30. November 2012

Der älteste Musikant ein „Lustiger Adjuvant“

Aufmerksamen Fans der „Lustigen Adjuvanten“ ist es sicher aufgefallen: Bei der letzten Ausrückung hat einer gefehlt. Kurz vor seinem 90. Geburtstag hat nämlich Johann Kreischer beschlossen, seine Karriere als aktiver Musiker zu beenden. Da er somit ganz bestimmt der älteste aktive siebenbürgische Musikant und der älteste Österreichs war, darf man schon genauer hinschauen.
Johann Kreischer wurde am 22. Oktober 1922 in Zendersch (Kreis Schäßburg) als fünftes von zwölf Kindern in eine sächsische Weinbauernfamilie geboren. Dadurch lernte Hans schon von klein auf, was Arbeit heißt. Hans war mit Begeisterung Bauer, was ihm einmal beinahe das Leben gekostet hätte: Infolge einer bei der Feldarbeit erlittenen Verletzung erkrankte er an Wundstarrkrampf und lag wochenlang im Krankenhaus im Delirium. Die Ärzte hatten ihn schon abgeschrieben, doch er hatte großes Glück und eine Rossnatur, denn er wurde wieder gesund. Glück hatte er auch im Zweiten Weltkrieg, wo er längere Zeit in Frankreich stationiert war: Er und fünf seiner Brüder waren im Krieg, und alle konnten lebend nach Hause zurückkehren.
Der älteste M	usikant ein „Lustiger Adjuvant“: ...
Der älteste M usikant ein „Lustiger Adjuvant“: Hans Kreischer (Bildmitte) mit Nachbarvater Dietmar Lindert und Adjuvantenkollegen. Foto: Andreas Schleifer
Nach Hause, das war nach Kriegsende nicht mehr Zendersch, denn am 8. September war das Heimatdorf evakuiert worden und die Eltern und die jüngeren Geschwister lebten nun im Flüchtlingslager in Viechtwang. Über das Rote Kreuz hatte Hans seinen jüngeren Bruder Mathias, ebenfalls in Deutschland in Gefangenschaft, ausfindig gemacht und nach der Entlassung machten sie sich zu Fuß zur Familie auf und überquerten bei Nacht und Nebel ohne Papiere die Grenze nach Österreich. An eine Rückkehr nach Siebenbürgen war nicht mehr zu denken. Österreich war nun die neue Heimat. Hans heiratete 1947 seine Jugendliebe Sara und gründete eine Familie. Zur Musik kam er, obwohl mit einem musikalischen Vater aufgewachsen, relativ spät: 1952 begann er bei der Zenderscher Kapelle im Lager Viechtwang, wo auch vier weitere seiner Brüder musizierten. Zu Beginn nur neun Mann stark, zählte die Zenderscher Kapelle zu ihrer besten Zeit 27 Musiker und war in der Gegend sehr beliebt. Nach der Übersiedlung ins Lager Traun-St. Martin 1956 trat Hans nicht nur der Nachbarschaft Traun, sondern auch der Siebenbürger Trachtenkapelle bei. Nach der Übersiedlung ins eigene Heim in Traun wurde er jedoch von der heutigen Stadtkapelle abgeworben und spielte dort von 1960 bis 2005. Im Oktober 2004 wurden „Die Lustigen Adjuvanten“ gegründet. Seit dem 1. Auftritt beim Kathreinball 2004 war Hans stets bei allen Proben und den vielen Auftritten dabei. Seinem Instrument, dem 1. Tenorhorn, ist er all die Jahrzehnte treu geblieben. Für Nachwuchs ist schon gesorgt – bei den „Lustigen Adjuvanten“ ist sein ältester Sohn Hans nun nachgerückt. Neben Hans, der erfolgreich ein Musikhaus mit angeschlossener Meisterwerkstätte betreibt, sind auch die Söhne Helmut und Karl exzellente Musiker.

Anlässlich seines 90. Geburtstages lud Johann Kreischer seine ganze Familie und die „Lustigen Adjuvanten“ zum Mitfeiern ein. Der Jubilar erfreut sich noch bester Gesundheit und darf stolz sein auf sechs Kinder, 13 Enkel, 13 Urenkel sowie einen Ururenkel! In den langen Jahrzehnten seines Lebens hat er an zahlreichen Häusern mitgebaut, war stets hilfsbereit und versäumt noch heute keinen Gottesdienst.

Die Musikerfreunde bedankten sich mit der Gestaltung des Musikprogramms bei dieser Feier und verabschiedeten Hans mit einer „Musikantenuhr“, damit er auch im Ruhestand keine der Proben versäumt. Seine langjährigen Adjuvantenkollegen hoffen nämlich, dass er die Proben weiterhin besucht. Die „Lustigen Adjuvanten“ bedanken sich nochmals ganz herzlich bei Johann Kreischer für die schöne Zeit und wünschen weiterhin alles Gute! Hans Kreischer hat sich übrigens (dank der Hartnäckigkeit seiner Adjuvantenkollegen) dazu entschlossen, doch noch eine Zeitlang weiterzumachen, sofern es seine Gesundheit zulässt.

Irene Kastner

Schlagwörter: Österreich, Traun, Adjuvanten, Musiker

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