Alle vier Jahre finden in Österreich die gemeinsamen Festtage unserer siebenbürgischen Vereine statt. Nun haben wir uns entschlossen, diese nicht mehr als „Heimattage“ zu bezeichnen, da dieser Begriff nach 68 Jahren obsolet wurde. Heimat ist für die zweite und dritte Generation Österreich und im weiteren Sinne Europa. Sie fühlen sich als „österreichische Siebenbürger Sachsen“ und immer mehr als Österreicher, deren Eltern und Großeltern aus Siebenbürgen kamen. „Heimattag der Siebenbürger Sachsen“ könnte so fälschlicher Weise als Abgrenzung verstanden werden nach dem Motto: „hier wollen wir unter uns sein!“ Es könnte aber auch sentimental, rückwärtsgewandt verstanden werden, dass wir an diesen Tagen etwas von dem Verlorenen, Zurückliegenden aufleben lassen möchten, um der Realität zu entfliehen. Nach 68-jähriger Geschichte in Österreich ist die Zahl jener in zwei Heimaten Beheimateten nur noch in kleinen Resten vorhanden. Wir versuchen den neuen Generationen gerecht zu werden, ihnen unsere „Gemeinschaft und Kultur“ ans Herz zu legen und unseren Mitbürgern vorzuzeigen. Damit sollen diese Tage allen Interessierten zugänglich werden und der Schwerpunkt auf die gelebte Gemeinschaft und Kultur gelegt werden.

Gemeinschaft, sächsisch „Geminscheft“, hat einen hohen Stellenwert in unserem Bewusstsein. Der christliche Gemeinschaftsgeist trug unsere Ahnen im Laufe der Jahrhunderte im Grenzland Siebenbürgen über alle Katastrophen hinweg. Der Gemeinschaftsgeist und der Zusammenhalt lebte und lebt auch heute noch in unseren Nachbarschaften und Vereinen. Er half unseren Alten in den schweren Notzeiten des Zweiten Weltkrieges, der Evakuierung und Flucht im Herbst 1944. Er schenkte das Durchhaltevermögen und ermöglichte ab 1952 den Neustart in Österreich und damit neue Heimatfindung. Aus dieser fast unbegrenzten Kraft des gemeinschaftlichen Geistes und der Verantwortung konnten neue Siedlungen, neue Kirchen und neue Zukunft geschaffen werden.

Unsere siebenbürgisch-sächsische Kultur, Kennzeichen unserer Gemeinschaft, zeigt in Wels diesmal den evangelischen Aspekt. Als Evangelische im katholischen Österreich konnten wir die Evangelische Kirche Österreichs mitgestalten, mitformen und uns in ihr einen besonderen, sichtbaren und geschätzten Platz schaffen.

Die Foto-Dokumentation „Heimatkirchen in Siebenbürgen und siebenbürgische Kirchen in der neuen Heimat“ visualisiert Teile dieses Kulturaspektes.

Eine Ausstellung des Frauenreferates unter der Leitung von Ingrid Schuller zeigt lebendiges Volksbrauchtum im Konkreten. Unsere Volkstanzgruppen und Blaskapellen führen uns vor Augen, wie auch heute Brauchtum gelebt wird und unsere Feste und Gemeinschaft prägen.

Bundesobmann Volker Petri