4. September 2009

Tagung in Bad Kissingen: "Kirchen und Gesellschaft von 1989 bis 2009"

Zu einer Tagung zum Thema „Kirchen und Gesellschaft in Rumänien von 1989 bis 2009“ lädt die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Freundeskreis Siebenbürgen und dem Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben an ostmitteleuropäischer Zeitgeschichte interessierte Personen für den 23. bis zum 25. Oktober 2009 nach Bad Kissingen ein.
In der Tagungsankündigung heißt es u.a.: „Nach der blutigen Revolution in Rumänien im Dezember 1989 wurde von Kommentatoren und zeitgeschichtlichen Beobachtern häufig eine Zeitspanne von 20 Jahren genannt bis das Land seine historische Erblast mental, wirtschaftlich und ökologisch verarbeitet haben würde. Dies ist ein Anlass nunmehr genau nach diesen zwei Dekaden einen Rückblick auf die gesellschaftliche Entwicklung in Rumänien, einem von der kommunistischen Despotie besonders beschädigten Land, zu werfen. Rumänien ist formell eine funktionierende Demokratie, aber mit teilweise undeutlichen Kompetenzen und Überlappungen und daraus resultierenden Konflikten der Verfassungsorgane (Präsident-Regierung, Abgeordnetenkammer-Senat), Defiziten in der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung, die an der Rechtsstaatlichkeit Zweifel hervorheben. Trotz dieser Unzulänglichkeiten wurde es 2007 Mitglied der Europäischen Union und ist seither mehrfach unter Androhung von Sanktionen ermahnt worden, diese zu beseitigen.

Die Kirchen und kirchlich gebundene Menschen spielten bei der politischen Wende von 1989 in Ost- und Mitteleuropa, eine außerordentliche Rolle. Daher soll auch die Entwicklung der Kirchen und des religiösen Lebens nach 1989 beleuchtet werden sowie die Situation der ethnischen Minderheiten, insbesondere die der Deutschen Rumäniens. Für sie ist das Epochenjahr 1989/90 ein schwerer Einschnitt. Innerhalb eines Jahres verließen über 100 000 Rumäniendeutsche, Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, ihre Heimat, nachdem schon im Jahrzehnt zuvor rund 150 000 Personen nach Deutschland ausgesiedelt waren. Die Deutsche Minderheit ist auf rund 60 000 Personen geschrumpft, die Zahl der Mitglieder der Evangelischen Kirche A.B. ist auf weniger als 14 000 gesunken. Die deutsche Minderheit hat sich in politisch-kulturellen Verbänden organisiert, es gibt weiterhin zahlreiche Medien (Zeitungen, Verlagen, Rundfunk- und Fernsehsendungen) in deutscher Sprache, ein deutschsprachiges Bildungswesen mit Kindergärten und Schulen sowie muttersprachliche Gottesdienste in den deutschen Siedlungsschwerpunkten. In der Kommunalpolitik stellen die Deutschen Ratsmitglieder und Bürgermeister sowie auf Landesebene einen Parlamentsabgeordneten mit beachtlicher Reputation auch bei der Mehrheitsbevölkerung und einen Unterstaatssekretär. Die Existenz der deutschen Minderheit ist weiterhin gefährdet.“

Als Referenten konnten gewonnen werden: Dr. Jürgen Henkel, Pfarrer, Selb: Arm und reich in Rumänien – Die zunehmende Ungleichheit in der Transformationsgesellschaft und Die Kirchen Rumäniens nach 1989; Ralf Sudrigian, Journalist, Kronstadt: Die Dauerhaftigkeit der Transformation – Politik und politische Parteien; Prof. Dr. Paul Philippi, Ehrenvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Hermannstadt: Die Situation der deutschen Minderheit; Stadtpfarrer a.D. Wolfgang Rehner, Hermannstadt: Die Lage der Evangelischen Kirche A.B.; Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, München: Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen den heimatverbliebenen Rumäniendeutschen und den Ausgesiedelten; Dr. Karl Scheerer, Schäßburg: Die deutsche Minderheit in Rumänien – Ein Ausblick; Christel Ungar-Țopescu, Moderatorin, Rumänisches Fernsehen, Bukarest: Das Leben der deutschen Minderheit im Spiegel der deutschen Fernsehsendung 1969-2009. Außerdem werden in einer Filmnacht einschlägige Filme zur rumänischen Revolution, u.a. Das Papier wird blau sein von Radu Muntean, gezeigt.

Die Kosten für die Teilnahme an dem Wochenendseminar betragen 60 Euro (für Studierende und Teilnehmende aus Ostmitteleuropa 20 Euro) und beinhalten Programmkosten, Unterkunft und Verpflegung. Zusätzlich fallen gegebenenfalls 10 Euro Einzelzimmer-Zuschlag für den gesamten Zeitraum sowie 3,40 Euro Kurtaxe an. Auf Anforderung erhalten Sie ein detailliertes Programm des Seminars. Anmeldungen und Anfragen sind bis zum 1. Oktober zu richten an Gustav Binder, „Der Heiligenhof“, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefon: (09 71) 71 47 14, Fax: (09 71) 71 47 47, E-Mail: studienleiter [ät] heiligenhof.de.

Schlagwörter: Bad Kissingen, Kirche und Heimat

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