29. Januar 2008
Leserecho: Begrüßenswerte Initiativen
Zu den Artikeln „Die Hoffnung genährt“ und „Audiothek statt Schuhkarton“ in der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ), Folge 20 vom 20. Dezember 2007, meldet sich der Historiker Dr. Harald Roth, Stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, mit folgendem Leserbrief zu Wort.
Mit großer Erleichterung und Zustimmung ist das Engagement des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und seiner Gliederungen seit Herbst 2007 für die wissenschaftlichen Einrichtungen in Gundelsheim sowohl von den Mitarbeitern des Siebenbürgen-Instituts als auch von den Vorständen der diese Institution tragenden und fördernden Vereine aufgenommen worden. In Ergänzung zu den Beiträgen der letzten Folgen der Siebenbürgischen Zeitung, im Besonderen etwa des Interviews in der Folge 20 vom 20. Dezember 2007, Seite 12, ist festzuhalten, dass es bereits während der vergangenen Jahre ein enormes Engagement unserer Vereine und Landsleute gab – das nicht zu erwähnen, wäre nicht ganz fair gegenüber jenen, die in diesen Jahren teils hohe Opfer gebracht haben, ob Mitarbeiter, Ehrenamtliche oder Spender. So wurde die Stelle des wissenschaftlichen Leiters seit ihrer Einrichtung im Frühjahr 2003 gänzlich ohne öffentliche Zuschüsse finanziert, rund zwei Jahre von der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, dann 2005 bis 2007 durch Spenden von lediglich knapp dreißig aktiven Mitgliedern des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde – und allein während dieser vergangenen drei Jahre waren das ziemlich genau 100 000 Euro, ein beachtlicher Betrag, auch wenn er nur für eine halbe Stelle reichte.
Das Kernstück des Siebenbürgen-Instituts, die Siebenbürgische Bibliothek, wäre heute wohl ein halb vergessener Bücherhaufen, hätte es den Förderverein der Bibliothek nicht gegeben: Er hat seit seiner Gründung vor 15 Jahren fast genau 200 000 Euro aus Zuwendungen seiner Mitglieder in Neuerwerbungen, Erhalt und Erschließung der Bestände investiert. Das sind nur zwei Beträge, die in den letzten Jahren aus Eigenmitteln beständig aufgebracht wurden und die gewährleistet haben, dass sich das Siebenbürgen-Institut heute trotz aller Probleme auf einem guten Stand präsentieren kann. Diese Beispiele sind ein Ansporn für alle, die eine erfolgreiche Sicherung des Siebenbürgen-Instituts erreichen wollen. In diesem Sinne gilt es, das Engagement auszuweiten und dadurch schon bald wieder eine reguläre Geschäftsführung des Instituts zu ermöglichen.
In Gundelsheim gab es währenddessen keinen anderen Bereich, für den seit Mitte der neunziger Jahre so viele Bemühungen zur Einwerbung von Förderungen erfolgten wie für die Mundartforschung: Anträge beim Bund, beim Land Nordrhein-Westfalen, bei zwölf Stiftungen (Thyssen stand kurz vor einer Bewilligung), Kontakte und Gespräche mit einer deutschen Akademie und mehreren Universitäten, mit Luxemburger Regierungsstellen, fast realisierte Planungen mit einem Luxemburger Förderkreis, ein Antrag bei der Europäischen Kommission in Brüssel (in Kooperation mit einem Institut aus Rumänien und einer Universität aus Ungarn) – für kein anderes Forschungsproblem wurden so viele Förderversuche unternommen, ist doch die Mundartsicherung zusammen mit der Quellenerschließung (im Urkundenbuch) das älteste (über 150 Jahre alte) Anliegen des Landeskundevereins. Im Übrigen hatte dieser um das Jahr 2000 in fast schon nicht mehr verantwortbarer Weise auch seine sämtlichen Rücklagen für diesen Projektbereich eingesetzt. Von „Schuhkarton“ und „verstauben“ kann somit keinesfalls die Rede sein, die Fragestellung Mundartsicherung steht obenan auf der Liste. Und es ist sehr zu begrüßen, neue Verbündete in dieser Sache zu finden. Wie grausam schwer es ist, von irgendwoher eine finanzielle Förderung für ein solches Anliegen zu erhalten, ist schon durchexerziert worden. Auch eine Mitgliedschaft und Mitarbeit im Landeskundeverein kann nicht schaden, um in dieser Sache auf dem Laufenden zu sein und sie aktiv, uneigennützig zu fördern. Neue Förderversuche sollen unternommen werden, zumal dann, wenn die Erschließung und Nutzung mit ganz neuen, vor wenigen Jahren noch kaum auszudenkenden Techniken erfolgen kann. Aber die jüngsten Signale des IDS und die Erfahrung zeigen, dass hier wohl in erster Linie das eigene sächsische Engagement gefragt sein wird.
Das Kernstück des Siebenbürgen-Instituts, die Siebenbürgische Bibliothek, wäre heute wohl ein halb vergessener Bücherhaufen, hätte es den Förderverein der Bibliothek nicht gegeben: Er hat seit seiner Gründung vor 15 Jahren fast genau 200 000 Euro aus Zuwendungen seiner Mitglieder in Neuerwerbungen, Erhalt und Erschließung der Bestände investiert. Das sind nur zwei Beträge, die in den letzten Jahren aus Eigenmitteln beständig aufgebracht wurden und die gewährleistet haben, dass sich das Siebenbürgen-Institut heute trotz aller Probleme auf einem guten Stand präsentieren kann. Diese Beispiele sind ein Ansporn für alle, die eine erfolgreiche Sicherung des Siebenbürgen-Instituts erreichen wollen. In diesem Sinne gilt es, das Engagement auszuweiten und dadurch schon bald wieder eine reguläre Geschäftsführung des Instituts zu ermöglichen.
Mundartsicherung steht obenan auf der Liste
In Folge 20/2007 der SbZ wurde ein ohne Frage wichtiges Projekt zur wissenschaftlichen Erschließung von Mundartaufnahmen angeregt. Es handelt sich dabei zweifellos um ein prioritär umzusetzendes Anliegen. Die Ausdrucksweise „Audiothek statt Schuhkarton“ und die „Sprachdokumente im Archiv verstauben zu lassen“, was beides als Wink mit dem Zaunpfahl an das Siebenbürgen-Institut zu verstehen ist, stellen jedoch in keiner Weise die Sachlage in Rechnung. Diese sei hier kurz skizziert. Die siebenbürgisch-sächsischen Mundartaufnahmen auf Tonbändern vor allem der endsechziger und siebziger Jahre wurden mit einigem Aufwand bald nach der Wende von damaligen Mitarbeitern des Siebenbürgen-Instituts aus Bukarest, Hermannstadt und Klausenburg nach Gundelsheim gebracht und damit schlechthin gerettet, da vor Ort niemand mehr zuständig war und in einem Fall die Tonbänder neben einem Kachelofen gelagert waren. Anschließend wurden die zum Teil schon sehr schlecht erhaltenen Tonbänder im Rahmen größerer Bundesförderungen (Projektanträge) beim Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) digitalisiert, wobei Letzteres auch erhebliche Eigenmittel eingebracht hat. Dadurch wurden diese Aufnahmen überhaupt erhalten und zugänglich gemacht. Teile der Bestände wurden anschließend in Mannheim im Rahmen von IDS-Projekten erschlossen und transkribiert.In Gundelsheim gab es währenddessen keinen anderen Bereich, für den seit Mitte der neunziger Jahre so viele Bemühungen zur Einwerbung von Förderungen erfolgten wie für die Mundartforschung: Anträge beim Bund, beim Land Nordrhein-Westfalen, bei zwölf Stiftungen (Thyssen stand kurz vor einer Bewilligung), Kontakte und Gespräche mit einer deutschen Akademie und mehreren Universitäten, mit Luxemburger Regierungsstellen, fast realisierte Planungen mit einem Luxemburger Förderkreis, ein Antrag bei der Europäischen Kommission in Brüssel (in Kooperation mit einem Institut aus Rumänien und einer Universität aus Ungarn) – für kein anderes Forschungsproblem wurden so viele Förderversuche unternommen, ist doch die Mundartsicherung zusammen mit der Quellenerschließung (im Urkundenbuch) das älteste (über 150 Jahre alte) Anliegen des Landeskundevereins. Im Übrigen hatte dieser um das Jahr 2000 in fast schon nicht mehr verantwortbarer Weise auch seine sämtlichen Rücklagen für diesen Projektbereich eingesetzt. Von „Schuhkarton“ und „verstauben“ kann somit keinesfalls die Rede sein, die Fragestellung Mundartsicherung steht obenan auf der Liste. Und es ist sehr zu begrüßen, neue Verbündete in dieser Sache zu finden. Wie grausam schwer es ist, von irgendwoher eine finanzielle Förderung für ein solches Anliegen zu erhalten, ist schon durchexerziert worden. Auch eine Mitgliedschaft und Mitarbeit im Landeskundeverein kann nicht schaden, um in dieser Sache auf dem Laufenden zu sein und sie aktiv, uneigennützig zu fördern. Neue Förderversuche sollen unternommen werden, zumal dann, wenn die Erschließung und Nutzung mit ganz neuen, vor wenigen Jahren noch kaum auszudenkenden Techniken erfolgen kann. Aber die jüngsten Signale des IDS und die Erfahrung zeigen, dass hier wohl in erster Linie das eigene sächsische Engagement gefragt sein wird.
Dr. Harald Roth, Regensburg
Schlagwörter: Leserecho, Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgische Bibliothek, Forschungsprojekt
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Neueste Kommentare
- 01.02.2008, 14:07 Uhr von pedimed: der Ijel kaun et jo geat miinen. Awer eas legt geträn sich net än der häsijen Gesältscheft, wonn de ... [weiter]
- 30.01.2008, 19:03 Uhr von der Ijel: pedimed schrieb: wenn wir nicht mehr weiter kamen ,dann haben wir sächsisch gesprochen und dann ... [weiter]
- 29.01.2008, 01:46 Uhr von pedimed: Die siebenbürgischen Mundarten sollten vor allem die Eltern an ihre Kinder weitergeben.Viele fallen ... [weiter]
Artikel wurde 3 mal kommentiert.
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