16. Oktober 2009

Den Kinderschuhen entwachsen: Zehn Jahre „Stiftung Siebenbürgische Bibliothek“

In diesem Jahr wird die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek zehn Jahre alt – ein Anlass, ihren Trägern, also den Spendern, die zum großen Teil Leser der Siebenbürgischen Zeitung sind, einen Einblick in das bisher Geleistete zu ermöglichen.
Erinnern wir uns: In der Zeitspanne 1945-1990 gab es in Rumänien gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Beschränkungen für die Heimat- und die Sieben­bürgenforschung. Im Ausland erschienene Ver­öffentlichungen konnten nicht erworben und ausgewertet werden. In der Nachfolge des verbotenen Siebenbürgischen Landeskundevereins sowie der verstaatlichten Archive und Bibliotheken der Siebenbürger Sachsen wurde in Deutschland der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landes­kunde (AKSL) ge­gründet und die Siebenbürgi­sche Bibliothek mit Archiv eingerichtet. Damit ergab sich die Mög­lichkeit, die oben geschilderten Defizite auszugleichen. Unabhängig von politischen Einflüssen konnten somit Veröffentli­chungen aus der ganzen Welt über Siebenbürgen und seine Bewoh­ner ausgewertet und erworben werden. Durch die Bündelung der wissenschaftlichen und der Herausgebertätigkeiten des AKSL entstand das Siebenbürgen-Institut in Gundels­heim, das dann auch die Siebenbürgische Biblio­thek mit Archiv übernahm. In Anerkennung seiner ernsthaften und erfolgreichen Tätigkeiten wurde es von der Universität Heidelberg als so genanntes An-Insti­tut anerkannt.

Damit gibt es hier in Deutschland, wo die Sie­benbürger Sachsen heute größtenteils leben, eine zentrale Forschungs- und Sammlungsstätte mit einem der komplettesten Bestände an Unterlagen über Siebenbürgen, mit vielen Unikaten, mit zahlreichen Verbindungen zu anderen wissenschaftlichen Institutionen im In- und Ausland und für jedermann zugänglich. Die Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Sprache und Zukunft der Sie­benbürger Sachsen stehen im Mittelpunkt der Arbeit des Siebenbürgen-Institutes, was die zahlreichen Veröffentlichungen beweisen.

Als Folge des Rückgangs der öffentlichen Mit­tel für die Siebenbürgische Bibliothek und das Siebenbürgen-Institut beschloss ein Kreis von engagierten Mitgliedern des Vereins „Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek“ und des AKSL eine Stiftung ins Leben zu rufen, um die ausfallende staatliche Unterstützung zu kompensieren und langfristig den Fortbestand der beiden Institutionen zu sichern.

Bereits im Jahr 2000 musste die Stiftung das Siebenbürgen-Institut unterstützen, um dessen Betrieb aufrechtzuerhalten. Bis einschließlich 2004 wurden rund 90 000 Euro überwiesen. Das konnte noch nicht aus den Erträgen geleistet werden, so dass auch Spenden direkt in die Förderung flossen, was den Kapitalaufbau entsprechend verlangsamte. In den darauf folgenden fünf Jahren schwankten die Förderbeträge zwischen 2.500 und 18.750 €. Diese Beschränkung der Aus­schüttungen war nur möglich, weil sich in einer von Dr. Tontsch unter den Mitgliedern des AKSL eingeleiteten Spendenaktion über 30 Personen verpflichtet hatten, drei Jahre lang jährlich 1.000 € zu spenden. Immer noch nehmen einige an dieser Aktion teil. Aktive Unterstützung gewährt seit 2007 auch der Verband der Sie­ben­bürger Sachsen in Deutschland e. V.

Nach zehn Jahren beträgt die Summe aller Zu­wendungen 977.000 €, die bis Ende 2008 Erträ­ge von 155.000 € erzielten. An den Sie­benbür­gisch-Sächsischen Kul­turrat wurden 141.000 € für die Personalkosten des Sieben­bürgen-Insti­tuts überwiesen.

Auch wenn diese Zahlen auf den ersten Blick beeindrucken, können wir noch nicht zufrieden sein. Eine Million Euro erzielt bei Renditen von 3-4 % einen Ertrag von 30-40.000 € im Jahr. Im Jahr 2008 waren es 32.500 Euro. Davon kann nicht einmal das Gehalt eines wissenschaftlichen Leiters samt Lohnnebenkosten beglichen werden. Es muss weiter dafür geworben werden, dass sich unsere Landsleute am Aufbau der Stiftung beteiligen, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Wir alle wollen ja die Zeug­nis­se unserer jahrhundertealten Kultur und die der Gegenwart für die Zukunft sichern sowie den öffentliche Zugang zu ihnen weiterhin ermöglichen, damit auch unsere Nachkommen Wesent­liches über ihre Herkunft erfahren können.

Nur ein Viertel der der ca. 3000 erfassten Spender hat mehrfach gespendet. Es gibt einige, auch solche mit geringem Einkommen, die ihre Beträge per Dauerauftrag überweisen und sogar in die Stiftertafel aufgenommen werden. Die Stiftertafel umfasst insgesamt 339 Einträge, darunter 61 Personen oder Organisationen mit zwei bis acht Einträgen. Vier Familien bzw. Per­sonen wurden für besondere Verdienste beim Aufbau der Stiftung geehrt.

In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Möglichkeit hingewiesen, bei feierlichen Anlässen Spendensammlungen zu organisieren. Viele Jubilare könnten auf Geschenke verzichten und ihre Gratulanten statt dessen um Spen­den an die Stiftung bitten. Es kann auch im Sinne von Verstorbenen sein, dass die Trauergemein­de, statt Blumen aufs Grab zu legen, ihre vorgesehenen Beträge an die Stiftung überweist. Erreicht die Summe der überwiesenen Beträge mindestens 1.000 €, wird die verstorbene Per­son post mortem zum ehrenden Gedenken in die Stiftertafel aufgenommen.

Auch Gliederungen der Verbände der Sie­ben­bürger Sachsen in Deutschland und Österreich und von Heimatortsgemeinschaften spendeten fleißig. Bei den HOGs sind es insgesamt 27, von denen 12 in die Stiftertafel aufgenommen wurden. Fünf Landesgruppen sind in der Stiftertafel vertreten sowie 16 von 61 Kreisgruppen, Nach­barschaften und Frauenkreisen. Wohl wissend, dass die Amtsträger all dieser Organisationen mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, um das Vereinsleben lebendig zu erhalten, sei hier doch die Bitte an sie gerichtet, bei ihren Mit­gliedern dafür zu werben, nach deren persönlichen Möglichkeiten die Stiftung zu unterstützen. Es handelt sich um ein Gemeinschaftswerk, das nur mit der Unterstützung der großen Mehr­heit zu Ende geführt werden kann.

Der Vorstand der Stiftung wird weiterhin seine Energie für die Vermehrung des Stiftungsvermö­gens und der daraus erzielten Erträge einsetzen und bittet zusätzlich alle Leser dieser Zeilen, ihm dabei nach Kräften zu helfen. Wir sind es sowohl unseren Vorfahren, als auch unseren Nachkommen schuldig.

Hatto Scheiner



Spenden an: Stiftung Siebenbürgische Biblio­thek, Konto 211029013 bei Volksbank Ober­berg eG, BLZ 384 621 35. Weitere Infomatio- nen finden Sie im Internet unter: www.siebenbuergen-institut.de/foerdernde-einrichtungen /stiftung-siebenbuergische-bibliothek/.

Schlagwörter: Stiftung, Siebenbürgische Bibliothek, Jubiläum

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