30. Juli 2025

Guter Reisebegleiter

Mit ihrem Buch „Das besondere Blau. Auf den Spuren rumänischer Klöster“ hat Katharina Joanowitsch eine sehr persönliche Reiseerzählung vorgelegt. Die freie Illustratorin und Designerin lebt in Hamburg, wo sie neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im KulturWerk Rahlstedt Veranstaltungsplakate und Kunstkataloge entwickelt. Gern verwandelt sie Alltags- oder Reiseerlebnisse in Geschichten; so ist ihr 2020 erschienenes Buch „Auf den Spuren der Theatertante durch das Banat. Meine abenteuerliche Reise durch Rumänien“ entstanden: eine Annäherung an die familiären Wurzeln über ihre Tante Elisabeth Niederkorn (Künstlername Elisabeth Jürgens), die Schauspielerin am Deutschen Staatstheater Temeswar war.
Auf der Gruppenreise, die im vorliegenden Buch beschrieben wird, entdeckt Katharina Joanowitsch nicht nur „Das besondere Blau“ der Moldauklöster Humor, Voroneţ, Moldoviţa und Suceviţa, sondern fährt auch durch Siebenbürgen, wo sie unter anderem Tartlau, Honigberg, Kronstadt, Schäßburg, Birthälm, Baaßen und Hermannstadt besucht. Bukarest, wo die Reise startet, fehlt ebenso wenig wie Sinaia, Schloss Peleş, Predeal, der Rote See und die Bicaz-Klamm. Nach der Gruppenreise fliegt die Autorin von Hermannstadt nach Klausenburg, „um noch eine Wanderwoche dranzuhängen“, und zwar durch die Maramuresch, wo sie nicht nur wandert, sondern auch eine Fahrt mit der Wassertalbahn unternimmt und den bekannten „Fröhlichen Friedhof“ besucht. So gliedert sich das Buch fast von selbst in zwei Teile: Das gemeinschaftliche und das sich anschließende individuelle Reiseerlebnis sorgen nicht nur für geografische, sondern auch für perspektivische Wechsel.

Dass ihr Vater „fast nichts erzählt [hat] von seiner Kindheit, seinem Aufwachsen in Temeswar“, hat Katharina Joanowitsch 2016 auf ihre erste Rumänienreise geführt, bei der ihr das Tourneebuch ihrer Tante, Vaters Schwester, als Grundlage diente. „Nach Siebenbürgen jedoch gibt es keine direkten familiären Beziehungen, auch nicht zur Maramuresch. Dennoch lassen sich auch hier allenthalben deutsche Wurzeln und Einflüsse finden.“ So schreibt die Autorin, aber obwohl sie durch Siebenbürgen reist, finden die Siebenbürger Sachsen in ihrem Buch kaum Erwähnung, und ihre (deutsche) Geschichte fehlt ganz, was bedauerlich ist, böte doch dieser schmale Band, den man sehr gut auf Reisen lesen kann, dafür genau den richtigen Rahmen – und sei es nur um zu erklären, warum so viele Orte in Siebenbürgen auch deutsche Namen haben, die in der Erzählung ja Erwähnung finden.

Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt, die den besuchten Orten/Regionen bzw. Sehenswürdigkeiten gewidmet und nach ihnen benannt sind, was sich als praktisch erweist, wenn man etwas Bestimmtes nachlesen möchte. Diese Miniaturen sind atmosphärische, mit touristischen Informationen und persönlichen Impressionen durchsetzte Beschreibungen von unterschiedlicher Qualität – dem Kapitel „Schwester Tatjana“ merkt man zum Beispiel an, dass „die vor Glaubensgewissheit lodernde Nonne“ die Autorin „am stärksten berührt hat“, wie sie im Gespräch mit einer Mitreisenden bekennt. So eindrücklich ist es geschrieben, dass man sich als Leser wie ein Teil der Reisegruppe fühlt, die von der beseelten Tatjana durch das Kloster Moldoviţa geführt und auf dessen Besonderheiten aufmerksam gemacht wird.

Dank Notizbuch und Aufnahmegerät konnte Katharina Joanowitsch viele Details in ihre Reiseerzählung einflechten und nicht nur die Reiseleiterin Alexandra, die Tag für Tag mit ihren Blusen beeindruckt, zu Wort kommen lassen, sondern zur Erheiterung der Leser auch manche oder manchen Mitreisenden mit durchaus kuriosen (Lebens-)Geschichten.

Dass im ganzen Buch bei den rumänischen Namen oder Begriffen keine diakritischen Zeichen verwendet werden, ist ungewohnt, aber zumindest konsequent. Das Lektorat hätte dennoch sorgfältiger sein können, denn dass auf einer Seite oder gar in einem Absatz derselbe Begriff in unterschiedlicher Schreibweise auftaucht, ist auffällig und ärgerlich, zum Beispiel bei Piata Unirii – Piata Unitii, Biertan – Birtan, Stundturm – Sundturm, Skekeler – Szekeler und später Szekler … die Liste ließe sich fortsetzen. Dessen ungeachtet ist „Das besondere Blau“ ein guter Reisebegleiter, mit dem man sich ganz unvoreingenommen dem Reiseland Rumänien nähern kann.

Doris Roth

Katharina Joanowitsch: „Das besondere Blau. Auf den Spuren rumänischer Klöster.“ Reiseerzählung. Literaturverlag Josefine Rosalski, edition karo, Berlin, 152 Seiten, 17 Euro, ISBN 978-3-945961-39-1

Schlagwörter: Buch, Reise, Rumänien

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