Kommentare zum Artikel

2. Februar 2011

Kulturspiegel

Über den Sinn von Aufklärung und die Schädlichkeit des Verdrängens

Sollen wir uns ab sofort aus der Medienberichterstattung über die Securitate-Verstrickungen von (prominenten) Landsleuten heraushalten, sollen wir das Thema in der Siebenbürgischen Zeitung tabuisieren? Dafür haben sich Hans-Joachim Acker und Michael Miess in ihren Leserbriefen ausgesprochen. Durch diese Berichterstattung, so das Hauptargument, erleide das Bild der Siebenbürger Sachsen in der bundesdeutschen Öffentlichkeit beträchtlichen Schaden. Dass Aufklärung bitter notwendig ist – für die Opfer, die Täter, letztlich für unsere gesamte siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft – und dass in dieser Frage unser Wertebewusstsein auf dem Prüfstand steht, sei im Folgenden dargelegt. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 12 mal kommentiert.

  • getkiss

    1 • getkiss schrieb am 02.02.2011, 08:44 Uhr:
    Endlich ein bekennender redaktioneller Beitrag zur Informationsfreiheit und Berichtspflicht des Journalisten.
    Die Leser, die hier Online zu dem Leserbrief vom Herrn Acker Stellung nahmen, haben fast einhellig seine Ansichten kritisiert. Mit Recht. Wir können und dürfen nicht unseren Nachkommen eine dunkle, unklare Geschichte vererben.
    Gratulation, Herr Schoger!
  • Gernamus

    2Gernamus schrieb am 02.02.2011, 09:13 Uhr:
    Späte Einsicht! In die Tat umsetzen, keine Augenwischerei betreiben, wie das im Falle Oskar Pastiors der Fall war.
  • seberg

    3seberg schrieb am 02.02.2011, 11:43 Uhr:
    Ich habe den Artikel von Herrn Schoger überwiegend mit Zustimmung gelesen.
    Nicht ein Entweder-Oder ist nötig, sondern das Sowohl-als-auch: Sowohl möglichst vollständiges und vorallem differenziertes Aufklären (auch wenn es vermutlich nie absolut vollständig gelingt), und gleichzeitig menschlicher Umgang mit Opfern UND Tätern, d.h. ohne Häme, Schadenfreude und Rachegelüste Letzteren gegenüber!

    Und möglichst ohne Selbstgerechtigkeit, wie sie m.E. manchmal doch im Artikel von Herren Schoger durchschimmert („Wie können wir jenen eine Brücke bauen...?“ – Wir und sie?)

    Mit großer Zustimmung habe ich jedenfalls die Passagen über das Verdrängen gelesen, wie
    „Aus dem Verdrängen von persönlichem (nicht kollektivem) Fehlverhalten und Schuld erwächst kein echtes Selbstbewusstsein“,
    oder das Zitat von S.Sienerth:
    „Verdrängung und Verharmlosung der geschichtlichen Wahrheit sind bekanntlich die schlechtesten Grundlagen für Versöhnung.“ (S.Sienerth),
    (und natürlich die beiden Zitate von Th.Mann und A. Huxley)
  • von Randlage

    4 • von Randlage schrieb am 22.02.2011, 12:10 Uhr:
    Ein sehr kluger und sehr begrüßungswerter Artikel!
    Sehr erfreulich auch, dass meine Vorkommentatoren ihn ähnlich begrüßen und bewerten!
    Eine einzige - kritische - Bemerkung:
    Ich vermisse die Bezugnahme AUCH auf die Zeit vor und während des Krieges.
    Nicht weniger wichtig, als die Offenlegung der Kollaboration mit „Securitate“-Staat, scheint mir auch Jene mit den Nationalsozialisten, bzw. mit dem Staate Antonescus zu sein.
    Auch schon, aufgrund zahlloser kausaler Zusammenhänge ist die gemeinsame Behandlung beider Zeiten zwingend erforderlich und unvermeidlich.
    Das kommunistische Zeitalter ist auf Hitlers Krieg zurück zu führen; für die Methoden der Kommunisten und deren Securitate standen neben Stalins Praktiken, weitestgehend die Methoden der Nazis Pate. Etc.
    Ein ordentliches „Reinmachen“, eine wirkungsvolle Verarbeitung kann m.E. nicht ohne die gleichzeitige, bzw. nach selbigen Gesichtspunkten erfolgte Aufdeckung erfolgen!
    Wir müssen Beides wissen wollen!
    „Um nicht zu vergessen, um nicht zu Wiederholen.“ (Zitiert, letzte Worte des Artikels.)
    Herr Schoger, schreiben Sie so weiter, bleiben Sie konsequent, „man“ wir Ihnen dankbar sein!


  • Gernamus

    5Gernamus schrieb am 22.02.2011, 18:08 Uhr (um 18:13 Uhr geändert):
    Schleimer!
  • Christian Schoger

    6Christian Schoger schrieb am 22.02.2011, 19:36 Uhr:
    @ von Randlage: Ihre Zustimmung freut und ehrt mich sehr. Haben Sie vielen Dank auch für Ihre kritische Anmerkung. Selbstverständlich ist es nur konsequent, sich adäquat auseinanderzusetzen mit Schuld und Verstrickung während der NS-Diktatur.
    Ignorieren Sie bitte die unflätige Äußerung von Gernamus, der (seit einem Dissens bzgl. Oskar Pastior) auf mich gereizt reagiert und sich schon manche verbale Entgleisung erlaubt hat. Ihre Zustimmung missfällt ihm offensichtlich und so lässt er mal wieder die Etikette außer Acht.
  • Gernamus

    7Gernamus schrieb am 24.02.2011, 10:55 Uhr:
    Wer da von Etikette spricht und sich zur Meinungsbildung auserlesen fühlt! Bezahlt wird der kleine Redakteur von den Abonnenten der Siebenbürgischen Zeitung (und auch mir) - und so wäre die Erwartung an die Schriftleitung, dass ehemalige Informanten der Securitate unter keinen Umständen aus der Schusslinie genommen werden.
  • harz3

    8 • harz3 schrieb am 24.02.2011, 11:24 Uhr (um 11:25 Uhr geändert):
    Nein, Informanten sollen nicht "geschont" werden. In dem Sinne sehe ich den obigen Artikel von Ch. Schoger als sehr konstruktiv und sachlich.
    Die Informationen über informelle Mitarbeiter und den Schaden, den sie angerichtet haben, sollen aber von kompetenten und seriösen Menschen ausgehen.
    Alles andere, was in Spekulationen, Gerüchteverbreiten und Be- und Anschuldigungen ausartet, ist der Sache nicht dienlich.
    Die Opfer, die unter dem System zu leiden hatten, das diese IMs hervorbrachte, haben ein Recht auf die Wahrheit. Es ist ihnen, aber auch allen anderen nicht gedient, wenn sie mit Verleumdungen aus der Gerüchteküche konfrontiert werden, war dies ja schon mal eine Methode der Securisten, Zwietracht zu säen.

    Was bedeutet Schusslinie, Herr Gernamus? Das klingt martialisch. Und dies hier ist armselig:
    "Wer da von Etikette spricht und sich zur Meinungsbildung auserlesen fühlt! Bezahlt wird der kleine Redakteur von den Abonnenten der Siebenbürgischen Zeitung (und auch mir)" Das disqualifiziert Sie als sachlicher und nüchterner Beitragsschreiber.
  • mutapitz

    9mutapitz schrieb am 24.02.2011, 15:33 Uhr:
    @Gernamus
    Bisher haben Sie fast ausschließlich destruktive und unsachliche Beiträge in diesem Forum hinterlassen. Können oder wollen Sie nicht anders?!
    Oder, anders gefragt: Was haben Sie zu der Tätigkeit Oskar Pastiors als IM in Erfahrung bringen können, was nicht auch in der SbZ berichtet worden wäre? Wieso erlauben Sie sich den Vorwurf der Augenwischerei?
  • Joachim

    10Joachim schrieb am 24.02.2011, 23:35 Uhr:
    Ich fand die Beiträge von Christian Schoger sehr konstriktiv und sachlich.
    Und das ist hier in diesem Forum nicht immer einfach.....
  • Gernamus

    11Gernamus schrieb am 28.02.2011, 13:52 Uhr (um 14:09 Uhr geändert):
    In "Spiegelungen" (jedoch nicht in der SZ) zu lesen:
    Richard Wagner: ".....Man kann sich nicht aus der Schlinge ziehen und sie anschließend einem anderen umlegen. Die Schlinge ist kein Stafettenstab.
    Im Klartext: Oskar Pastior hat ohne Wenn und Aber eine unentschuldbare, ohne Rücksicht auf andere durchgeführte Informationstätigkeit zu verantworten."
    (Spiegelungen, Heft4, 5(59) Jahrgang 2010, München, Seite 407)
    Kleiner Mann - was nun? Noch immer Pastior - Sympathisant? Und gehören noch zwei andere dieses Forums dazu?
  • Christian Schoger

    12Christian Schoger schrieb am 28.02.2011, 14:26 Uhr:
    @Gernamus: Jetzt haben Sie aber das ultimative, das bezwingende Gegenargument eingebracht! Doch nein, es handelt sich um eine Auffassung, einen Standpunkt, den Richard Wagner einnimmt. Andere haben sich in dieser Kontroverse anders positioniert. "Pastior-Sympathisant" hört sich beinahe nach einer ideologischen, nach einer Lager-Zugehörigkeit an. Die Zeitung hat informiert und ohne Vorverurteilung berichtet. Gernamus hat den Stab über Oskar Pastior gleich nach dessen Identifizierung als IM "Stein Otto" gebrochen. Gernamus hält es in der Sache offensichtlich wie Wagner. Sein gutes Recht. Auf der Grundlage des derzeitigen Kenntnisstandes äußerten sich andere dagegen weitaus zurückhaltender, so etwa Stefan Sienerth.

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