17. Januar 2021
Peter Klein in der galerie ch.klein
Man muss kein großer Innovator sein, um gute Bilder abzuliefern. Peter Kleins kunsthistorische Bezugspunkte, so divers sie sind, liegen klar auf der Hand. Von weitem erinnert die gegenstandsfreie Flächenorganisation seiner Leinwände an Poliakoff und andere Absolventen der École de Paris aus den fünfziger Jahren: spitz- und stumpfwinklige Parzellen in kontrastierenden Farben, fest ineinander verschränkt wie ein geometrisches Puzzle.

Nummer 8 etwa der überwiegend hochformatigen, unbetitelten Werke verzettelt sich im Kleinklein der Puzzleteile, ohne dass da ein kompositorisches Machtwort gesprochen würde. Ein paar mal auch lösen sich die Abgrenzungen zwischen den sanften Farbstürmen so sehr auf, dass die Spannung verloren geht. Als Theoretiker weiß Peter Klein sehr wohl um die Wichtigkeit der Kontraste. In der Galerie liegen mehrere vom Künstler verfasste Bücher mit psychologisch-symbolischem Schwerpunkt aus. Der Titel des Jüngsten: „Der Gegensatz im Kreis und das Spiel der Lebensmöglichkeiten“.
Der Kreis sollte eigentlich Thema des für Mitte des Monats geplanten Symposiumstages im Atelierhaus Vahle e.V. sein – coronabedingt muss die Veranstaltung verschoben werden. Aber auf die begleitende Ausstellung mag Christiane Klein, unter Wahrung der nötigen Vorsichtsmaßnahmen, nicht verzichten. Hingewiesen darauf, dass erstmals Nachname von Galeristin und Künstler derselbe ist, klärt sie den Besucher auf: Bei dem Maler handelt es sich tatsächlich um ihren jüngeren Bruder; einst Meisterschüler von Günter Fruhtrunk (1923-1982) an der Münchner Akademie, seit den achtziger Jahren im Schweizer Wallis ansässig, wo er im Brotberuf Kunstlehrer ist. „Aber auf der Verwandtschaftsschiene läuft es nicht“, versichert sie. „Er malt seit seiner Kindheit und hat mich schon früh durch Qualität überzeugt.“
Bräuchte es nur ein Bild, um das glaubhaft zu machen, wäre es dieses: ein Polyptychon-Block aus neun Tafeln, ringsum gedämpfte Kontraste; schärfere Gestaltung dafür auf der Mitteltafel dank Splittern von Grün, Weiß, Ultramarin, dazu ein einziger Splitter Purpurrot. Wie ein zerscherbtes Glas, an dem sich jemand den Finger geschnitten hat.
Dr. Roland Held
(Nachdruck aus dem Darmstädter Echo)
Schlagwörter: Maler, Schweiz, Heltau, Schäßburg, Darmstadt, Kunst
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