23. Juni 2006

Neues über die Hohenzollern in Rumänien

Nachdem das rumänische Volk sich 1866 in einer Volksbefragung für Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, damals Leutnant in der preußischen Armee, als Fürst für Rumänien ausgesprochen und dieser die Wahl angenommen hatte, wurde er am 10. Mai desselben Jahres feierlich als Fürst von Rumänien eingesetzt. Das Land befand sich damals noch unter osmanischer Herrschaft und zahlte Tribut an die Hohe Pforte. Erst 1878 konnte Rumänien unter der Führung des jungen Fürsten seine Unabgängigkeit erkämpfen. Am 10. Mai 1881 erfolgte die Proklamation zum Königreich, dessen Thron Karl I. bis zu seinem Tode im Jahre 1914 innehatte. Er erreichte damit die längste Regierungszeit eines rumänischen Herrschers. Er war verheiratet mit der Prinzessin Elisabeth zu Wied, als Dichterin bekannt unter dem Namen Carmen Sylva.
In Rumänien wurde in der ersten Mai-Dekade dieses Jahres dieser Ereignisse gedacht. In der Presse erschienen Gedenkartikel, ebenso haben der Rundfunk und das Fernsehen sich mit den Ereignissen beschäftigt.


Im Museum der Nationalgeschichte Rumäniens in Bukarest wurde am 10. Mai 2006 die Ausstellung "Rumänien zur Zeit Karls I." in Anwesenheit seiner Majestät, Ex-König Michael I. von Rumänien, und seiner Familie, des Ministerpräsidenten Călin Popescu Tăriceanu und des Kulturministers Adrian Iorgulescu eröffnet. Die Ausstellung präsentiert etwa 500 Objekte: bildende Kunst, Graphiken, Fotografien, Münzen, Medaillen, Dokumente und Kleidungsstücke. Ein ausführlicher Begleitkatalog ist der Persönlichkeit des Königs Karl I. gewidmet. Zwei Tage zuvor wurde im Gebäude der zentralen Sparkasse (CEC) von Bukarest der Bildband über den Elisabeth-Palast von Bukarest vorgestellt, der von Prinzessin Margareta verfasst wurde. Der Palast dient zurzeit als staatliche Residenz der Königsfamilie. Prinzessin Margareta wurde 1997 von Michael I. als Thronerbin ernannt. Sie ist mit dem Rumänen Radu Duda - sein Titel: Radu von Hohenzollern-Veringen - verheiratet.


Medien und historische Darstellungen zeigen Karl I. als Schöpfer des modernen Rumänien, unter dem das Land unabhängig wurde, ein konstitutionelles Staatswesen mit modernen Institutionen begründet wurden, die Industrialisierung des Landes begann und die nationale Kultur einen Aufschwung erlebte. Das Bauernproblem blieb eine schwere Belastung für Rumänien, das weiterhin ein wirtschaftlich abhängiges Agrarland blieb.


Die Zeitung "România Liberă" vom 13. Mai 2006 schreibt unter Berufung auf den Historiker Florin Constantiniu: "Als Karl I. rumänischen Boden betrat, erklärte er, dadurch Rumäne geworden zu sein." Das ist er nur zum Teil geworden. Er hat sich nämlich den byzantinisch-orientalischen Gepflogenheiten der führenden politischen Klasse Rumäniens nicht angepasst, sondern ist seinem Vaterland und seiner Herkunft treu geblieben. Mit hervorragendem Verantwortungsbewusstsein erfüllte er in charakteristischem preußischem Geist die Aufgaben eines Herrschers mit Gewissenhaftigkeit und Strenge.


Nach einer jüngst durchgeführten Befragung wird die Bedeutung des Königshauses in der rumänischen Geschichte wie folgt eingeschätzt: Es habe zum Erhalt der Tradition (73 %), zum Nationalstolz (58 %), zur staatlichen Identität (53 %) und zur Modernisierung (70 %) beigetragen.
Mittlerweile wurden dem Ex-König Michael I. und seiner Familie außer dem Elisabeth-Palast in Bukarest mehrere Immobilien zurückgegeben, wie das Schloss Săvârșin im Kreis Arad. Dort soll das Königshaus auch 7 000 Hektar Wald zurückbekommen. Für die Schlösser Peleș und Pelișor in Sinaia wurde ihm 2004 eine Entschädigung von 30 Millionen Euro zugesprochen. Nachdem jedoch der Verfassungsgerichtshof Ende 2005 diese Zahlung als verfassungswidrig abgelehnt hat, beantragte das Königshaus die Rückerstattung aller in der Zeit des Kommunismus beschlagnahmten Immobilien und Güter in Natura. Dazu gehören auch 11 800 Hektar Wald im Bereich der Stadt Predeal, deren Areal aber inzwischen fast vollständig bebaut ist. Als Ersatz ist ein Waldstreifen zwischen Predeal und Rosenau in der Valea Râșnoavei im Gespräch. Vor rumänischen Gerichten laufen verschiedene Verfahren.

Die Enkel der Prinzessin Ileana, der jüngsten Tochter der Königin Maria, fordern die Anwesen "Domnita Ileana" in Brenndorf, "Satucul de Trandafiri" in Heldsdorf sowie die Törzburg zurück. Prinzessin Ileana war mit Erzherzog Anton von Habsburg-Lothringen verheiratet und hat mit ihrer Familie von 1943 bis 1948 in der Törzburg und in der Ortschaft Bran gewohnt. 1948 wurde sie zusammen mit dem König aus Rumänien ausgewiesen. Jüngst meldeten die Presseagenturen, dass die Enkel der Prinzessin Ileana-Jerrine Habsburg-Lothringen, Alexandru Baillou, Dominic Habsburg-Lothringen, Maria-Magdalena Holzhausen und Elisabeth Sandhofer die Törzburg zurück erhalten. Sie soll am 26. Mai in ihren Besitz überschrieben werden, noch drei Jahre vom rumänischen Staat jedoch als Museum genutzt werden (siehe Meldung in der Siebenbürgischen Zeitung Online). Danach übernehmen die rechtmäßigen Besitzer die stattliche Burg, die 1920 von der Stadt Kronstadt der damaligen Königin Maria geschenkt worden war. Rumänischerseits hofft man, dass die Burg auch danach als Museum erhalten bleibt. Hoffentlich hört dann der Dracula-Spuk auf, für den die Burg gegenüber Touristen missbraucht wurde. Wird nun auch das Herz der Königin Maria, das bis 1968 hier verwahrt und dann ins Nationale Geschichtsmuseum von Bukarest verlegt wurde, zurückkehren?

Michael Kroner

In seinem Buch Die Hohenzollern als Könige von Rumänien. Lebensbilder von vier Monarchen (2004) hat Michael Kroner die Geschichte des rumänischen Königshauses bis auf die oben erwähnten jüngsten Ereignisse allgemein verständlich dargestellt. Es kann im SiebenbuergeR.de-Shop erworben werden.

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Schlagwörter: Gesellschaft, Rumänien und Siebenbürgen

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