24. November 2025
Rundgang auf der Frankfurter Buchmesse 2025
Die 77. Frankfurter Buchmesse, international die größte Buchmesse weltweit, stellt jedes Jahr einen bedeutenden Treffpunkt für die internationale Literaturszene dar. Besucherinnen und Besucher, die sich für aktuelle Titel und literarische Strömungen aus aller Welt interessieren, finden zwischen dem Gallusviertel und Europaviertel in Frankfurt am Main ein vielseitiges Angebot vor.

Mein Rundgang führte mich zunächst durch den Innenhof, ehe ich gezielt Messestände in Halle 4 aufsuchte, wo zahlreiche Verlage und Ländervertreter Mittel- und Osteuropas vertreten waren. Der größte Publikumsandrang konzentrierte sich traditionsgemäß auf Halle 3 mit führenden deutschen Verlagen, Zeitungen, Zeitschriften und Bundesländern. Hier fanden fortlaufend Lesungen, Diskussionen und Debatten statt; Neuerscheinungen füllten Regale, Tische und Wände. Die Orientierung innerhalb dieses Angebots stellte für viele eine Herausforderung dar.
Am rumänischen Stand (Halle 4.1, Gang D38) präsentierten Mariana Gorczyca aus Schäßburg (Generalsekretärin des PEN-Romania), Georg Aescht und Jan Cornelius den 2019 erschienenen Roman von Corczyka „Diesseits und Jenseits des Tunnels.1945“ (von Beatrice Ungar ins Deutsche übertragen), der auf Zeitzeugnissen einer Deportation aus Siebenbürgen basiert. Sie erzählt die Geschichte ihrer siebenbürgischen Schwiegermutter und die Russland-Deportation. Die Autorin ließ zum Schluss Schäßburger Kirchenglocken ertönen, die im Buch eine besondere Rolle spielen. Der 80. Jahrestag seit der Deportation der Rumäniendeutschen nach Russland wurde in einem moderierten Gespräch thematisiert. Auch Gorczycas jüngster Roman „Rubla. Ort ohne Schatten“ (Honterus Verlag, Übersetzung Beatrice Ungar, 2025) behandelt Erfahrungen von Deportierten im Bărăgan.
Das Programm des rumänischen Standes umfasste weiterhin Beiträge von Autorinnen und Autoren aus der Moldau (Iulian Fruntașu), der Ukraine (Pavlo Matyusha)m zudem lag ein besonderes Augenmerk auf der rumäniendeutschen Literatur. Hervorzuheben sind das neue Buch der Banater Künstlerin Ilse Hehn (jahrelang Lehrerin in Mediasch) „Legst du dich in Schrift“ (Pop-Verlag, 2025) und Horst Samsons Lyrikband „Vom Auftauchen und Verschwinden der Landschaft“ (ebenso Pop-Verlag, Ludwigsburg). Veranstaltungen wie „Literatur ohne Grenzen“ und Präsentationen des Pop-Verlags fanden das Interesse des Publikums. Ferner wurde Franz Hodjaks aktueller Band „Ehrenplatz im Jenseits“ im Rahmen eines Gesprächs zwischen Samson und Aescht diskutiert und des bekannten siebenbürgischen Dichters gedacht. Das Gesamtprogramm, unterstützt vom rumänischen Kultusministerium und Sponsoren, zeichnete sich durch thematische Vielfalt aus; dennoch wurde eine höhere Besucherfrequenz gewünscht. Rumänien strebt weiterhin einen Status als Gastland der Buchmesse an, wobei früheste Chancen für 2028 oder 2030 bestehen.
Im Rückblick lässt sich feststellen, dass die Frankfurter Buchmesse im Laufe der Jahre kontinuierlich gewachsen und diverser geworden ist. Erstmals konnten Bücher direkt vor Ort verkauft werden, während signierte Exemplare insbesondere junge Lesergruppen anzogen. Marktveränderungen, etwa die abnehmende Zahl unabhängiger Buchhandlungen und gestiegene Standgebühren, beeinflussen die Branchenstruktur zunehmend. Die nächste Buchmesse soll unter einem neuen Konzept stattfinden. Zentrale Themen waren zudem die Rolle der Künstlichen Intelligenz sowie die Bedeutung von Übersetzungen, denen mehrere Fachforen gewidmet waren. Bei rund 4350 Ausstellenden und ca. 230000 Besuchenden ergibt sich die Auswahl passender Literatur für jeden Einzelnen als anspruchsvolles Unterfangen.
Katharina Kilzer
Schlagwörter: Buchmesse, Frankfurt, deutsch-rumänische Beziehungen
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