26. Mai 2006

Brauchtumsveranstaltung beim Heimattag in Dinkelsbühl

Die Brauchtumsveranstaltung des diesjährigen Heimattages in Dinkelsbühl ist unter dem Motto „Wat u mengem Wiech gebläht“ am Pfingstsamstag, dem 3. Juni, 17.00 Uhr, im Schrannen-Festsaal der beliebten siebenbürgischen Mundartdichterin und Liederkomponistin Grete Lienert-Zultner (1906-1989) sowie dem Komponisten und Kapellmeister Martin Thies (1881-1940) gewidmet.
Grete Lienert-Zultner wurde vor hundert Jahren, am 28. Dezember 1906, in Malmkrog, im sonnigen Weinland Siebenbürgens geboren, von liebevollen Eltern und einfühlsamen Lehrern gefördert. Sie begann bereits sehr früh eigenes Leben, aber auch das Leben ihrer Mitmenschen in Liedern und Gedichten einzufangen. Während ihrer Tätigkeit als Lehrerin kamen Theaterstücke und Singspiele dazu, die das in Jahrhunderten gewachsene Leben – zumal in den ländlichen Gemeinden Siebenbürgens – in seiner Einmaligkeit widerspiegeln.

Ihr eigenes Wohl und Weh ist mit dem Geschick der Menschen Siebenbürgens so eng verknüpft, dass – reiht man alles aneinander, was Grete Lienert-Zultner gesungen und geschrieben hat – nicht nur ihre eigene Biographie entsteht, sondern zugleich ein Stück Zeitgeschichte im Karpatenbogen. Sie hat die siebenbürgisch-sächsische Mundart wie ein kostbares Gut geliebt, gepflegt und in kunstvoller Form weitergegeben. Viele ihrer Gedichte sind zu Liedern, ja sogar zu weit verbreiteten Volksliedern geworden. Sie hat aber auch wunderbare Gedichte in deutscher Sprache geschrieben.

Dieses reiche, schöpferische Leben der Grete Lienert-Zultner versucht die Brauchtumsveranstaltung mit Hilfe von Wort, Lied und Bild den Zuschauern nahezubringen. Der Fürther Chor unter der bewährten Leitung von Reinhold Schneider wird ihre bekanntesten Lieder singen, denn die Jubilarin lebt in ihnen weiter. Es werden Gedichte aus verschiedenen Bereichen ihres Schaffens („Durch die Jahreszeiten“, „Liebe und Leid“, „Heimat“, „Deportation“, „Muttergedanken“ u.a.) vorgetragen und kleine Szenen aus ihren Theaterstücken vorgeführt.

Anschließend an die Grete Lienert-Zultner-Ehrung wird des 125. Geburtstages des Burzenländers Martin Thies gedacht. Die bekannte Nürnberger Blaskapelle unter der Leitung von Hans Welther wird aus den Kompositionen des Gefeierten ein Ständchen bringen, denn er ist eine der markantesten Persönlichkeiten, die Wolkendorf in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hervorgebracht hat, zumindest auf seinem Spezialgebiet, der Blasmusik. Es dürfte wohl kaum eine Siebenbürger Blaskapelle in Deutschland, Österreich, Siebenbürgen oder Übersee geben, die nicht einiges von Martin Thies in ihrem Repertoire hat.

Nun, wer war Martin Thies? Er entstammt einer Wolkendorfer Bauernfamilie und wurde am 1. Oktober 1881 geboren. Schon im Kindesalter und in der Volksschule in Wolkendorf zeigte sich seine musikalische Begabung und Zuneigung zur Musik. Er bildete sich später bei Rudolf Lassel im Tonsatz aus, wurde Mitglied von Militärkapellen in Kronstadt und Wien, besuchte das Wiener Konservatorium, war Hornist der Kronstädter Stadtkapelle und leitete mehrere Blaskapellen in der Umgebung Kronstadts. Er gilt als bedeutendster siebenbürgischer Blasorchestererzieher und Komponist für Blasorchester. Seine bekanntesten Stücke sind der „Seminaristenmarsch“ und der „Kavalleriemarsch“ sowie der „Tauperlenwalzer“. Er hat rund 100 Märsche, mehrere Tänze, Ouvertüren und Potpourris komponiert. Am 13. September 1940 ist Martin Thies, erst 59-jährig, in Hermannstadt einem Herzschlag erlegen. In seinen Werken lebt er aber weiter.

Rosel Potoradi


Schlagwörter: Brauchtum, Mundart, Heimattag, Musik, Dinkelsbühl

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