5. Juli 2009

Anziehungspunkt beim Heimattag: Kirchenpelz-Ausstellung

Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften als Mitausrichter des Pfingsttreffens hat in diesem Jahr wesentlich dazu beigetragen, dass besondere Akzente bei verschiedenen kulturellen Veranstaltungen gesetzt wurden. Dazu gehörte auch die Ausstellung „Siebenbürgisch-sächsische Kirchenpelze“ von Elisabeth Folberth.
Michael Konnerth, der Vorsitzende des HOG-Verbandes, und Christa Andree, Frauenreferentin der Landesgruppe Baden-Württemberg und Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn, waren die Initiatoren, auf deren Vorschlag sich Frau Folberth bereit erklärte, ihre Sammlungen mit Pelzen aus Privatbesitz und die Dokumentation dazu auszustellen.

Bei der Vernissage begrüßte Frau Andree zahlreiche Besucher im ehrwürdigen Konzertsaal im Spital, dankte Elisabeth Folberth für ihre Bemühungen beim kunstvollen und informativen Aufbau der Ausstellung und bat sie um erläuternde Informationen zu den Exponaten. Frau Folberth stellte die schönen Ausstellungsobjekte vor und zeigte die mühevoll zusammengetragenen Mustervorlagen und Schnitte der siebenbürgisch-sächsischen Pelzbekleidung (Festtracht) aus den Mustermappen von Kürschnermeister Samuel Schuller aus Nordsiebenbürgen (um 1840) und die stilisierten Ranken-, Blatt- und Blumenornamente von Friedrich Klein (ab 1846) und Gustav Kraus, die beide nacheinander in Mediasch tätig waren. Die uns bekannten bunten Blumenornamente des Kokelgebietes gehörten zu der Sammlung von Michael Stamp, der nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik noch einen neuen Kirchenpelz nach altem Schnitt und Muster herstellen konnte.
Elisabeth Folberth beeindruckte beim Heimattag ...
Elisabeth Folberth beeindruckte beim Heimattag 2009 in Dinkelsbühl mit ihrer Kirchenpelz-Ausstellung. Foto: Judith Fehlau
Elisabeth Folberth beeindruckte die Ausstellungsbesucher mit großformatigen Aquarellen und vielen Detailzeichnungen von Kirchen- und Brustpelzen mit schriftlich beigefügten Fachbenennungen, unter anderem auch aus mundartlichem Sprachgut. Sie erläuterte auch die handwerklichen Arbeitsvorgänge der traditionellen Fertigung der Festtagspelzbekleidung, deren Schnitte in den verschiedenen Trachtenlandschaften unterschiedlich sind, jedoch nicht wesentlich voneinander abweichen. Sehr unterschiedlich sind jedoch die applizierten Schmuckelemente, ihre stilisierte Form aus weiß, rot, braun oder schwarz glänzendem Leder und die lebhaft bunte Seiden- oder Wollstickerei. Sie zeigte uns, wie auffallend reich und buntbestickt die nordsiebenbürgischen Kirchenpelze, die festlichen Männerlaibel und die Brustlatze hergestellt wurden.

Nach Trachtenlandschaften unterteilt, führte sie uns dann in die verschiedenen Teile Siebenbürgens. In der Hermannstädter Gegend und teilweise im Harbachtal, erklärte sie, sind feine, sparsam leuchtende Seidenstickereien und hellrote Lederapplikationen weit verbreitet. Auffallend sind die hellroten Lederornamente, die in Form von spitzen Zacken – Wolfzähne genannt – unter dem Ärmelausschnitt entlang der Seitennaht bis zu den weit abstehenden „Zwickel“-Einsätzen verlaufen und eine sehr elegante Silhouette bilden.
Lederapplikationen, bunte Woll- oder ...
Lederapplikationen, bunte Woll- oder Seidenstickereien – Charakteristika siebenbürgischer Kirchenpelze, die besonderes handwerkliches Geschick erfordern. Foto: Josef Balazs
Die meisten in der Ausstellung zu bewundernden Pelze stammten aus der Gegend um Schäßburg, Mediasch und Deutsch-Weißkirch, erkennbar an dem eigenartigen Kimono-Ärmelschnitt und der großen Musterung. Bewundert wurde allgemein der Pelzumhang für Frauen, auch Kürschen genannt, der nur in Südsiebenbürgen zur winterlichen Frauentracht gehört.

Die gesamte festliche Pelzbekleidung der sächsischen Tracht, erfuhren wir weiter, war ausschließlich von Kürschnern und deren Gesellen hergestellt worden und gehörte so zu den teuersten Trachtenstücken. Ihre Verarbeitung und Dekoration war von höchster Qualität, so dass eine lange Vorentwicklung anzunehmen ist, die mindestens auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Äußerst beeindruckt waren die Besucher der Ausstellungseröffnung von der einmaligen Schönheit und Vielseitigkeit der gezeigten 130 Exponate (14 Pelze, vier Mappen, Aquarelle, Detailzeichnungen und Schnitte).

Es wäre wünschenswert, diese beeindruckende Dokumentationsausstellung mit den dazugehörenden Erläuterungen auch an anderen Orten zu zeigen, denn diese wertvollen Trachtenstücke gehören zu den schönsten der deutschen Trachtenlandschaften. Sicher wollte die Ausstellung ein besonderes Zeichen setzen – zu Pfingsten, wenn Tausende Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl sind, soll auf verschiedenen Wegen das besonders Wertvolle der Tracht gewürdigt und gezeigt werden, dieses unübertroffene Volksgut, damit die seit Generationen überlieferte, formenreiche Handarbeitskunst in Pelz und Leder auch unter neuen Lebensbedingungen zu festlichen Anlässen weiter getragen wird.

Besonderer Dank gilt allen, die an der Organisation der Ausstellung beteiligt waren, in erster Linie Elisabeth Folberth, dann Familie Christa und Friedrich Andree, Ines Wenzel und Michael Konnerth.

Rosel Potoradi

Schlagwörter: Heimattag 2009, Kunsthandwerk, Brauchtumspflege

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