7. August 2025

29. Carl Filtsch Klavier- und Kompositionswettbewerb in Hermannstadt

In turbulenten politischen Zeiten und bei klammen Haushaltskassen war doch eine Austragung des 29. Carl Filtsch Klavier- und Kompositionswettbewerbes vom 8. bis 12. Juli nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung auch in diesem Jahr des Kreisrates Hermannstadt, des Stadtrates Hermannstadt, der Hermannstädter Philharmonie, die von Beginn an den Wettbewerb unterstützt und die als einzige Staatsphilharmonie in Siebenbürgen einen internationalen Wettbewerb organisiert, möglich. Doch auch ausländische Sponsoren, allen voran das Haus des Deutschen Ostens München, das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, die Heimatgemeinschaft der Hermannstädter, die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sowie das Münchener Musikseminar waren wie in den vorangegangenen Jahren mit im Boot. Sie alle machen die Austragung des Wettbewerbes möglich, wofür ihnen gedankt sei.
In drei Altersklassen präsentierten sich 35 Pianistinnen und Pianisten beim Wettbewerb. Aufgrund der aktuellen Situation kam der Großteil bis auf wenige Ausnahmen aus Rumänien. In der Kategorie A (bis 11 Jahre) waren es 13 an der Zahl, in der Kategorie B (11-15 Jahre) acht und in der Kategorie C (15-30 Jahre) 12. Zeichnete sich in den vorhergehenden Jahren meistens eine Kategorie durch besonderes Können aus, kann man sagen, dass sich 2025 bis auf ganz wenige Ausnahmen die Teilnehmenden gutes Mittelmaß waren. Und wieder bewahrheitete es sich, dass die Carl-Filtsch-Stücke der wahre Stolperstein in diesem Wettbewerb sind.

Inya Cutova, 1. Preis in der Kategorie C.
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Inya Cutova, 1. Preis in der Kategorie C. Foto: Dagmar Dusil
Die Jury des Wettbewerbes setzte sich aus renommierten Persönlichkeiten aus der internationalen Musikszene zusammen. Neben dem Vorsitzenden der Jury, dem Klausenburger Pianisten Csiky Boldiszár, gehörten die Musikpädagogin Nadja Preissler (Deutschland), ebenfalls aus Deutschland die Pianistin Henriette Gärtner, der Dirigent Miguel Campos Neto (Brasilien), der die Konzerte der drei Finalisten der Gruppe C dirigierte, der Pianist Allesandro Marano (Italien), der Pianist Michel Bourdoncle (Frankreich) und der Manager und Dirigent der Hermannstädter Staatsphilharmonie Cristian Lupeş. Sie verliehen Preise im Wert von 10000 Euro wie folgt:

Kategorie A

Interpretation: erster Preis: Noa Maria Catharina Hendrix (Rumänien/Ungarn/Niederlande), Eliza Vişan (Rumänien); zweiter Preis: Erik Alexandru Florea (Rumänien), Milana Vasciaev (Republik Moldawien); dritter Preis: Tudor Bugă (Rumänien), Sofia Maria Crăciun (Rumänien), Mario Nicolas Ştefan (Rumänien), Lisa Ciuculescu (Rumänien). Die weiteren fünf Teilnehmenden in dieser Kategorie erhielten Belobigungen. Komposition: zweiter Preis: Tudor Bugă (Rumänien), Noa Maria Catharina Hendrix (Rumänien/Ungarn/Niederlande), Dominik Paoulos (Rumänien)

Kategorie B

Interpretation: erster Preis: Tudor Maria Jora (Rumänien), Rareş Andrei Şerban (Rumänien); zweiter Preis: Milan Solomon (Rumänien/New York), Sabin Ioan Petriche; dritter Preis: Victor Crişan-Curte (Rumänien), Anastasia Emilia Hurgoi (Rumänien) Peter Szaunig-Sonderpreis: Milan Solomon (Rumänien/New York)

Kategorie C

Interpretation: erster Preis: Inya-Maria Cutova (Rumänien); zweiter Preis: Huang Tai-Wie (Taiwan); dritter Preis: Yang Shiwen (Shanghai)

Ein Novum in diesem Jahr war, dass die Preisträgergala der Kategorie A und B separat stattgefunden hat, und zwar am 11. Juli im Henry Selbing-Saal der Städtischen Philharmonie. Acht Preisträger durften ihr Können auf dem neuen Yamaha-Flügel unter Beweis stellen. Den Vortrag begann die neunjährige Milana Vasciaev, die neben dem zweiten Preis auch den Preis für die beste Filtsch-Interpretation (Andante, op. 1) zurecht erhielt und mit letzteren das Publikum begeisterte. Die zehnjährige Eilza Vişan riss das Publikum mit der schwungvollen Interpretation der sechs rumänischen Tänze von Bela Bartok mit. Die beiden ersten Preisträger der zweiten Kategorie, die 14- und 15-Jährigen, boten dem Publikum die Toccata aus Enescus Suite für Klavier Nr. 2 bzw. die Rigoletto-Paraphrase von Franz Liszt. Der elfjährige Milan Solomon erntete viel Applaus für seine Bach Interpretation. Den Peter Szaunig-Preis erhielt er ganz im Sinne des Namensgeber für außerordentliche Musikalität und ein empathisches Spiel, was auf eine weitere Entwicklung schließen lassen. Ein kleiner Junge, der für die Musik brennt.

Das große Finale fand am 12. Juli im Thalia-Saal statt. Die zweite Phase erreichten eine Pianistin und zwei Pianisten. Zu hören bekam das Publikum zweimal Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll op. 54 (Cutova und Yang Shiwen) und das 3. Klavierkonzert in c-moll op. 37 von Beethoven. Die Jury hatte das letzte Wort, das Publikum machte sich ein eigenes Bild. Als Siegerin ging die sechzehnjährige Inya Cutova aus Constanţa hervor, die einen sehr technisch einwandfreien Schumann erklingen ließ, doch etwas entfernt von einer romantischen Interpretation war. Wahrscheinlich spielte bei der Bewertung auch der Bonus des Alters eine Rolle. Den zweiten Preis erspielte der wunderbare Huang Tai-Wie mit einem zarten Anschlag und bot eine Liebeserklärung ans Leben. Den dritten Preis erhielt Yang Shiwen, der einen romantischen Schumann erklingen ließ.

Mit großem Interesse kann auf das nächste Jahr geblickt werden, wenn die 30. Jubiläumsausgabe des Carl-Filtsch-Klavier und Kompositionswettbewerbes zwischen dem 6. und 11. Juni 2026 stattfinden wird.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Musik, Wettbewerb, Carl Filtsch, Hermannstadt

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