19. Oktober 2006

Ernüchterndes Fazit: Unvollendete Nation der Siebenbürger Sachsen

In Siebenbürgen ist es weder den Szeklern noch den Sachsen gelungen, eine eigenständige Nation zu bilden. Während sich die Szekler an die Ungarn anlehnten, war bei den Siebenbürger Sachsen der ständige Bezug zu den deutschen Ländern präsent. Dies ist das Fazit der 41. Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e. V. Heidelberg (AKSL) , die vom 15.-17. September zum Thema „Unvollendete Nationsbildung“ in Berlin stattfand.
Den Eröffnungsvortrag über die Grundlagen und Vorstufen des Nationalen hielt Joachim von Puttkamer. Das Programm behandelte „Projekte, Hindernisse, Alternativen“ zur Nationsbildung „im östlichen Europa“, so der Untertitel der Tagung. Das Phänomen des Nationalen wurde anhand dalmatinischer, südslawischer, polnischer, polnischer, jüdischer, tatarischer Nationsbildung in Osteuropa beleuchtet, dazu die Bildung einer „Roma-Nation“, berichtet die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien.

Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung war Siebenbürgen gewidmet. Vier Referate bezogen sich direkt darauf: „Die Szekler zwischen Ungarntum und Eigenständigkeit“, „Vereine und Gesellschaften auf dem Weg der ungarischen und sächsischen Nationsbildung“, „Die Optionen der ‚Sächsischen Nation‘: eigenständige Nation oder ‚deutsches Teilvolk‘?“ und „‚Deutsch‘ wird ‚sächsisch‘, ‚sächsisch‘ wird ‚deutsch‘: Bewusster Abbruch der sächsischen Nationsbildung?“. In den beiden letztgenannten Referaten zeigten Harald Roth und Paul Philippi auf, dass die Nationsbildung der Siebenbürger Sachsen weder vor noch nach 1791 vollendet worden sei.

Referenten waren u. a. die Ordinarien der Universitäten Jena (Joachim von Puttkamer), Berlin (Günter Schödl), Heidelberg (Heinz-Dietrich Löwe) und Hermannstadt/Heidelberg (Paul Philippi), dazu Mitarbeiter des Südost-Instituts München (Konrad Clewing), der Universitäten Berlin (Blazej Bialkowski), Leipzig (Johannes Ries), München (Meinolf Arens), Budapest (Zsuzsanna Török), Klausenburg/Cluj (Judit Pál), der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (István Soós und Imre Ress) sowie der wissenschaftliche Leiter des Siebenbürgen-Instituts an der Universität Heidelberg, Harald Roth, der die Tagung mit vorbereitet hatte.

Die Tagung brachte die gelungene Vernetzung zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland, Ungarn und Rumänien zum Tragen. Veranstalter waren neben dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde die Humboldt-Universität Berlin, das Institut für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie, Hermannstadt, und das Institut für Geisteswissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest.

Die Tagung fand im Herzen Berlins, im Senatssaal der Humboldt-Universität, statt. Dr. Harald Roth äußerte gegenüber dieser Zeitung die Hoffnung, dass sich zur nächsten Jahrestagung mehr Mitglieder einfinden werden. In der Mitgliederversammlung des AKSL im Berliner Dom wurde u. a. die Jahresversammlung des Jahres 2007 geplant. Sie steht unter dem Thema „Hermannstadt – ein Zentrum in Randlage“, ist der Stadtgeschichte Hermannstadts gewidmet und findet vom 14. bis 16. September 2007 in der Europäischen Kulturhauptstadt statt. Dazu wird eine Busreise mit Exkursion angeboten, so dass auch ältere Mitglieder den Termin wahrnehmen können.

sb

Schlagwörter: AKSL, Tagung

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