13. Januar 2025

Gelungenes Podiumsgespräch zu „Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht“

Am 3. Dezember 2024 bat Alexander Hauptkorn in Kooperation mit der Kreisgruppe München des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. und dem Münchner Haus des Deutschen Ostens (HDO) zur Eröffnung seiner Ausstellung zum Buchprojekt „Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht“. Über 50 Gäste folgten der Einladung zur Buchvorstellung ins HDO, um dem Podiumsgespräch beizuwohnen und ausgewählte siebenbürgische Exponate und LEGO-Kreationen zu bestaunen.
Unterstützer des Projektes „Wurzeln der ...
Unterstützer des Projektes „Wurzeln der Sehnsucht“, von links: Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des HDO), Alexander Hauptkorn, Andreas Schoppel, Heidi Mößner, Manuel Traut, Regina Binder, Wolfgang Hauptkorn. Foto: Daniel Höllerer
„Wer von Ihnen ist vertraut mit der siebenbürgischen Tradition des Kronenfestes?“, fragte Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des HDO, zu Beginn der Veranstaltung mit einem Augenzwinkern in die Runde. Nach bestätigenden Handzeichen aus dem Publikum fügte er hinzu: „Wer hat schon einmal mit LEGO-Steinen gebaut?“ Noch mehr Hände gingen nach oben. Nach seiner Frage „Und wer von Ihnen hat schon einmal eine Kronenfest-Szenerie aus LEGO gestaltet?“, blieben die Hände der Gäste unten – und genau hier setzte Weber an, um den Hintergrund des Künstlers und Autors vorzustellen:

1989 in München in eine siebenbürgische Familie geboren, arbeitete Alexander Hauptkorn als Grafikdesigner für verschiedene renommierte Agenturen, gewann 2022 die TV-Show „LEGO Masters“ und wagte 2023 den Schritt in die Selbstständigkeit, um sich auch mehr seiner Tätigkeit als freischaffender Künstler widmen zu können (https://i-amh.com/). Vergangenes Jahr schrieb und illustrierte er schließlich seinen literarischen Erstling „Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht“.

Nach einem stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Film begann die Podiumsdiskussion zum Buchprojekt, die von Heidi Mößner, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden und Vorsitzenden der Kreisgruppe München, einfühlsam und souverän moderiert wurde. Die Gäste erfuhren dabei mehr über den Hintergrund von „Wurzeln der Sehnsucht“ und die Schwellensituation, aus der heraus Alexander Hauptkorn das Buch sowie die begleitende Ausstellung als sein Herzensprojekt schuf.

Der Verlust seiner Mutter im Jahr 2021 hatte Hauptkorn auf eine Weise erschüttert, die ihn sein Leben völlig hinterfragen ließ. Neben der Verarbeitung seines Schmerzes und der Trauerbewältigung war es nun auch eine Suche nach der eigenen Identität und Herkunft, die ihn umtrieb und ihn zurück zu den Wurzeln seiner Eltern, nach Siebenbürgen, führte. In seinem Projekt fand er schließlich den Raum, sich mit all dem auseinanderzusetzen. „Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht“ ist dabei die Illustration eines Gefühls. Sein Abschiednehmen. Eine melancholische Ode an die eigene Mutter, aber auch an alle Siebenbürger Sächsinnen.

Aus dem so traurigen Grund für den kreativen Ausdruck ist also etwas wirklich Schönes entstanden. Sein Buch, zweigeteilt in eine märchenhafte sowie eine persönliche Hälfte, schlägt liebe- und kunstvoll eine Brücke zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart – mit bildreicher Sprache, Fotos aus dem Familienarchiv – und mit Illustrationen im siebenbürgischen Kreuzstich-Stil, der mit seiner Nähe zu moderner Pixel-Art auch den Nerv der Zeit trifft. Überhaupt besitzt das Kunstprojekt eine relevante Aktualität, besonders für die Identität der jungen Siebenbürger Sachsen. Und auch wenn es dabei mit dem bisweilen Konservativen, manchmal auch Altmodischen bricht, kommt einem unweigerlich ein Zitat Gustav Mahlers in den Sinn: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“

Die Beschäftigung mit den eigenen Wurzeln als Siebenbürger Sachse in Deutschland ist dabei mehr als ein Einzelfall, als eine persönliche Suche. Sie verkörpert auch in besonderer Weise den europäischen Gedanken und verbindet Vergangenheit und Zukunft, Heimat und Fremde. Sie macht die Verbundenheit und Vielschichtigkeit der Geschichte und Kultur Europas sichtbar, die von Migration, kulturellem Austausch und der Koexistenz unterschiedlicher Identitäten geprägt ist – ein Spiegelbild der grenzüberschreitenden Natur europäischer Identität.

In seiner Ausstellung zum Buch fungiert Hauptkorn als kreativer Brückenbauer zwischen (siebenbürgischer) Tradition und moderner Kunst. Hier war es die Kombination von Grafikdesign, Illustration und der Kreation von LEGO-Modellen, mit der Hauptkorn die Schönheit und Geschichte Siebenbürgens beleuchtet: mit Tracht und anderer Handwerkskunst aus dem Familienbesitz, LEGO-Szenerien von siebenbürgischen Traditionen – sowie LEGO-Minifiguren in siebenbürgischer Tracht, die alle Gäste auch einmal selbst in Händen halten und sogar erwerben konnten.

Rege diskutiert, bestaunt und gefeiert wurde dann noch bis spätabends – untrügerische Zeichen für eine rundum gelungene Ausstellungseröffnung und einen gemütlichen Abend. Die Exponate und Kreationen waren im HDO als Teil der Ausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien. Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa“ bis zum 13. Dezember 2024 zu sehen. Gefördert wurde das Projekt vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e. V. aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.

Manuel Traut

Schlagwörter: Siebenbürgen, Lego, Buch

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