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9. August 2008

Kulturspiegel

„Spitzelaffäre“ in Berlin

Ein offener Brief der aus dem Banat stammenden Schriftstellerin Herta Müller an den Leiter der Zentrale des rumänischen Kulturinstituts (ICR) in Bukarest, Horia Roman Patapievici, sorgt für Aufregung. Zur Sommerakademie der Berliner Dependance des ICR vom 19. bis 25. Juli waren als Referenten auch der Germanist Andrei Corbea-Hoișie und der Historiker Sorin Anto­hi eingeladen, von denen bekannt ist, dass sie mit der Securitate zusammengearbeitet haben. mehr...

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Artikel wurde 58 mal kommentiert.

  • Don Carlos

    1Don Carlos schrieb am 09.08.2008, 08:14 Uhr:

    Dichtung oder Wahrheit? Darf jeder Opportunist, Wendehals und Mitläufer sich als „moralische Instanz“ aufschwingen und „weiße Westen“ einfordern, wo die eigene immer noch mit tiefroten Flecken durchsetzt ist?
    Das gilt auch im Fall der Schriftstellerin Herta Müller aus dem rumänischen Banat, die seit ihrer endgültigen Ankunft in der Bundesrepublik, wohin sie eigentlich nie wollte (sic!), die „Dissidenz“ für sich entdeckt hat und die nun die „moralische Integrität“ anderer einfordert.
    Richtig ist der generelle Vorwurf an die Adresse rumänischer Kulturbehörden, sie hätten einen Securitate-Zuträger als Gast und Referent nach Berlin geschickt. Sorin Antohi, ein Hochstapler mit erschlichenem Doktorgrad, vor zwei Jahren noch von Koordinator Prof. Vladimir Tismaneanu in die von Präsident Basescu bestellte „Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ als prominentes Mitglied berufen, entlarvte sich selbst als Zuträger und Informant des Geheimdienstes seit der Gymnasialzeit. Das ist seit 2006 bekannt. Es ist falsch, solch „informative Mitarbeiter“ als Repräsentanten einer angehenden EU-Demokratie nach Berlin zu schicken und sie damit indirekt zu rehabilitieren!
    Doch wer wirft hier den ersten Stein? Herta Müller, eine „Verfolgte des Ceausescu-Regimes“ ? Und ihr früherer Lebenspartner, der Dichter Richard Wagner? Spielen sich da nicht die falschen Leute zu Anklägern auf? Moralapostel der späten Stunde?
    Als andere Dissidenten mitten im Kalten Krieg in der Zeit der Menschenrechtsbewegungen 1977- 1981 „unter permanenter Lebensgefahr“ das Regime von Ceausescu bekämpften, (die UNO-Dokumentation ist im Internet frei abrufbar) waren es gerade diese beiden „moralisch integren“ Schriftsteller, die die „Rumänische Kommunistische Partei“ als „führende politische Kraft“ im Land anerkannten! William Totok veröffentlichte den Beleg in seinen „Zwänge(n) der Erinnerung“, 1988. Die Anerkennung der totalitären Partei erfolgte zwar in der Gruppe, doch an sich!
    Einstige „Aktionsgruppe Banat“ ohne Aktion!? Auch das spricht Bände! Die deutschen Germanisten in der Bundesrepublik wissen nicht viel davon! Und die Juroren aus den Förderstuben der Literatur, die Preise moralisch angehauchte Preise für angebliche „Dissidenz“ vergeben – und dabei die „echten Dissidenten“ vergessen, auch nicht.
    Richard Wagner, Kopf der „Aktionsgruppe“ wollte damals „kein Dissident“ sein; das hat er freimütig eingestanden. Und die Gesellschaft, in der erlebte, wollte er bestenfalls durch „loyale Kritik“ verändern, ohne Lust, überhaupt in die Bundesrepublik auswandern zu wollen. Das bekannte er später öffentlich, nachdem der Drache besiegt am Boden lag, die Helden tot waren – und die Zungen vorgezeigt werden konnten.

    Statt in dem „totalitären System“, das Andersdenkende in die Zellen warf, den politischen Gegner auszumachen, sah Herta Müller den zu bekämpfenden Feind in der Rückständigkeit ihrer deutschen Landsleute im Banat, die sie in dem Werk „Niederungen“ (1984) mit Hohn und Schmähungen aller Art überhäufte. C.F. Delius und „Der Spiegel“ halfen dabei, das Banat als Welt von Sodom und Gomorra auszumachen und es als Unort (locus terribilis) in die Literatur einzuführen. Dieses „Nestbeschmutzertum“ machte sie bekannt. Aber es stigmatisierte andere und machte ihnen die Integration in der Bundesrepublik schwer. Daran dachte Herta Müller wohl nie?
    Cui bono?
    Den deutschen Landsleuten mit dem Rücken zur Wand und bedrohter Identität mitten im Exodus nützte das nicht! Der Exodus nahm seinen Lauf. Die apolitische, ja „opportunistische Haltung“ von damals ist nicht mehr ganz unbekannt und bereits als konkretes „Nutznießertum“ in der Forschung charakterisiert worden. Jetzt aber die „moralische Integrität an sich“ anderswo einzufordern, während die eigene „Vergangenheit“ noch unbewältigt ist, stößt auf und irritiert gerade diejenigen, die tatsächlich in den Zellen saßen.
    Ist der moralische Entrüstungssturm im Wasserglas, den Herta Müller mehr gezielt als geschickt neu entfacht, eigentlich mehr als ein plumpes Marketing-Instrument, um in der Diskussion zu bleiben, um die Auflagen jener kleinen Büchlein zu steigern, die aus der Sicht gewisser Kritiker sogar „nobelpreiswürdig“ erscheinen?
    Die deutsche Presse folgt dem Köder und geht der Strategie blauäugig auf den Leim.
    Sie schützt sogar noch Herta Müllers Haltung, indem kritische Leserbriefe von Zeitzeugen „unterdrückt werden, dafür aber Unterstützer-Fanpost abdruckt! Ist das nicht klare „Zensur“ – in einem Staat, wo angeblich keine Zensur stattfindet?
    Gott sei’s gedankt gibt es noch Foren mit freien „Kommentar“ wie diese hier! -Möglichkeiten – wie in der in diesem Punkt sehr fortschrittlichen SbZ – die auch einmal die Meinung des „Andersdenkenden“ an die Öffentlichkeit dringen lassen.
    Doch nota bene: Nicht die Position der alten Securitate gilt es hier zu verteidigen, noch die Haltung der Postkommunisten, die ihre Vergangenheitsbewältigung nicht ganz erst nehmen, sondern die Sichtweise dritter Beteiligter, die zufällig Zeitzeugen sind und als unmittelbar Betroffene und Geschädigte „zur Sache selbst etwas zu sagen haben.“ (Diese Ebene ist für bundesdeutsche Chefredaktionen eine Stufe zu hoch.)
    Nur führt Unwissenheit zu fatalen Missverständnissen.
    Seit ihrer Ankunft in der Bundesrepublik und bis in den jüngsten Bericht, wo als „Randglosse zum offenen Brief an den RKI- Direktor Patapievici Behauptungen unverifiziert mit transportiert werden, suggeriert Herta Müller mit systematischer Regelmäßigkeit einer breiten Öffentlichkeit, sie „sei verfolgt worden“ und „werde immer noch verfolgt“.(Wer tatsächlich verfolgt war, den bringen keine zehn Pferde nach Bukarest, noch nach Rumänien!)
    Betreibt Herta Müller da nicht etwa eine gezielte Imagepflege als „Dissidentin“, und belässt dabei aber alles und alle in der Ambivalenz und unter dem Schleier der Wahrheit?!
    Kritischen Fragen weicht Herta Müller immer noch aus! Nachfragen bleiben unbeantwortet! Eine ausführliche Vita, eine Verfolgungsakte oder Dokumentation sucht man vergebens! Die tatsächlich Verfolgten waren allesamt in Haft! In welchem Gefängnis war Herta Müller? Auch eine Anschrift ist unbekannt. Sie lebt im Verborgenen in der „Offenen Gesellschaft“ und entzieht sich jeder konkreten Überprüfung. Auch dies ein Teil des Mythos und der Mystifikation?
    Wann, wo und mit welchen Konsequenzen wurde sie verfolgt? Ist diese angebliche jüngste Verfolgung durch die mythisierte Securitate (der böse Wolf! der Fabel) nicht gezielte Inszenierung? Das fragt sich einer, der viele Jahre Opfer der Securitate war, der Verhöre, Folter und Gefängnishaft kennt! Die Realität ist keine Fiktion!
    Herta Müller stellte von Anfang an die Behauptung auf, sie „sei“ verfolgt worden! Und sie wiederholt das jetzt erneut. Aber was macht der kritische deutsche Journalist aus dieser Aussage?
    Er objektiviert die „subjektive Aussage“, sprich: die Behauptung, indem er sie nicht hinterfragt, sie so „glaubwürdig“ im Raum stehen lässt oder sie gar als Faktum wiederholt. Herta Müller hat sich inzwischen eine „Glaubwürdigkeit“ erarbeitet, die auf tönernen Füßen steht und die vielleicht schnell ins Wanken kommt, wenn ihre Vergangen durchleuchtet wird. Sürzt bald auch diese "Ikone" vom Podest?
    „Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!“
    Herta Müller klagt an! Und die deutsche Presse folgt – unkritisch! Und wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein? Ist sie ohne Schuld? Wie Patapievici naiv annimmt? Ihr Mythos wirkt selbst in Rumänien, wo man alle "Dissidenten" in einen Topf wirft - siehe Raport final!
    Prominente Schriftstellerkollegen aus Rumänien schweigen immer noch dazu, obwohl sie, wie hinter vorgehaltener Hand zugegeben wird, unter der schamlosen Selbstinszenierung, die jede „wirkliche Dissidenz“ verhöhnt, litten und leiden. Wo bleibt da die „innere Wahrhaftigkeit“, ohne die keine Wahrheit möglich ist?
    Und wie lange ist diese Täuschung einer breiten Öffentlichkeit noch zu tolerieren?
    Die Folterzellen der Securitate, wo andere einsaßen, und das kommunistische Gefängnis kennt Herta Müller nur vom Hörensagen. Die „Geworfenheit“ einer Blumenvase legt sie als Bedrohung aus, was gemessen an tatsächlicher Verfolgung aufrichtiger Widerständler lächerlich klingt.
    Und ihre surrealen Fiktionen in einer bisweilen unästhetisch-makabren, ja pornographischen Sprache des Sermo humilis gehalten, haben selbst wenig mit der tatsächlichen Realität in der Ceausescu-Diktatur zu tun.
    Wer mit der „Realität“ nicht klar kommt, flüchtet aus ihr in den „Surrealismus“. Obwohl sie die „Kommunisten“ anerkannte und nichts tat, um die Diktatur vor Ort zu bekämpfen, wurde sie für ihre „antitotalitäre Grundhaltung“ selbst von der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet? „Freiheit statt Sozialismus?“ Gilt das noch bei der CDU?
    Verkehrte Welt auch hier? Die Konrad Adenauer Stiftung wäre gut beraten, die Preisverleihung an Herta Müller wieder rückgängig zu machen, will die CDU-nahe Stiftung nicht riskieren, dass der konservativen Christenpartei noch mehr aufrechte Patrioten davonlaufen und ins radikale Lager wechseln!
    Die Zeit ist reif, den Schleier der Maja zu lüften und ein für allemal zwischen „Wahrheit und Dichtung“ zu differenzieren.
    Wer eine Vergangenheitsaufarbeitung und – Bewältigung im postkommunistischen Rumänien einfordert, muss zuerst bei sich selbst beginnen. Herta Müller hat gegen ihre Landsleute „gehetzt“ – und sich nach meinen Erkenntnissen nie öffentlich dafür entschuldigt! Hetze aber ist keine europafreundliche Geste, die Harmonie verspricht. Herta Müller, die selbst unter ihrem Milieu in ihrer Kindheit und Jugend anders gelitten hat und eigentlich nie verletzt werden wollte, hat, teils aus innerer Naivität im Frühwerk, teil gezielt andere tief gekränkt und verletzt. Können der gedrehte Hals und die neue Einsicht im Spätwerk die Jugendsünden ganz vergessen machen – auch ohne Entschuldigung und Distanzierung von „Jugendsünden? Eine Katharsis ist angesagt, wenn es Versöhnung und Frieden gegen soll – nicht Ignoranz! Herta Müller hat eine als „verbrecherisch“ eingestufte „totalitäre Partei als führende politische Kraft“ in Rumänien anerkannt und sie hat sich von dem damaligen System fördern lassen! Hat sie das alles vergessen? Und ist der Opportunismus der Chamäleons und Wendehälse ein Modell für die Zukunft?

    Carl Gibson ( Don Carlos), Zeitzeuge, ehemaliger Bürgerrechtler, Historiker und Philosoph,


    [Beitrag am 09.08.2008, 08:29 von Don Carlos geändert]
  • bankban

    2bankban schrieb am 09.08.2008, 09:23 Uhr:
    Verletzte Eitelkeit, beleidigtes Nichtwahrgenommensein, Schmollverhalten wegen verweigerter Anerkennung durch die BRD-Öffentlichkeit --- das scheint, für mich, der Auslöser für den Rundumschlag von Don Carlos zu sein. Ein Rundumschlag, der mit den Mitteln der Boulevardpresse
    eine Reihe von mehr oder weniger suggestiven FRagen aufwirft, so dass sich der Autor zurückziehen kann, wenn es heiß wird. Was heisst es schon, darauf hinzuweisen, dass H. Müllers Akten noch nicht aufgetaucht sind? Irgendwo hat sie ja in einem ihrer Artikel geschrieben, dass ihr die Einsicht bis heute verweigert wird. Was soll der Vorwurf, "echte" Verfolgte würden keinen Fuss mehr auf rumänischen Boden setzen? Was sollen die Vorwürfe, sie sei keine Verfolgte gewesen, wohingegen Don Carlos schon? Ist diese Aufrechnerei nicht peinlich? Allenthalben entsteht, beim Lesen dieser unsachlichen Polemik (zähle man, bitte, die Ausrufezeichen zusammen) der Eindruck, hier sei jemand neidisch auf den Erfolg einer Anderen. (Ja, es gibt erfolgreiche Schriftstellerkollegen, lieber Don Carlos, die nicht im anonymen Selbstverlag ihren aus Erinnerung und Belletristik gemischten Mix von Selbtbeweihräucherung veröffentlichen...) Da werden dann gerne die Vorwürfe von Altnazis aus den 80ern aufgewärmt ("Nestbeschmutzer"). Natürlich benutzt Don Carlos Anführungszeichen, denn soviel Sprachgefühl hat er noch. Würde er aber den Begriff tatsächlich für unangebracht halten, hätte er ihn auch nicht benutzt. Ach was soll's, einfach geschmacklos das Ganze. Bankban
  • Adine

    3Adine schrieb am 09.08.2008, 12:03 Uhr:
    Daß man solche Leute nach Berlin geschickt hat,zeigt doch ,daß Rumänien noch einen weiten Weg hat Sofern Herta Müller nicht selbst für die Securitate gearbeitet hat,darf sie auch protestieren.Warum soll sich Herta Müller schämen? sie hat doch keine Real-Dokumentation über die Banater Schwaben geschrieben.Sie hat lediglich an einem Klischee gerüttelt.Sollten sich die Banater Schwaben als fehlerfrei wähnen,dann ist das ihr Problem. Welcher Banater hat in Deutschland Probleme wegen Herta Müllers Roman gehabt? Die breite Masse der Bundesbürger hat eh den Roman nicht gelesen.
  • Don Carlos

    4Don Carlos schrieb am 09.08.2008, 12:22 Uhr:
    Ich spreche mit der Autorität des "agierenden Zeitzeugen", der unter Lebensgefahr und bei Gefährdung der eigenen Familie die Regierung Ceausescus auf völkerrechtlicher Ebene verklagte (SLOMR-Kronzeuge) und mit der Autorität des "aktiven" Dissidenten, der für seine "antitotalitären Überzeugungen" ins Gefängnis ging.
    Damals, 1977-1981, als es noch gefährlich war, ein Jahr vor "Niederungen"!
    Wer zur Sache etwas auszusagen hat, der möge ritterlich und redlich mit offenem Visier kämpfen und nicht heckenschützengleich aus dem Busch schießen. Er lüfte seine Identität - das gibt den Argumenten und Gegenargumenten mehr Gewicht.
    Richtig ist das Faktum des momentanen "Nichtgehörtwerdens" in Sachen Offener Brief Herta Müller. Die sonst freiheitliche "Frankfurter Rundschau", die sich bereits in Diktatur-Zeiten für rumäniendeutsche Schriftsteller einsetzte, hat es diesmal vorgezogen, meine ebenso offene Stellungnahme nicht zu veröffentlichen. Aus welchen Gründen auch immer.
    Deshalb habe ich die Quintessenz daraus hier an diesem "freien Ort" der Öffentlichkeit mitgeteilt - als freier Bürger einer parlamentarischen Demokratie, die keine Zensur ausübt. Die Details sind in dem etwas umfangreicheren Buch "Symphonie der Freihet. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur" "enthalten, wo nicht nur die eigene Opposition beschrieben wird, sondern die Geschichte der "ersten freien Gewerkschaftsbewegung ( SLOMR) in Osteuropa. Meine historische Darstellung auf wissenschaftlicher Grundlage soll in einem "anonymen Selbstverlag" erschienen sein!
    Bevor mein Buch erschien, passierte es ein wissenschaftliches Gremium und wurde als förderungswürdig eingestuft und gefördert. - Zur Ehrenrettung meines Verlages J. H. Röll aus dem fränkischen Dettelbach bei Würzburg. Dr. Röll ist ein Philosoph, der so bekannte Namen wie Rudoph Berlinger verlegt ( einen Heidegger-Schüler, mit dem Werk "Das Nichts und der Tod!).
    Noch ein Wort zum Terminus "Nestbeschmutzer", das mich in eine bestimmte Ecke rücken will! - Es ist ein Fachausdruck der literaturwissenschaftlichen Forschung, der sich in der Herta Müller-Sekundärliteratur findet und der die Schriftstellerin mit der Enthüllungs-Haltung von Peter Handke und Thoms Bernhard verbindet. Klären wir zunächst die Fakten und holen dann zu psychologischer Decouvrierung ( Neid, Ressentiments etc. aus.
    Noch ein Wort zu "Niederungen" - nur die Banater, die die kleinen Kurzgeschichten dort nicht gelesen haben, blieben unbeteiligt. Wer aber an seiner Identität festhielt und las, war erschüttert - und ist es noch. Die Spiegel-Rezension von C.F. Delius, in der das Banat als Ort des Hasses und der Rückständigkeit erscheint, brachte das Fass zu überlaufen.


    [Beitrag am 09.08.2008, 12:38 von Don Carlos geändert]
  • getkiss

    5 • getkiss schrieb am 09.08.2008, 13:30 Uhr:
    Zu den Kommentaren später.
    Da die Beiträge hier umfangreich und von allgemeinen Interesse sind, schlage ich vor, diese Diskussion in das allgemeine Forum, in den von mir eröffneten Thread "Müller vs. Patapievici" zu verlegen.
    getkiss
  • gloria

    6gloria schrieb am 09.08.2008, 21:36 Uhr:
    Gott sei Dank
  • bankban

    7bankban schrieb am 10.08.2008, 08:09 Uhr:
    @ Don Carlos: Zitat aus dem Duden: "Autorität, die: 1. auf Leistung od. Tradition beruhender Einfluss einer Person od. Institution und daraus erwachsendes Interesse, 2. Persönlichkeit mit maßgeblichem Einfluss u. hohem (fachlichem) Ansehen". Alle Leistung und Tradition mögen Sie meinetwegen (aufgebaut) haben, ich will es gar nicht bestreiten. Nur jenes Ansehen von Ihnen ist mir unbekannt, das HMüller sich durch eine Reihe von Büchern, gesellschaftspolitischen Äußerungen, poetologischen Vorlesungen etc. sich verschaffte, wohingegen mir Ihre einschlägigen Leistungen bislang fremd geblieben sind. H. Müller hat in den letzten 25 Jahren immerhin immer wieder auf die Existenz der Banater Schwaben aufmerksam gemacht. Ein Leistung, die man schon würdigen sollte. Was können Sie ihr diesbezügliches an die Seite stellen, dass Sie so vehement sie in den Dunstkreis von Denunzianten stellen? Ist es außerdem nicht widersprüchlich, einerseits die Begutachtung Ihres Buchs durch ein Fachjury selbst zu loben, hingegen die von Fachjurys der HMüller zuerkannten Preise aberkennen lassen zu wollen und die sonstige journalistische Öffentlichkeit der BRD der Komplizenschaft zu zeihen? Hier messen Sie auch mit zweierlei Maßen. Ich bleibe dabei: für mich wäre es unendlich peinlich, jemanden in den Schmutz zu ziehen und stattdessen meine Person so ungeniert zu empfehlen, wie Sie es taten. Von einem "Philosophen" hätte ich mehr erwartet. Wie sagte doch LWittgenstein zu einem seiner Gesprächspartner (sinngemäß): "Was nützt die ganze Philosopherei, wenn Sie in ihrem Leben dadurch nichts verändern..." In diesem Sinne, Bankban
  • Don Carlos

    8Don Carlos schrieb am 11.08.2008, 08:20 Uhr:
    Meinem unbekannten Kritiker! Nur kurz, da dies nicht der Ort ist, um eine Existenz zu rechtfertigen. Was habe ich für das Banat getan? Nur ein paar Klicks im Internet – und Sie können es herausfinden! Dem größten Dichter des Banats habe ich Jahre meines Lebens gewidmet und ein Buch über ihn geschrieben, das weit verbreitet ist und oft zitiert wird. Doch ich schrieb es „an sich“, nicht regionalpatriotisch ausgerichtet und ohne darauf hinzuweisen, dass der Autor des „Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg, Carl Winter Universitätsverlag 1989 „aus dem Banat“ stammt. Jahre zuvor druckte die Österreichische Akademie der Wissenschaften meinen Beitrag „Nietzsches Lenau-Rezeption“ in der Zeitschrift „Sprachkunst ab. Kennen Sie, verehrter Kritiker aus dem Verborgenen, viele Banater, die vergleichbare Veröffentlichungen vorzuweisen haben?
    Bevor ich eine wissenschaftliche Laufbahn einschlug, dozierte und weitere vier kulturhistorische Sachbuchpublikationen veröffentlichte, agierte ich noch ganz zufällig als Bürgerrechtler in Temeschburg in der Zeit 1977-1979, gründete dort die „freie Gewerkschaft“ SLOMR, brachte nach meiner Ausreise eine völkerrechtliche Klage gegen Ceausescus Diktatur auf den Weg und bekämpfte die Kommunisten Rumäniens bis 1989 – ohne zu Trommeln und ohne mein Agieren an die Große Glocke zu hängen, während andere im Banat und in Siebenbürgen Freund und Feind verwechselten und die Leiter, wie Nikolaus Berwanger es einmal formuliert haben soll, an der falschen Mauer ansetzten.
    Wenn ich heute, verehrter Dunkelmann aus dem Obskuren, nach fast 30 Jahren philosophischen Schweigens im Sinne der Aufklärung meine Stimme erhebe und meine Lebenserinnerungen in einem – wie Sie vorverurteilend anmerken – „Selbstverlag“ veröffentliche, dann vielleicht deshalb, weil ich doch etwas zu sagen habe? Schauen wir einmal, ob mein Buch etwas mit „historischer Wahrheit zu tun hat! Ich habe mich für eine realistische Beschreibung der Wirklichkeiten entschieden, nicht für „Fiktion.“
    Doch wer sind Sie eigentlich? Wo liegen ihre Meriten? Kennen Sie die sozialistischen Wirklichkeiten der Ceausescu-Diktatur aus eigener Erfahrung? Ich empfehle Ihnen zum Einstieg in eine Ihnen vielleicht noch fremde Welt ein paar Takte aus der „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur. Es ist ein Buch, dass die Geister noch beschäftigen wird, das ist schon absehbar – und ein paar besinnliche Zeilen aus meinem „Lenau“.


    [Beitrag am 11.08.2008, 08:24 von Don Carlos geändert]
  • Elsi

    9Elsi schrieb am 11.08.2008, 09:13 Uhr:
    Don Carlos - es reicht!
    Es ging um Herta Müller! Die hat als Autorin nicht die Aufgabe 'sich nützlich' zu machen...für wen oder was auch immer.(Sonst wäre möglicherweise auch die Gegenfrage berechtigt: was hat ihre Ethnie für sie getan...;-)) Auch als politischer Mensch geht sie aufrecht und hat ihre Haltung kundgetan. Man kann sich ihrer Position anschließen, differenziert darauf eingehen, sie ablehnen etc., sie aber fertigmachen (und das tun sie), das ist absolut inakzeptabel.
    Bankban hat das Recht einfach nur bankban zu sein - seine Meinung zählt und die haben sie gelesen! Ich finde, dass er in allen Punkten Recht hat, sie hingegen nutzen Herta Müllers Auftritt als Trittbrettfahrer. Im Moment kommen sie nicht rüber als ein wunderbarer Mensch und Widerstandskämper, der wunderbare, nützliche Werke geschrieben hat (der sie ja vielleicht auch sind...oder waren), sondern als zorniger, verbitterter alter Mann. Schade drum...
  • Don Carlos

    10Don Carlos schrieb am 11.08.2008, 15:40 Uhr:
    Danke, Elsi!
  • rio

    11 • rio schrieb am 11.08.2008, 21:01 Uhr:
    elsi schrieb:

    "Die hat als Autorin nicht die Aufgabe 'sich nützlich' zu machen..."

    Aber sicher doch! Jeder Mensch hat diese Aufgabe! Weißt du? Umso mehr Schriftsteller und Dichter oder jeder andere Künstler. Wozu wäre er/sie dann da?

    Sehr geehrter Don Carlos, ich will mich nicht einmischen, spiele keinen selbsternannten Schiedsrichter, möchte nur darauf hinweisen dass jeder noch, der sich hier im Forum offen gegen Spitzel, Securisten und Ceauşisten gestellt hat, früher oder später fertiggemacht wird/wurde (nur verbal, Gottseidank!). Ihnen wird es wahrscheinlich nicht anders ergehen. Trotzdem wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg. Und halten Sie die Ohren steif! Lassen Sie sich nicht unterkriegen!







    [Beitrag am 11.08.2008, 21:13 von rio geändert]
  • bankban

    12bankban schrieb am 12.08.2008, 06:31 Uhr:
    @ rio: Zwei Anmerkungen. 1. Können Sie auch erklären, wie/womit Sie die "Nützlichkeit" der Kunst/Literatur messen (können wollen)? Geht das nach Gewicht (HMüller= 5 kg, Goethe= 10 kg), nach Ausdehnung (Shakespeare = 10 Bände = x km)oder nach Anzahl der Auflagen? 2. Es ging mir nicht darum, Don Carlos oder sonst irgendwen "fertigzumachen", der gegen Spitzel oder die Ceausescudiktatur war/ist. Im Gegenteil: ich zolle Don Carlos Respekt ob seiner Dissidententätigkeit. Nur wie er damit heute umgeht, sie ins Rampenlicht schiebt und um aufzufallen (Werbung für sein Buch zu machen), andere (hier: HM) diffamiert, das habe ich kritisiert. Hierzu haben Sie kein Wort verloren. Dabei müsste auch Ihnen, wenn Sie sich etwas "hineindenken" in diese Diskussion, doch auch auffallen, dass Don Carlos selbst es ist, der von der Diskussion um Spitzel (Antohi, Corbea-Hoisie) abgelenkt hatte, indem er eine neue Front eröffnete, gegen die HMüller. Bankban (der seine Meinung, und nicht seine Taten oder Publikationen für sich sprechen lassen will).
  • Don Carlos

    13Don Carlos schrieb am 12.08.2008, 07:48 Uhr:
    Danke Rio! Danke Elsi und bankban! Es ist rührend zu erleben, wie ein "verbitterter alter Mann" als "Trittbrettfahrer" in einen Kampf der Geschlechter geraten ist, der in einem Anflug von Machoismus eine Schriftstellerin fertig machen will! Aus Don Carlos wird ein Don Quichotte, der gegen die Heilige Johanna kämpft - eine groteske der Sonderklasse von fast schon literarischer Qualität!
    Es freut mich, Elsi, dass Sie als - noch junge, schöne und vielleicht auch emanzipirete Frau Partei ergreifen! Ich habe bisher jeden Kampf gegen eine Frau vermieden - eben, weil wir nach Hebbel leben und in einer aufgekärten Welt, die noch ein paar Werte hat, und aus einem Gefühl heraus. Doch den Zeitpunkt des Offenen Briefes von Herta Müller habe ich mir nicht ausgesucht! Der Zufall wollte es, dass viele Dinge auf einmal zusammenfielen - wie in der Chaos-Theorie. Doch bringen wir etwas Ordnung in das Chaos - und systematisches Denken und Analysieren! Die "Frankfurter Rundschau" hätte meine "Antwort an Herta Müller" abdrucken können, auch in etwas verkürzter Form. Ich hätte es hingenommen. Sie hat es nicht getan. Und da mir die SbZ- Fassung zu unvollständig erschien und ich nicht riskieren wollte, missverstanden zu werden, habe ich die gesamte Stellungnahme in diesen freien "Kommentar" gestellt. Es ist eine großartige Sache, dass es diesen Ort der freien Meinungsäußerung gibt - noch vor der Zensur eines Chefredakteurs, der alles gemäß Presserecht auch formaljuristisch zu verantworten hat.
    Rio, einen alten Haudegen aus dem Securitate-Gefängnis kriegt man nicht so schnell klein. Die Wahrheit der "Symphonie der Freiheit" ist das Gegengewicht zu meinem Scheitern in diesem Forum.
    Die Wahrheit wird uns nicht nur frei machen, wie Jesus in der Bibel sagt - und in meinem Buch als Leitmotiv. Die Wahrheit kommt auch nie zu spät!20, 30 Jahre habe ich zugehört, was Herta Müller und Richard Wagner zu sagen hatten. Jetzt sollen sie auch einmal zur Kenntnis nehmen, wie andere, die neben ihnen in temschburg, im Banat und in Siebenbürgen lebten und an ihrer deutschen Identität festheilten, denken. Audiatur et altera pars, verehrte Müller und Wagner! Und schreit nicht gleich nach dem Kadi!
    Der Fall Antohi ist in der Symphonie problematisiert, kritisch! Herta Müller kam nur noch mit dem Stoßen eines Gestrandeten! Wie oft soll ein Mensch für seine Schuld bestraft werden, verehrte Frau Müller?


    [Beitrag am 12.08.2008, 07:59 von Don Carlos geändert]
  • Don Carlos

    14Don Carlos schrieb am 12.08.2008, 08:23 Uhr:
    Nachbemerkung: meine letzten Ergänzungen wurden leider nicht mehr gespeichert. Ich fragte noch nach der Legitimität der moralischen Verurteilung eines bereits Vorverurteilten!
    Wer ist überhaupt dazu prädestiniert, über „moralische Integrität“ zu diskutieren? Ein Philosoph vielleicht? Ein Handelnder? Ein Theologe oder Jedermann? Die Botschaft der Zwietracht und des Hasses, die Herta Müller in einigen Kurzgeschichten in dem Bändchen „Niederungen“ gesät hat, wirkt auch noch heute.
    Aus ihrer Sicht war es damals richtig, bestimmte Zustände im Banat zu karikieren, zu parodieren und sie – über die reine Satire hinaus – bis ins Beleidigende zu steigern. Hat sie sich von dieser Botschaft je distanziert? Und war ihre damalige Haltung konsequent, das Deutschtum – nicht zu verwechseln mit Deutschtümelei – zu bekämpfen und die nur noch schwer aufrecht zu erhaltende Deutsche Identität einer Minderheit in Bedrängnis unmittelbar im Exodus? War das etwa eine „moralisch integre“ Handlung?
    Einige Leute in der Bundesrepublik wie C.F. Delius, der im Banat einen „Ort des Hasses“ ausmachte und in gleichen Atemzug den Siebenbürgern die gleiche Rückständigkeit zusprach, ungeachtet Reformation und Humanismus seit Luthers Zeiten, fanden Herta Müllers moralisch wertende Literatur toll. Sie lobten Sie. Herta Müller erhielt einen Preis und wurde bekannt! Doch auf wessen Kosten? Ist jedes Mittel legitim, um bekannt zu werden? Und war der eigentliche Feind nicht etwa das totalitäre System im Land, die Ceausescu-Diktatur?
    25 Jahre sind ins Land gegangen – und die gleiche Materie verursacht immer noch böses Blut. Eine Distanzierung von den damaligen Kreationen aber könnte Eintracht schaffen – und symphonischen Zusammenklang! Auf das Prinzip kommt es an, nicht auf die Namen dahinter.
    Wer aber bescheinigt Herta Müller heute „moralische Integrität“? Es ist Richard Wagner, ihr ehemaliger Lebenspartner, im „Berliner Tagesspiegel“, parallel zum Offenen Brief von Herta Müller an RKI-Direktor Patapievici in der Frankfurter Rundschau. Herta Müller und Richard Wagner – von Außenstehenden, selbst von Dichterkollegen immer noch als geschrumpfte Aktionsgruppe Banat wahrgenommen, agieren immer noch im Tandem, in der Gruppe: Auch wenn sie unliebsamen Kollegen mit Anwälten drohen und mit Gerichten. Feine Leute, diese „moralisch integren“ Widerstandskämpfer!



    [Beitrag am 12.08.2008, 08:26 von Don Carlos geändert]
  • Elsi

    15Elsi schrieb am 12.08.2008, 14:06 Uhr:
    rio, wenn es stimmt, dass 'man ist, was man isst', dann würde ich dringend zum Genuß von mehr Hirn raten. Aber vielleicht heißt es auch 'man ist, was man trinkt'...???

    Don Carlos - ihre Haltung zu Frauen ist mir sehr sympathisch. Wollen Sie sie nicht vielleicht doch beibehalten...?

    Es hat auch für mich einen gewissen Unterhaltungswert gehabt, meinen Beitrag auf die Ebene eines Geschlechterkonflikts abgeschoben zu sehen. Netter Versuch.

    Sie sprechen von ‚Wahrheit’ und ‚Freiheit’…??
    Gerade die Wahrheit, die Herta Müller ausspricht, (auch in den „Niederungen“…) hat uns frei gemacht…

    Sie fragen, ob jedes Mittel recht ist, um bekannt zu werden? …Und??...was meinen Sie??...Ihre Antwort ist gefragt…oder auch nicht – man kann sie ja auch aus ihren Beiträgen folgern…

    Sie fragen nach der persönlichen Integrität von Herta Müller? Ihr gesamtes literarisches Werk ist der Beweis dafür, die Untrennbarkeit zwischen ihrem Leben und ihren Texten. Ihr Er-leben wird durch Intensität zu Literatur…

    Aber...Menschen schweben, laufen, gehen und stampfen mit ganz unterschiedlichen Empfindlichkeiten durch's Leben...



    [Beitrag am 12.08.2008, 14:07 von Elsi geändert]
  • Don Carlos

    16Don Carlos schrieb am 12.08.2008, 14:29 Uhr:
    Einen Maulkorb für Carl Gibson, fordern Herta Müller und Richard Wagner! Eskalation! Gibson soll schweigen und nicht länger in der Vergangenheit rühren! Sie wollen einem Zeithistoriker untersagen, Zeitphänomene zu kommentieren und zu werten! Und als Philosoph soll er zur Frage der „moralischen Integrität“ öffentlich nicht! Stellung nehmen!
    Offensichtlich gefällt es Müller und Wagner wohl kaum, was sie in der „Symphonie der Freiheit“ zum Thema Opposition gegen Ceausescu gelesen haben. Sie vermuten Rufschädigung, ja Verleumdung!
    Der erste Teil des Buches ist noch nicht einmal richtig auf dem Markt – und schon schreien einige Zeitgenossen entrüstet auf und rufen nach Verboten! Redeverbot für Gibson, Schreibverbot, Publikationsverbot …?
    Nur weil er die geistige Situation seiner Zeit als „agierender Dissident“ und Zeitzeuge dokumentiert hat?
    Und weil er als freier Bürger einer Republik auf einen „Offenen Brief von Herta Müller“ antwortete – mit Argumenten, die sich in einem Kapitel der „Symphonie der Freiheit“ wiederfinden?
    Herta Müller gibt aus dem Verborgenen Statements ab, weigert sich aber, auf die Antworten anderer geistig-literarisch zu reagieren, ruft nach Anwalt und Gericht
    Und dabei ist der Fall Herta Müller in der „Symphonie der Freiheit“ nur ein Randthema (keine 5 Prozent der Materie), das im Rahmen der allgemeinen kulturellen und politischen Dissidenz in der Ceausescu-Diktatur erörtert wird.
    Ist es in dem freien Staat Bundesrepublik Deutschland inzwischen verboten zu fragen, ob „antitotalitäre Grundhaltung“ (so der ehem. Min. Präsident Dr. Bernhard Vogel in der würdigenden Konrad-Adenauer-Stiftung-Preisrede auf Herta Müller ) und die Anerkennung einer „totalitären Partei“ zusammenpassen?
    Dr. Bernhard Vogel wäre nicht lange Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz oder Thüringen geblieben, wenn er die Pfälzer und Thüringer „so“ beleidigt und stigmatisiert hätte wie Herta Müller ihre Landsleute im Banat.
    Schützen wir in der „deutschen Presse“ nur die etablierten Namen – und verbieten den – noch - unbekannten Zeitzeugen den Mund?
    Das ist ein demokratisches Grundsatzproblem, das weit über diese Diskussion hinausgeht.
    Vor zwei Jahren habe ich bei Herta Müller - über den Rowohlt-Verlag - angefragt, wie die damalige Anerkennung der Rumänischen Kommunistischen Partei 1985 mit weiteren Autoren in einer „Gruppe“!) zu verstehen sei.
    Auf die Antwort Herta Müllers warte ich noch heute!
    Nun Herr Richard Wagner! Sie drohen mir auch im Namen von Herta Müller mit Anwälten und Gericht!
    Hören sich auf damit! Das ist schlechter Stil! Sie haben die bundesdeutsche Öffentlichkeit nicht gepachtet! Und es wird sicher noch ein paar kritische Journalisten und Wissenschaftler geben, die der Wahrheit auf den Grund gehen!?
    Es ist Sache der Journalistik und der Wissenschaft, Wahrheiten ans Licht zu fördern, nicht zu verschleiern! Wenn ich in der „Symphonie der Freiheit“ „J’accuse!“ gesagt habe, dann stehe ich auch dazu.
    Wohlan, verklagen Sie mich!
    Die Wahrheit werden Sie damit nicht aufhalten!


  • The history of Igor

    17The history of Igor schrieb am 12.08.2008, 15:22 Uhr:
    Ist das Problem nicht, dass die Trennlinie zwischen Opfern und Taetern im ehemaligen kommunistischen Rumaenien (und anderswo in Osteuropa) nicht existent ist, sondern eher dass diese Kategorien fliessend ineinander uebergehen? Also, ich persoenlich habe ein Problem mit der Vorstellung es gaebe 'Gut' gegen 'Boese' (so rein als Konzept).
  • bankban

    18bankban schrieb am 12.08.2008, 15:40 Uhr:
    @ Igor: in manchen Fällen mag das so gewesen sein, doch beinhaltet Ihre Aussage auch die Gefahr der Gleichsetzung von Opfern mit ihren Tätern. Daher plädiere ich für Differenzierung. In Bezug auf Don Carlos lüftet sich langsam die Dunkelheit: demnach hat er schon seit Jahren etwas gegen das Paar Müller-Wagner (das ihn ignoriert) und der Skandal um Antohi @ Co. ist ein guter Vorwand, um jetzt loszutreten. Auffällig ist für mich die Emotionalität der Schreibweise (mein Gott, wieviele Ausrufezeichen!), die abgehackten und unvollständigen Sätze, dass er alles und jede Aussage auf sich selbst bezieht. Als ob sich die ganze BRD-Öffentlichkeit verschworen hätte, "seine" Wahrheit zu unterdrücken. Heisst nicht so etwas eine "narzisstische Persönlichkeitsstörung" in der Fachsprache der Seelenklempner? Erinnern uns diese langen Ausführungen, die Vorwürfe, die Verschwörungstheorie, die Emotionalität nicht an jemanden, der um 2001 herum des Forums verwiesen wurde? Fragen über Fragen. Bankban
  • seberg

    19seberg schrieb am 12.08.2008, 16:42 Uhr:
    Es liegt wohl in der menschlichen Natur, das Böse im Anderen deutlicher zu erkennen und es auch lieber dort zu bekämpfen als bei sich selbst. Die Täter-Opfer-Differenzierung und -Kategorisierung wurde im Namen der Gerechtigkeit von Menschen erfunden um dieser zu dienen, in ERSTER Linie aber dient sie IMMER auch der bequemen Vereinfachung zum Zwecke der eigenen Gewissensberuhigung. Soviel zur moralischen Integrität.

    Darüber hätte ich vielleicht etwas von einem Philosophen gerne gelesen.

    Trotzdem sind (Fern-)Diagnosen und andere Spekulationen über Einzelne hier nichts als Kappes.

    Im Übrigen sitzen H.Müller und H.R.Patapievici inzwischen längst eher in einem Boot im Kampf gegen den „noch böseren“ oder gar „absolut bösen“ Drachen in Rumänien aus der dortigen Vergangenheit (inzwischen vielleicht sogar zusammen mit den früheren Spitzeln S.Antochi und A.Corbea-Hoisie, und...wer weiß... demnächst sogar mit Don Carlos? ;)
  • rio

    20 • rio schrieb am 12.08.2008, 17:22 Uhr:
    elsi, ob deine Theorie mit dem Hirn stimmt, musst du selber wissen. So wie's aussieht hast du eine gehörige Portion mit dem Löffel verputzt, scheinst dabei aber auf BSE gänzlich vergessen zu haben. Jetzt hast du den Salat: Verworrenes Gelaber, welches kein Mensch versteht. Und noch was: No. 3 ist schon aufm Server, die Verleihung folgt.

    Und seberg kommt wieder mal mit einem Happy-End Szenario: Frau Müller und Herr Patapievici, friedlich im Boot mit den Securitate-Spitzeln und alle warten nur auf den (noch) "bösen" Don Carlos. Serben und Albaner, Russen und Georgier, Triebtäter und Minderjährige, Opfer und Täter sind sowieso alle gleich, schließlich hat man die Täter-Opfer Kategorisierung nur "erfunden" um niedere Racheinstinkte auszuüben. Voila, Schaffen wir die Justiz doch gleich ab!

    [Beitrag am 12.08.2008, 17:24 von rio geändert]
  • The history of Igor

    21The history of Igor schrieb am 12.08.2008, 17:35 Uhr:
    Rio:

    "schließlich hat man die Täter-Opfer Kategorisierung nur "erfunden""

    Ohne jetzt zu pedantisch sein zu wollen, aber selbstverstaendlich hat man sie nur erfunden. Kategorien erfindet man. Es sind keine innewohnenden Dinge, sondern Konstrukte. Es geht eher darum wie nuetzlich diese Kategorien sind...
  • seberg

    22seberg schrieb am 12.08.2008, 18:32 Uhr:
    Nein Rio, Kategorisierung nicht "um niedere Racheinstinkte auszuüben", sondern im Gegenteil, um sie einzuschränken! Gerade deswegen brauchen wir doch die Justiz, so unvollkommen sie auch sein mag. (Weißt du???)
  • Elsi

    23Elsi schrieb am 12.08.2008, 19:34 Uhr:
    So ein bullshit, rio! Aber mach dir nichts draus - zumindest ist jetzt klar, dass es nicht an BSE liegen kann...

    Zeitlich recht nah beieinander zum Eklat ICR - Herta Müller, sah sich das ICR mit einem weiterer Skandal in New York konfrontiert, der anläßlich der ersten street art Ausstellung rumänischer Künstler, in der Hauptsache um ein Kunstobjekt ausbrach - ein rosa Plastikpferd, welches eine Svastika auf der Flanke trug - ausbrach. Die Anschuldigungen eines rumänischen Nichtexperten lauteten Sexismus, Antisemitismus, Securitate, der Schaden, der dem Ansehen Rumäniens durch diese Kunst etc...
    Es scheint auch einen ursächlichen Zusammenhang zw. den beiden Skandalen zu geben, denn die Kritik ziehlt auf den Kopf der Institution, dem die fachliche Kompetenz abgesprochen wird. Es scheint sich um eine Farse zu handeln, um das Regeln von unausgeglichenen Konten, die in die Ceausescu-Zeit hineinreichen.

  • rio

    24 • rio schrieb am 12.08.2008, 22:34 Uhr:
    Ja seberg, stell` dir vor ich weiß! Und ich weiß und sehe auch dass die linke Jagdgmannschaft wieder präsent ist um Entschuldigungen, Minimalisierungen und Verharmlosungen für die kommunistischen "Täter" herbeizureden und Definitionen hereinzustellen, die besagen sollen dass der Unterschied zwischen Opfer und Täter nur ein unwesentlicher ist, man sollte sich doch bitte mit den Tätern ins Boot setzen und friedlich in die gemeinsame Zukunft gondeln. Wie idyllisch! Und jeder leistet dem andern Schützenhilfe, danke Igor, danke seberg, wahrlich eine "unitate de granit" - euer conducâtor wäre stolz auf seine Kombattanten.
    So, das wars von meiner Seite, von mir aus schreibt euch die Finger wund, s'ist mer z'fad immer wieder die gleichen Litaneien von den gleichen Leuten zu lesen. Ich kenn euch in- und auswendig!
    Pfüat enk, gel (oder auch gell)?
  • Don Carlos

    25Don Carlos schrieb am 13.08.2008, 08:00 Uhr:
    Politischer Fehler durch falsches Signal! Ist die Identität der ehemaligen deutschen Minderheit in Rumänien, der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben, ein Freigut, auf dem jeder herumtrampeln kann?
    Als die Konrad-Adenauer-Stiftung ihren Literaturpreis 2004 an Herta Müller vergab, ehrte sie eine Schriftstellerin, die sich nicht von den hetzerischen Passagen in ihrem Erstling distanzieren will. Damit sanktionierte die KAS – und das ist nicht irgendwer, sondern die CDU-Stiftung – das Prinzip der „Hetze“. Das ist ein falsches Signal, ein verheerendes sogar. Oder, verehrter Herr Bundespräsident Köhler, darf gegen einzelne Teile des deutschen Volkes öffentlich gehetzt werden? Mit Applaus und endgültiger Sanktion? Das ist der eigentliche Skandal!
    Das Prinzip zählt – und die Verfassung der Bundesrepublik ermutigt keine Hetze.
    Der Name dessen, der die falsche Botschaft in seinem Werk transportiert, ist sekundär. Und auch das Gesamtwerk eines Autors hebt eine Fehleinschätzung der Jugend nicht auf, wenn keine Distanzierung davon erfolgt. Die Welt ist eine Welt der Symbole und Gesten – und viel Unheil resultiert aus falschen Gesten und falschen Symbolen.
    Klarstellung: Mir ist in diesem Forum bzw. in der Korrespondenz mit Richard Wagner unterstellt worden, ich hätte mich an Diskreditierungskampagnen gegen Herta Müller bzw. gegen die Preisverleihung an Herta Müller „anonym“ beteiligt.
    Richtig ist: Erst mit der Veröffentlichung meiner Zeit-Dokumentation „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ nehme ich meine Argumentation auf und greife in die Diskussion ein. Seit meiner Ankunft in der Bundesrepublik im Jahr 1979 habe ich noch in keiner öffentlichen Form Stellung gegen Herta Müller oder Richard Wagner bezogen oder Artikel veröffentlicht. Was ich von Heckenschützen halte, die aus dem Versteck schießen, habe ich weiter oben in diesem Kommentar, mehrfach betont: ich verachte diese Haltung zutiefst, weil sie dem Angegriffenen die Möglichkeit nimmt, sich zu wehren!

  • hein

    26 • hein schrieb am 13.08.2008, 12:27 Uhr:
    Als ich Claus Stefanis Buch über Schicksale von Zipser Frauen las ("Wie das Wiesengras im Wind", hatte es mich zutiefst berührt, ich empfand es als schön. Das teilte ich auch einem Kollegen mit, der aus der Zips stammte und war verstört, wie wütend er reagierte. Er empfand das Buch als ALLE Zipser Frauen diskriminierend.
    Das Buch "Niederungen" ist LITERATUR und als solches umso weniger geeignet als das oben erwähnte Tatsachenbuch, eine Realität in allen ihren Facetten einzufangen. Es ist die literarische Sicht mit einem biographisch vorhandenen Hintergrund, den Herta Müller nun hat, ob es ihren Kritikern nun passt oder nicht.
    Wieso werden ihre literarischen Werke als "Beweise" zitiert und nicht ihre Essays?


  • bankban

    27bankban schrieb am 13.08.2008, 12:48 Uhr:
    @ hein: Zitat: "Wieso werden ihre literarischen Werke als "Beweise" zitiert und nicht ihre Essays?" Weil es hier manchem Zeitgenossen um Skandalerzeugung, um Eigenprofilierung und um Selbstvermarktung geht, aber weder um eine Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Artikel/Thema, noch um eine echte, hermeneutische Analyse der Müllerschen Literatur. Bankban
  • Johann

    28Johann schrieb am 13.08.2008, 15:00 Uhr:
    In dem Artikel geht es nicht um die "hermeneutische Analyse der Müllerschen Literatur", sondern um das moralische Verhalten von Personen (Andrei Corbea-Hoişie, Sorin Anto­hi, Carl Gibson, Herta Müller und Richard Wagner) während der Ceausescu-Diktatur.
    Frau Müller hat ja nicht die fachliche Kompetenz der beiden angezweifelt, sondern deren moralische Integrität. Dasselbe tut Gibson in Bezug auf Frau Müller und Herrn Wagner.
    Dies sind die zentralen Fragen des Artikels.
    Dies sind Fragen, die man leider noch immer nicht diskutieren kann, weil es Personen gibt, die den Diskutanten "Skandalisierung" unterstellen.
    Der Stil von Don Carlos ist für mich auch "gewöhnungsbedürftig", dasselbe gilt in noch höherem Maße von dem Stil von Bankban.
    Don Carlos hat sich immerhin seit Jahrzehnten mit diesem Thema auseinandergesetzt und steht öffentlich zu seinen Aussagen, sein Buch habe ich bestellt, aber noch nicht einmal gesehen.
    Bankban ist ein Heckenschütze, der hier unter der Gürtellinie einprügelt, dessen Kompetenz niemand beurteilen kann. Hoffentlich ist sie besser als sein Stil.



    [Beitrag am 13.08.2008, 15:05 von Johann geändert]
  • Don Carlos

    29Don Carlos schrieb am 13.08.2008, 15:57 Uhr:
    Danke, Johann!
    Herta Müller kann Frieden stiften und die Wogen der Aufregung endgültig glätten, wenn sie sich ein für alle Mal von den missverständlichen und immer noch Unheil stiftenden Geschichtlein aus "Niederungen" distanziert - und wenn sie aufklärt, weshalb sie damals, 1982, als der Exodus tobte und die deutschtsche Identität rumänienweit in Gefahr war, "gegen" ihre eigen Leute vorging - und nicht gegen die Kommunisten im Land! So einfach ist das. Wem nutzten ihre Unfrieden stiftenden "Fiktionen" am meisten? Den Deutschen im Land bestimmt nicht! Wenn die Distanzierung Herta Müllers von der falschen Botschaft der Hetze und der Spaltung erfolgt ist, dann kann man auch literaturwissenschaftlich über ihre "Fiktionen" reden und über Fragen, wie sie die rumänische Aktualität ihrer Zeit, die Securitate und die Partei, dargestellt hat, das Leiden der Frau in einer historisch gewachsenen Gesellschaft und anderes mehr. Dann können wir "hermeneutisch" diskutieren und auch ihre "Essays", die zum Teil nur Zeitungsartikel sind, einbeziehen. Fragen der literarischen Wertung mögen zu literarischen Preisen führen. Doch die politische Botschaft darf nie ignoriert werden. Wer - wie Herta Müller - in die Zeitgeschichte eingreift, Massen stigmatisiert und exponiert, darunter viele Wehrlose, denen das Instrumentarium fehlt, sich zu wehren, muss damit rechnen, dass auch nach der Verantwortung gefragt wird? Was dachte sie sich damals, als sie ihre eigenen Wurzeln verhöhnte? So etwas akzeptiert kein Volk auf der Welt. Denn das untergräbt das Selbstwertgefühl und über die geschwächte Identität die eigene Zukunft. So etwa sieht das ein Philosoph aus der Zelle, der viel zu lange geschwiegen hat, weil er annahm, dass die Historiker und Politologen ihre Hausaufgaben machen würden. Das ist nicht geschehen. Deshalb greife ich ein und rede. Die Welt wird dann entscheiden, ob ich auch etwas zu sagen habe. Und die Leser haben die Freiheit, Herta Müllers Literatur zu lesen und gut zu finden - oder etwas von dem, was ich in die Welt gesetzt habe. Ich handle im Glauben daran, dass der "Anstand" noch zurückkommen wird in Politik und Gesellschaft. Und die Methode, Johann, habe ich mir nicht ausgesucht. Manchmal erfordern besondere Zeiten auch spezielle Mittel - und der Endzweck heiligt sie, wenn er edel ist und den Menschen besser macht, hilfreich und gut.

    [Beitrag am 13.08.2008, 16:03 von Don Carlos geändert]
  • seberg

    30seberg schrieb am 13.08.2008, 16:40 Uhr:
    Wie nun: sind die „Niederungen“ von Herta Müller „Fiktion“ oder Fiktion?
    Darf ich sie als Literatur lesen, oder MUSS ich sie als Manifest mit einer bewussten und gezielten politischen Botschaft, gar als Hetze verstehen?

    Herta Müller hat darin gerade das literarisch gestaltet, was durch die Übermacht des kommunistischen Terrors und seiner Auswirkungen erst so richtig und nachhaltig verschüttet, verschleiert und verdrängt werden konnte und von den meisten auch gerne verschleiert und verdrängt wurde, viel Menschlich-Allzumenschlich-bis-Unmenschliches. Vieles, das meiste davon existierte vor dem Kommunismus und unabhängig von ihm. Und sie tat es in deutscher Sprache, wodurch sie sich um die deutsche Identität gerade auch in und für Rumänien verdient gemacht hat, meine ich.

    [Beitrag am 13.08.2008, 16:42 von seberg geändert]
  • bankban

    31bankban schrieb am 14.08.2008, 07:58 Uhr:
    Ach, Herr Lauer, und ich dachte noch, naiv wie ich war, dass in einer Diskussion die Argumente zählen und nicht die Personen... Was tut mein Name zur Sache? Was tut denn der richtige Name von Elsi, Igor etc. zur Sache? (Warum verbeissen Sie sich so sehr an meinem Namen? Haben meine Sätze Sie so sehr getroffen?) Gewöhnlich stehen Meinung und Argumente einander gegenüber. Aber hier, in diesem Forum, müssen ja anscheinend Leute fertig gemacht werden und es macht nur halb soviel Spass, wenn man deren Namen/Identität nicht kennt. Nun könne Sie ja einwenden, dass ich damit begonnen habe, Don Carlos persönlich anzugreifen. Das ist zwar teilweise wahr, aber dürfen wir wirklich vergessen, wer der Autor des ersten Kommentars war? Das war doch Don Carlos, der in der ersten Zeile seines Beitrags sehr persönlich Herta Müller als "Opportunist, Wendehals und Mitläufer" bezeichnete. Seltsamerweise erhoben Sie, Herr Lauer, nicht Ihre Stimme der Empörung, als dieser Angriff gestartet wurde. Und seither folgt der eine ellenlange Rundumschlag gegen sie nach dem anderen. Dass dabei die literarische Verarbeitung ihrer Umwelt mit ihrer eigenen Einstellung gleichgesetzt wird, nehmen anscheinend die meisten Leser dieses Forums in Kauf. Als ob nicht in der 9. Klasse einer jeden durchschnittlichen Realschule (!!) gelehrt würde, dass man dazwischen unterscheiden muss. Nein, statt dessen wird Hertha Müller beinahe für den Untergang der gesamten Banater Schwäbischen Gemeinde verantwortlich gemacht. Es wird ihr mittlerweile sogar vorgeworfen, warum sie über das schrieb, worüber sie schrieb. Warum hat sie nicht vielmehr über das geschrieben, was Don Carlos im Jahre 2008 meint, von ihr 1984 gelesen haben zu wollen? Ist ja wirklich unverschämt von Hertha Müller, das 1983/84 nicht berücksichtigt zu haben. Ja, ich bleibe dabei und fasse zusammen: der erste Kommentar von Don Carlos ist das Zeichen verletzter und frustrierter Eitelkeit, als deren Hintergrund irgendwelche Neid-, Kompensations- und Minderwertigkeitsgefühle zu konstatieren sind. Hinzu kommt seit seinem gestrigen Beitrag auch Trauerarbeit wegen der untergegangenen deutschen Bevölkerung im Banat. Dabei werden die eigenen Schuldgefühle, nämlich zum "richtigen Zeitpunkt" nicht am richtigen Ort gewesen zu sein (um den Exodus zu verhindern) auf die Person von Hertha Müller projiziert. Ja, das ist meine Meinung. Die muss niemand teilen, aber sie sollte man widerlegen und sich, bitte sehr, nicht auf die Wenigkeit meiner bescheidenen Person konzentrieren. Bankban
  • Don Carlos

    32Don Carlos schrieb am 14.08.2008, 10:13 Uhr:
    Ostrakismos? Neuzeitliche Steinigung – jenseits von Sodom und Eden? „Was sollen wir, die ohne Sünde sind, mit Ihnen, den Sündern bloß tun?“ fragt der rumänische Schriftsteller Horia Patapievici vom RKI selbstironisch in seiner Antwort an Herta Müller – und gibt der Anklagenden dem Schwarzen Peter zurück, dezent und galant, fast wie in einem Liebesbrief.
    Und die deutsche Öffentlichkeit folgt mit Staunen, wie hier ein indirekter Persilschein ausgestellt wird.
    Nur sind wir, seitdem wir den Garten Eden verlassen haben, alle nicht mehr ohne Schuld! Was sagt Jesus dazu im Neuen Testament? Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein! Also hören wir auf, anderen zu drohen, Frau Herta Müller, weder dem Rumänischen Kulturinstitut, noch dem unbequemen Frager!
    Selbstbescheinigte Unschuld und Selbstgerechtigkeit kommen einer Hybris gleich! Das weiß ich aus eigener Erfahrung! Und prometheische Auflehnung und Verstiegenheit kommen immer vor den Fall. Das ist schon seit Luzifers Verstoßung aus dem Himmel so – und andere „Engel“ folgten bis hin zu Faust und in die jüngste Geschichte.
    Also Vorsicht im Kampf zwischen Schein und Sein. Wenn der Schein verfliegt und der Nimbus weg ist, dann wird selbst aus der Heiligen Johanna nur noch ein Mensch, dem nichts Menschliches fremd sein darf.
    Das Böse, das sind nicht immer nur die anderen, wie es Sartre einmal anklagend formulierte, sondern es ist vielschichtig in der Welt – das Problem der Theodizee werden wir nicht lösen. Wir können es nur aus den Wirklichkeiten, die wir erlebt haben, deuten; und jeder auf seine Weise literarisch oder geistig-philosophisch darstellen und interpretieren. Ob der surreale Zugang den sozialistischen Wirklichkeiten eines totalitären Systems gerecht wird, fast hundert Jahre nach dem Surrealismus eines Tristan Tzara, darüber soll die Literaturgeschichte entscheiden. Die Fragen der Moral aber gilt es jetzt offen zu diskutieren, da sie unsere unmittelbare Existenz betreffen.
    Wie aus der gut informierten „Siebenbürgischen Zeitung“ zu erfahren ist, gibt es wissenschaftliche Bestrebungen ( ein Dissertations-Projekt), die Thematik Spitzel, Denunzianten, Mitläufer etc. gerade im Umkreis von Journalisten, Lehrern, Pfarrern und Schriftstellern aufzuarbeiten – mit starker Verweigerungshaltung der Betroffenen. Die Zeit sei noch nicht reif, meinen sie!
    Sie ist längst reif! Erst wenn die Fakten feststehen, erst wenn historische Gewissheiten da sind, werden die Verdächtigungen aufhören. Erst dann wird eine Vergangenheitsbewältigung möglich sein – und ein genaueres Differenzieren zwischen Schuld und Unschuld bei Einsicht, Anerkennung und Sühne! Was fällt, soll man auch noch stoßen, sagt Nietzsche an einer Stelle! Ist das so, Frau Müller? Ist das eine moralische Handlung? Und wer ist der nächste Antohi?
    Dostojewski und Nietzsche werden wieder aktuell sein! Und vielleicht gibt es auch einen neuen Fall: ... contra Wagner?

    Post scriptum: Zum Thema : Aversion von Dunkelmamm "bankban" ( welch ein Pseudonym!) gegen: Carl Gibson alias Don Carlos: Ich zitiere: Meine Bewunderung haben Sie dafür, wie Sie sich in der SZ (Sächsischen Zeitung) mit anonymen Schmierfinken und verruchten Feiglingen à la Bankban wacker herumschlagen."
    Das schrieb mir in der Nacht ein höchst etablierter Schriftsteller aus Rumänien, der seit vielen Jahren in der Bundesrepublik lebt und der die Thematik als "Insider" und gewichtiger Zeitzeuge kennt. Er wird selbst entscheiden, wann er öffentlich in die Diskusssion eingreift. Nochmals Dank an Johann für die erwiesene Solidarität. Zuerst war Rio da, dann Johann... vieleicht werden es noch mehr...




    [Beitrag am 14.08.2008, 10:15 von Don Carlos geändert]

    [Beitrag am 14.08.2008, 10:26 von Don Carlos geändert]
  • Johann

    33Johann schrieb am 14.08.2008, 12:24 Uhr:
    @ Don Carlos. Kein Zweck heiligt die Mittel bzw. Methoden! Man tut der Sache, Auseinandersetzung über die kommunistische Verstrickung, einen Bärendienst, wenn man sich genau wie die Kommunisten und Nazis zweifelhafter Mittel bedient. Die Kommunisten verfolgten im Unterschied zu den Nazis auch einige gute Zwecke, willst du dich jetzt auf das gleiche Level stellen?

    @ Bankban
    1. Da du seit 2001 die Diskussion hier verfolgst, weißt du ganz genau, dass man die Diskutanten hier beim Nick nennt. Du nutzt also deine Anonymität aus.
    2. Wie man auch hier beobachten kann, verleitet die Anonymität dazu, dass die meisten jede Hemmung fallen lassen. Es würde der Diskussion gut tun, wenn Anonyme Personen keine Schreibrechte mehr hätten (außer im Testforum).
    3. Wieso muss ich den jede Äußerung hier kommentieren? Wenn ich alles, was nicht meiner Meinung entspricht, hier anspreche, dann habe ich 24 Stunden täglich Arbeit.
    4. Du hast die literarische Qualität der Arbeit von Müller verteidigt, da bin ich teilweise deiner Meinung. Nur: falsches Thema. Hier steht, das Verhalten von Frau Müller zur Diskussion und da hast du keine Argumente gebracht.

    Frau Müller ist meines Wissens in die RKP eingetreten in den 70er Jahren, zu einem Zeitpunkt in der jedes Kind in Rumänien wusste, dass es sich um eine verbrecherische Organisation handelte.
    Wer in den 30er Jahren des 20 Jhr. in die kommunistische Partei tragt, hat Mut und Rückrat bewiesen, wer in den 70ern eintrat das genaue Gegenteil.

    Sie hat einige Vorteile in Rumänien, die Parteimitgliedern vorbehalten waren, in Anspruch genommen. Warum hat Sie sich nicht in Rumänien über die Ceauşescu-Diktatur kritisch geäußert und in Deutschland über die Nazi-Tendenzen bei den Banatern Schwaben? Dies hätte mir sehr imponiert.

    Es gibt also einige Argumente die dafür sprechen, dass Frau Müller eine Opportunisten war. Ich lass mich aber auch vom Gegenteil überzeugen, bring aber Argumente. Du hast diesbezüglich nur den Kritiker mit Beleidigungen überschüttet.

  • Elsi

    34Elsi schrieb am 14.08.2008, 13:41 Uhr:
    Das, was Don Carlos hier so wortreich verbreitet, womit er sich in Ekstase redet ist ganz schön vernebelndes Räucherwerk…Nur – Ich mag keine Drogen!

    Ja, wir sind alle für die Aufklärung dieser Periode (und auch von Zeiten davor!!!), ja, wir wollen die „wahren Helden“ , die, welche den ersten Stein werfen dürfen, sehen, ja, die Medien sind blind und unaufgeklärt, so wie auch diverse politische und kulturelle Institutionen, und so weiter und so fort.
    Es könnte meinetwegen auch wirklich um eine Diskussion über die Verantwortlichkeit eines Schriftstellers gehen, um sein moralisches verhalten in der Diktatur – tut es aber nicht, weil die Schlacht schon begonnen hat (Vorverurteilung, Unterstellungen…), weil die Schlacht mit Aufrechnung begonnen hat und verwebt wurde mit Eigenprofilierung, Frustabbau etc.
    Nein Johann, ich würde doch noch unterscheiden wollen zwischen einer informellen Mitarbeit bei der securitate und der Haltung von Herta Müller

    Aber was hat er eigentlich gegen sie in der Hand? Im Endeffekt nichts, außer dem Wedeln mit eigenen Meriten, von Verdächtigungen und Unterstellungen…

    Er sagt, dass ein Dissident in Haft gewesen sein müsse und nie nach Rumänien zurückkehren würde.
    Keine körperlichen Narben - kein Dissident.
    Aha. No comment.(!)

    Don Carlos:„Herta Müller hat gegen ihre Landsleute „gehetzt“ – und sich nach meinen Erkenntnissen nie öffentlich dafür entschuldigt!“

    Ich erkenne in ihren Werken nur den freien Ausdruck einer aufrechten Autorin, die sich an Tabuthemen wagt und einer einzigen Instanz Rechenschaft schuldig ist: ihrem Gewissen. Das nenne ich nicht Hetze.

    Er sagt, „Die Botschaft der Zwietracht und des Hasses, die Herta Müller in einigen Kurzgeschichten in dem Bändchen „Niederungen“ gesät hat, wirkt auch noch heute.“

    Don Carlos, ihre Bewertung verpufft in der Formulierung ihrer eigenen Meinung. That’s it. ( Pardon -mein Latein ist quite bad. ) Ich habe das, was sie ihr als ‚Überhäufung ihrer Landsleute mit Hohn und Schmach’ nennen als einen Akt der Befreiung, der „Entpuppung“ gelesen.

    Don Carlos schrieb: „ Was dachte sie sich damals, als sie ihre eigenen Wurzeln verhöhnte? So etwas akzeptiert kein Volk auf der Welt. Denn das untergräbt das Selbstwertgefühl und über die geschwächte Identität die eigene Zukunft.“

    Sie dachte sich, dass das Wurzelnwerk dermaßen wucherte, dass die Pflanze ‚Volk’ soviel ins Erdreich verdrängt hatte und soviel Energie im Verbergen dieses ‚verborgenen Wachsens“ vergeudet wird, dass das Wurzelwerk etwas reduziert werden muss, damit die Pflanze ihre Kraft in das Wachstum oberhalb der Erde investieren kann.
    Es war sowieso die Zeit des Umtopfens.

    Don Carlos sagt: „Und ihre surrealen Fiktionen in einer bisweilen unästhetisch-makabren, ja pornographischen Sprache des Sermo humilis gehalten, haben selbst wenig mit der tatsächlichen Realität in der Ceausescu-Diktatur zu tun.“

    Ich verbiete mir jetzt eine Bemerkung, die etwas mit „gelesen werden“ zu tun hat. Ihre Aversion gegen H.Müllers literarische Ausdrucksweise ist ebenfalls ein sehr persönliches statement, welches für sie allein Gültigkeit hat… Und solche Äußerungen attakieren sehr wohl das Werk selbst und bewegen sich nicht auf der Ebene der Verstrickung mit der kommunistischen…lieber Johann. Die Ebenen bringt Don Carlos gerne durcheinander…

    Er sagt: „Herta Müller kann Frieden stiften und die Wogen der Aufregung endgültig glätten, wenn sie sich ein für alle Mal von den missverständlichen und immer noch Unheil stiftenden Geschichtlein aus "Niederungen" distanziert - und wenn sie aufklärt, weshalb sie damals, 1982, als der Exodus tobte und die deutschtsche Identität rumänienweit in Gefahr war, "gegen" ihre eigen Leute vorging - und nicht gegen die Kommunisten im Land.“)

    Mit anderen Worten, in einem platten Deutsch: Don Carlos wirft Herta Müller vor, nicht das Richtige zum richtigen Zeitpunkt geschrieben zu haben…
    Geht es ihm wirklich um moralische Integrität in einer Diktatur, oder leckt er immer noch an seiner von Müllers “Hetze“ und „Auswanderung“ geschlagenen Wunden?

    Die Beurteilung der Literatur von Herta Müller, der Vorwurf, Hetze gegen ihre Landsleute betrieben zu haben und ihrem Ansehen geschadet zu haben und der Ruf danach würdig dargestellt zu werden im ‚Ausland’, weisen unüberschaubare Parallelen zu dem schon erwähnten inszenierten ICR-Skandal in N.Y. auf.

    Das mutet an wie das Zurückfallen im Namen der Aufklärung in Gedankenmuster, die man nur noch in Formol getränkt ertragen kann …

    (Übrigens auch dieser Ruf, seine "wahre Identität" zu zeigen, weil sonst erwachsene Menschen zum Mißbrauch neigen - welch eine geschmacklose Heuchelei! Es unterstellt, dass man 'Kontrolle','Barrieren' braucht und bei deren Absenz die niedere, gemeine INatur des Menschen zum Vorschein kommt...Huah...




  • bankban

    35bankban schrieb am 14.08.2008, 13:48 Uhr:
    Danke, Elsi! Sapienti sat!!! Bankban
  • Johann

    36Johann schrieb am 14.08.2008, 14:33 Uhr:
    @Elsi
    1. Ich unterstelle nicht, sondern stelle fest, dass in der Anonymität die gemeine "Natur des Menschen zum Vorschein kommt". Beweise dafür gibt es in diesen Foren mehr als einem lieb sein kann.
    Die Anonymen tragen mehr zur Zerstörung als zur Bereicherung dieses Forums bei.
    Ich hatte zumindest die Hoffnung, dass du und bankban ohne Schleier etwas zivilisierter schreibt ....
    2. Wieso machst du mich für alle hier von Don Carlos geäußerten Meinungen verantwortlich? Dabei habe ich schon in meinen ersten Statement Kritik an ihm geübt.
    Ich stehe nur zu den Aussagen, die ich hier treffe, siehe auch meinen letzten Beitrag dazu.
    3. Ich unterscheide auch zwischen Mitgliedern der RKP und einer informellen Mitarbeit bei der Securitate. Ersteres war IMMER eine FREIE Entscheidung, letzteres eben nicht immer, da wurde sehr viel Druck ausgeübt.
    Für mich sind die Parteimitglieder schlimmer wie die IM´s.

    @bnakban
    Dieser Kommentar "Dem Wissenden genügt es" zeugt meiner Meinung nach von viel Arroganz.
    In persönlichen Diskussionsrunde (zivilisierten, natürlich nicht etwa in kommunistischen Versammlungen) würde man sich damit diskreditieren, ein weiterer Beiweis gegen anonymes Diskutieren!





    [Beitrag am 14.08.2008, 14:51 von Johann geändert]
  • Elsi

    37Elsi schrieb am 14.08.2008, 15:53 Uhr:
    @Johann: woran willst du festmachen, dass "die Anonymen" mehr zur Zerstörung beitragen als die...anderen?
    Woher willst du wissen, dass beispielsweise ich mich nicht (unabhängig von dieser Form des 'Outings')genauso äußere?...
    Was würde es dir in einem Gespräch mit mir bringen, wenn du ein paar biographische Daten wüßtest? Fändest du dann ein paar Schubladen mehr für mich? Würdest du mich vorsichtiger behandeln, weil ich Frau bin oder zu einer "guten Familie" gehöre oder weil mein Name auf einem Buchdeckel steht? So ein Forum ist gerade auch durch die Absenz von solchen Schranken (Anonymität)eine...demokratische Form der Kommunikation. Je offener miteinander kommuniziert werden kann, je besser.
    Mir fällt gerade ein: ich habe es bei dir schon erlebt, dass du dich aus einer Situation herausgeschlichen hast, dich nicht entschuldigt hast für Unterstellungen und das, lieber Johann, obwohl doch dein Foto mit Bio einsehbarist...(Algerien+EU)
    Im Gegenteil, als ich mich mal in meiner Wortwahl vergriffen hatte, habe ich mich öffentlich entschuldigt...Ich bin anonym unterwegs - hätte ich es nicht tun sollen...?
    Die Befindlichkeiten sind sehr verschieden, lieber Johann: ich fand bankbans Äußerung null anstößig, dafür aber den langatmigen und hochgestochenen Stil des Don Carlos extrem lästig. Ich habe ihn trotzdem deshalb nicht attakiert, sondern mich fair, wie ich meine, auf seine Argumentation konzentriert. Ich meine,jeder soll hier auch seine eigene Form des sprachlichen Ausdrucks ausüben können...Das gehört auch zu meinem Demokratieverständnis.
    Ich frage dich lieber nicht, was für dich eine 'zivilisierte Disskussionsrunde' bedeutet - ich fürchte, ich kann es mir denken...(Loriot hat einen Sketch darüber gemacht) Aber bitte laß dich deshalb nicht davon abhalten...








    [Beitrag am 14.08.2008, 15:59 von Elsi geändert]
  • rio

    38 • rio schrieb am 14.08.2008, 15:56 Uhr:
    @Don Carlos
    Lange habe ich hier im Forum nicht mehr solch interessante Beiträge auf solch hohem Niveau, wie die Ihrigen gelesen. Ich genieße jedes wort von Ihnen, bin ein richtiger "Fan", geworden.

    Was die Anonymität der User betrifft, gebe ich Johann recht: Solange ein User sachlich bleibt, ist es egal ob er anonym ist, fährt er aber schweres Geschütz, wie so viele in diesem Thread (und auch in den anderen), sollte er sich outen und aus der Anonymität treten. So gehört es sich für Leute mit Anstand. Aber aus dem Hinterhalt lässt es sich so trefflich auf andere zielen, nicht wahr? (Sniper!)

    Ob nun Herta Müller eine Opportunistin ist, oder nicht (ich denke, ja aber das hat mit ihrer Rolle als Schriftstellerin nicht viel zu tun), eins steht fest: Solche Werbung wie hier, hat sie wohl seit 1990 nie erfahren. Sie wird sich freuen, genau wie alle Prominenten, denen es egal ist, ob die Schlagzeilen über sie positiv oder negativ sind. Hauptsache man wird nicht vergessen. Ist doch so?





    [Beitrag am 14.08.2008, 16:00 von rio geändert]
  • Don Carlos

    39Don Carlos schrieb am 14.08.2008, 17:24 Uhr:
    Freie Geister! Ich danke allen, die hier mitwirken. Die Wahrheit liegt bekanntlich immer irgenwo in der Mitte - und wenn wir in einem gesunden Gespräch im Pro und Contra die Persepktiven aneinander annähern und das Subjektive der Einzelmeinung objektivieren, dann werden wir der Wahrheit etwas näher kommen.
    Zu Elsi! Würden Sie auch meinen Weg akzeptieren, den ich sehr konsequent gegangen bin - bis heute? Ich startete nicht als Erleuchteter, der im Besitz des Steines des Weisen ist, nicht als Weltbürger, noch als Humanist, sondern - aus der Enge einer einfachen Welt heraus - als bescheidener, national fühlender Mensch, der noch viel lernen musste, bis er wurde, was er ist. Der Weg durch die Stein-Wüste war schmerzhaft und mit Fehlern und Dornen gepflastert. Aber ich habe auf diesem Weg des aufrechten Ganges meinen Hals nicht gedreht und das Fähnlein nicht nach dem Wind ausgerichtet; auch habe ich mein Umfeld nicht beschimpft oder die Nationen um mich herum. Vor meiner Mutter hat in Sackelhausen im Banat meinetwegen niemand ausgespuckt. Zu meiner neuen Heimat hatte ich nie ein diskrepantes Verhältnis - und als ich kam, kam ich gern in die Bundesrepublik! Eine Spaziefahrt nach Bukarest habe ich mir noch nicht geleistet!
    Rio, Ihr Lob ehrt mich. Wer etwas mehr von dem aufnimmt, was ich der Welt gerade anbiete, wird ihr Urteil verifizieren können.
    Noch ein Wort zu Herta Müller! Wir werden differenzieren müssen zwischen der Person und dem Mythos.
    Diese urdemokratische Diskussion hier überprüft auch ihre Aussagen - und da das Internet beständig ist, werden diese Statements hier auch vielleicht einmal wissenschaftlich ausgewertet werden.
    Ich schrieb mein Buch aus der Sicht des ehemaligen Bürgerrechtlers, der einfache Fragen stellt:
    Wer ist wann, wo, von wem und wie verfolgt worden?
    Meine "Literatur" kommt vielleicht später. Vorerst hatte die historische , politische und eben "moralische" Botschaft Priorität.
    Enflechten wir doch die Dissidenz von der Literatur, prüfen wir die Fakten und entscheiden dann über Moral und Unmoral.
    Der Kampf des Lichts gegen die Finsternis, der Kampf des Obskuren gegen die Auflärung, der Dualismus von Gut und Böse, dieser alte metaphysische Kampf der Weltreligionen und der Philosopheme, betrifft auch uns - unsere Offenheit und unsere Lust, aus dem Dunkel mit Schlamm zu werfen. Igendwann wird festestehen, wer die Lichtgestallt ist und wer das Widersacher-Prinzip verkörpert.
    Bankban! Zu ihrer Ehrenrettung! Es gibt Charaktere, die sind zwar nicht das Salz der Erde, aber sie sind wie die Hefe und wirken wie Hefe. Gienießen kann man sie kaum in größeren Mengen ohne zu erbrechen, aber sie wirken wie Katalysatoren und beschleunigen die Wahrheitsfindung auf ihre Weise. Also haben sie einen höheren Sinn im Kosmos - auch als principium negationis - als Geist, der stets verneint. Und dass mit Recht. Denn alles was entsteht ist auch wert, dass es zu Grunde geht, Drum besser wärs, wenn nichts entstünde. Denn alles was der eine oder andere Sünde... kurz das Böse nennt ist gewisser Leute Leute Element...

    [Beitrag am 14.08.2008, 17:34 von Don Carlos geändert]
  • Joachim

    40Joachim schrieb am 14.08.2008, 18:17 Uhr:
    Es gibt hier im Forum schon Leute, die glauben sich selbst profilieren zu müssen. Am Besten mit Bild, da ist man richtig wichtig ! Eine gute Ausbildung setzt nicht zwingend Intelligenz voraus, aber sicher würde es die Sache erleichtern. Trotz alledem ist da viel Politik und die dreht ihr Fähnchen im Wind.
    Mit freundlichem Gruß
    Joachim
  • bankban

    41bankban schrieb am 15.08.2008, 06:45 Uhr:
    @ Don Carlos: ohne Hefe ist ein Teig/Kuchen kein echter Teig/Kuchen! Habe damit also kein Problem. Das Salz der Erde wollte ich eh nie sein und mit dem Rest des pseudoreligiösen Gequatsche (Gut - Böse, "höherer Sinn im Kosmos") kann ich noch weniger etwas anfangen. (Solche schablonenhaften Klischees finde ich höchstens in Star Wars interessant). Dennoch, auch ohne solche Trivialitäten, die ich in meiner Arroganz nicht nötig habe (welche Arroganz mich darauf verzichten lässt, meine mit Preisen ausgezeichneten Buchdeckel, meine akademische Laufbahn und in mehreren Sprachen erschienenen Aufsätze hier aufzuführen), habe ich erkannt, dass ich in meiner WORTWAHL zu weit gegangen bin. Wenn ich Sie verletzt habe (und trotz meiner Arroganz sehe ich, DASS ich Sie verletzt habe) durch die Ausdrücke, die ich benutzt habe, so bitte ich um Entschuldigung für diese Ausdrücke. Es war nicht meine Absicht, Sie zu verletzen. Jedoch halte ich den INHALT meiner Aussagen aufrecht und zu den Meinungen stehe ich. Ich nehme also die FORM zurück, beharre aber auf dem INHALT. Diesen können Sie sich dann so übersetzen, in blumige Worte verkleiden, mit Metaphern der Bibelsprache ausdrücken etc. wie Sie es sich wünschen. Bankban
  • Don Carlos

    42Don Carlos schrieb am 15.08.2008, 08:34 Uhr:
    Die „Gretchenfrage“ an Herta Müller! Wie halten Sie es, Madame, nein, nicht mit der „Religion“, sondern mit der „kommunistischen Weltanschauung“?
    Wie hielten sie es damals, wie heute? Waren Sie wirklich Mitglied in der Rumänischen Kommunistischen Partei, in einer Organisation, die heute von den Rumänen selbst im großen wissenschaftlichen „Report zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ als „verbrecherische Vereinigung“ eingestuft wird?
    Wann sind Sie in die RKP eingetreten und wann sind Sie wieder ausgetreten?
    Die deutsche Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, ob Sie ein totalitäres System gebilligt haben und wann Sie sich von diesem distanzierten!
    Denn Sie sind von einer großen Stiftung des deutschen Volkes geehrt worden, von der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung, die über die Volkspartei CDU einen großen Teil des deutschen Volkes mit repräsentiert? Und ihr gutes Gewissen als ehemalige Linke hat Sie nicht davon abgehalten, den „literarischen Preis“, der „per se“ ein „politischer Preis“ ist anzunehmen!
    Haben Sie auch Privilegien der RKP in Anspruch genommen – und welche? Sind Sie tatsächlich eine „Nutznießerin“ des Ceausescu-Regimes, wie dies auch aus einer SbZ-Rezension des Ingmar Brantsch-Buches über die noch existente deutsche Literatur in Rumänien zu erfahren war?
    Johann stellt die Überlegungen RKP-Zugehörigkeit und Privilegien in den Raum. Ich habe sie noch nicht überprüft.
    Klären Sie uns auf, Frau Müller!
    Auch das ist eine Gewissensfrage und ein moralisches Problem!
    Ein ausführlicher Lebenslauf im Internet könnte abhelfen.

    Das Wesen des Chamäleons besteht darin, die Farbe zu wechseln. Und der Wendehals wendet wesengemäß den Hals. Doch wollen wir, kritische Journalisten von der „Frankfurter Rundschau“ und Juroren im Auftrag der „Konrad-Adenauer-Stiftung“, solch einen „natürlichen“ Opportunismus auch noch öffentlich gutheißen und auszeichnen?
    Oder fördern wir dadurch nicht gar den demokratischen Untergang im Abendland?
    Auch ich war einmal in einer Partei, in einer demokratischen!
    Bald nach meiner Ankunft in Deutschland trat ich in die CDU ein, stritt im Wahlkampf für Kurt Biedenkopf in Dortmund und für Franz Josef Strauß als Bundeskanzler und bezahlte den Partei-Mitgliedsbeitrag aus dem Taschen des Abiturienten.
    Das war mein Idealismus damals und mein Glaube an den Slogan:
    „Freiheit statt Sozialismus“.
    Als ich damals um 1981 (Zeitpunkt der UNO-Klage gegen Ceausescu) sah, dass sich meine Ideale nicht umsetzen ließen, trat ich aus der CDU aus – ganz so wie ein mir nahestehendes Mitglied der Aktionsgruppe-Banat etwa 1976 aus der RKP austrat, nachdem die Securitate ihn quälte und der Partei-Zensor seine „Literatur“ verstümmelte.
    Wie handelte Herta Müller damals?
    Ja, Elsi! Ich werfe Herta Müller tatsächlich vor, damals mit dem Teufel paktiert zu haben. Aber nicht unter Druck – wie der gequälte und erpresste Dichter Ion Caraion in der Zelle nach 11 Jahren Haft ( ich habe der Materie ein ausführliches Kapitel gewidmet, das aus ihr die gesamte Fratze des kommunistischen Systems heraus scheint), sondern : freiwillig!
    Herta Müller folgte „nur“ ihrem „Gewissen“, als sie – wie andere auch – im sozialistischen Rumänien noch oben kommen und Karriere machen wollte.

    Die machiavellische Methode des rücksichtslosen „Wille zur Macht“-Enfaltens, Johann, die Sie mir kritisch unterstellen, beherrschten schon andere vor mir, von den antiken Machtmenschen, über Cesare Borgia bis in die neueste Zeit.
    Nur Rio und Elsi!
    Mit dem eigenen „Gewissen“ muss man ein Leben lang auskommen, will man nicht in innerer Diskrepanz leben. Um jeden Preis berühmt zu werden ist eine Sackgasse, die zum Holzweg werden kann.
    Die großen Nietzsche-Themen, Moral und Unmoral, Gut und Böse, sind aktueller denn je – auch in dieser Diskussion.
    Lassen Sie uns also nicht „verhüllen“, „verschleiern“ „ und mystifizieren, denn das alles liegt nahe an der Täuschung, sondern „mit dem Hammer philosophieren“ und aufklären wie Voltaire, Heine, Zola und Nietzsche – und nicht mit Hammer und Sichel wie Stalin oder mit verdrehten, pervertierten Kreuzen wie andere Menschheitsverbrecher. Dann werden wir uns dem annähern, was ich in meinem Testimonium authenticum die „historische Wahrheit“ nenne.

    Noch ein Wort zu bankban. Ich akzeptiere Ihre Entschuldingung und respektiere Ihre Meinung. Nur waren einige Ihre Behauptungen schlechthin (Selbstverlag etc.) falsch und a priori diskriminierend. Nie hätte ich meine Publikationen etc. hier genannt, wenn Sie nicht explizit nach der Fundierung meiner "wissenschaftlichen" und politisch-sozialen Autorität gerufen hätten. Ganz so "auf der Suppe daher geschwommen" bin ich nun auch nicht!



  • Adine

    43Adine schrieb am 15.08.2008, 11:26 Uhr:
    Ich fürchte,Herta Müller wird nie antworten.
  • getkiss

    44 • getkiss schrieb am 15.08.2008, 13:05 Uhr:
    @Adine:
    Ich bin fast sicher. Aus den Gründen,die ich im Thread "Müller vs. Patapievici" erläuterte. Denn im Gegensatz zu mir, der dieses Bekenntniss zur non-Courage ablieferte und nichts zu verlieren habe, HM durch ein Bekenntniss zur Mitgliedschaft der RKP schon etwas an Glaubwürdigkeit zu verlieren hätte.
    Übrigens wäre Sie da nicht allein. Es gibt auch andere, die damals (aus Karrierregründen) dem Regime dienten und jetzt daraus ein "dienen im Interesse unserer Sachsen/Schwaben" machen möchten. Siehe z.Bsp. MK, unseren Historiker.
    Ist nicht neu. So war es auch mit den Nazi´s. Oder siehe z. Bsp. Herrn Iliescu, in dessen Biographie vieles "gestrichen" ist.
    Ich muss mich wiederholen, diese Leute spekulieren auf: "Es gibt keine alten Witze, nur Neugeborene. Für die ist jeder alte Witz neu.
    getkiss
  • Adine

    45Adine schrieb am 15.08.2008, 13:34 Uhr:
    Wenn es um Herta Müller geht,habe ich auch Fragen.Trotz ihrem Ärger mit der Securitate darf sie in die Bundesrepublik reisen. Kehrt sie wegen Wagner zurück? In ein Land,in dem ich keine Perspektiven mehr habe,wo ich regelmässig zum Verhör gebeten werde,würde ich nicht zurück wollen.
  • Karl

    46Karl schrieb am 15.08.2008, 19:49 Uhr:
    Vielleicht sollte sich hier jeder Mitdiskutant mit seinem richtigen Namen und seinem Wohnort eintragen.

    Elsi ist auch mir in vielen Diskussionen bisher dafür bekannt geworden, daß sie unfair und unprofessionell mitdiskutieren will, im Grund nichts sagt, und nur provoziert... was mich stark an eine ehem. UTC-Chefin und Opportunistin erinnert, die ihr Fähnlein je nach politischer Situation in den Wind hängt.
  • Adine

    47Adine schrieb am 15.08.2008, 20:06 Uhr:
    Leben wir nicht in einem freien demokratischen Land? Sollen wir auch unseren Personalausweis zeigen,nur weil wir diskuttieren wollen? Ist ja wie in Ceascas Zeit,wo man ohne Ausweis nicht ausgehen konnte.
  • The history of Igor

    48The history of Igor schrieb am 15.08.2008, 20:08 Uhr:
    Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein, Karl...Et tu Karl...etc...

    Wenn Du schon solche Behauptungen aufstellst, dann schick doch wenigsten Belege mit, sonst koennte man den Eindruck haben, dass Du auf ganz schlechte Art einen niederen ad hominem Angriff startest...und Du moechtest Dir ja keinen Ruf aneignen.

    Zur Anonymitaet: Die soll so bleiben.

    Zum Thema: Koennte man Parteimitgliedschaft nicht einfach als relativ normales Phaenomen betrachten? Rumaenien hat schliesslich die prozentual hoechste Parteimitgliedschaft im ehemalig kommunistischen Europa gehabt...sprich es ist nicht unbedingt eine Billigung des Systems, sondern alltaegliche Realitaet. Was ich sagen will ist, dass es eben nicht diese klaren Kategorien von 'gut' und 'boese', 'drinnen' und 'draussen', 'dabei' und 'dagegen' gibt. Die Grenzen sind viel fliessender als man meint...

    [Beitrag am 15.08.2008, 20:09 von The history of Igor geändert]
  • Johann

    49Johann schrieb am 15.08.2008, 20:56 Uhr:
    Ich habe hier geantwortet, vielleicht können wir die Diskussion dort fortführen:
    http://www.siebenbuerger.de/forum/allgemein/523-mueller-vs-patapievici/#forumid5258
  • Don Carlos

    50Don Carlos schrieb am 16.08.2008, 07:28 Uhr:
    Dichtung oder Wahrheit? Intellektuelle Wahrhaftigkeit oder Lüge? Danach fragt nicht nur Nietzsche seit Platons Höhlengleichnis. Warum lügen Dichter? Warum gaukeln sie der Welt etwas vor, virtuos und akrobatisch wie Seiltänzer? Warum servieren sie Zerrbilder aus verdrehten Perspektiven, wo doch volle Wahrheit angesagt ist, klar und deutlich seit Descartes, nicht janusköfpig oder schizophren? Denn ohne Wahrheit wird es keine Gerechtigkeit geben!
    Warum speisen die Wenigen die Vielen dieser Welt mit Potjomkinschen Dörfern ab, mit Lügengebäuden und Lügenfassaden, die auf Sand gebaut sind und dem ersten Windhauch nicht widerstehen werden?
    Der Eigennutz ist es, der sie antreibt! Und warum schweigen die anderen hehren Geister in den Elfenbeintürmen und in der Alma mater? Und die Zeitzeugen, die noch mehr wissen, die reden könnten und aufklären?
    Es ist der gleiche Egoismus und die Befürchtung, sich durch zu viel Licht und Wahrheit selbst zu schaden! Denn wer auf dieser Welt hat nicht irgendwo selbst etwas Dreck am Stecken? Allzumenschliches überall – und es menschelt sehr, auch in der Moraldiskussion.
    Unsere Welt hat gelernt, mit der Lüge zu leben – und mit der Heuchelei. Überall wird man ermutigt dazu. Schweigen, Aussitzen, wo andere Unbeirrbare bohrende Fragen stellen – die große Welt der Politik mit ihren diplomatischen Winkelzügen macht es vor. Wenn etwas faul ist im Staate … dann weder bestätigen, noch dementieren. Tee trinken und abwarten, bis der Sturm vorüberzieht, in der Hoffnung, kein aufgewirbelter Stein werde das Glashaus treffen …
    Soviel, Adine zu Ihrer berechtigten Sorge!
    Viel wurde gefragt … aber auch Marathon-Kommentatoren werden einmal müde …


    [Beitrag am 16.08.2008, 07:31 von Don Carlos geändert]
  • Adine

    51Adine schrieb am 16.08.2008, 15:50 Uhr:
    Vielleicht lebt man leichter ohne die Wahrheit,Don Carlos? Mit der Suche nach Wahrheit hat noch keiner einen Preis gewonnen.
  • Don Carlos

    52Don Carlos schrieb am 17.08.2008, 10:09 Uhr:
    Die "conditio sine qua non" einer menschenwürdigen Existenz ist die "Freiheit", verkünde ich leitmotivisch in meinem ihr gewidmeten Werk.
    Doch "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" sind ebenso wichtig in einer "menschlichen Gesellschaft", wo jeder - nach Kants kategorischem Imperativ - die "Freiheit" und die Würde seiner Mitmenschen respektiert.
    Als wir, mitten im Kalten Krieg, als die Welt noch deutlicher in Gut und Böse aufgeteilt war, aus den Gefängniszellen heraus die Lügenwelt der Kommunisten wie der kommunistischen Gaukeleien und Täuschungen bekämpften, glaubten wir "Dissidenten" noch an die Umsetzung dieser " zentralen Werte" zumindest in den westlichen Demokratien - im christlichen Abendland!

    Heute scheint die "Welt der Lüge" auch auf die Demokratien des Westens "abzufärben", transportiert von fragwürdigen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, die beide Prinzipien - aus Naivität, Unwissenheit und politischer Dummheit -vermengen und damit den alten metaphysischen Dualismus zwischen Gut und Böse auflösen wollen.Im dialektischen Kampf zwischen Licht und Finsternis glaubte sich die Kommunisten im Anknüpfung an Spartakus, an die Aufklärung und an die Ideale der Französischen Revolution auf der Seite des Lichts zu stehen. Inzwischen fördern gerade sie den Obkskurantismus und Mytizismus im Versuch, alles "unter den Teppich zu kehren" und die eigenen Verbrechen vergessen zu machen. Das ist keine gute Basis für eine zukunftsweisende Vergangenheitsbewältigung.

    "Täter" und "Opfer" sind auch ihrer verzerrten Persepktive nahezu gleichwertig - damit sind wir, nach einem Nietzsche-Wort tatsächlich "Jenseits von Gut und Böse" angekommen. Ob das eine neuen "Morgenröte" wartet, auf die Nietzsch hoffte in einer neuen Moral?
    Fazit: Die "Moral" geht unter, wenn der Wolf die Ethik des Schafs predigt.
    Darüber sollten einige Leute nachdenken.
    Der Glaube an "Freiheit", "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" hielt uns - wahrhaftige Christen und wackere Antikommunisten - damals aufrecht und im Leben.
    Heute drohen Desillusion und Verzweiflung. Die "Lüge" in vielen Formen ist auf dem Vormarsch, wird mächtiger, ja übermächtig ... und die Handelnden schweigen ... und sie handeln falsch.
    Was, Adine, ist ein Leben ohne Wahrheit?
    Ein "gewissenloses" Schwein mag damit Leben, aber nicht ein "Mensch"!


    [Beitrag am 17.08.2008, 10:18 von Don Carlos geändert]

    [Beitrag am 17.08.2008, 10:25 von Don Carlos geändert]
  • bankban

    53bankban schrieb am 17.08.2008, 14:30 Uhr:
    "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" - hat die Kritische Theorie lange schon erkannt. Auch Günter Anders @ Co. haben schon vor 50 Jahren darauf hingewiesen, dass die Antiquiertheit des Menschen auch die seiner Werte bedeutet, mithin die seiner Begriffe "Wahrheit" und "Freiheit" etc. Selbst, ja vor allem in den sich "frei" wähnenden Demokratien. Und die Gleichen haben sogar selbst die Erkenntnis ausgesprochen, dass ihre mit den Mitteln der Kulturkritik ausgesprochene Kritik an diesen Werten selbst von der Unwahrheit angefressen ist. Dielaktik über Dialektik also. Nichts Neues. Daher mal einige Frage an Don Carlos: waren nicht auch jene "wahrhaftigen Christen und wackeren Antikommunisten" grenzenlos naiv/ungebildet etc., als sie in Unkenntnis der westlichen Unfreiheit diese zu einer Freiheit stilisierten? Zweite Frage: was ist so neu an dieser Erkenntnis, die Moral ginge unter, wenn Wölfe die Ethik preigten? Dritte Frage: Müssen wir nicht, um noch den Rest "unserer" Ethik zu retten, uns den Wölfen anschließen, um sie so subversiv zu unterminieren und damit "unserer" Ethik zu einem Durchbruch zu verhelfen? Und schließlich: gilt nicht trotz der erkannten Unfreiheit die Erkenntnis, dass nur ein "Frei ist, wer dennoch .... " ? Bankban

    [Beitrag am 17.08.2008, 14:32 von bankban geändert]
  • Don Carlos

    54Don Carlos schrieb am 17.08.2008, 16:39 Uhr:
    „Das Licht vom Himmel lässt sich nicht versprengen,/ noch ist der Sonnenaufgang zu verhängen,/ mit Purpurmänteln oder dunklen Kutten“! (Zitiert aus dem Gedächtnis) Als Karl Marx und Friedrich Engels gerade dieses kraftvolle Lenau-Zitat aus den „Freien Albigenser-Dichtungen“ in ihre Zukunftsvision einbauten, wollten diese beiden Klassiker der Kommunistischen Weltanschauung wohl damit andeuten, verehrte Dunkelmänner aus dem Verborgenen, die Dunkelheit der Nacht werde kaum über das helle Sonnenlicht des Tages triumphieren – oder die Lüge über die Wahrheit!
    Ja, wir Opponenten waren damals naiv! Doch naiv in Sinne der Definition Friedrich Schillers – und deshalb „natürlich“! Bestärkt vom ewig Guten im Menschen und von der prästabilierten Harmonie im Kosmos und in der besten aller Welten glaubten wir Zwanzigjährigen damals daran, dass ein „elementares Menschenrecht“ ein Fundamentalrecht ist, das weltweit Gültigkeit hat und das dem dekadenten und moralisch degenerierten Staat entgegengehalten werden muss, während andere, ein paar Jahre reifer an Jahren und schon an der „Universität“ meinten, sich mit dem korrupten Staat „arrangieren“ zu müssen. Das war einer der feinen Unterschiede zwischen uns. Ich las Heine, Lenau, Nietzsche. Die anderen lasen ... Celan – und verstanden ihn nicht. Und sie lasen auch noch ... Bert Brecht, der ein Leben lang ein „Dissident“ und ein moralisch aufrechter Charakter gewesen war, - und sie verstanden seine Botschaft an die „Nachgeborenen“ wohl auch nicht. Menschen, schützt der Wissenschaft Licht ...nutzt es ... missbraucht es nicht ...
    Schauen wir einmal, was ihre „Wahrheit“ von damals wert ist, wenn sie durchleuchtet wird - Die Röntgenstrahlen sind schon erfunden; die gesamte Wissenschaft ist aufgerufen zu überprüfen, ob die damals erworbenen Meriten ausreichen, um Andersdenken im demokratischen Staat mit Anwälten und Gerichten zu drohen und Strauchelnde zu stoßen – und dies noch in Berufung auf „politische Integrität“ und Moral!


    [Beitrag am 17.08.2008, 16:44 von Don Carlos geändert]
  • Adine

    55Adine schrieb am 17.08.2008, 17:25 Uhr:
    Es gibt viele gewissenlose Schweine auf der Welt,Don Carlos.Wer nur die Wahrheit sucht,bleibt einsam.
  • Don Carlos

    56Don Carlos schrieb am 17.08.2008, 18:28 Uhr:
    Lieber "einsam und allein" - bis zum letzten Gang, aber mit reinem Gewissen, als "mit Preis" unter den Fliegen des Marktes in Verstrickung in die Schuld. Ich glaube, Adine, wir verstehen uns? Seit fast zwei Jahrzehnten arbeite ich an einem Werk über "Einsamkeit und schöpferische Freiheit". Großartige Menschen zogen es vor, sich ins Hinterstübchen zurückzuziehen, "frei" zu sein und für Wissenschaft und Kunst zu leben. Epikur, Marc Aurel, Seneca, Augustinus, Meister Eckart, Petrarca, Montaigne, Leonardo da Vinci, Pico della Mirandola, Michelangelo, Rousseau, Goethe, Nietzsche, Lenau und viele andere gehörten in diese große Familie ( der Melancholiker), viele Komponisten und Maler wie Vincent van Gogh - aber keiner dieser großen Menschen gab sein "Ethos" preis, denn der Verzicht auf "Wahrheit" bedeutet Untergang, auch im Künstlerischen. Jeder Geist übermittelt eine "moralische Botschaft" an die Gesellschaft, aus der er sich zurückzieht.
    Ihr Einsamen von heute, lehrt Nietzsche im "Zarathustra". Aus Euch soll einst ein Volk entstehen. Und aus ihm der Übermensch! Nur ist der Übermensch Nietzsches nicht etwa der "homo novus" der realsozialistischen Gesellschaft, an den die verträumten Edelkommunisten im Banat der Ceausescu-Diktatur träumten.

    [Beitrag am 17.08.2008, 18:31 von Don Carlos geändert]
  • Don Carlos

    57Don Carlos schrieb am 18.08.2008, 10:44 Uhr:
    „Lügen haben kurze Beine – die Wahrheit hat keine“. Das wahre Engagement in der Fälschung. Mit diesen Worten überschreibt Herta Müller einen ihrer Essays über Geschichtsfälschung. „ Es gibt Menschen, denen ich glaube, auch wenn sie keine Beweise haben. Es gibt Menschen, denen ich nicht glaube, auch wenn sie Beweise haben. Es gibt Menschen, denen ich nicht glaube, gerade weil sie Beweise haben.“ Soweit, so gut!
    Aber wie halten Sie es mir der „Wahrheit“, Frau Müller? Dürfen wir Ihnen glauben? Haben sie immer und überall stets die „Wahrheit“ gesagt, nur die volle Wahrheit – und nichts als die Wahrheit?
    Habe Sie der bundesdeutschen Öffentlichkeit, die Sie vielfach ehrte, nicht erhebliche Tatsachen verschwiegen, die mit Ihrem persönlichen Werdegang zusammenhängen?
    Von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte und des Öffentlichen Lebens, die eine „moralische und politische Integrität“ für sich reklamieren, erwarten alle die volle Wahrheit.
    Erst wenn alle Fragen beantwortet und alle Zweifel – etwa über eine fragwürdige Parteizugehörigkeit – ausgeräumt sind, interessieren Ihre schriftstellerischen Überlegungen zur Geschichtsfälschung der Kommunisten in Rumänien. Der kritische Staatsbürger, der über öffentliche Preise wertet und ehrt, will nicht nur glauben: Er will wissen! Die Kraft des Faktischen hat Priorität! Klären Sie uns auf!
    Es wird eine Grundsatzdiskussion geben, welcher Personenkreis dieses Land künftig fördern und ehren wird.


    [Beitrag am 18.08.2008, 10:51 von Don Carlos geändert]
  • Joachim

    58Joachim schrieb am 18.08.2008, 13:49 Uhr:
    Aber, aber,
    dies ist doch nur noch ein Nebenkiegsschauplatz.
    Es ist doch alles die Mühe der Worte nicht mehr wert.
    Alles ist doch schon längst Geschichte und in ein paar Jahren wird man die Siebenbürger vergessen haben. Und noch ein paar Jahre später wird man noch nicht einmal mehr wissen was und wo Siebenbürgen war !
    Ihr piekst euch nur noch gegenseitig, das sind noch ein paar nachwehen und dann wird der Staub alles zuwehen.
    Heute geht es doch eigentlich um die Frage, wie entwickelt sich Europa weiter. Gehen wir den Weg mit Amerika und auch diesem System, oder geht Europa einen eigenen Weg aber nach amerikanischem Muster. Was hat Russland zu bieten ? Da ständig und andauernd frühere Russlandfreundliche Nationen destabilisiert werden, wie jetzt z.B. Ukraine und Georgien kommen die Russen gehörig unter Druck. Möglicherweise hat sogar Putin recht, der sagt: warum sollen wir uns Europa anschließen? Wir haben auch etwas zu bieten, Europa kann sich ja auch Russland anschließen.
    Wird es in Zukunft in Europa eine soziale Marktwirtschaft geben ?
    Wie werden die endlichen Rohstoffvorkommen verteilt ?
    Das sind nur ein paar von vielen anderen Fragen, die wir jetzt gemeinsam beantworten müssen. Wir a l l e !
    Und alles andere ist Schnee von gestern !
    Mit freundlichem Gruß
    Joachim

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