28. Januar 2006

"Kulturweg" in Gundelsheim geplant

Am 7. Januar fand auf Schloss Horneck in Gundelsheim eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim e.V. statt, in der eine genehmigungsfähige Satzung einstimmig beschlossen wurde, die dem Verein in Zukunft Handlungsfähigkeit mit dem Status der Gemeinnützigkeit garantiert. Neben einem "Kulturweg" in Gundelsheim beabsichtigt der Förderverein, auch andere sinnvolle Planungen des Siebenbürgischen Museums zu unterstützen.
Bis ein Verein durch Eintragung beim Amtsgericht den Status als "juristische Person" erlangt, haben oft sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und ihre Ansichten einen gemeinsamen Weg finden müssen. Die Vorstellungen werden in der Satzung des Vereins formuliert, die dem angestrebten Ziel Kontur und dem weiteren Vorgehen Inhalt vorgibt.

Vor über zwei Jahren war in Gundelsheim am Neckar auf Betreiben des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums e.V. und des Freundeskreises des Museums aus finanzieller Sorge um das Museums ein Förderkreis initiiert worden, der nun, vor allem dank der Vorarbeit seines neuen Vorsitzenden Dr. med. Bernhard Lasotta (CDU), eine genehmigungsfähige Satzung erarbeitet und beschlossen hat, die den Anspruch auf Gemeinnützigkeit erfüllt. Lasotta, Mitglied des Landtages Baden-Württemberg, Abgeordneter des Wahlkreises Neckarsulm, zu dem Gundelsheim zählt, ist seit Januar 2005 erster Vorsitzender des Fördervereins.

Neu gestaltete Vitrine im Raum mit Exponaten zu den Themen Kindbett und Taufe, Verlobung und Hochzeit sowie Tod und Begräbnis. Foto: Marius Joachim Tataru
Neu gestaltete Vitrine im Raum "Leben in der ländlichen Gemeinschaft: Nachbar-, Bruder- und Schwesterschaften" mit Exponaten zu den Themen "Kindbett und Taufe", "Verlobung und Hochzeit" sowie "Tod und Begräbnis". Foto: Marius Joachim Tataru

Die Satzung sieht als primäres Ziel des Vereins die finanzielle Unterstützung von Vorhaben des Museums vor, einer Einrichtung, die den Zielen der Integration siebenbürgischer Kultur in den europäischen Kontext gerecht wird, indem sie im Begriff "Heimatpflege", dem sie dient, die Inhalte von alter und neuer Heimat wissenschaftlich aufgearbeitet berücksichtigt. In diesem Sinne wird der Förderverein 2006 eine Initiative des Museums unterstützen, die in Gundelsheim einen "Kulturweg" (Historischen Pfad) plant: Ein optisch gefälliges Leitsystem von Stelen mit Texten zur Ortsgeschichte und zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, verquickt mit dem Ort, wo heute ihr Kulturzentrum in Deutschland steht. Es holt den Besucher am Bahnhof ab und führt ihn durch die Stadt zu architektonischen Sehenswürdigkeiten, zum Alten Rathaus, dem Siebenbürgen-Institut, bis zum Schloss mit Museum, Bibliothek und Archiv. Der Gundelsheimer Stadtrat ist am Projekt beteiligt und befürwortet die Planung, sieht sie "grundsätzlich positiv", so Bürgermeister Lothar Oheim.

Mit seinen Beständen als Landesmuseum qualifiziert, hat das Siebenbürgische Museum ein großes Pensum zu bewältigen bei der Arbeit an Sammlungen, der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Neuzugängen, der computergestützten Inventarisierung, der Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen, Feldforschungen in Siebenbürgen und im Bereich Werbung. Das Siebenbürgische Museum Gundelsheim, bis 2004 von der Bundesregierung großzügig unterstützt, musste drastische finanzielle und personelle Kürzungen hinnehmen, ein einziger wissenschaftlicher Mitarbeiter, Marius Joachim Tataru, führt nun die Museumsarbeit durch, ehrenamtlich unterstützt von Dr. Irmgard Sedler, Leiterin der Museen der Stadt Kornwestheim und Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim. Durch Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt kam im Vorjahr eine erfolgreiche Arbeitsbilanz zustande, die Marius J. Tataru dem Förderkreis vorstellte: Eine wachsende Akzeptanz des Museums belegen die gestiegenen Besucherzahlen und die sehr zahlreichen, rund 120, Neuzugänge, 80 Prozent davon Schenkungen. Da es in Gundelsheim zurzeit an Räumlichkeiten für Sonderausstellungen mangelt, beteiligte sich das Museum an zahlreichen Ausstellungen, an zum Teil selbst konzipierten Projekten in Schiltach im Schwarzwald, in Dortmund, Berlin, Nürnberg und Weinheim. Ein Publikumserfolg war die Ausstellung mit Aquarellen von Juliana Fabritius-Dancu, die Marius J. Tataru im Kreismuseum in Bistritz ausgestellt hatte. Ein eindrucksvoller Kalender mit Reproduktionen der ausgestellten Aquarelle wurde gedruckt. Der breiten Öffentlichkeit präsentierte sich das Museum durch zahlreiche Werbemaßnahmen, in Fachbroschüren, bei Fachmessen in Publikationen u.a.

Neben dem erwähnten "Kulturweg" in Gundelsheim wird der Förderverein weitere Vorhaben des Museums nach Möglichkeit unterstützen, die die Einrichtung aufwerten und ihrer Akzeptanz förderlich sind. In diesem Sinne geht die Überarbeitung der Dauerausstellung weiter, wobei die wichtigen Lebensbereiche der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft wissenschaftlich vertieft und anschaulich pointiert dargestellt werden. Der Abschnitt "Nachbarschaften" wird zurzeit neu aufbereitet, die Rolle der Nachbar- und Schwesternschaft im Lebenslauf, von der Wiege bis zur Bahre, dem Betrachter anschaulich beigebracht. Auch an diesem Projekt beteiligt sich der Förderverein bei Anschaffungen zur Neugestaltung des Raumes.

Im laufenden Jahr beginnt auch ein großer Umbau auf Schloss Horneck zur Schaffung neuen musealen Raumes, der für Sonderausstellungen genutzt werden soll. Der Schlossbesitzer, der Johannes-Honterus-Vereins mit seinem Vorsitzenden Dr. Christian Phleps, stellt dem Museum dankenswerterweise weitere Räume zur Verfügung, so dass Dauer- und Sonderausstellung unter einem Dach dem Besucher ein viel komplexeres Angebot der An- und Einsicht bieten werden. 300 000 Euro soll der Umbau kosten, hinzu kommt auch ein neuer repräsentativer Eingang zum Museum aus dem Schlosshof. 200 000 Euro zahlt davon großzügig die Bundesregierung, für das restliche Drittel muss der Trägerverein des Museums, unterstützt vom Förderverein des Museums und der baden-württembergischen Regierung, selbst aufkommen.

Auch die Herstellungs- und Versandkosten für das jährliche Nachrichtenheft des Museums, das die Mitglieder des Förderkreises erhalten, werden vom Förderverein bestritten.
Eine sehr sinnvolle und tragfähige Satzung des Vereins zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim ist auf den Weg gebracht, eine handlungsförderliche, moderne Geschäftsordnung dient dem Ziel des Vereins: der finanziellen Unterstützung in den nötigen, sinnvollen Planungen, dann, wenn über den Rahmen der staatlichen Förderung, auch über die immer wieder großzügig gewährten Zuwendungen der baden-württembergischen Regierung hinaus, Mittel benötigt werden für diesen Ort des Gedächtnisses einer ganz besonderen kulturellen Leistung in Europa.

"Es ist unendlich wichtig, dass der Förderverein handlungsfähig wird," sagt Dr. Irmgard Sedler, "als Zeichen siebenbürgischen Gemeinschaftssinnes, als Zukunftsweg, auf dem das Museum in und von der Gemeinschaft abgesichert ist."

Karin Servatius-Speck

Spenden werden an die neue Bankverbindung erbeten: Verein zur Förderung des Siebenbürgischen Museums e.V., Kontonummer 2697734, Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Bankleitzahl 600 501 01.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2006, Leitartikel)

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim, Schloss Horneck

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