3. April 2023

Vom Bleisatz bis Instagram: 15. Presseseminar der Siebenbürgischen Zeitung in Leitershofen

Pressereferenten und Mitarbeiter kamen vom 24.-26. März 2023 im Diözesan-Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen bei Augsburg zusammen, um gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen der Siebenbürgischen Zeitung zu werfen und ihren Weg vom Bleisatz bis hin zu den sozialen Medien kennen zu lernen und gemeinsam weiter auszubauen.
Teilnehmer des 15. Presseseminars der ...
Teilnehmer des 15. Presseseminars der Siebenbürgischen Zeitung in Leitershofen bei Augsburg. Fotos: Detlef Schuller
Das Presseseminar begann am Freitag mit einem schmackhaften Abendessen. Danach begrüßte die Bundeskulturreferentin Dagmar Seck mit viel Energie und Charme, mit welcher sie auch für einen gut organisierten Ablauf aller drei Seminartage sorgte, die Teilnehmer in einem angenehm vorbereiteten Seminarraum.

Nach einer Vorstellungsrunde der Referenten und der Teilnehmer startete der Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ), Siegbert Bruss mit einem Vortrag über die aktuellen Entwicklungen und Aufgaben des Blattes. Wir bekamen einen Einblick in die Digitalisierung und Wirtschaftlichkeit, die Auswirkungen der Pandemie auf die Berichterstattung und den Umgang mit sinkenden Mitgliederzahlen. Bruss betonte, dass die SbZ ein Gemeinschaftswerk sei, das vom Zeitungsteam sowie vielen ehrenamtlichen Pressereferenten und Autoren gestaltet werde. Sie nimmt, neben der journalistischen Aufgabe, Informationen zu bieten, auch andere Aufgaben, wahr, die für den Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Gesellschaft wichtig sind. Sie ermöglicht Kommunikation, macht Geschichte, Kultur und Mundart bewusst, schafft Motivation, indem sie unsere Landsleute und vor allem die junge Generation zum Mitmachen bewegt. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit vertritt sie ein breites Spektrum und begleitet den Verband bei der Durchsetzung von rechtlichen Interessen. Die Öffnung zu den neuen Medien habe nicht nur der Zeitung, sondern auch dem Verband viel Lob und einen großen Imagegewinn gebracht. Durch diesen Vortrag konnten wir auch das großartige Team und die von ihm getroffenen Maßnahmen, dem unter vielem anderen dieses Image zu verdanken ist, kennenlernen. Nicht nur das Ansehen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit konnte mit der Übernahme der Layout-Arbeiten, dem Wechsel der Druckerei und vielen anderen Schritten, die gemacht wurden, gesteigert und die Druckkosten mehr als halbiert werden. Am Ende seines Vortrages legte uns Siegbert Bruss nahe, dieses Instrument zum Erhalt der siebenbürgischen Identität zu pflegen und zu unterstützen, um diese Werte auch weiterhin zu verinnerlichen und authentisch leben zu können.

Mit einer anschließenden geselligen Runde, in der die ersten Erfahrungen ausgetauscht und gute Freundschaften geschlossen wurden, ging der erste Abend zu Ende.

Roger Pârvu sprach über die deutschsprachige ...
Roger Pârvu sprach über die deutschsprachige Minderheitenpresse innerhalb der rumänischen Medienwelt.
Die zwei darauf folgenden Tage waren von interessanten Vorträgen geprägt, die uns weit über die Entstehung der Zeitung hinaus blicken ließen. Der aus Hermannstadt kommende Gast, Roger Pârvu, Programmleiter bei der Evangelischen Akademie Siebenbürgen in Neppendorf und Redakteur der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien, erklärte uns in seinem Vortrag auf eine äußerst sympathische Art, welche Rolle die deutschsprachige Minderheitenpresse innerhalb der rumänischen Medienwelt spielt. Neben der Historie und Entwicklung der Presse durch die Jahrhunderte konnten wir auch erfahren, dass Rumänien heute im europäischen Vergleich einen sehr guten Minderheitenschutz betreibt und z.B. die Fibel in 14 Sprachen für die im Land lebenden anerkannten Minderheiten mit staatlichen Geldern drucken lässt. Von Herrn Pârvu konnten wir auch vieles über die dunkeln Seiten der Pressegewohnheiten nach der kommunistischen Machtübernahme 1947, aber auch über die stark polemischen Einflüsse der heutigen Presse in Rumänien erfahren. Leider konnte er seinen, mit Dank gefüllten und mit Begeisterung geleisteten Applaus nicht allzu lange wahrnehmen, da er seine Rückreise nach Hermannstadt noch rechtzeitig vor dem angekündigten Streik der öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland antreten musste.

Luzian Geier referierte über die deutsche ...
Luzian Geier referierte über die deutsche Medienwelt der Bukowina, im Hintergrund die Landkarte der Bukowina.
Anschließend fesselte uns Luzian Geier, ein bekannter Journalist und Heimatforscher, mit einem Vortrag über die Bukowina und ihre deutschsprachige Presse. Geier entstammt der Volksgruppe der Banater Schwaben und hat nebst zahlreichen Veröffentlichungen über die Geschichte der Banater auch als Mitarbeiter des Bukowina-Instituts Augsburg und als Chefredakteur der Zeitung Der Südostdeutsche langjährige Dienste geleistet. Im Vortrag hat er uns über das Schicksal der Buchenlanddeutschen und die Entwicklung der Presse im Laufe der Geschichte in der Bukowina und in Deutschland sowie in Amerika erzählt. Es war eine sehr lehrreiche Stunde mit viel neuem Wissen für die meisten von uns. Wir erfuhren zwischendurch auch, dass z.B. Eminescu die Bukowina als Paradies bezeichnet hat und dass das bekannteste bukowinische Buch ein Kochbuch ist.

Nach einem delikaten Mittagessen konnten wir mit professioneller Schulung und Unterstützung des stellvertretenden SbZ-Chefredakteurs Christian Schoger den praktischen Übungsteil des Presseseminares absolvieren. Ein live vor Ort von Schoger mit dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Augsburg, Helmut Schwarz, geführtes Gespräch diente als Grundlage für einen von den Seminarteilnehmern in kleinen Arbeitsgruppen zu verfassenden Bericht. Die Artikel wurden anschließend vorgelesen. Herr Schoger zeigte sich zufrieden mit den Resultaten (siehe weiter unten einen der in Gruppenarbeit erstellten Berichte). Allen ehrenamtlichen Pressereferenten war es gelungen, gemäß den erlernten journalistischen Arbeitstechniken zu schildern, wie die viertgrößte Kreisgruppe unseres Verbandes die Herausforderungen der Pandemie bewältigen konnte. Die Kreisgruppe Augsburg hat sich schnell und gut technisch aufgestellt, um viele Aktivitäten, die coronabedingt ausfallen mussten, virtuell anzubieten und durchzuführen. Sie hat virtuelle Tanzproben abgehalten und sogar das Kronenfest durch ein Tutorial der Kronenbesteigung, einer digitalen Ansprache des Pfarrers und mit vielen bildlichen Beiträgen aus vergangenen Jahren, aufleben lassen. Der Tatendrang und das technische Knowhow der Augsburger stehen beispielhaft und als Anregung für viele andere Kreisgruppen. Wir möchten auf diesem Wege Herrn Schwarz und der Kreisgruppe Augsburg auch für ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft, die sie uns mit einer typisch siebenbürgisch-kulinarischen Überraschung entgegenbrachten, sehr herzlich danken. Schwarz erfreute uns mit einem extra aus der Heimat mitgebrachten Salzgebäck und schenkte uns zu köstlichem Baumstriezel einen guten Isabella-Wein, Schnaps und Likör ein.

Nach dieser angenehmen „Kaffeepause“ lieferte uns die Leiterin der Anzeigenabteilung und Redakteurin Doris Roth unter dem Titel „Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum?“ die besten Einblicke in die Vielfältigkeit und Komplexität ihrer Redaktionsarbeit. Nach dem Sprichwort: „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ bot sie uns die Gelegenheit, uns über alle Unklarheiten zum Erfassen und Einsenden unserer Texte aufzuklären und helfen zu lassen. Spätestens jetzt erkannten die anwesenden Pressereferenten, wie und wo in ihren Berichten Optimierungsbedarf besteht. Frau Roth freute sich, nun auch so manche Gesichter zu den Schreiben, die sie sichtet und prüft, manchmal auch kürzen, straffen und zusammenfassen muss, zu sehen.
Bundeskulturreferentin Dagmar Seck stellt den ...
Bundeskulturreferentin Dagmar Seck stellt den Teilnehmern den Journalisten und Tramper Robert Barwinsky vor.
Nach dem Abendessen, das aufgrund der erwähnten Überraschung der Kreisgruppe Augsburg nur spärlich eingenommen wurde, folgte ein emotional geladener Vortrag von dem aus verschiedenen Medien und dem Mitteldeutschen Rundfunk (mdr) bekannten Tramper und Journalisten Roland Barwinsky. Mit dem Film „Der Mann am Straßenrand – Begegnungen in Siebenbürgen“ und seinen Erläuterungen dazu füllte dieser nicht nur den Abend, sondern auch die Herzen aller Beteiligten. Roland Barwinsky, der ewige Tramper, erzählte, wie er als langhaariger, unangepasster DDR-Jugendlicher sein Herz an den wunderschönen Landstrich und seine Menschen in Siebenbürgen verloren hat und wie ihm geöffnete Autotüren und Herzen Einblicke in die Lebensräume der Siebenbürger Sachsen gebracht haben. Er ist bis heute beeindruckt von der Gastfreundschaft und dem Leben der einfachen Menschen, denen er begegnet ist, und spricht als Sachsen-Anhaltiner leidenschaftlich gern über „mein Siebenbürgen“. Wir danken Herrn Barwinsky und seiner Gattin für ihren Besuch, der bei uns allen so manche schlummernde Erinnerungen und Sehnsüchte hervorgerufen hat.

Es heißt, dass es am Ende eines Tages nur wichtig ist, dass ein schöner Moment dabei war, der dich lächeln ließ. Angelika Meltzer sorgte mit ihrer Mundharmonika dafür, dass sich das Ende dieses mit vielen schönen Momenten bestückten Tages bis lange nach Mitternacht hinauszog und alle fröhlich mitsangen, obwohl uns auf Grund der Zeitumstellung eine Stunde weniger zum Schlafen übrig blieb.

Der letzte Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück, gefolgt von zwei neuen unverzichtbaren Impulsreferaten. Der SbZ-Layouter und Mitarbeiter der Anzeigenabteilung Detlef Schuller informierte in seinem Vortrag über Layout und Bildbearbeitung der Siebenbürgischen Zeitung. Er zeigte uns, dass Wandel das Erscheinungsbild der Zeitung bestimmt, und gab uns wichtige Informationen über verschiedene Stationen des Druckverfahrens und die neue Gestaltung des Verbandwappens. Er zeigte uns aber auch anhand von Beispielen, wie wir die Attraktivität unserer Bilder manchmal auch durch Mut zu einer anderen Sichtweise erhöhen können. Er gab uns auch Tipps, wo man rechtliche Hinweise im Umgang mit der Veröffentlichung von Bildern finden kann, mit auf den Weg.

In einem zweiten Referat stellte Siegbert Bruss die Entwicklung der Webpräsenz, die aktuelle Berichterstattung und Projekte von Siebenbuerger.de vor. So war zu erfahren, dass die SbZ-Redaktion die Webseite inhaltlich maßgeblich mitgestaltet und eng mit den ehrenamtlichen Webmastern Robert Sonnleitner, Hans-Detlev Buchner, Günther Melzer und Gunther Krauss zusammenarbeitet. Diese nutzen die jeweils modernste Technik, um den über 70 Jahre alten Verband dynamisch und lebendig im Internet zu präsentieren. Siebenbuerger.de ist seit 2010 auf YouTube, Facebook und Twitter und seit 2015 auch auf Instagram aktiv. Treibende Kraft der vier Online-Presseabende, die die SbZ und das Kulturreferat in den letzten beiden Jahren angeboten hat, war übrigens Dagmar Seck. Mit dem Aufruf an die Pressereferenten, an den verschiedenen Projekten von Siebenbuerger.de praktisch mitzuwirken, beendete Bruss seinen Vortrag.

Die anschließende Auswertung und Schlussdiskussion ergab, dass die Erwartungen aller Teilnehmer erfüllt wurden. Das Zeitungsteam nahm auch gerne Anregungen und Ideen zu neuen Rubriken an und motivierte uns, mit unserem neuen Wissen auch weiterhin der Spiegel nach außen in unseren Kreisgruppen zu bleiben.

Das Presseseminar 2023 wurde vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen aus Mitteln des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Die Teilnehmer des Seminars bedanken sich auf diesem Wege bei Bundeskulturreferentin Dagmar Seck und dem Redaktionsteam für die einmalige Organisation und Gestaltung des Wochenendes sowie bei allen Referenten für die vielen Impulse, Anregungen und das kulturelle Wissen, das sie an uns weitergegeben haben.

Roland Widmann

Die Kreisgruppe Augsburg trotzt der Pandemie

Am 25. März fand im Rahmen des Pressereferentenseminars im Exerzierhaus Leitershofen ein Gespräch mit dem Augsburger Kreisgruppenvorsitzenden Helmut Schwarz statt. Das Gesprächsthema war der Umgang der Kreisgruppe Augsburg mit den Herausforderungen der Pandemiezeit. Das 30-jährige Jubiläum der Theatergruppe und der Faschingsball konnten noch durchgeführt werden, nachfolgend geplante Veranstaltungen mussten dann aufgrund gesetzlicher Bestimmungen am 13. März 2020 abgesagt werden. Am 31. März 2020 folgte die endgültige Aufforderung des Bundesvorsitzenden Rainer Lehni, alle anstehenden Aktivitäten einzustellen zum Schutze unserer Landsleute.
Es wurden flott die technischen Möglichkeiten geschaffen, sich digital auszutauschen. Die Kreisgruppe griff auf die Ressourcen und Kenntnisse ihrer Mitglieder zurück und schaffte es trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die Aktivitäten auf digitaler Ebene durchzuführen. Zu erwähnen sind hier: digitaler Muttertag, digitaler Heimattag, „Der Nachwuchs präsentiert sich“ digital, der digitale Fasching sowie eine digitale Tanzprobe, die sich großer Beliebtheit erfreute. Sogar das traditionelle Kronenfest wurde digital präsentiert. Die Ansprache des Pfarrers wurde dabei übertragen und die Tanzgruppen konnten digital Erlerntes vorführen. Ein Tutorial über die Kronenbesteigung krönte das Ganze.

Unter Einhaltung der Regeln bei zusätzlichen Lockerungen konnte die Kreisgruppe Augsburg ein digitales Krippenspiel zusammenschneiden sowie Chor und Blaskapelle zu einem musikalischen Gruß aufstellen. Die Mitglieder haben diese Angebote dankbar angenommen und ihren Familienmitgliedern zugänglich gemacht. All das konnte nur durch ein hohes ehrenamtliches Engagement der Kreisgruppenmitglieder erreicht werden.

Ab Mai 2022 konnte die Kreisgruppe ihre traditionellen Aktivitäten unter den gewohnten Bedingungen wieder aufnehmen und startete mit einem Muttergottesdienst in der Kirche.

Erfreulicherweise konnte die Kreisgruppenälteste, Frau Maria Reiser, an ihrem 108. Geburtstag mit einem Ständchen der Blaskapelle Augsburg überrascht werden.

In diesem Jahr erwartet die Kreisgruppe einen besonderen Höhepunkt: Die Siebenbürger Tanzgruppe der Kreisgruppe feiert am 2. Dezember ihr 45-jähriges Jubiläum.

Roland Widmann, Hermann Mattes


Link:

Bildergalerie „Presseseminar der Siebenbürgischen Zeitung in Leitershofen bei Augsburg“ auf Siebenbuerger.de

Schlagwörter: Siebenbürgische Zeitung, Bundeskulturreferat, Presseseminar, Augsburg

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