25. Februar 2007

Ausstellung in Mössingen: Heimreise in die siebenbürgische Schulzeit

Die Ausstellung „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“ des Schulmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ist am 27. Januar im Katholischen Gemeindehaus „Don Bosco“ in Mössingen-Bästenhardt feierlich eröffnet worden. „Wer lernt, bleibt nicht stehen“ – mit diesen Worten begrüßte der Vorsitzende der Tübinger Nachbarschaft der Kreisgruppe Reutlingen-Metzingen-Tübingen, Robert Thalmann, die Besucher der Ausstellung.
Unter den Ehrengästen, Siebenbürger und Hiesige, befanden sich Prof. Walter König aus Reutlingen, Hermann Schmidt aus Mössingen, der Kreisvorsitzende Ernst-Michael Herberth aus Metzingen, der Landesvorsitzende Alfred Mrass aus Sachsenheim, der Stellvertreter des Mössinger Bürgermeisters, Dr. Dieter Schmit, Pfarrer Heutjer und das Ehepaar Kannwischer. Besonders begrüßt wurde Michael Schneider, Mitarbeiter der Friedrich-Alexander-Universität, der die Ausstellung erarbeitet und vorbereitet hat, damit sie bundesweit gezeigt werden kann.

Als die Ausstellung geplant wurde, stand noch nicht fest, dass Hermannstadt 2007 eine der beiden Kulturhauptstädte Europas sein werde. Umso mehr freuen sich jetzt Robert Thalmann und sein Organisationsteam, dass sie diese wertvolle Ausstellung über die Schulen in Siebenbürgen nach Tübingen holen konnten, zumal hier auch Exponate aus der Kreisgruppe Reutlingen-Metzingen-Tübingen zu sehen sind, die der Ausstellung eine persönliche Note geben.

Eröffnung der Ausstellung
Eröffnung der Ausstellung "Die Schulen der Siebenbürger Sachsen" in Mössingen: Michael Schneider (links) und Robert Thalmann. Foto: Anneliese Lipp

Pfarrer Heutjer, der Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Mössingen, erklärte in seiner Begrüßungsrede, dass er sich schon seit 25 Jahren mit den Menschen aus Siebenbürgen eng verbunden fühle. Auf seinen Fahrten durch Siebenbürgen beeindruckten ihn, unter anderem, die Inschriften an den Schulen, wie „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“. Durch ihre Strenge, aber auch Güte seien die Lehrer in Siebenbürgen Vorbilder für die Schüler gewesen und hilfreich auf deren Lebensweg.

Hermann Schmidt, der vor über 50 Jahren als junger Lehrer nach Mössingen gekommen war, schilderte in bewegenden Worten Erlebnisse aus seiner Schulzeit und erzählte von seiner Entscheidung Lehrer zu werden und den Jahren im Seminar zu Hermannstadt. Es kamen schöne, aber auch angstvolle Erinnerungen auf, beispielsweise an die Verschleppung zur Zwangsarbeit nach Russland sowie an die Flucht zurück nach Siebenbürgen ins nun kommunistisch regierte Rumänien. In der Nachkriegszeit benötigten die Lehrer in Siebenbürgen viel Kraft, Geduld und Durchsetzungsvermögen, bis es endlich soweit war, dass wieder ein Kulturleben in deutscher Sprache genehmigt wurde. All diese Erlebnisse hat Hermann Schmidt in seinem Buch „Vom Alt zur Alb“ niedergeschrieben. Es ist eine Autobiografie und zugleich auch ein Teil Geschichte aus dem Schulleben in Siebenbürgen.

Dorothea Welther trug das Gedicht „Was willst Du werden“ von Grete-Lienert-Zultner in sächsischer Mundart besonders treffend vor. In seiner Eröffnungsrede freute sich Michael Schneider von der Universität Erlangen-Nürnberg über die Zusammenarbeit mit Robert Thalmann. Während der Vorbereitungen war Thalmann einer der ersten, der ihm Leihgaben für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hatte. Aus diesem Grund komme Schneider besonders gerne nach Mössingen, um hier die Ausstellung zu eröffnen. In einer Dia-Vorführung erklärte Schneider den Aufbau der Ausstellung. Diese gliedert sind in fünf Teile: „Wer sind die Siebenbürger Sachsen?“, „Aus der siebenbürgisch-sächsischen Schulgeschichte“. „Die Blütezeit“, „Schule in der Diktatur – Das Ende des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens“ und „Die Schule im Gepäck – zur Integration der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“. Im Abschnitt „Die Blütezeit“ wird in zehn Unterpunkten der Sinn und die Aufgabe des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens aufgezeigt. Dieser Teil der Ausstellung ziehe die Besucher am meisten in seinen Bann. Dafür überließen Siebenbürger aus Reutlingen der Ausstellung Bilder und Schriften als Leihgabe. Ein Beispiel sind die Diensteide des Volksschullehrers Michael Guist (1874-1951), der in seiner fünfzigjährigen Laufbahn als Volksschullehrer und Rektor fünf Diensteide ablegen und dem jeweiligen Staat Treue schwören musste. Werner Kuchar hat diese wertvollen Schriften seines Großvaters Guist für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Landesvorsitzender Alfred Mrass dankte der Tübinger Nachbarschaft für die gute Organisation und Gestaltung der Ausstellung. Dies machte sich auch in der guten Resonanz bemerkbar, mit der Besucher aus der gesamten Umgebung die Eröffnungsfeier aufnahmen. Das „Schwäbische Tagblatt“ berichtete ausführlich über das Ereignis. Die Ausstellung wurde auch an den folgenden Tagen rege besucht.

Der Vorstand und alle Mitglieder der Kreisgruppe danken ganz herzlich den Helferinnen und Helfern Anne und Wilhelm Filp, Josef Gerst, Elfriede und Martin Hügel, Adelheid und Werner Kartmann, Inge Kirschner, Sara Lurz, Gertrud und Samuel Maurer sowie Dorothea und Franz Welther für ihren Einsatz. Ein besonderer Dank geht an Robert und Hedda Thalmann, die die Ausstellung nach Tübingen gebracht haben und für die gesamte Organisation und Durchführung verantwortlich waren.

Anneliese Lipp


Schlagwörter: Schulgeschichte, Ausstellungen

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