17. Oktober 2013

Nestor des österreichischen Holzhandels: Kommerzialrat Ing. Georg Jung 90 Jahre

Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, einer verdienten Persönlichkeit würdig zu gedenken und deren bemerkenswerten Lebensweg mit Anerkennung zu betrachten. Denn es ist nicht jedem vergönnt, wegweisende Marksteine in seinem Leben zu setzen oder bleibende Spuren zu hinterlassen.
Georg Jung wurde am 14. Oktober 1923 in Lechnitz in Nordsiebenbürgen in einer wohlhabenden Familie geboren. Hier verbrachte er eine wohlbehütete, glückliche Kindheit. Im elterlichen gut florierenden Holz- und Baustoffhandelsbetrieb wuchs er hoffnungsvoll auf. 1942 wurde er 18-jährig zum deutschen Wehrdienst eingezogen und kam als Infanterist an der Ostfront zum Einsatz. Für seine Tapferkeit erhielt er mehrere hohe Auszeichnungen, dabei wurde er dreimal verwundet. An diesen Verletzungen leidet er heute noch. Auf Grund seiner letzten schweren Verwundung musste er kriegsunfähig geschrieben werden, so dass er fortan im Heimatdienst eingesetzt wurde. Als Mitte Herbst 1944 das Kriegsgeschehen unserer Heimat immer näher rückte und eine Evakuierung der Siebenbürger Sachsen erwogen wurde, um sie vor einer Besetzung durch die sowjetische Armee zu retten, setzte ihn die Volksgruppenführung für diese Aufgabe ein. Er wurde zum Treckführer ernannt mit der Aufgabe, die deutsche Bevölkerung seiner Heimatgemeinde nach dem Westen zu evakuieren. Das bedeutete, etwa 180 Planwagen mit vorwiegend alten und kranken Männern, Frauen und Kindern über Ungarn nach Österreich in Sicherheit zu bringen. Zu dieser Zeit war das eine sehr schwierige Aufgabe, denn zurückziehende Soldaten und Flüchtlinge verstopften die Straßen. Die Angst, vom Feind eingeholt zu werden, und vor Tieffliegern erfüllten die Menschen. Es fehlte an menschlichen Bedarfsmitteln. Die Treckleitung musste geeignete Reisewege ausfindig machen, ebenso geeignete Rastplätze. Und es musste für Essen und Trinken für Mensch und Tier gesorgt werden. Unfälle und Krankheiten kamen erschwerend hinzu.
Kommerzialrat Ing. Georg Jung 90 Jahre alt ...
Kommerzialrat Ing. Georg Jung 90 Jahre alt
Nach fast zwei Monaten anstrengender Fahrt und Bewältigung von über 1000 km wurde der Landkreis Hollabrunn in Niederösterreich als vorläufiges Ziel erreicht. Hier sollte ein weiteres Vorgehen abgewartet werden. Nach Beendigung dieser Aufgabe wartete auf Georg Jung die nächste Verpflichtung. Durch die damals gegebenen Kriegswirren wurden im Rahmen der KLV Südost mehrere Schulklassen mit 10- bis 14-jährigen Schülern aus Nordsiebenbürgen im Sudetengau untergebracht. Darunter auch obere Klassen des Bistritzer Gymnasiums. Eine begrenzte Verantwortung und die Betreuung dieser Jugendlichen wurde ab November 1944 Georg Jung übertragen. Als sich dann im April 1945 der Zusammenbruch abzeichnete und die Gefahr bestand, dass die ihm anvertrauten Kinder in die Hände der Roten Armee fallen könnten, handelte er kurzentschlossen – entgegen eines Führerbefehls, was seinerzeit sehr schwere Folgen haben konnte. Er organisierte unter schwierigen Umständen mit Hilfe der Jugend-Gebietsleitung Salzburg die etappenweise Überbringung von 160 Jugendlichen von Reichberg in den Pinzgauer Raum nach Zell am See. Diese Aktion fand am 8. Mai 1945 ihr Ende. Nur wenige Stunden später rollten die ersten amerikanischen Panzer in die Stadt ein. 30 Kinder, die in diesen kritischen Wochen nicht gleich zu ihren Eltern finden konnten, wurden im Herbst 45 dem schweizerischen Roten Kreuz übergeben. In den letzten Jahren haben sich wiederholt ehemalige Schüler vorgestellt, denen es ein Bedürfnis war, ihrem Retter in kritischen Tagen zu danken. Nach Kriegsende begann für den jungen, heimatlosen und verwundeten Soldaten eine Neuorientierung im zivilen Leben. Die Landwirtschaft, aber vor allem die Arbeit im Sägewerk diente dazu, die ersten Jahre sinnvoll zu überwinden. Nach seinem Studium zum Ingenieur der Holzwirtschaft in Rosenheim folgten die Tätigkeit als Fachlehrer an der Sägewerkerschule in Kuchl bei Salzburg, deren Direktor er wurde, und als weitere Station dann die Jahre als Werksdirektor der genossenschaftlichen Sägewerke Osttirols in Liens.

1967 gründete er eine eigene Holzhandelsfirma in Zell am See, die er nach einiger Zeit durch eine Lkw-Flotte ergänzte. Diese Firma hat er im Laufe der Jahre zu einem bedeutenden, überregionalen Holz-lmport-Export-Unternehmen mit einem effizienten Transportunternehmen ausgebaut. Heute wirken seine beiden Söhne längst in den Firmen mit, die Tochter betreibt eine Marketingagentur.

Georg Jung erfüllt es mit Stolz, dass der von seinem Großvater 1901 in Siebenbürgen gegründete Holzhandelsbetrieb hier seine Fortsetzung fand und sich zu einem so bedeutendem Unternehmen entwickelt hat. Es ist vorbildlich, wenn sich Unternehmer neben ihrer aufreibenden beruflichen Tätigkeit noch Zeit nehmen, um Ehrenämter auszuüben. Besonders, wenn sie darüber hinaus auch noch soziale Aufgaben übernehmen. So hat der Jubilar nach der Revolution in Rumänien in den Jahren 1989 bis 1991 mehrere Hilfstransporte in das bedürftige Siebenbürgen organisiert. Den Transport übernahm die Lkw-Flotte. Dort unterstützte er Krankenhäuser, Altenheime und eine Vielzahl bedürftiger Familien. Im Rahmen der Lions-Bewegung ermöglichte er für 84 Kinder aus Siebenbürgen und deren Lehrer einen dreiwöchigen Ferienaufenthalt bei Gastfamilien im Pinzgau/Salzburg. Den Erhalt seiner Heimatkirche in Lechnitz und deren Friedhof unterstützte er mit großzügigen Geldspenden. Im Lions-Club war er über drei Jahrzehnte tätiges Mitglied.

Auch im beruflichen Verbandsleben hat er sich stark engagiert. So gründete er z. B. den Verein staatlich geprüfter Sägewerker in Österreich, deren Ehrenmitglied und Gründungspräsident er ist. Er war viele Jahre Fachgruppen-Obmann des Salzburger Holzhandels und er war Sachverständiger und Schiedsrichter an der Wiener Börse. In der Fachpresse betätigte er sich als Autor mit mehreren Fachbeiträgen.

Für diese Verdienste und seine vielen ehrenamtlichen Leistungen erwarb er sich eine große Wertschätzung und Anerkennung. Als äußeres Zeichen wurden ihm mehrere hohe Auszeichnungen verliehen: Von der Wirtschaftskammer in Salzburg erhielt er die Ehrennadel in Gold, die Festungsmedaille des Landes Salzburg, das silberne Ehrenzeichen der Stadtgemeinde Zell am See, das silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich und das goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg u. a. m. Als besondere Ehrung für die Verdienste im Exporthandel zwischen Österreich und Italien verlieh man ihm die „Goldene Fichte“.

Wir Siebenbürger gratulieren unserem Landsmann von ganzem Herzen, sind froh und dankbar, dass er sich in unserer neuen Heimat so gut eingebracht hat. Wir wünschen ihm weiterhin alles Gute und dass er, zusammen mit seiner Frau Paula, die ihm auf seinem Lebensweg die größte Stütze war, noch viele gesunde Jahre verbringen möge.

Martin Hanek

Schlagwörter: Österreich, Jubilar

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