22. April 2025

Vom kometenhaften Glanz junger Talente: Dritter Musikalisch-Literarischer Salon in Bamberg

In der dritten Veranstaltung des Musikalisch-Literarischen Salons seit seinem Beginn im Jahr 2022 wurde am 23. März im Spiegelsaal der Harmonie der beiden Komponisten Carl Filtsch und Franz Liszt gedacht. Eingeladen hatte dazu der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dessen Mitglieder bestrebt sind, das deutsche Kulturgut weiterhin zu pflegen und bekannt zu machen. Nicht nur viele Musikfreunde aus Bamberg waren dieser Einladung gefolgt, sondern auch etliche aus den angrenzenden Bundesländern.
Die Veranstaltung, die vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen unterstützt wird, geht auf die Initiative der Bamberger Autorin Dagmar Dusil zurück. Grußworte an die Mitwirkenden und Gäste richtete Christina Reckerth und gab ihrer Freude Ausdruck, dass Kerstin Arz als Vorsitzende des Kulturwerks eigens aus München gekommen war, um die Veranstaltung persönlich mitzuerleben.

Im zeitlichen Abstand von rund 20 Jahren, nämlich 1811 und 1830, begannen im Südosten Europas zwei Künstler-Karrieren: die eine in Raiding (Königreich Ungarn), wo Franz Liszt als Sohn eines Beamten von Fürst Nikolaus Esterhazy geboren wurde; die andere setzt mit der kurzen, aber sensationellen Laufbahn von Carl Filtsch ein, der als zehntes Kind eines Pfarrers seinen Familiennamen und seinen Geburtsort Mühlbach in Siebenbürgen im heutigen Rumänien berühmt machen sollte. Beide waren Wunderkinder und wurden von ihren Zeitgenossen in einem Atemzug mit Mozart genannt, denn was sie schon in sehr jungen Jahren an musikalischen Leistungen vollbrachten, erstaunte die Menschen nicht weniger als der Glanz eines Kometen, der damals mit bloßem Auge über Monate hinweg täglich zu sehen war.

Während der Ruhm von Liszt auch nach seinem Tod 1886 bis heute anhielt, ist Carl Filtsch, der 1845 im Alter von nur 15 Jahren starb, rasch in Vergessenheit geraten. Dies war für Dagmar Dusil der Grund, sich in ihrer Wahlheimat Bamberg und in vielen anderen Orten für das musikalische Vermächtnis dieses Komponisten einzusetzen.
Dritter Musikalisch-Literarischer Salon in ...
Dritter Musikalisch-Literarischer Salon in Bamberg, von links: Luise Pelger Pomarius, Andrei Preda und Dagmar Dusil. Foto: Roselinde Markel
Geprägt wurde die Veranstaltung durch den Vortrag biographischer Texte, eindrucksvoll und im Wechsel gelesen von Dagmar Dusil und Luise Pelger Pomarius, ferner durch zahlreiche Beiträge am Klavier, für die der junge Pianist Andrei Preda ein umfangreiches Programm vorbereitet hatte. Der junge Künstler, der derzeit noch in München studiert, erwies sich in seinen Klangbeispielen mit Werken von Liszt schon als versierter Pianist, der eine stattliche Anzahl hochvirtuoser Kompositionen mit Bravour und großem Konzertton vortrug, so etwa die „Rigoletto-Paraphrase“ mit berühmten Themen aus der gleichnamigen Oper von Verdi. Hier und auch später noch versetzte er seine Zuhörerschaft nicht nur mit glitzernder Fingergeläufigkeit in Staunen, sondern mehr noch mit der Sicherheit seiner Oktavtechnik, über deren Treffgenauigkeit er auch im schnellsten Tempo verfügte. Dagegen konnte das erste Werk des neunjährigen Filtsch noch nicht konkurrieren, aber Andrei Preda widmete sich dem „Choral“ mit umso größerer klanglicher Hingabe, so dass die Feinheiten der darin kunstvoll behandelten Stimmführung erkennen ließen, warum die Zeitgenossen früh auf sein ungewöhnliches Kompositionstalent aufmerksam wurden.

Es konnte nicht ausbleiben, dass wegen der sehr unterschiedlichen Dauer ihres Lebens die Werke Liszts im Gesamteindruck des Konzerts dominierten. So große und bekannte Kompositionen wie der „Mephisto-Walzer“ und die beiden transzendentalen Etüden „Appassionata“ und „Mazeppa“ erhielten ein Gewicht, dem die kleineren Werke Filtschs, so zum Beispiel seine Mazurka es-Moll, nicht standhalten konnten. Wenn Andrei Preda auch solche Kompositionen wie Filtschs Impromptus in Ges-Dur und b-Moll gespielt hätte, wäre für die Zuhörer leicht nachvollziehbar geworden, dass sein großes jugendliches Talent bei Liszt schon Anlass zur Sorge gab, wie dies aus einer seiner Bemerkungen über den Kollegen aus Siebenbürgen hervorgeht: „Wenn der Kleine anfängt, Konzerte zu geben, kann ich meine Bude zumachen.“

Die Besucher genossen diese Eindrücke sichtlich und brachten dies durch starken Applaus zum Ausdruck. Man darf Dagmar Dusil für künftige Veranstaltungen in der Reihe ihrer Salonkonzerte wünschen, weiterhin attraktive Themen zu Carl Filtsch zu finden, die auf ebenso großes Interesse wie bisher stoßen.

Die eingegangenen Spenden gehen zu gleichen Teilen an das Kinder- und Jungendhospiz Sternenzelt in Bamberg sowie an das Kinderhospiz in Hermannstadt.

Nikolaus Frey



Über den Autor:

Nikolaus Frey hat an der Freiburger Musikhochschule Klavier und an der Universität Freiburg Musikwissenschaft studiert. Von 1973 an war er als freiberuflicher Musikpädagoge sowie in öffentlichen Musikschulen tätig, davon 20 Jahre in leitender Funktion. Schon früh betätigte er sich als Musikrezensent. Allein in den vergangenen 20 Jahren sind mehr als 1000 Kritiken entstanden.

Schlagwörter: Salon, Musik, Literatur, Bamberg, Dusil

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