9. Dezember 2009

Neues Buch von Wilhelm Ernst Roth: Zwangsarbeit in Rumänien

Der um die Aufzeichnung kommunistischer Verbrechen verdiente rumänische Publizist Romu­lus Rusan zählt in seiner vorzüglichen Dokumentation „Chronologie und Geografie der kommunistischen Unterdrückung in Rumänien“ (deutsch 2008 von Hans Bergel) die „Soldaten bei der Zwangsarbeit“ zur großen „Sklavenmasse“ der mit heute kaum noch fassbarer politischer Brutalität in unterschiedlichsten Formen zum Frondienst gepressten Menschen. Diese „Arbeits­sol­daten“, schreibt er, gingen „durch die Hölle ahumaner Arbeits-, Unterbringungs- und Ver­pflegungsbedingungen hindurch“; er schätzt ihre Zahl auf „über 520 000“.
Der deutschen Jugendlichen in diesen „Ar­beitseinheiten der Generaldirektion für „Dienst­leistungen“ nimmt sich Wilhelm Ernst Roth in dem Buch „Zwangsarbeit in Rumänien 1950-1961“ an. Er bedient sich dabei der unter „Oral History“ bekannt gewordenen Methode der Aus­sage unmittelbar Betroffener eines Ereignisses. Über 30 betagte Männer der Jahrgänge knapp unter 1930 und zwischen 1930 und 1940 kommen zu Wort. Sie schildern in Texten, in die der Autor nicht redigierend eingriff, großteils mit erstaunlicher Genauigkeit der Erinnerung die Erlebnisse aus der Zeit ihres „Wehr­dienstes“ an der Schaufel. Die Einzelheiten müssen im Buch nachgelesen werden, hier ist selbst in summarischer Andeutung nicht der Platz dafür.

Roth weist im Vorwort auf den regionalhistorischen Kontext hin; er stellt dabei unter anderem die aufschlussreiche Betrachtung an: „Inte­ressant zu vermerken ist auch, dass kaum je­mand unsererseits damals von Zwangsarbeit sprach. Die Indoktrinierung, die Hirnwäsche durch ständige politische Berieselung, die Ver­drehung der Tatsachen, die Lebensumstände der damaligen Zeit haben diese Erkenntnis nicht aufkommen lassen: Wir meinten, wir absolvierten unsere Militärzeit bei den Arbeitseinheiten.“ Texte und Bilder ergeben in summa eine außerordentlich lebendige Rückschau, die ohne Zwei­fel eine Lücke zeitgeschichtlicher Aufarbeitung füllt. Da Roth als „Arbeitssoldat“ mehrere Dienst­versetzungen bis hin zur Arbeit im Kommando der so genannten DGSM-Einheiten im Banat mit­machte, war ihm ein Einblick in deren Struktur und praktischen Arbeitstag mö­glich, der dem Buch zugute kommt.

Hans Bergel



Wilhelm Ernst Roth, „Zwangsarbeit in Rumänien 1950-1961. Oral History“, Selbstverlag, 2009, 236 Seiten, Schwarz-Weiß-Fotos, 15,00 €, ISBN 978-3-00-029374-0. Zu beziehen beim Autor, Wil­helm-Hauff-Straße 33, 86161 Augsburg, Telefon: (08 21) 56 55 06.

Schlagwörter: Rezension, Zwangsarbeit, Bergel

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