12. Dezember 2007

Michael Zimmermann: Ritter der französischen Ehrenlegion

Blasmusik und alles was damit im Zusammenhang steht hat in Siebenbürgen eine alte Tradition. Aus ihr erwuchsen oft auch außergewöhnliche Begabungen und herausragende Karrieren. Unter den Blaskapellmeistern im östlichen und südöstlichen Europa gab es einen regen Austausch. Immer wieder finden wir Kapellmeister aus Österreich, Deutschland oder Böhmen, die in Siebenbürgen tätig wurden, während siebenbürgische Musiker eine berufliche Laufbahn im Ausland einschlugen und sich nicht selten einen Namen machten. Kein siebenbürgischer Musiker dieser Branche aber hatte eine ähnlich große internationale Ausstrahlung wie der vor undert Jahren verstorbene Blaskapellmeister Michael Zimmermann.
Er war ein außerordentlich erfolgreicher und regelrecht gefeierter Künstler, einer jener, mit denen sich die Siebenbürger Sachsen schmücken können (wenn sie sich ihrer erinnern), vor allem aber ihr Andenken bewahren und ihr Vermächtnis pflegen sollten.

Schon zu seinen Lebzeiten war Zimmermann im Ausland geschätzter als in seiner Heimat. Der 1834 in Beleschdorf (bei Mediasch) geborene Michael Zimmermann (das genaue Geburtsdatum muss noch ermittelt werden) erhielt, wie Constant Wurzbach im 60. Band seines so namhaft wie kompetenten, in Wien erschienenen Biographischen Lexikons des Kaisertums Österreich 1891 schreibt, „als Sohn eines Landmannes insoweit eine gute Erziehung, daß er 1848 als Schulgehilfe in Großalisch bei Schäßburg einen Dienst annehmen konnte.“

Auch eine seinem außergewöhnlichen Talent gemäße musikalische Unterweisung wurde ihm zuteil. Schon kurz nach 1849 wurde er Musiker in einer österreichischen Militärkapelle. Nach seiner sechsjährigen Dienstzeit absolvierte er in Prag eine Ausbildung zum Militärmusiker und wurde Kapellmeister einer Regimentskapelle. 1864 erhielt er die Dirigentenstelle beim österreichischen Infanterieregiment 73, dessen Kapelle er so erfolgreich leitete, dass sie bei dem aus Anlass der Pariser Weltausstellung 1867 ausgeschriebenen Wettbewerb für Militärkapellen mit der Darbietung der Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ von Rossini den ersten Preis errang, vor den Kapellen aus Frankreich, Preußen, Bayern, Baden, Belgien, Holland, Spanien und Russland. Nach dem Wettbewerb gab Zimmermanns Kapelle noch ein Konzert vor Kaiser Napoleon III. Der Kaiser ernannte Zimmermann zum „Ritter der Ehrenlegion“. Somit ist Zimmermann wohl der erste Siebenbürger Sachse, der diesen höchsten, von Napoleon I. 1802 eingeführten französischen Orden, eine Art französische Variante des Nobelpreises, erhielt.

Wurzbach schreibt: „Die Rückreise der Kapelle glich einem förmlichen Triumphzuge, […] am 8. August rückte sie in Wien ein, wo sie am 9., von einer zahllosen Menschenmenge geleitet, auf die Burgwache zog. Mittlerweile hatte Kaiser Franz Joseph am 3. August den Kapellmeister Zimmermann mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. Infolge dieses Sieges erhielt derselbe die vorteilhaftesten Anträge von Paris und London, er lehnte jedoch alle ab […] und nahm in seiner Heimat die Stelle als Stadtkapellmeister zu Kronstadt in Siebenbürgen an.“

Das geschah 1868. In Kronstadt gründete Zimmermann 1869 die Vereinigung der Kronstädter Musikfreunde. Es kam zu einer ersten Aufführung mit Orchester und einem großen Chor. Offenbar gab es aber Unstimmigkeiten, und Zimmermann ging schon im darauf folgenden Jahr nach Wien zurück. Dort wirkte er als Kapellmeister bis zu seiner Pensionierung. Danach leitete er die Kapelle in Marienbad und zuletzt in Bad Teplitz. In Teplitz-Schönau starb er am 8. Dezember 1907.

In Wurzbachs Lexikon werden folgende Kompositionen von Zimmermann angeführt: „Annette“, Polka francaise (1867); Iphigenien-Polka francaise (1868); Neujahrsgruß 1868, Polka francaise (1868); Etelka-Mazurka (1868); „Wiedersehen“, Schnellpolka (für Kaiser Napoleon). Vermutlich ist Zimmermann Werkliste umfangreicher. Außer Eigenkompositionen schrieb er Potpourris und verschiedene Arrangements für Blasorchester. Wurzbach attestiert Zimmermann „eine seltene Meisterschaft“ des Arrangements, wodurch er „die von ihm geleiteten Musikkörper zur höchsten Vollendung hob“.

K.T.

Schlagwörter: Blasmusik, Musikgeschichte

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