4. Februar 2009

TV-Tipp: Radio Freies Europa und der Kalte Krieg

Ohne „Radio Freies Europa“ (Radio Free Europe) wäre die Geschichte des Kalten Krieges anders verlaufen. Dass es nicht zu einem atomaren Holocaust kam, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst des Senders. Unter dem Titel „Liebesgrüße nach Moskau - Radio Freies Europa und der Kalte Krieg“ zeigt arte am Mittwoch, dem 4. Februar, 21.00 bis 22.25 Uhr, einen Dokumentarfilm mit teilweise neuem unbekanntem Archivmaterial von Erfolgen und Fehlschlägen des Senders. Der Film wird am Samstag, 7. Februar, 14.00 bis 15.30 Uhr, und Dienstag, 17. Februar, 10.30 bis 12.00 Uhr, auf arte wiederholt.
Dazu liefert der Fernsehsender arte folgende Hintergrundinformationen:

Zunächst heimlich von der CIA, später offiziell durch die amerikanische Regierung finanziert, sendete "die Stimme der Freiheit und Demokratie" - so RFE über sich selbst - von 1951 an in den jeweiligen Landessprachen nach Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und in die Tschechoslowakei. RFE war die wohl ungewöhnlichste und dabei erfolgreichste Waffe der USA im Kalten Krieg.

Die Regimes in Osteuropa betrieben einen ungeheuren Aufwand, um die Bevölkerung am Empfang von RFE zu hindern. Störsender machten das Programm fast unhörbar. Aber auch RFE wehrte sich, indem es ständig seine Frequenzen wechselte. Ein Katz-und-Maus-Spiel auf höchstem technischen Niveau, an dem die Hörer aktiv teilnahmen. Viele von ihnen lebten ihrerseits in ständiger Angst, entdeckt zu werden. Denn es hieß, dass des Nachts Autos mit Peilantennen durch die Straßen fuhren, um Radiogeräte aufzuspüren, die auf den Westsender eingestellt waren.

RFE berichtete nicht nur über das Geschehen im Westen, viel wichtiger waren die Nachrichten über das Geschehen in den Vasallenstaaten der Sowjetunion. Kein anderer westlicher Sender leistete das. Und so nutzten auch die politisch Mächtigen begierig die Nachrichten von RFE als verlässliche Informationsquelle über den Ostblock.

In den Augen der CIA war der Sender in München Tummelplatz östlicher Agenten. In jeder Abteilung gab es Informanten, die erpresst oder freiwillig ihre Informationen nach Osten lieferten. Es gab Morde, Mordversuche, Attentate und sogar einen Bombenanschlag auf den Sender. Alles, was eine gute Spionagegeschichte ausmacht, war Teil des Alltags bei RFE. Der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Osteuropa und der Fall der Berliner Mauer im Herbst 1989 war ein Triumph für RFE.

"Liebesgrüße nach Moskau" zeigt mit Dokumenten und ungewöhnlichem Archivmaterial aus dem Kalten Krieg sowie in Gesprächen mit Hörern und Mitarbeitern, wie Radio Freies Europa als Instrument der psychologischen Kriegsführung begann und zu einer verlässlichen Informationsquelle der Menschen im Osten wurde. Nicht zuletzt deshalb, weil das Programm von Menschen gestaltet wurde, die aus den Zielländern stammten und sich ihren Landsleuten hinter dem Eisernen Vorhang verpflichtet fühlten. Einer der ehemaligen Mitarbeiter drückt es so aus: "Die Amerikaner können schlecht Herzen gewinnen - aber das waren ja keine Amerikaner, sondern Menschen, die diese Länder als ihre Heimat betrachteten."

Regie: Christian Bauer

Link:

Februar-Umfrage von www.siebenbuerger.de über Radio Europa Liberă

Schlagwörter: TV-Tipp, Medien, Kommunismus

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