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4. Februar 2009

Kulturspiegel

TV-Tipp: Radio Freies Europa und der Kalte Krieg

Ohne „Radio Freies Europa“ (Radio Free Europe) wäre die Geschichte des Kalten Krieges anders verlaufen. Dass es nicht zu einem atomaren Holocaust kam, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst des Senders. Unter dem Titel „Liebesgrüße nach Moskau - Radio Freies Europa und der Kalte Krieg“ zeigt arte am Mittwoch, dem 4. Februar, 21.00 bis 22.25 Uhr, einen Dokumentarfilm mit teilweise neuem unbekanntem Archivmaterial von Erfolgen und Fehlschlägen des Senders. Der Film wird am Samstag, 7. Februar, 14.00 bis 15.30 Uhr, und Dienstag, 17. Februar, 10.30 bis 12.00 Uhr, auf arte wiederholt. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 5 mal kommentiert.

  • Weisheitsborn

    1Weisheitsborn schrieb am 04.02.2009, 18:46 Uhr:
    Das Thema wird zur Zeit leider wieder hochgespielt.

    Radio Free Europe und der Sender Frieden und Fortschritt
    waren die beiden Kontrahenten des Kalten Krieges gewesen.
    Im Zuge der Entspannungsbemühungen und der politischen
    Entwicklungen in Osteuropa hatten sich beide Stationen
    erübrigt. Radio Free Europe propagierte in seinen
    Sendungen das politische und das ökonomische System
    nach westlichem Muster. Ob es die Tendenz der Forderung
    in den den Zielgebieten nach Demokratisierung allein
    maßgeblich beeinflusste, lässt sich heute schwer sagen.

    Die Programme beider Stationen waren propagandistisch aufgebaut. Radio Free Europe wollte das poltische und
    ökonomische System des Westens verkaufen, der Sender
    Frieden und Fortschritt das sozialistische System in
    einem verklärten Bild darstellen. Letztendlich haben
    die Ereignisse in Osteuropa zum Ende des Sowjetsystems
    mit seinen Satelliten geführt. So war kein Raum mehr
    für sozialistische Propaganda biederer Natur.

    Josef Theobald
  • getkiss

    2 • getkiss schrieb am 05.02.2009, 08:00 Uhr:
    Dieser erste Kommentar, schon vor dem Außstrahlen des Films gepostet, versucht eine Beeinflussung der Zuschauer des Films und Leser dieser Webseite. Die zwei Sender werden gleichwertig gegenüberstellt, was so nicht stimmt.
    Der Kommentar beginnt mit "das Thema wird wieder hochgespielt".
    Auch wenn die Zwei Verbrecher-Regimen nicht gleich beurteilt werden können, dass der Nazis, und das der Kommunisten, eines hatten diese gemeinsam: Die Unterjochung des eigenen Volkes mit allen Mitteln und die Auslöschung der "Gegner". Bei den Nazis kam die Schoah noch hinzu, darum kann man diese Regimen nicht gleichstellen.

    Es stimmt die Behauptung aus dem Artikel:
    ""Liebesgrüße nach Moskau" zeigt mit Dokumenten und ungewöhnlichem Archivmaterial aus dem Kalten Krieg sowie in Gesprächen mit Hörern und Mitarbeitern, wie Radio Freies Europa als Instrument der psychologischen Kriegsführung begann und zu einer verlässlichen Informationsquelle der Menschen im Osten wurde. "

    Und darum hat die östliche Diktatorenbande so reagiert, wie in dem Artikel beschrieben:
    "In den Augen der CIA war der Sender in München Tummelplatz östlicher Agenten. In jeder Abteilung gab es Informanten, die erpresst oder freiwillig ihre Informationen nach Osten lieferten. Es gab Morde, Mordversuche, Attentate und sogar einen Bombenanschlag auf den Sender."

    So, wie die Propagandamedien aus dem Osten die Realität darstellten, so war diese nicht. Und wir wussten es. Und wir fühlten auch, daß, obwohl von der amerikanischen Regierung bezahlt, die meisten Mitarbeiter des Senders, aus Ihrem "Heimatgefängniss entlaufen", sich Ihrer Heimat und Ihrem Volk verpflichtet fühlten und die vielen, oft auf geheimen Wegen aus der Heimat erhaltene Nachrichten, versucht haben zu erklären und mitzuteilen.

    Die Einbindung von Terroristen wie Carlos der "Schakal" in den "Kampf" der Securisten gegen den Sender bezeugt es ja, dass die Diktatoren nichts anderes mehr fürchteten als die Aufklärung und die Wahrheit....

    In meiner Heimat sagte man über die geflüchteten "a fugit" - ist weggelaufen, geflüchtet. Ein Mensch flüchtet nur aus dem Kerker! Nicht alle konnten den ertragen! Und die vielen Opfer, die den Einsatz ihres Lebens für die Freiheit nicht scheuten, bezeugen dies!

    [Beitrag am 05.02.2009, 08:06 von getkiss geändert]

    [Beitrag am 05.02.2009, 08:16 von getkiss geändert]
  • Don Carlos

    3Don Carlos schrieb am 05.02.2009, 12:22 Uhr:
    Der 1 000 000- Dollar-Anschlag der „Securitate“ – Antwort auf den„Kreuzzug für die Freiheit“? –
    Radio“ Freies Europa“ und „Radio Freiheit“ als destabilisierende Faktoren des osteuropäischen und sowjetischen Kommunismus?
    Die Ankündigung des Berichts über 50 Jahre RFE versprach einiges. Der Bericht selbst aber, der partiell ins Leere ging und eine ernsthafte Thematik agentenromanhaft trivialisierte , konnte die hohen Erwartungen, die ein mit der Materie vertrauter Insider anlegte, jedoch nur unvollkommen erfüllen. Er blieb an der Oberfläche, lieferte zum Teil unverifizierte Thesen, streute Gerüchte, nährte Mythen und sagte nur sehr wenig Konkretes aus – zumindest aus meiner Sicht entstand der Eindruck, die Dokumentation sei nur für Zuschauer gemacht, die noch nie etwas von RFE gehört hatten. Alles wurde nur angerissen, nichts vertieft!
    Wie hätte man auch 50 Jahre Ost-West-Konfrontation, Kalter Krieg, die Aufstände und Erhebungen in Berlin, Budapest, Prag bis hin zum Sturz von Diktator Ceausescu in der knappen Sendezeit überhaupt einfangen können?
    Doch einige Bilder prägten sich ein: Der 1 000 000 Dollar-Knall an der RFE-Pforte im Englischen Garten, ein Coup im Auftrag der verbrecherischen „Securitate“ – und der „Rhizinus-Anschlag mit präpariertem Regenschirm, den der Bulgarische Geheimdienst auf einen Schivkow-Kritiker unternahm, auf einen Kritiker, der es gewagt hatte, den Nimbus eines kommunistischen Diktators anzugreifen. (Ich weilte seinerzeit in Genf (Februar 1981), um dort die UNO-Klage gegen das Ceausescu-Regime auf den weg zu bringen – exponiert und nicht minder gefährdet.)
    In dem Bericht, der zweifellos nicht von Kennern der Materie erarbeitet wurde, kamen zahlreiche nichtrepräsentative Zeitzeugen (Hörer) zu Wort, darunter auch eine Person, die sich überhaupt nicht mehr an die gesendeten Inhalte von RFE erinnern konnte. Dabei wurde nicht differenziert, ob Radio Liberty in der Sowjetunion unter dortigen Bedingungen gehört wurde oder RFE in Ungarn, Rumänien und in der Tschechoslowakei.
    Die „Opfer“ wurden nicht gehört. Nicht angemessen gehört und interviewt wurden die Mitwirkenden an der Front im Studio wie der Siebenbürger Sache Acker, der durchaus mehr und Tieferes hätte sagen können.
    Sehr schlecht vertreten war das Thema „Menschenrechte“. Der von Ronald Reagan in den 50ger Jahren propagandistisch gestartete „Kreuzzug für die Freiheit“ wurde unter Präsident Jimmy Carter durch eine „Menschrechtskampagne“ ohne Vergleich abgelöst – wobei sich die US-Regierung von den bis 1971 propagierten Lüge, RFE/RL werde privat finanziert, distanzierte.
    Der Sender RFE, über dessen Schließung in dieser Zeitung in den Monaten Juli/August 2008 berichtet und kommentiert wurde, lebte von exilierten „Dissidenten“.
    Er arbeitete mit ihnen zusammen, er förderte ihre literarischen und geistigen Werke und ihre freie Meinungsäußerung über den Stacheldraht hinweg – aber er instrumentalisierte sie auch, wenn sie das hinnahmen und unkritisch mitwirkten.
    Auch über die Frage, was der Sender RFE für die im Ostblock verbleibenden Dissidenten bedeutete, erfuhr man in dem Bericht nichts.
    Unter hohem persönlichen Risiko habe ich nach meiner Ausreise im Herbst 1979 mit RFE zwei Interviews gemacht, (während andere systemloyale Schrifsteller „deutscher Zunge“ aus dem Banat und Siebenbürgen der Rumänischen Kommunistischen Partei , RKP, noch jahrelang zujubelten, unter anderm auch als RKP-Mitglieder! ) Eines über die Oppositionszeit in Rumänien in den Jahren 1977-1979 (Goma-Bewegung bzw. über mein Hineinschlittern in die Dissidenz und in die antikommunistische Bürgerrechtsbewegung) – und ein weiteres über die Gründung der Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger SLOMR in Temeschburg (Temeswar) im März/April 1979 ( also vor fast genau 30 Jahren).
    Das erste, knapp einstündige Gespräch wurde mehrfach gesendet. Das zweite Interview zu SLOMR hingegen schon nach Wochen „gelöscht“!
    Weshalb?
    Makropolitische Interessen waren ausschlaggebend – und nicht naive Behauptungen ( mit Desinformationsabsicht), Washington hätte nichts von dem Vorgehen in den Redaktionen von RFE in München gewusst.
    Kurz vor dem Schließen des Senders RFE ( ich protestierte dagegen in einem Offenen Brief an Direktor Jeff Gedmin, im Internet auffindbar) – rumänische Abteilung, die nur noch ein Kurzprogramm aus Prag ausstrahlte, sendete „Europa Libera“ vier Rezensionen und mit Interviewstatements zur „Symphonie der Freiheit“. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ in rumänischer Sprache. Das Gespräch mit mir (Carl Gibson) führte RFE-Korrespondent aus Berlin William Totok. (Der rumänische Text wurde in der Zeitschrift „altitudini“ (Rumänien, August) abgedruckt.
    Summa summarum – über das gegenseitig sich befruchtende Wechselverhältnis von Geben und Nehmen zwischen Dissidenten und einem Sender, der ursprünglich als Propaganda-Sender der Amerikaner und als Mittel des Kalten Krieges zur Destabilisierung des Kommunismus im Osten gestartet worden war, dann aber doch auf die Karte „Wahrheit“ setzte ( wenn auch nicht immer!), über die Unterstützer und Helfer der Ost-Dissidenten im Westen hätte der Bericht näher eingehen sollen.
    Da noch zahlreiche Einzelfragen hier angesprochen werden können, eröffne ich mit diesem Beitrag gleichzeitig auch eine Diskussion im Forum, das auch das Kapitel RFE unter das große Thema „Vergangenheitsbewältigung im Kommunismus“ fällt.
    Deshalb, getkiss, ist es wichtig, den Vergleich den Kommentators weiheitsborn entschieden zurückzuweisen. RFE und RL ebenso die Voice of Amerika, BBC Deutsche Welle und andere Sender des freiheitlichen Westen fuhren gut damit, auf die „Wahrheit“ zu setzen und über Fakten zu berichten, während die Propagandasender der Kommunisten von Radio Moskau bis zu den Sendern der DDR bis zuletzt, bis zum Fall der Mauer an der großen Lüge festhielten, die das Wesen des Kommunismus ist.
    Carl Gibson


  • Weisheitsborn

    4Weisheitsborn schrieb am 10.02.2009, 10:51 Uhr:
    Die Enttäuschung über die Sendung kann ich
    nachvollzehen. Die propagandistische Absicht
    der Sendungen von RFE/RL war nicht gerade für
    eventuelle Hörer als populär einzustufen.

    Die Sendungen verfolgten eine globale Strategie
    im Sinne des Westens. Ob diese dem Drang nach
    Freiheit in den östlichen Ländern nachhelfen
    konnten, bleibt aber fraglich.

    Ich verweise nur auf das östliche Propaganda-
    material aus der damaligen CSSR. Hier gab es
    wilde Spekulationen bis hin zu Verdächtigungen,
    als sei jeder Sprecher bei RFE im Dienst der CIA
    eingebunden gewesen.

    Deshalb muss man in all der Propaganda das Wahre
    vom Falschen aussondern. Das ist manchmal nicht
    einfach. Doch der Erklärungsversuch im Gegensatz
    zweier Propagandasender ist dabei hilfreich.

    Josef Theobald
  • Don Carlos

    5Don Carlos schrieb am 10.02.2009, 15:37 Uhr:
    Während der Präsidentschaft von Jimmy Carter war die USA die "Leitnation der Freiheit", die den "Menschenrechten" weltweit zum Durchbruch verhalf, lange vor der Philosophie von Guantanamo.
    Die Radiosender "Freies Europa" bzw. "Radio Liberty" waren die Mittel dazu, den "Wert der Freiheit" und die Summe aller Menschenrechte in die Welt zu senden, gerade dorthin, wo die Unterdrückung der elementaren Grundrechte am größten war, hinter den Eisernen Vorhand.

    Wer immer etwas mit Recht und Freiheit zu tun hatte, jeder kleine Dissident im Untergrund, blickte zu den Vereinigten Staaten hoch und erhoffte sich irgendeine Unterstützung auch aus dem Weißen Haus, auch wenn sie nur "metaphsischer oder moralischer Art" war - wie bei den im real existierenden Sozialismus verfolgten "baptistischen" Glaubensbrüdern Carters.

    Ich hätte es durchaus begrüßt, wenn dieser Aspekt, der nach der KSZE-Konferenz 1975 in Helsinki noch zunahm, in dem Filmbericht über RFE deutlicher herausgearbeitet worden wäre.

    Auch hätte ein ( selbst entfernter) "Insider" etwas mehr Differenzierung begrüßt - und die Betonung der Tatsache, dass nahezu sämtliche Mitarbeiter bei RFE ( bis auf die eingeschleusten Spione des KGB und der Securitate)notorische "Idealisten" waren, (keine Hasardeure!) die ihr "Leben" bewusst einsetzten, um anderen Stigmatsierten das "freie Wort" und die "Frohe Botschaft zu bringen.

    Ohne RFE wäre "Dissidenz" kaum möglich gewesen, Die Goma-Bewegung 1977 ebenso wenig wie die SLOMR-Gründung in Bukarest und Temeschburg, denn RFE verlas Listen und gab Mitglieder bekannt und stellte die Verbindungen zu Menschenrechtsorganisation wie "amnesty international" im Westen her.
    Die historische Dokumentation "an sich" war in Ordnung und sehr begrüßenswert, weil der "Alt-Bundesbürger" erstmals umfassend über freie Medienberichterstattung nach Osteuropa und in die Sowjetunion informiert wurde.
    Mehr zum Thema im "allgemeinen Forum der SbZ" unter "Kreuzug für die Freiheit."
    Carl Gibson, Zeitzeuge.


    [Beitrag am 10.02.2009, 15:43 von Don Carlos geändert]

    [Beitrag am 10.02.2009, 15:50 von Don Carlos geändert]

    [Beitrag am 10.02.2009, 15:56 von Don Carlos geändert]

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