14. März 2025

75. Berlinale unter neuer Leitung mit positiver Bilanz: Radu Jude für „Kontinental ’25““ mit Silbernem Berliner Bären ausgezeichnet

Die 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin fanden unter neuer Leitung der US-Amerikanerin Tricia Tuttle statt. Über 240 Filme aus 26 Ländern konkurrierten in acht Sektionen um die begehrten Preise wie Goldener und Silberner Berliner Bär.
Die 75. Berlinale, die vom 13. bis 23. Februar stattfand, bot alles: Spiel- und Dokumentar-, Kurz und Langfilme sowie Unterhaltungsfilme und experimentelle Werke – und nicht zu vergessen: Der rote Teppich, auf dem Stars und Newcomer wandelten. Oft vor Kälte bibbernd und bei Schneeflocken, nicht selten leicht oder gar mit fast nix bekleidet, stellten sich die Teppichläufer im Blitzlichtgewitter der Fotografen in Positur. Gäste aus über 150 Ländern zog die 75. Berlinale in ihren Bann. Besonders der repräsentative Berlinale Palast, wo die 19 Filme in der Hauptsektion Wettbewerb aufgeführt wurden, war bei den Besuchern heiß begehrt. Über 1000 Medienleute aus aller Welt, darunter Journalisten der US-amerikanischen Fachblätter The Hollywood Reporter und Variety, berichteten über die 75. Edition der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Großer Andrang vor dem Berlinale Palast im Herzen ...
Großer Andrang vor dem Berlinale Palast im Herzen Berlins zur 75. Jubiläumsberlinale. Autogramme der auf dem roten Teppich wandelnden Stars waren heiß begehrt. Foto: Berndt Brussig
Erstmals 1951 stattgefunden, avancierten sie schnell mit dem Kürzel „Berlinale“ zu einem der größten Publikums-Filmfestivals der Welt. Jedes Jahr elf Tage im Februar zieht sie Zehntausende an. Das ist eine Mischung aus Filmemachern, Film-Fans, Medienleuten, aber auch Kaufleuten, die sich auf dem International Film Market (EFM), Teil der Berlinale, tummeln. Der EFM ist ein „Film-Marktplatz“ für Ankäufe von Filmlizenzen für Aufführungen in Kinos und Fernsehen. Überhaupt fungiert die Berlinale als ein Aushängeschild der Filmmetropole Berlin mit Filmen wie der Klassiker „Berlin – Sinfonie der Großstadt“ (1927), legendärer experimenteller Stummfilm von Walter Ruttmann.

Bereits die Eröffnungsveranstaltung im Berlinale Palast vermittelte auf Anhieb den Eindruck: frischer Berlinale-Wind. Den braucht die in Jahre gekommene Berlinale in der Tat wirklich! Die frisch zur Intendantin gekürte US-Amerikanerin Tricia Tuttle (54) wirbelte wie ein Wirbelwind durch die Eröffnungszeremonie, sympathisch locker. Diesmal gab es keine politischen Reden. Die langweilenden Sonntagsreden, strapaziert im Überfluss in den Vorjahren von Politikern, die ihre Botschaften vom Blatt oder Teleprompter ablasen, wurden von ihr ersatzlos gestrichen. Basta! Das soll auch so bleiben, versicherte die neue Berlinale-Chefin. Ebenfalls ein Novum der 2025 neuausgerichteten Berlinale: Die erstmalige Liveübertragung der Eröffnungsgala bundesweit auf die Kinoleinwände in sieben Städten, darunter Leipzig und München. Damit hatte Tricia Tuttle ihr Credo spornstreichs in die Tat umgesetzt, nämlich das Festival mit dem Publikum über die Grenzen Berlins hinaus zu teilen. Positivum auch die Neuerung in der Sektion „Retrospektive 2025“. Motto „Wild, schräg, blutig – Deutsche Genrefilme der 70er Jahre in Ost- und Westdeutschland“, darunter die witzige Filmklamotte „Lady Dracula“ von 1978 des westdeutschen Regisseurs Franz Josef Gottlieb. Eine äußerst gelungene Mischung aus Dracula-Kultigem und Grellem mit Thrill.

Der norwegische Film „Drømmer“ („Dreams Sex Love“) von Dag Johan Haugerud über Konflikte einer Schülerin, die in ihre Lehrerin verliebt ist, wurde mit dem Goldenen Berliner Bären ausgezeichnet. Mit dem Silbernen Berliner Bären für das Beste Drehbuch wurde Radu Jude für seinen Film „Kontinental ’25“ ausgezeichnet. Sein in Klausenburg spielender Film seziert messerscharf Themen wie Wohnungsnot und postsozialistische Wirtschaft sowie die Macht der Sprache zur Aufrechterhaltung des sozialen Status.

Berndt Brussig

Schlagwörter: Film, Festival, Berlin, Berlinale, Jude

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