinez, Leiterin des IAGN und des Studiengangs Bildende Kunst der Hochschule, eröffnete am 15. Juni die Ausstellung Peter Kleins: „Sein Werk zeigt einen starken Glauben an Form und Komposition, die beiden wichtigsten Werkzeuge zur Strukturierung eines Bildes. Die Pigmente verstärken also die Botschaft, die wir normalerweise auf die Leinwand projizieren. Farbe bedeutet Stimmung. Form bedeutet Struktur. Eine Struktur, die sich auf das Selbst bezieht, auf die Möglichkeit des Stehens, auf die Frage des Um-einen-gekümmert-, des Beherbergt-werden. Das Zuhause kann eine Blume sein und das Haus kann eine Last sein. Umgekehrte Formen, umgekehrte Proportionen verweisen auf die Notwendigkeit, alle Kategorien und Vorstellungen von Zugehörigkeit, die uns im Laufe der Jahrhunderte auferlegt wurden, zu überdenken. Uns als Individuen und uns als Gemeinschaften, die bestimmte Überzeugungen teilen. Was wäre, wenn alles, woran wir glauben, verschwindet? Wir wissen, dass dies die Realität von Millionen Menschen ist, die sehen, wie ihre Heimat verschwindet, aber auch die Schwierigkeiten erleben, in die Träume einer anderen Gemeinschaft aufgenommen zu werden.“ Chus Martinez wies auch darauf hin, dass Peter Kleins Sohn Emil Michael Klein die Auswahl und Präsentation der Bilder tatkräftig unterstützte. Er ist auch freischaffender Künstler und diese Zeitung berichtete über ihn: „Eine Kunst, die einen in ihren Bann zieht: Emil Michael Klein empfängt hochdotierten Schweizer Kunstpreis“.

Peter Kleins Leben und Werk

In Schäßburg geboren, besucht er hier die Allgemeinschule und anschließend das Gymnasium für Bildende Künste N. Tonitza in Bukarest. 1972 gelingt ihm die Aufnahmeprüfung – bei zehn Anwärtern pro Studienplatz – an der Bukarester Kunsthochschule „Institutul de Arte Plastice Nicolae Grigorescu “. Ein Jahr darauf erhält die Familie nach zehnjähriger Wartezeit die Ausreiseerlaubnis in die BRD. Peter Klein zieht mit seiner Schwester Christiane und den Eltern Erhardt und Hermine Klein, zunächst nach Ingolstadt und später nach Augsburg. Danach lebt Peter Klein in München und studiert an der Akademie der Bildenden Künste Malerei als Meisterschüler von Günter Fruhtrunk. Anschließend absolviert er an der Universität München eine pädagogische Ausbildung zum Gymnasiallehrer für Bildnerisches Gestalten. 1982 heiraten Peter Klein und seine Ostschweizer Partnerin Ursula Klein und siedeln nach zwei Jahren in die Schweiz über. Er leitet in den späten 1980er-Jahren in Bern am Stadttheater den Malersaal und bildete dort als Meister Nachwuchskräfte aus. Die Familie lässt sich 1990 mit den Kindern Lena, Flora und Emil Michael Klein im Walliser Bergdorf Ernen nieder. Hier baut er ein Studio an ihr Chalet an, in dem er seine freischaffende bildnerische Arbeit fortsetzt. In der Walliser Zeit ist er auch als Lehrer für Gestaltung und Kunst an der Mittelschule St. Ursula in Brig tätig. Seine Werke stellt er anfangs in Augsburg, Kassel und München aus. 2014 zeigt er gemeinsam mit seinen Kindern Flora und Emil Michael Klein im Kunstverein Oberwallis seine Werke.

Die Galerie C. Klein seiner Schwester Dr. Christiane Klein im Atelierhaus Vahle in Darmstadt präsentierte im Juli 2021 ca. 30 Gemälde von Peter Klein aus den Jahren 2008 bis 2018 im Rahmen der Ausstellung „Der Kreis als prägende Form in Kunst, Religion und Philosophie“ und organisiert auch ein gleichnamiges Symposium dazu. Das Buch zur Ausstellung und Symposium können Interessierte im Atelierhaus Vahle erwerben: www.atelierhaus-vahle.de. Peter Klein hat auch etliche Bücher verfasst. Im „Kaleidoskop - Das Spiel der Lebensmöglichkeiten“ (ISBN: 3-934719-15-5) hat er annähernd tausend Spruchzitate aus der Weltliteratur gesammelt und thematisch sortiert. Leser können es auch als Losbuch nutzen und anhand der Zitate kreative Lösungen zu Problemen finden. Im Buch „Der Gegensatz im Kreis und das Spiel der Lebensmöglichkeiten“ (ISBN: 978-3-943897-43-2) hat er das Motiv des Gegensatzes, das sich durch alle Lebensbereiche zieht, philosophisch ausformuliert. Bilder von Peter Klein aus der TANK-Ausstellung in Basel zeigt vom 16. September bis 19. November die Berliner Galerie carlier gebauer unter dem Titel „We belong To Each Other, An Exhibition on Joy“ (Wir gehören zueinander, eine Ausstellung über Freude). Chus Martinez kuratiert auch diese Gruppenausstellung und eröffnet sie im Rahmen der „Berlin Art Week“ (Webseite: www.carliergebauer.com).

Melita Tuschinski

Schlagwörter: Klein, Kunst, Ausstellung, Basel, Schäßburg

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