20. August 2006

Gernot Nussbächers "Beiträge zur Honterusforschung"

Der Aufsatzband "Beiträge zur Honterusforschung 1989-2004" ist das Ergebnis der intensiven Forschungsarbeit von Gernot Nussbächer und bietet einen tiefen Einblick in die Forschungsbiographie und -methodik sowie in die Forschungsgeschichte und ihre Richtungen. Die Aufsatzsammlung beinhaltet 37 Zeitungsartikel, die chronologisch nach dem Erscheinungsdatum aufgeführt werden.
Während Nussbächer in den 1966 bis 1989 erschienenen Aufsätzen den Schwerpunkt eher auf der Darstellung der Werke Honters legte, erforschte er in den seit der Wende bis 2004 erschienenen Aufsätzen größtenteils die Rezeptionsgeschichte und die Wirkung der Werke des siebenbürgischen Humanisten. Etliche Aufsätze beschreiben besondere Anlässe wie Gedenkfeiern oder Ausstellungen und präsentieren demnach auch ein Stück Mentalitäts- und Sozialgeschichte. Sie dokumentieren somit auch die Umgangstradition der Siebenbürger Sachsen mit dem historischen Erbe "Honterus". Systematisierte, stichwortartige Übersichten zu Biographie und Bibliographie erleichtern maßgebend die Forschungsarbeit und verschaffen einen umfassenden und schnellen Überblick. Besonders informativ und wertvoll ist die erstmalige übersichtliche Darstellung des Lebenslaufs Honters. Des Weiteren verschafft der Aufsatzband eine Übersicht über die Sekundärliteratur und lockert mit Abbildungen von Karten und Titelblättern die Aufmachung des Buches auf.

Es bleibt anzumerken, dass neben den kulturgeschichtlichen Leistungen Honters auch die Beiträge anderer Humanisten und Reformatoren (Valentin Wagner, Matthias Glatz) herausgestellt werden. Nussbächer hebt die vielseitigen Forschungsergebnisse des Historikers Borsa zu der Buchdruckgeschichte Siebenbürgens sowie zu den Sternkarten und der Siebenbürgenkarte hervor. Er rezensiert Analysen des Verlegers Hans Meschendörfer und des Historikers Bartha Lajos zu den Sternkarten Honters, des Historikers Plihál Katalin bezüglich der Siebenbürgenkarte Honters, Beiträge des Schulgeschichtlers Mészaros István, Untersuchungen von P. Béla Szabó zu Beiträgen Honters zur Entwicklung des Rechtswesens, Leistungen der Buchdruckhistorikerin V. Ecsedi Judit. Es wäre jedoch auch an der Zeit, den Beitrag Valentin Wagners zur Steigerung des Leistungsniveaus und zur Herausbildung des Profils der Schola Coronensis ab 1541 näher zu analysieren und zu betonen. Reformation wie Schulreform waren Gemeinschaftswerke, an denen Honterus sicherlich maßgebend beteiligt war und auch als Schlüsselgestalt fungierte. Auf die Tatsache, dass die Reformation ein Gemeinschaftswerk war, wird in dem Band von Ludwig Binder "Johannes Honterus. Schriften, Briefe, Zeugnisse" hingewiesen.
Insgesamt bietet der Aufsatzband ein buntes und detailreiches Feld an Informationen. Nussbächer weist jedoch erneut auf Forschungslücken und das Fehlen eindeutiger Belege bei manchen historischen Angaben hin und fordert nachfolgende Forschergenerationen dazu auf weiter nachzuforschen.

Melitta Seidner



Nussbächer, Gernot: Beiträge zur Honterusforschung 1989-2004, Kronstadt: Aldus-Verlag, 2005, 230 Seiten, broschiert, 13 Lei, ISBN 973-7822-03-X bzw. Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, Heidelberg, ISBN 3-929848-44-9, 9,80 Euro im Buchhandel bzw. 6,86 Euro für AKSL-Mitglieder.
Gernot Nussbächer
Beiträge zur Honterus-Forschung 1989-2004

Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde
Taschenbuch
EUR 9,80
Jetzt bestellen »

Schlagwörter: Rezension, Honterus

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.