6. März 2009

Dracula - Wahrheit, Mythos und Vampirgeschäft

Am 13. Februar fand im Studio 13 in Bamberg die erste der insgesamt sieben von der Kreisgruppe Bamberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen für 2009 geplanten Veranstaltungen zum Thema „Siebenbürgen im Blickpunkt“ statt. Kulturreferentin Dagmar Zink begrüßte den Gastreferenten Dr. Michael Kroner aus Oberasbach bei Nürnberg und dankte Studio 13 für die bereitgestellten Räumlichkeiten.
Das Anliegen des Referenten Dr. Michael Kroner war und ist es klarzustellen, was an Dracula historische Wahrheit, was Mythos und was Vampir-Geschäft ist. „Touristen sollen die Wahrheit über die Orte erfahren, die ihnen als Dracula-Denkwürdigkeiten angepriesen werden“. Klarheit muss auch darüber bestehen, dass es zwei Draculas gibt: den Vater Vlad Draculea und den Sohn Vlad Țepeș („der Pfähler“), die beide nicht in Siebenbürgen, sondern in der Walachei, also südlich der Karpaten geherrscht haben.

Der Name „Dracula“ ist eine rumänische Ableitung vom gegen die Türken gegründeten Drachenorden, in welchen Vlad II. aufgenommen worden ist, und so ist Vlad II Dracul (= Teufel) in die Geschichte eingegangen. Mit Hilfe eines ungarischen Heeres hat er 1437 den Thron der Walachei bestiegen, von dem er später durch den siebenbürgischen Wojewoden Johannes Hunyadi nach dessen Sieg über die Türken im Roten Turmpass wieder abgesetzt und dann 1444 von den Türken wieder auf den Thron gehoben worden ist. Dabei haben die Türken seine beiden Söhne Vlad und Radu als Geiseln in die Türkei mitgenommen. Nach dem Tod seines Vaters bestieg Vlad Țepeș 1456 den Thron der Walachei. Wann und wo er geboren wurde, ist nicht bekannt. Seine Mutter soll aus der moldauischen Fürstenfamilie Stefans des Großen stammen.

Vlad Țepeș hat alle rumänischen Herrscher an Grausamkeit übertroffen. Durch autoritäre Machtausübung wollte er der Anarchie im Land ein Ende bereiten. Durch Handelsbeziehungen der Walachei mit Siebenbürgen, vor allem mit Kronstadt und Hermannstadt, hat dann Siebenbürgen mit Vlad Țepeș zu tun bekommen, der immer wieder versucht hat, die privilegierte Stellung Kronstadts und Hermannstadts einzuschränken, was zu manchen Konflikten geführt hat. Die von Vlad Țepeș verübten Gräueltaten haben sich sehr bald über die Landesgrenze verbreitet. Über seine Schreckensherrschaft sind verschiedene Aufzeichnungen gemacht worden, die man weiter bearbeitet und damit den Sensationscharakter gesteigert hat. Einige Vampirromane sind im 19. Jahrhundert erschienen. Bekannt geworden ist Vlad Țepeș auch durch eine Reihe von ihm angefertigter Bilder.

Der Mythos vom „patriotischen und gerechten, ordnungsliebenderen Herrscher, unerschrockenen Kämpfer gegen die Türken, Verteidiger der Unabhängigkeit...“ ist in der rumänischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts dargestellt worden. Die zeitgenössischen rumänischen Quellen sehen das anders. Vlad Țepeș erscheint darin als ein gewöhnlicher, keinesfalls hervorragender Fürst. So ergibt sich ein Dilemma, wenn Vlad Țepeș einerseits als blutrünstiger Vampir verkauft wird, man andererseits auf ausländische Dracula-Fans, die dem Land Devisen bringen, nicht verzichten möchte. Man sucht in Siebenbürgen krampfhaft nach Draculastätten. Es entstehen Dracula-Hotels. Sogar Draculaspeisen werden zahlungskräftigen Touristen angeboten.

Alles Betrug, meint der Historiker Michael Kroner, aber ein rentables Geschäft. Gelohnt haben die Anwesenden den Vortrag mit lebhaftem Applaus. Anschließend wurde das Gehörte veranschaulicht durch eine Reihe von Dias, die Herr Zink an eine große Leinwand projektiert und Michael Kroner kommentiert hat. Um 20.30 Uhr folgte nach über anderthalbstündiger Begrüßung, Vortrag und anschließender Diskussion der gemütliche Teil: Belegte Brötchen und Rotwein - Rotwein statt Vampirblut, deshalb haben alle vertrauensvoll zugelangt.

Pfarrer i.R. Friedrich Feder

Schlagwörter: Dracula

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Neueste Kommentare

  • 09.03.2009, 17:55 Uhr von Erhard Graeff: Achtung: Bram Stoker hat nur Fiktion geschrieben. Gerade die Örtlichkeiten bringt er arg ... [weiter]
  • 09.03.2009, 16:21 Uhr von Knobler: Michael Kroner schrieb in seinem Buch Dracula aus Seite 55 „ Es empört sie einerseits, wenn Vlad ... [weiter]
  • 08.03.2009, 09:01 Uhr von bosurog: Ein "rentables Geschäft" hat Herr Dr. Kroner mit seinem Dracula-Buch vermutlich auch gemacht. Hier ... [weiter]

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