17. November 2009

Zehn Jahre Eminescu-Trust in Siebenbürgen: Ausstellung im Klausenburger Schneiderturm eröffnet

Am 23. Oktober wurde im frisch restaurierten Schneider­turm in Klausenburg im Beisein von Professor Ionel Haiduc, Präsident der Rumänischen Akademie, eine Wanderausstellung eröffnet, die einen beeindruckenden Rückblick auf zehn Jahre erfolgreicher Sicherungs- und Ret­tungsaktionen der von Prinz Charles initiierten Eminescu-Stiftung in Siebenbürgen bietet.
Die Stiftung mit Sitz in London und in Schäß­burg hat den Wert des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes im gesamtsiebenbürgischen Kontext erkannt und will dieses erhalten. Dabei verfolgt sie ein ganzheitliches Konzept, das sich nicht allein auf das Baudenkmal – etwa die Kir­chenburg Deutsch-Weißkirch, die Kirche in Fel­sendorf oder das Apafy-Schlösschen in Malmkrog – konzentriert, sondern auch die ganze Gemein­de mit ihren von den alten Wohnhäusern ge­prägten Straßenzügen und der umgebenden Na­tur erhalten will. Der Mensch und sein Engage­ment für sein Umfeld stehen dabei im Vorder­grund, das Interesse der heutigen Bewohner an der Erhaltung der wunderbaren ländlichen En­sembles wird geweckt und gestärkt. Der Verfall soll aufgehalten, die geschmacklose Modernisie­rung eingedämmt und der wirtschaftliche, touristische Wert solcher Maßnahmen verinnerlicht werden. Das ist wahre Hilfe zur Selbsthilfe und sie kommt an.
Deutsch-Weißkirch: ein Beispiel für den ...
Deutsch-Weißkirch: ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz der Eminescu-Stiftung für die Be­wahrung siebenbürgischer Kultur (aus der Broschüre „Siebenbürgen – Erbe und Zukunft“).
Geld hat dabei natürlich seinen Wert, ohne kann man nichts unternehmen. Viel wichtiger aber ist es, den Weg zu den Herzen der Menschen zu finden. Das gelang dem Prinzen nur, weil er vor Ort Menschen finden konnte, die seine Ideen aufgriffen, sie umsetzten und als Multiplikatoren an ihre Mitbürger, seien es die letzten Sachsen im Ort, seien es die Rumänen oder die Roma weiter gaben und geben. Ich hatte im Sommer das Glück, an der Siebenbürgischen Ferienaka­demie in Deutsch-Weißkirch teilnehmen zu können. Während der Anreise ließ der Blick auf zusammenbrechende Häuser in Keisd wenig Gutes ahnen, wusste man doch, dass Weißkirch abseits der Hauptverkehrswege liegt. Welch Überraschung, ein äußerlich intaktes, farbenfrohes Dorfbild anzutreffen! Welch Überra­schung, Menschen zu begegnen, die offen und herzlich auf den Gast zugehen, ihn im Roma-Viertel freundlich begrüßen und ungefragt von der Gemeinderätin Caroline Fernolend schwärmen! Den Ort verließ ich in der Überzeugung, dass er intakt bleiben und fortbestehen wird, mit neuen Bewohnern, aber im alten Geist.

Ausstellung – Broschüre – CD

Die Jubiläums-Ausstellung – Bilder und Texte auf mobilen Stellwänden, Einzelstücke als Illus­tration, örtliche Produkte zum Vorkosten und Kennenlernen – überzeugt durch ihre Botschaft, dass der Mensch von seiner Umwelt lebt und die Umwelt von ihm, das Baudenkmal ebenso wie die Natur. Sie belegt vielfältige Aktivitäten – insgesamt nicht weniger als 600 innerhalb eines Jahrzehnts durchgeführte Projekte. Die deutsch­sprachige Informationsbroschüre „Siebenbürgen – Erbe und Zukunft“, einen Flyer und eine CD nimmt man mit, um den Eindruck fortwirken zu lassen. Man nimmt das Engagement Jugendli­cher wie Traian Almă­șan mit, der mit seinen Freunden und mit dem Siebenbürgischen Muse­um Klausenburg die Veranstaltung organisiert hat, unterstützt von der Babeș-Bolyai-Universi­tät und der Rumänischen Akademie. Man nimmt das eine oder an­dere aus den zahlreichen An­sprachen mit, die Akademiemitglieder, Professo­ren, ehemalige Minister und zuletzt Caroline Fernolend gehalten haben. Man nimmt aber vor allem die Freu­de über das Geleistete und die Hoffnung auf das mit, was noch geleistet werden wird, in den kommenden Jahrzehnten.

Konrad Gündisch

Schlagwörter: Klausenburg, Ausstellung, Eminescu-Trust

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