15. Juli 2025

„Denkmäler und Gedenktafeln für die Opfer des I. Weltkriegs in den Gemeinden der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien“ von Friedrich Philippi

Dieses Buch ist ein stilles Mahnmal der Geschichte – ein eindrucksvolles visuelles Dokument, das den oft übersehenen Erinnerungs­orten des Ersten Weltkriegs Aufmerksamkeit schenkt: den Denkmälern und Gedenktafeln gefallener Soldaten. Die fotografierten Denkmäler und Tafeln zeigen nicht nur Namen, sondern erzählen vom Schmerz und der Trauer der Bewohner evangelischer Gemeinden in Rumänien.
Die meisten der mehr als 200 Gemeinden hat der Herausgeber selbst besucht, um die vorhandenen Gedenktafeln zu fotografieren, rund 30 Fotos wurden ihm zugeschickt. Die veröffentlichte Sammlung enthält Bilder aus 178 Gemeinden. Dass in einigen Gemeinden Denkmäler oder Tafeln fehlen, hat seinen Grund u.a. in der 1944 erfolgten Evakuierung der sächsischen Bevölkerung aus Nordsiebenbürgen und Teilen des Zwischenkokelgebietes – doch auch dort sind etliche Zeugnisse erhalten geblieben. Nach der Evakuierung zurückgekehrte Sachsen oder der jeweilige rumänische Bürgermeister haben sich um die Erhaltung der Gedenktafeln gekümmert. In zwei Orten sind auch rumänische und/oder ungarische Gefallene verzeichnet.

Die Gedenktafeln enthalten nicht nur die Namen der Gefallenen, mitunter auch der Vermissten, sondern meist auch Zahlen. Es handelt sich dabei oft um die Hausnummern, um Personen gleichen Namens unterscheiden zu können. Auf einigen Denkmälern oder Tafeln wurden Geburts- und/oder Todesjahre vermerkt, in seltenen Fällen der Todesort. Für die Angehörigen ersetzen die Gedenktafeln die Gräber der Gefallenen, die sie nicht besuchen können. Einen Hinweis auf die Bedeutung der Daten hätte ich mir im Vorwort gewünscht.

Die zeitliche Entstehung der Erinnerungsstücke liegt in der Regel zwischen 1925 und 1936. Ausnahmen finden sich dann, wenn auch Opfer der Deportation 1945-1949 verzeichnet sind, z.B. in Alzen im Kreis Hermannstadt. Hier hat der rumänische Bürgermeister nach 1989 den Gefallenen des Zweiten Weltkriegs sowie den im Januar 1945 zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion Deportierten ein Denkmal gesetzt – Letzteres war bis zum Ende der Ceaușescu-Zeit ein Tabuthema.
Altlandeskirchenkurator Friedrich Philippi bei ...
Altlandeskirchenkurator Friedrich Philippi bei einer Friedhofsführung in Hermannstadt, hier am Grab der Familie Arz von Straussenburg (Mai 2025). Foto: Konrad Klein
Bei einer zweiten Auflage dieses Bildbandes wäre es hilfreich, wenn die Gemeinden den Kirchenbezirken oder politischen Kreisen zugeordnet würden, dies umso mehr, als der Bildband als Quelle unterstützende Bedeutung für die genealogische Forschung hat.

Das Buch lässt einen innehalten und macht nachdenklich. Es bietet eine Reise durch das steinerne Gedächtnis und regt dazu an, sich mit den Spuren des Krieges in unserer Alltagsumgebung auseinanderzusetzen – gerade in der heutigen Zeit.

Renate Weber-Schlenther

Friedrich Philippi: „Denkmäler und Gedenktafeln für die Opfer des I. Weltkrieges in den Gemeinden der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien“, Honterus-Verlag, Hermannstadt, 2024, 192 Seiten, ISBN 978-606-008-176-0, kostenlos erhältlich im Forumshaus, Sporergasse 3 (str. General Magheru), in Hermannstadt oder Versand gegen eine Bearbeitungsgebühr von 6,00 Euro per E-Mail bei erasmus[ät]buechercafe.ro

Schlagwörter: Buch, Erster Weltkrieg, Gedenken

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