13. Mai 2010

„Multimedia-Vortrag“ in Bamberg von und mit Prof. Heinz Acker

Einen Glanzpunkt musikalischer Faszination erlebte das bis auf den letzten Platz besetzte Bamberger Studio 13 im Rahmen der Vortragsreihe „Siebenbürgen/r im Blickpunkt“: Prof. Heinz Acker präsentierte seinen Multimedia-Vortrag „Stilfreveleien“ über die unvergängliche Melodie von Fred Raymonds „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“.
Anhand einer kurzen einleitenden Demonstration am Klavier erläuterte der Komponist seine schöpferische Vorgehensweise, wobei die bekannte „Heidelberg-Melodie“ (vom Publikum mit intoniert), von kontrapunktischen Schichtungen über ein historisches Klangoriginal (hier Bach: Präludium C-Dur – Gounod: Ave Maria) überlagert und verwoben, ein stilistisch neues Kleid erhielt. Dieser freche Zugriff auf Kompositionen großer Meister (von Bach bis Mussorgsky) rechtfertigt auch den Untertitel: etliche Stilfreveleien für Soli, Chor, Orchester und einen Sprecher.
Entstehungsanlass zu dieser Komposition, die im Oktober 2002 in Bruchsal und Heidelberg mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, war die 800-Jahrfeier Heidelbergs im Jahre 1996. Die hervorragende technisch-akustische Klangqualität dieser als Konzertmitschnitt verwendeten CD begründet in hohem Maß das künstlerisch-interpretatorische Niveau dieser beeindruckenden Aufnahme, die auf eine langjährige intensive Orchester-Erziehungsarbeit des Dirigenten und Komponisten Acker zurückzuführen ist. Immerhin hat er mit dem von ihm 1981 in Bruchsal gegründeten Jugend-Simfonieorchester zahlreiche Preise auf Landes- und Bundesebene erhalten. Durch die weltweit absolvierten Tourneen erwarb sich das Orchester einen hervorragenden Namen.
Ebenbürtig waren auch der Bruchsaler Kammerchor und die ESG-Kantorei Heidelberg, die neben den herausragend besetzten Soloparts von Andrea Stadel-Sopran und Stefan Weible-Tenor zur akustisch faszinierenden, konzertanten Atmosphäre dieser „Multimedia-Show“ beitrugen. 2008 erweiterte Acker das Werk durch Einbeziehen eines Sprechers zu einer Neuauflage, deren Textpassagen – hier durch die ausdrucksstark vorgetragenen Textcollagen Ackers – und als Heidelberger Hintergrundkulisse eingefügtes Bildmaterial die Zuhörer im Studio 13 hellauf begeisterten und verzauberten.
Die Virtuosität, mit der Heinz Acker, wohl auch als einziger Autor einer Modulationslehre, die wechselnden Szenarien in ihrer instrumentalen Besetzung den jeweiligen historischen Vorbildern anpasst und zu amüsanten, mit Liebesthematik konfrontierten Variationen zitiert, ist nahezu grandios, wobei das Finale einen völlig anderen Weg einschlägt. In bunter Szenenfolge wird das lebendige Markttreiben in Heidelberg bis in die Nacht hinein auch anhand suggestiver bildlicher „Schnappschüsse“ nachgezeichnet („Auf dem Marktplatz von Heidelberg“), um schließlich im „Großen Tor von Heidelberg“ einen bombastischen Schlusspunkt zu setzen (mit Mussorgsky: „Bilder einer Ausstellung“). Alles nur ein Schelmenstück? Die gewitzte Fratze Till Eulenspiegels auch auf dem Bildschirm hinter den historischen Umrissen Heidelbergs scheinen nochmals den Ausklang dieser frevelhaften Liebeserklärungen zu suggerieren. Begeisterter Applaus belohnte für diesen besonderen Abend. Dem Urheber dieser beeindruckenden „Ein-Mann-Show“, Prof. Heinz Acker, überreichte die Kulturreferentin Dagmar Zink ein kleines Präsent mit der Bemerkung, dass es schon mutig sei, in einer Stadt wie Bamberg Heidelberg als liebenswerteste Stadt Deutschlands anzupreisen.

Peter Szaunig

Schlagwörter: Musik

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