28. September 2006

Österreichischer Bundeskanzler besucht Familienbetrieb Fronius

1945 beginnt der gebürtige Hermannstädter Günter Fronius in einer kleinen Garage im oberösterreichischen Pettenbach, Batterieladegeräte zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen. Heute, sechs Jahrzehnte später, präsentiert sich die international agierende Unternehmensgruppe Fronius mit den Sparten Batterieladegeräte, Schweißtechnik und Solarelektronik laut Auskunft der PR-Abteilung als Technologieführer ihrer Branche.
Das Unternehmen, in dem bereits die dritte Unternehmensgeneration an führender Position tätig ist, beschäftigt gegenwärtig rund 1 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werken in Österreich, Tschechien und der Ukraine. Hoher Besuch kam am 7. September nach Pettenbach: Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), begleitet von Landeshauptmann Josef Pühringer sowie einer Delegation. Und auch die Presse war vor Ort. Es ist Wahlkampfzeit in der Alpenrepublik.
"Beim Betriebsbesuch schmückt sich die ÖVP mit Wirtschaftskompetenz, grünen Inhalten und Basisnähe.", berichtet Die Presse mokant. Weiter liest man in der Reportage: "Günter Fronius begrüßt die Besucher an der Tür. Er ist der Firmengründer, ein netter älterer Herr, der aussieht wie 80. Der aber, wie sich bald herausstellt, 99 Jahre alt ist. 1945 ist er aus Siebenbürgen zugewandert, hat hier bei Null begonnen. ‚Hätten Sie gedacht, dass das alles einmal so wird?' fragt Schüssel leutselig. Der Senior kontert selbstbewusst: ‚Geplant habe ich das schon immer.'"

Hoher Besuch im Familienbetrieb Fronius: Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (vorne rechts) und Landeshauptmann Josef Pühringer (links) nehmen den 99-jährigen Hermannstädter Günter Fronius in ihre Mitte. Foto: Fronius
Hoher Besuch im Familienbetrieb Fronius: Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (vorne rechts) und Landeshauptmann Josef Pühringer (links) nehmen den 99-jährigen Hermannstädter Günter Fronius in ihre Mitte. Foto: Fronius

Die hochkarätige Delegation erhält eine Werksführung. Wolfgang Schüssel nutzt den Betriebsbesuch, um den ÖVP-Wahlkampfschwerpunkt Energiepolitik vorzustellen, Fronius International seinerseits, um die Bedeutung der immer vordringlicheren Energiefrage und der Photovoltaik als technisch verfügbare Lösungsmöglichkeit zu verdeutlichen. Das mittelständische Unternehmen, das auch Brennstoffzellen produziert, ist nach eigenen Angaben in der Solarelektronik bereits die Nummer zwei in Europa. Die Photovoltaik sei die Technologie der Zukunft, unterstreicht ein Firmenmitarbeiter bei der Führung. Wahlkämpfer Schüssel fordert plakativ: "Wir brauchen eine Energiewende!" Ziel sei es, den Anteil der erneuerbaren Energien in Österreich bis 2020 von 22 auf 45 Prozent mehr als zu verdoppeln. Der Bundeskanzler schüttelt während der Betriebsbesichtigung viele Hände, führt kurze Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, erkundigt sich dann nach der Anzahl der Lehrlinge. Derzeit würden hundert Jugendliche ausgebildet, so die Auskunft. "Wenn das jeder mittlere Industriebetrieb machen würde, wäre schon viel geholfen", lobt der Kanzler mit erhobenem Zeigefinger. Tags darauf adelt Die Presse die Fronius International als eines "jener mittelständischen Familienunternehmen, die das Rückgrat der heimischen Wirtschaft bilden". Hatte dies nicht der im kommenden Jahr einhundert Lenze zählende Firmengründer einst so geplant?

Günter Kurt Fronius wurde am 11. November 1907 als Sohn eines Müllermeisters in Hermannstadt geboren. Er besuchte das Gymnasium in Schäßburg und schloss seine Fachausbildung, nach dem Handelsschulbesuch in Schäßburg und einer Elektrikerlehre, mit dem Ingenieurstudium in Breslau ab. 1941 wurde er vom rumänischen Militär zum Facheinsatz in der Ukraine (Kraftwerk Saporoshe) abgestellt. Den Zusammenbruch der Ostfront erlebte Fronius in Siebenbürgen, das Kriegsende im oberösterreichischen Pettenbach. Schon im Juni 1945 erwarb er einen Gewerbeschein für den Bau von elektrotechnischen Apparaten. Mit seinen durch Weltpatente abgesicherten Schweißgeräten sollte ihm die Fachwelt bald hohen Respekt zollen. Heute kommen Fronius-Schweißroboter in den größten Autofabriken sowie im Schiffs-, Waggon- und Apparatenbau weltweit zum Einsatz. Kommerzialrat Günter Fronius (der Ehrentitel wurde ihm vom seinerzeitigen Bundeskanzler Viktor Klima verliehen) ist treues Mitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich. In den vergangenen Jahrzehnten unterstützte er zahllose siebenbürgische Vorhaben in Österreich. In der Bruckhofvilla in Thalheim bei Wels hat sich der erfolgreiche Erfinder und Unternehmer, zudem Ehrenbürger der Marktgemeinde Pettenbach, seinen "Alterssitz für freie Stunden" eingerichtet. In Mußestunden widmet er sich der Orgelmusik sowie eigenschöpferisch der Literatur. Auch werden hier Kindergruppen aus Siebenbürgen gastlich aufgenommen und Ausstellungen junger Künstler präsentiert.

CS

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 15 vom 30. September 2006, Seite 4)

Schlagwörter: Österreich, Wirtschaft

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