9. Juni 2025
Hegt wird gesangen!: Äm Må (Im Mai)
Dieses hoffnungsfreudige Frühlingslied entstand während Pfarrer Fritz Schullers Amtszeit in Reußmarkt (1928-1932). Das lyrische Ich des Textes verleugnet seine Rolle nicht. Kraft seines Amtes ruft Schuller der ihm anvertrauten Gemeinde zu: Der Winter ist überstanden, seid ohne Bange, freuet euch Groß und Klein, Gott sorgt dafür, dass neues Leben in der Gemeinde wächst. Wir sind zum Licht geboren, bringt diese Gewissheit zum Ausdruck: Im Mai, im Mai, im schönen Mai!

Fritz Schuller (*1894 Michelsberg, †1939 Brenndorf) wuchs mit seinen drei Geschwistern auf dem Pfarrhof in Girelsau auf. Nachdem er in Hermannstadt das Gymnasium absolviert hatte, studierte er Theologie an den Universitäten von Marburg, Leipzig, Wien und Zürich. Als Pfarrer und Chorleiter wirkte er in Hermannstadt, Leschkirch, Reußmarkt und Brenndorf. 1939 wurde die Gemeinde Brenndorf durch braune Ideologien tief gespalten. Am Reformationstag 1939 hielt er eine ergreifende Predigt gegen Hitlers Gesinnungen und erlag anschießend einem Herzinfarkt.
Aus Anlass des siebzigsten Todestages ihres Pfarrers Fritz Schuller sangen die Brenndorfer bei ihrem zehnten Nachbarschaftstag am 26. September 2009 in Brackenheim, begleitet von der Blaskapelle, „O Heimat, mein Brenndorf“. Das Lied hatte Pfarrer Schuller als Liebeserklärung an Brenndorf im Jahr 1935 geschrieben und vertont.
Die vielfachen Eindrücke, die ihm das Leben auf den sächsischen Pfarrhöfen und in den Gemeinden vermittelte, hat Schuller in Gedichten festgehalten, die er zumeist in Mundart notierte. Sie zeugen von seinem Humor und seiner künstlerischen Begabung. Fritz Schuller war auch außerordentlich musikalisch und spielte sehr gut Violine und Flügelhorn. Er hat uns eine Reihe tiefempfundener Lieder im Volkston hinterlassen, von denen einige bereits zum „Volkslied“ geworden sind: Äm Må (Vol Fråd, vol Sann), Spännliedchen (Äm Härwest, dä’t Schwälwken eweej wor geflijen), Der Burjbärj, Kirschebläh (Bäm ålde Kirschbum), Det Bromerchen, Palemitzken (Det Frähjohr kitt).
Für die Hermannstädter Brukenthal- und Pädaschüler: Er war der Onkel der Biologielehrerin Marga Schuller, verh. Grau, und des Biologielehrers Richard Schuller „Schucki“.
Angelika Meltzer

Schlagwörter: Hegt wird gesangen, Lieder, Mundart
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