16. April 2006

Erinnerungen an Krieg und Gefangenschaft

Der aus Urwegen stammende und heute in Unna lebende Thomas Lutsch veröffentlichte unlängst im Selbstverlag seine Erinnerungen an den Weltkrieg und seine sechsjährige Gefangenschaft in Russland.
Es ist bemerkenswert, dass auch heute, ein halbes Jahrhundert nach dem Weltkrieg, noch häufig Erinnerungsbücher über die schwere Zeit, über Deportation und Zwangsarbeit in der Sowjetunion erscheinen, in denen Betroffene über ihre Schicksale berichten. Sie scheinen bis heute mit der Verarbeitung ihrer Erlebnisse und Erfahrungen von damals nicht ganz fertig geworden zu sein und fühlen sich gedrängt, darüber zu erzählen. Das trifft auch auf Thomas Lutsch zu, der im hohen Alter nicht die Mühe scheut, niederzuschreiben und anderen mitzuteilen, was er erlebt und erlitten hat. Das tut er auf 74 Seiten in den Kapiteln: 1. Der Beginn des 2. Weltkrieges; 2. Die Volksdeutschen aus Rumänien werden für die deutsche Wehrmacht angeworben; 3. Die Schlacht um Budapest; 4. Das Gefangenenlager im Kaukasus.

Lutsch erzählt seine Erlebnisse eingebettet in die geschichtlichen Ereignisse der Zeit. Der blutjunge Soldat ist vorerst nicht im Fronteinsatz, sondern gehört zu einem Musikkorps. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen, hat sich nichts vorzuwerfen, er hat nur wie viele andere auch seine Pflicht als Soldat getan. Nach dem Fall von Budapest, wo er im Kampfeinsatz war, folgen sechs lange Jahre Gefangenschaft im Kaukasus, Jahre, in denen die Hoffnung auf baldige Heimkehr immer wieder enttäuscht wird. Und nach der Entlassung drohen ihm auch in Rumänien Hass und Verfolgung. Die Menschen aus der Zeit der Gefangenschaft, die geschildert werden, Hunger und Kälte, die schwere Arbeit - alles findet man ähnlich in den Memoiren anderer Autoren, und eben das gibt allen Einzelheiten zusätzliche Authentizität. Hervorzuheben ist, dass Lutsch nüchtern, ohne Pathos, "sine ira et studio", ohne Hass erzählt. Einige wenige Fotos ergänzen den Text. Der Leser hätte gerne mehr davon gesehen. Das Büchlein liest sich flüssig und ist empfehlenswert.

Walter Roth

Thomas Lutsch, "Krieg und Gefangenschaft. Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg", Selbstverlag, 2005, 74 Seiten. Anschrift des Verfassers: Thomas Lutsch, Am Kastanienhof 133, 59423 Unna, Telefon: (0 23 03) 8 33 43.

Schlagwörter: Rezension, Zeitgeschichte

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