Ernst Mosch und Slavko Avsenik: Zwei Legenden, die die Welt der Musik geprägt haben
Erster Siebenbürger Sachse bei den Egerländer Musikanten / Einziges Konzert des Oberkrainer Quintetts in Temeswar / Eine persönliche Würdigung von Helmut Heimann
Eine Vision beschreibt einen wünschenswerten Zustand in der Zukunft. Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte strikt was dagegen. Nicht gegen die Zukunft, sondern gegen Visionen. Ein Spruch von ihm ging in die Zitate-Wörterbücher ein: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Wie gut, dass Ernst Mosch und Slavko Avsenik das nicht getan haben. Sonst hätten sie Millionen Menschen keine Freude bereiten können. So aber schufen sie einen einzigartigen Klang, der die Leute in den Bann zog und ihre Orchester zu den erfolgreichsten der Welt machte. Mosch und Avsenik wurden bereits zu Lebzeiten Legenden, die die Welt der Musik entscheidend geprägt haben. Die Biographien beider musikalischer Visionäre und Gründungsväter enthalten wichtige Gedenktage im laufenden Jahr. Am 10. Juli jährt sich der Todestag von Slavko Avsenik zum zehnten Mal. Am 7. November steht der 100. Geburtstag von Ernst Mosch an. Gründe genug für eine Würdigung.
Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten sind das erfolgreichste Blasorchester der Welt und zurzeit auf großer Tournee durch Deutschland, Österreich, Holland sowie Belgien. Foto: privat
Mosch wurde in Zwodau, benannt nach einem Nebenfluss der Eger, im Sudetenland, unweit der Bezirksstadt Falkenau, in Nordwestböhmen geboren. Bereits als Achtjähriger spielte er Flöte im Schulorchester und später Posaune in einem Jugendblasorchester. Nach Kriegsende 1945 floh er, ein Jahr vor der Vertreibung der Sudetendeutschen, nach Bayern, wo er als Jazzmusiker in amerikanischen Clubs auftrat. 1951 wurde er als erster Posaunist beim Tanzorchester des Süddeutschen Rundfunks (der späteren SWR Big Band) in Stuttgart unter Erwin Lehn fest angestellt.
Während dieser Zeit schwebte ihm ein neuer Musikstil vor, in dem Elemente der böhmischen Blasmusik aus seiner geliebten Egerländer Heimat mit dem typischen Big-Band-Swing-Rhythmus vermischt werden sollten, den er vom Jazz kannte und liebte. Gesagt, getan! Und die Original Egerländer Musikanten wurden aus der Taufe gehoben: 1956 gründete Mosch ein Ensemble mit Blasmusikern, die wie er aus dem Egerland stammten und im Südfunkorchester spielten. Sie nahmen sechs Titel beim Südfunk auf, die einen Monat später im Radio ausgestrahlt wurden. „Laut damaligem Produktionsauftrag fanden die Bandaufnahmen am 20.04.1956 zwischen 9 und 13 Uhr im Studio der Villa Berg in Stuttgart statt. Aufgezeichnet wurden folgende Titel: ,Ich hab Dich gern‘, ,Verlorene Liebe‘, ,Heute Abend‘, ,Abendläuten‘, ,Rauschende Birken‘ und ,Die Kapelle hat gewonnen‘. Laut den vorliegenden Unterlagen wurden ,Ich hab Dich gern‘ und ,Verlorene Liebe‘ erstmals am 22.05.1956 im Rahmen der Sendung ,Musik macht gute Laune‘ ausgestrahlt. Am 23.05.1956 folgte dann ,Heute Abend‘ in der Sendung ,Mit Musik geht alles besser‘“, teilte mir Tobias Fasora von der Hauptabteilung Information, Dokumentation und Archive des Südwestrundfunks und Saarländischen Rundfunks auf Anfrage mit.
Mit ihrer Ausstrahlung im Radio eroberten die Egerländer Lieder die Herzen der Hörer im Sturm. Körbeweise kamen begeisterte Zuschriften in der Redaktion an. Die Musiker schlossen einen Plattenvertrag mit Telefunken. Ihr erster Hit war „Rauschende Birken“, der wie eine Bombe einschlug. Dafür gab es 1960 die erste Goldene Schallplatte für eine Million verkaufte Exemplare. Ernst Mosch war somit der erste Blasmusik-Kapellmeister weltweit, der mit Edelmetall ausgezeichnet wurde. „Meine Musik schwimmt wie ein Fettauge auf der Suppe. Gute Blasmusik darf nicht wehtun, sondern muss so sein, dass man glaubt, es spielen Streicher“, lautete sein Credo.
In der Stuttgarter Liederhalle konzertierten Egerländer und Oberkrainer am 28. April 2024 gemeinsam. Foto: Helmut Heimann
Slavko Avsenik und sein Bruder Vilko bekamen als Kinder Musikunterricht in ihrem slowenischen Geburtsort Begunje (deutsch: Vigaun), eine malerische Gemeinde in der Region Oberkrain (Gorenjska) am Fuße der Karawanken. Slavko blieb nach der Schule am elterlichen Hof, Vilko studierte Musik und gehörte als Klarinettist dem Orchester von Radio Ljubljana (deutsch: Laibach) an. Später arbeitete Slavko als Weber in einer Textilfabrik und spielte Akkordeon im elterlichen Gasthof. Als Autodidakt komponierte er Walzer und Polkas. Seine Lieder sollten trotz der Einwände von Bruder Vilko einfach klingen, damit alle Menschen sie verstehen können. Das war Slavkos Vision von Musik. Dementsprechend erfand er einen Stil, der die traditionelle Musik mit modernen Einflüssen verband und dem wie bei Mosch ein Hauch von Swing beigemischt wurde. Fast in jedem Stück sind Jazzelemente enthalten.
Die Brüder Avsenik gründeten 1953 ein Quintett, das bei Radio Kärnten Lieder für die slowenische Volksgruppe im südlichsten Bundesland Österreichs spielte. Diese Titel hörte der österreichische Rundfunkmoderator Fred Rauch während seines Urlaubes in Kärnten und lud die Gruppe nach München ein, wo er beim Bayerischen Rundfunk arbeitete. Als eines der ersten Stücke spielte sie die 1954 von Slavko Avsenik komponierte Polka „Na Golici“. Rauch taufte den Titel auf Deutsch „Trompeten-Echo“. Er wurde genauso ein Riesenhit wie „Rauschende Birken“ der Egerländer und zum Markenzeichen des Ensembles, das sich später „Original Oberkrainer Quintett Avsenik“ nannte.
Autogrammkarte von Slavko Avsenik und seinen Original Oberkrainern anlässlich des 30-jährigen Jubiläums im Jahre 1983. Foto: Archiv Helmut Heimann
Eine neuartige Musik war entstanden, für deren Darbietung eine Handvoll Instrumente genügten: Das Baritonhorn gab den Rhythmus vor, die Akkordgitarre den Swing, Trompete und Klarinette spielten die Melodie, die von Slavko Avsenik virtuos auf dem Akkordeon bei Polkas im 2/4-Takt, bestehend aus zwei gleich gespielten Gruppen Doppelsechzehntel und einer Achtelnote sowie bei Walzern aus durchgehend gespielten sechs Achtelnoten pro Takt verfeinert wurde - und die Leute ausgelassen zum Hüpfen brachte.
Ein Ohrenschmaus, den ich schon als Kind genossen habe. Aufmerksam wurde ich darauf durch meine Eltern. Sie hörten in den 1960er Jahren auf dem Dorf im Banat jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr Oberkrainermusik bei Radio Laibach. Wir verstanden zwar nicht Slowenisch, aber die Sprache der Musik ist universell. Verständlicher war es später bei Fred Rauch. Er führte durch das legendäre Wunschkonzert „Sie wünschen, wir spielen: Ihre Lieblingsmelodien“ im Bayerischen Rundfunk, der vor allem abends sehr gut in meinem Geburtsort Großjetscha zu empfangen war. Rauchs sonore Stimme schlich sich ins Ohr, nistete sich ein und begeisterte die Menschen. In der alten Heimat hörten wir jahrzehntelang mittwochs seine beliebte Radiosendung und neben anderen Wunschliedern viele Oberkrainerstücke.
Auch auf die Original Egerländer Musikanten wurde ich als Kind aufmerksam. Unser Nachbar Vetter Baschtl diente während des Zweiten Weltkrieges in der deutschen Armee. Er geriet in englische Gefangenschaft, arbeitete nach der Entlassung jahrelang auf einem Bauernhof in Deutschland. Anschließend zog es ihn in seine Banater Heimat zurück, wo Frau und Tochter lebten. Er kehrte mit mehreren Schallplatten der Egerländer sowie einem Plattenspieler im Gepäck heim. Als versierter Dorfmusikant, der in Großjetscha in einer Kapelle Posaune und Bassflügelhorn spielte, hatte es ihm die neue Musik von Ernst Mosch angetan.
Der Nachbar lud meine Eltern ein, und sie nahmen mich Knirps mit. Sonntags zogen wir uns festlich an und gingen ins Haus an der Straßenecke. Ich habe jetzt noch Vetter Baschtl vor Augen, wie er die Platten vorsichtig aus der Hülle zog, sorgfältig auf den Plattenteller legte, damit ihnen nur ja nichts passiert, den Tonarm mit dem Tonabnehmer behutsam anhob und die Nadel zielgenau in das kleine Kreuz zwischen den Linien auf dem Winkelmesser setzte. Anfangs rauschte es ein wenig, aber dann rauschten die Birken. Eine paradiesische Musik, der wir ergriffen lauschten. Es schien, als würde das Orchester die Sterne vom Himmel spielen. Die Augen meiner Eltern schimmerten feucht. Mir hatte es der wunderbare Gesang angetan. Mein Gott, die beiden Männerstimmen klangen weich wie Samt und Seide. Sie malten bunte Bilder in leuchtenden Farben vor unseren Augen, die uns entzückten. Ich kannte die Namen der Sänger nicht und erfuhr viel später, dass es Ernst Mosch und Franz Bummerl waren.
Als ich an einem sonnigen Novembertag des vergangenen Jahres an Bummerls Grab auf dem Friedhof in Tamm im Landkreis Ludwigsburg stand und der Wind mir durchs Haar wehte, musste ich an der beiden Lied „Böhmischer Wind“ denken. Im Refrain heißt es: „Er wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind.“ Bummerls Grabstein ist mit einem von einer Rose umrankten Notenschlüssel verziert, deren Blätter abfallen. Symbolisch, berührend und emotional zugleich. Mosch sagte über Bummerl, dass er zu den wichtigsten Personen in seiner Karriere gehört.
Von der nachfolgenden Egerländer Generation habe ich im Laufe der Zeit mehrere banatschwäbische Musikanten persönlich kennengelernt, die die Tradition weitergeführt haben und es zum Teil noch machen. Mit Oswald Windrich, der aus Jahrmarkt stammt, spielte ich vor der Auswanderung Tischtennis im elterlichen Hof in Großjetscha, wenn er zu Besuch in die alte Heimat gekommen ist. Über den Bassisten hieß es vor einigen Jahren in einem Facebook-Post der Egerländer Musikanten: „Er wurde 1995 von Ernst Mosch berufen und setzt seitdem das Fundament dieses Orchesters mit satten tiefen Tönen. Ernst Mosch sagte immer, die Egerländer Musik muss grooven und swingen... unser Ossi folgt diesem Vorbild nun schon seit 23 Jahren.“
Seinen Kollegen Franz Tröster aus Deutschbentschek kenne ich ebenfalls seit Jahrzehnten. Er kam vor 35 Jahren als erster Flügelhornist zu den Egerländern. Unlängst plauderte ich mit dem sympathischen Musiker über seine Anfänge beim erfolgreichsten Blasorchester der Welt. Franz stieß auf Empfehlung des legendären Trompeters Ferenc Aszódy zu den Egerländern, dem er bei der Neuen Böhmischen Blasmusik auffiel und der ihn Ernst Mosch empfahl: „Dieser war ein netter Mensch. Wenn man gemacht hat, was er wollte, gab es keine Probleme“, erinnerte sich Tröster. Er musste vorspielen, Mosch hörte sich die Aufnahmen mit den einzelnen Tonspuren an. „Bei mir hatte er offensichtlich eine gute Spur erwischt“, scherzte Franz. Mosch war angetan vom Spiel Trösters und seither gehört Franz zum festen Stamm der Egerländer, bei denen der Spaßvogel auch für die gute Laune zuständig ist.
Während der Auftritte sitzt Tröster neben Helmut Kassner. Wir kennen uns ebenfalls. Kassner, der auch erster Flügelhornist ist, sagte über Mosch im Podcast Schiffko’s Musik Talk: „Er war für mich wie ein Übervater. Ich hatte allergrößten Respekt vor ihm. Ein großer Motivator, der alles gegeben hat.“ Franz Tröster, die Jahrmarkter Helmut Kassner und sein Sohn Lucas, Oswald Windrich, Johann Kaszner, Nick Loris sowie Siegfried Jung, Anton Hollich aus Glogowatz und sein Sohn Patrick sind neun Banater Schwaben, die bei den Original Egerländer Musikanten gespielt und gesungen haben (darunter vier bei Mosch) bzw. es weiterhin tun. Gesangssolist Nick Loris komponierte und arrangierte den „Graf Mercy Marsch“, benannt nach Claudius Florimund Graf Mercy, unter den Habsburgern kommandierender General der zwischen Donau, Theiß, Marosch und den Ausläufern der Karpaten liegenden kaiserlichen Provinz Temescher Banat und Präsident der Banater Landesadministration. Der Marsch ist auf „90-60-30-15 Jahre – Das große Jubiläumsalbum“ von Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten - Das Original zu hören.
Sechs dieser neun Musiker haben Jahrmarkter Wurzeln, einst eine banatschwäbische Blasmusikhochburg mit zwei traditionsreichen Kapellen, die sich gegenseitig angetrieben, motiviert und beflügelt haben. „Jeder von ihnen kann sich mit der Egerländer Musik identifizieren“, erzählt der aus Kleinjetscha im Kreis Temesch stammende Musikmanager Fredy Kafka aus Stuttgart, der fast alle banatschwäbischen Egerländer persönlich kennt. „Gute Musiker, die was leisten mussten“, fügte der unlängst verstorbene Richard Hummel kurz vor seinem Tod hinzu. Der aus Sackelhausen im Banat stammende Komponist und Blasmusiker arbeitete als Notengrafiker sieben Jahre für Ernst Mosch. „Er hatte immer Recht, eine zweite Meinung ließ er nicht gelten“, so Hummel.
Klarinettist Alexander Hann (Mitte) ist der erste Siebenbürger Sachse bei den Egerländer Musikanten. Foto: Paul Gärtner
Seit 2018 gibt es den ersten und bisher einzigen Siebenbürger Sachsen im Orchester. Alexander Hann ist in Biberach geboren, seine Eltern stammen aus Hammersdorf, nordöstlich von Hermannstadt. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, meinte der Klarinettist in unserem Gespräch. „Jeder Blasmusiker hat die Egerländer als Vorbild. Für mich ist es eine Riesenehre, ihnen anzugehören. Nach bald sieben Jahren des Mitwirkens kann ich es immer noch nicht fassen. Zu den Egerländern wird man berufen wie ein Fußballer in die Nationalmannschaft“, erklärte Hann, der im vergangenen Sommer in Siebenbürgen weilte und kurz nach dem Großen Sachsentreffen in Hermannstadt während des Hammersdorfer Heimattreffens auf dem dortigen Friedhof mit einer fünfköpfigen Bläsergruppe andächtige Lieder spielte. Entdeckt wurde Hann während eines Workshops von Ernst Hutter, der nach dem Tode Ernst Moschs die Leitung der Egerländer Musikanten übernommen hat.
Und wie das Schicksal so spielt: Kennengelernt habe ich Hutter während eines Spazierganges an einem symbolträchtigen Ort im Park der Villa Berg, in deren Funkstudio Ernst Mosch seine ersten Lieder mit den Egerländern aufgenommen hat. Die Villa in Form eines palaisartigen Landhauses im Stil der italienischen Hochrenaissance war Sommerresidenz des württembergischen Königspaares Karl und Olga. Hutter befand sich auf dem Weg zu Proben in der Villa, dem Sitz der SWR Big Band, der er wie einst Mosch angehört hatte. In unserem Blickfeld war das Funkhaus des Südwestrundfunks in der Neckarstraße, aus dem die ersten Egerländer Lieder gesendet wurden.
Sašo Avsenik und seine Oberkrainer Musikanten bei ihrem einzigen Auftritt im Banat während des Europäischen Kulturhauptstadtjahres Temeswar 2023. Foto: Dan Boia
Alles willkommene Zutaten für ein kurzweiliges Gespräch, dem zu entnehmen war, dass Verhandlungen liefen, um die Egerländer Musikanten im Europäischen Kulturhauptstadtjahr für einen Auftritt in der Banater Metropole Temeswar zu verpflichten. Für uns mit ein Grund, in die Begastadt zu reisen. Doch die Egerländer erlebten wir dort nicht. Weil die Verhandlungen ausgerechnet auf der Zielgeraden gescheitert sind. Dafür traten Sašo Avsenik, Slavkos Enkel und Nachfolger, und seine Oberkrainer am 6. Juni 2023 bei dem von Fredy Kafka organisierten Temeswarer Bega Brass Festival in der reformierten Kirche Neues Millennium in der Fabrikstadt auf. Es war das bisher einzige Konzert im Banat in der 72-jährigen Geschichte der Original Oberkrainer. Aber auch sie sollten wir nicht hören. Denn am Tag vor dem Konzert ging der Flieger nach Deutschland zurück.
Umso größer war unsere Freude, als wir beide Orchester ein Jahr später auf einen Streich erleben konnten, als sie in der Stuttgarter Liederhalle beim ultimativen Gipfeltreffen der Egerländer um Ernst Hutter und der Oberkrainer um Sašo Avsenik aufgespielt haben, mal getrennt und mal zusammen. Dabei nahmen sie die nostalgischen Zuschauer auf eine schwungvolle musikalische Zeitreise durch fast sieben Jahrzehnte mit und zeigten, dass sie wie ihre Vorgänger Ernst Mosch und Slavko Avsenik keine Konkurrenten, sondern Freunde waren und sind.
Natürlich spielten beide Gruppen beim Konzert in Stuttgart auch das populäre "Trompeten-Echo" - genauso ausdrucksstark, dynamisch und mitreißend wie 1988 in einer ARD-Sendung mit Fernsehmoderator Max Schautzer, als Ernst Mosch und Slavko Avsenik die Orchester leiteten. Es erklang jahrelang als Erkennungsmelodie des Musikantenstadls. Anlässlich des 60. Geburtstages von Moderator Karl Moik bot Slavko Avsenik 1998 in der beliebten Fernsehsendung das „Trompeten-Echo“ solo und live auf dem Akkordeon dar. Ein absoluter Leckerbissen (https://www.youtube.com/watch?v=IjxN_3v8_Iw).
Zwischen Ernst Mosch und Slavko Avsenik gab es viele Parallelen. Sie verkauften zahlreiche Tonträger: Mosch (44 Millionen), Avsenik (38 Millionen); heimsten reichlich Edelmetall ein: Mosch (29 Gold-, Platin- und Diamantplatten), Avsenik (33 Gold-, Platin- und Diamantplatten); gründeten ihre Orchester fast zeitgleich: Mosch (1956), Avsenik (1953); erstürmten allerhöchste musikalische Gipfel: Mosch (1966 Auftritt als erstes deutsches Orchester in der legendären New Yorker Carnegie Hall), Avsenik (1987 Eintrag ins berühmte Guinness Buch der Rekorde); Mosch nahm mit den Egerländern über 2000 Titel auf, Slavko Avsenik komponierte und arrangierte mit Bruder Vilko mehr als 1000 Titel für die Oberkrainer.
Aber es gab auch Unterschiede, nicht nur was die Größe ihrer Orchester betrifft. Die Oberkrainer waren sportlicher als die Egerländer. Slavko Avsenik gehörte als Skispringer der jugoslawischen Nationalmannschaft an. Jahre später komponierte und textete er das Planica-Lied, das beim Weltcup-Skifliegen von Planica in seiner slowenischen Heimat jedes Mal ertönt, wenn ein Sportler die imponierende 230-Meter-Marke erreicht hat. Manchmal erklingt es bis zu zwanzigmal an einem Tag. Bassist Nikolay Soss war 1969 Dritter bei den Europameisterschaften im Wasserskispringen und Wasserskilaufen, Gitarrist Leo Ponikvar jugoslawischer Staatsmeister im Motorsport. Ernst Moschs Hobby dagegen waren Brieftauben, deren Züchter ihr Hobby im Allgemeinen auch als Sport verstehen, ähnlich dem Pferde- oder Hundesport.
Was Egerländer und Oberkrainer am allermeisten verband und immer noch verbindet, war und ist ihre große Liebe zur Musik. „Ich kann Rauschende Birken noch tausendmal spielen, und es macht immer wieder Spaß“, schwärmt Franz Tröster. Ich kann ihn gut verstehen. Jedes Mal wenn ich mit Gerti über die Schwäbische Alb wandere und wir immer wieder an den gleichen Stellen die Birken rauschen hören, fällt mir das Lied ein.
Das Grab von Ernst Mosch befindet sich auf dem Georgiberg in Untergermaringen im Ostallgäu. Foto: Eibner-Pressefoto
Unvergessen bleibt für mich die Eisenbahnfahrt nach Deutschland während der Auswanderung aus dem Banat vor bald 35 Jahren, als der Zug im Bahnhof von Cheb in der Region Karlsbad im Westen Tschechiens Halt machte. Cheb heißt auf Deutsch Eger, und ich musste sofort an die Egerländer Musikanten denken. Schöne Erinnerungen an Ernst Mosch hat auch Josef Zippel. Der aus Sanktandreas im Banat stammende Blasmusiker leitete 19 Jahre lang die bekannten Freiburger Eisenbahner Musikanten und meint: „Unser Repertoire bestand vorwiegend aus Egerländer Titeln. Diese Musik hat kein Verfallsdatum. Ich erlebte Mosch mehrmals auf der Bühne. Seine souveräne Präsenz, Ausstrahlung und der Schmelz in der Stimme haben mich beeindruckt.“
Ernst Mosch pflegte zu sagen: „Musik ist das Schönste auf der Welt, und Musikant zu sein eine Gabe Gottes. Ich werde niemals Schluss machen, das Ende setzt ein anderer.“ Sein Ende wurde vor demnächst 26 Jahren gesetzt und das von Slavko Avsenik vor zehn Jahren. Am kommenden 7. November wird anlässlich des 100. Geburtstages die Statue von Ernst Mosch vor seinem Geburtshaus in Zwodau im Rahmen einer Feierlichkeit enthüllt. Am gleichen Tag findet dreihundert Kilometer weiter beim Konzert im Münchener Circus Krone nach 25 Jahren die Übergabe des Dirigentenstabes bei den Egerländer Musikanten von Ernst Hutter an seinen designierten Nachfolger Alexander Wurz statt, der seit 2011 Tenorhornist im Orchester ist. Das Konzert steht unter dem Motto „Ernst Mosch – 100 Jahre – seine Musik lebt.“ In der Tat: Moschs Musik lebt genauso wie jene von Slavko Avsenik! Denn Legenden sterben nie.
10.04.2025, 20:08 Uhr von Regine ( Jini ):
Dieser Artikel von Helmut Heimann weckt Erinnerungen an "selbst Erlebtes" mit Slavko Avsenik und ...
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10.04.2025, 18:02 Uhr von ingenius mobile:
@sibisax: Glauben ist nicht Wissen.
Es gab tatsächlich "sächsische Häuser" in denen keine Platten ...
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10.04.2025, 09:50 Uhr von sibisax:
Ich glaube es gab kein sächsisches Haus,das einen Plattenspieler hatte wo keine Platten von Ernst ...
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