26. September 2006

Beeindruckende Feier deutsch-rumänischer Verbundenheit

"Wir sind Europäer", hatte Staatspräsident Traian Băsescu in einem Interview mit einer deutschen Zeitung erklärt. Diese Aussage zitierte Altbundespräsident und Laudator Dr. Richard von Weizsäcker und fügte hinzu: "Wir erwarten Sie und Ihr Land mit offenen Armen in Europa, zu dem Sie immer schon gehört haben." Am 21. September fand in der Rheinmetropole Köln keine Veranstaltung zum bevorstehenden EU-Beitritt Rumäniens statt, wie man irrtümlich hätte annehmen können, sondern ein Festakt im Historischen Rathaus zur Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises an den Präsidenten Rumäniens Traian Băsescu in Würdigung seines Wirkens auf kommunaler, nationaler und europäischer Ebene.
Die Stadt Köln ehrt mit dem Konrad-Adenauer-Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, Verdienste zum Thema "Leben und Arbeiten in einer Großstadt: Innovative und mutige Beiträge zur Entwicklung einer lebenswerten Großstadt weltweit, zur europäischen Integration und zur Wahrung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung im zusammenwachsenden Europa". Dies seien Aspekte, die Konrad Adenauers Vita als Kölner Oberbürgermeister und später als Bundeskanzler kennzeichnet haben, ebenso wie die des ersten Preisträgers, Raymond Barre, des früheren Lyoner OB und französischen Premiers, und schließlich auch die des derzeitigen rumänischen Staatspräsidenten, der zuvor erster direkt gewählter Oberbürgermeister von Bukarest war, betonte Kölns OB Fritz Schramma in seiner Ansprache. Er verwies auch auf die Bedeutung der Kommunalpolitik als Grundbaustein der Demokratie, ein Gedanke, der von allen Rednern an diesem Tage ausgesprochen und vertieft wurde.

Darüber hinaus gingen Gastgeber Schramma und Laudator Dr. Weizsäcker auf den baldigen Beitritt Rumäniens zur EU ein und würdigten die Leistungen, die Rumänien seit dem Amtsantritt Băsescus bei der Erfüllung der Beitrittsvoraussetzungen erbracht hat. Das Thema EU-Beitritt griff auch Präsident Băsescu in seiner Danksagung auf und skizzierte den Standpunkt der politisch Verantwortlichen in Bukarest: Der Beitritt sei für Rumänien kein Selbstzweck und kein politisches Endziel, sondern eine Etappe auf dem Weg der Modernisierung des Landes, die den Wohlstand seiner Bürger bezwecke. Daher seien die Befürchtungen, Rumänien könnte die Reformen nach dem Beitritt schleifen lassen, unbegründet. Băsescu dankte Deutschland, das sofort nach der Dezember-Revolution 1989, als ein Machtvakuum das Regieren erschwerte, mit unentgeltlichen Stromlieferungen geholfen habe, die rumänische Bevölkerung wieder ganztägig mit Strom zu versorgen. Er nehme diesen Preis, der ihn persönlich sehr ehre, stellvertretend für sein Land an, für alle seine Bürger, einschließlich für die deutsche Minderheit. Und er wünsche sich für die im Januar 2007 einsetzende EU-Präsidentschaft Deutschlands eine Wiederbelebung der integrativen Bemühungen, eine Überwindung der "Euroskepsis" und eine Wiederaufnahme des Verfahrens zur Annahme des europäischen Verfassungsvertrages. Rumänien wolle auf diesen Gebieten konstruktiv mitarbeiten.

An dieser beeindruckenden Veranstaltung deutsch-rumänischer Verbundenheit beteiligten sich Bürgermeister Emil Boc aus Klausenburg (Cluj), der Partnerstadt von Köln, der ehemalige rumänische Botschafter in Berlin, Adrian Vierița, jetzt Staatsekretär für europäische Angelegenheiten im Bukarester Außenministerium, Volker E. Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, u.a. Die Feier wurde durch musikalische Beiträge der jungen rumänischen Cellistin Laura Buruiana und des Pianisten Martin Tchiba mit Werken von Enescu und Brahms sowie durch die Wanderausstellung "Rumänien - eine europäische Kulturlandschaft" des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm umrahmt. Anderer Meinung dürften wohl nur die Handvoll Tierschützer gewesen sein, die vor dem Rathaus gegen den Umgang mit streunenden Hunden in Bukarest protestierten.

Dr. Günther H. Tontsch

Schlagwörter: Ehrungen, deutsch-rumänische Beziehungen

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.