19. November 2008

Musikschulleiter Mathias Kreischer feiert zweifach

Am 20. September feierte die Landesmusikschule Freistadt in Oberösterreich ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst und einem Konzertabend. Dass diese Schule höchstes musikalisches Niveau und über die Landesgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf aufweist, ist zum Teil auch Mathias Kreischer zu verdanken, der seit 24 Jahren als Schulleiter Verantwortung trägt.
Die Musik bezeichnet er als seinen Lebensinhalt. Am Jubiläumstag gab es für ihn noch einen Grund zu feiern: seinen 56. Geburtstag.

1952 in Gmunden als ältestes Kind des Zenderschers Mathias Kreischer und seiner Gattin Gertrude (eine geborene Kopes aus Rode) geboren, wuchs er erst im Lager Viechtwang, dann im Lager St. Martin bei Traun auf, ehe die Familie nach Traun ins eigene Haus übersiedelte. Vater Mathias senior hatte in der Siebenbürger Lagerkapelle in Viechtwang Bassflügelhorn gespielt und trat nach der Übersiedlung in Traun der Siebenbürger Trachtenkapelle bei, wo er heute noch – mit 81 Jahren – die Tuba bläst. Das musikalische Gen dürfte wohl in der Familie liegen. Viele Onkel und Cousins der großen Kreischer-Familie waren hervorragende Musiker.
Mathias Kreischer mit drei seiner Schüler. Seit ...
Mathias Kreischer mit drei seiner Schüler. Seit 24 Jahren leitet er die Landesmusikschule Freistadt in Oberösterreich.
Als Jugendlicher spielte Mathias jun. der Siebenbürger Jugend Traun mit dem Akkordeon zum Tanz auf und begann in der Trachtenkapelle Traun Klarinette und Saxophon. Nach Abschluss der Lehre zum Blechblasinstrumentenbauer im renommierten Musikhaus Wilburger in Linz begann er seine Laufbahn als Musiklehrer für Klavier, Klarinette und Blockflöte. Eine Zeitlang hatte er sich nicht recht zwischen der Musik und dem Fußball entscheiden können. Obwohl er auch auf diesem Gebiet sehr begabt war, wählte er sich schließlich die Musik. Am Brucknerkonservatorium Linz (heute Anton-Bruckner-Privatuniversität) absolvierte er seine Ausbildung für Klarinette und Fagott und holte 1979 die Reifeprüfung mit Auszeichnung nach. Es folgten weitere Studien in Wien bei Prof. Czermak und 1980 bis 1983 an der Musikhochschule Salzburg bei Prof. Dr. Heine, die er mit der Diplomprüfung abschloss. Nach dem Bundesheer, wo er in der Militärmusikkapelle spielte, hatte Kreischer zehn Musikschulen zur Auswahl. Er entschied sich für Freistadt, was er bis heute nicht bereut. So war er seit der Gründung am 20. September 1978 als Musiklehrer von Anfang an dabei und übernahm 1984 nach der Pensionierung seines Vorgängers den Direktorposten. 1978 waren es 300 Schüler, derzeit besuchen 950 Schüler die Landesmusikschule Freistadt und 350 eine der vier Zweigstellen. Weitere 500 Schüler stehen auf der Warteliste. Das Angebot wird ständig erweitert und auch ausgefallene oder seltene Instrumente angeboten, wie Zither, Hackbrett und Okarina. Lehrer und Schüler heimsen bei Wettbewerben regelmäßig Preise ein.

Schon in seiner Jugendzeit spielte Mathias Kreischer in verschiedenen Formationen mit, während des Studiums u. a. im angesehenen Brucknerorchester. In den Ferien verdiente er sein Geld auch bei den bekannten „Linzer Buam“, mit denen er durch halb Europa reiste. In Freistadt gründete Kreischer mehrere Formationen, z. B. die „Freistäder Klarinettenmusi“, die sich der echten Volksmusik verschrieben hat und in der beliebten Radiosendung „G’sungs und G’spült – Radio Forum Volkskultur“ fast ein Stammgast ist. Im von ihm mitbegründeten Bläserquintett „Capella Concertante“ ist er selbst noch aktiv und hat mit diesem Ensemble Gastspielreisen u. a. nach Namibia, Chile, Brasilien, Ungarn, Südtirol und Korfu hinter sich. Auch die Leitung des Jugendorchesters Freistadt liegt in den Händen von Mathias Kreischer, der 1986 bis 1988 in Linz ein Dirigierstudium bei Dr. Heinel absolvierte und zunehmend komponiert. Dass in „seiner“ Landesmusikschule bereits viele über Österreich hinaus bekannte und erfolgreiche Musiker und Musikerinnen sozusagen geboren wurden, erfüllt den Schulleiter mit Stolz. Für Mathias Kreischer ist das kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen, sondern im Gegenteil ein Ansporn, sich noch mehr anzustrengen. Die Lehrer und Schüler gehen diesen Weg mit ihm mit.

Mathias Kreischer spielt sieben Instrumente und musiziert auch im Familienkreis mit Gattin Heidi und den Kindern (23 und 20) gerne. Die Großfamilie – Eltern, Schwiegermutter, Geschwister, Neffen, Nichten, Cousins usw. sind ihm sehr wichtig. Väterlicherseits hat er die Musikalität in die Wiege gelegt bekommen, vom Vater der Mutter die Liebe zum Wein: Als Kind siebenbürgisch-sächsischer Flüchtlinge stammt er von Weinbauern ab und half schon in jungen Jahren dem Großvater beim Keltern des Hausweins. Nach dem Tod des Großvaters erbte er die Weinpresse und einige Fässer, die zunächst unbeachtet blieben, bis er sich vor zwölf Jahren entschloss, die Familientradition fortzuführen. Mit der Qualität seiner Weine geht es stetig bergauf, sie können sich mit denen professioneller Winzer messen.

Mathias Kreischer bekennt sich zu seinen siebenbürgischen Wurzeln, ist Mitglied der Siebenbürger Nachbarschaft Traun. Zum 50. Geburtstag der Siebenbürger Nachbarschaft, Siebenbürger Jugend und Trachtenkapelle Traun, der im Oktober 2006 groß gefeiert wurde, hatte der Hobbywinzer eigens einen im Barrique ausgebauten „Jubiläumswein“ kreiert. Dass sich das Lagerkind Mathias Kreischer einmal zu einer so erfolgreichen und dennoch bescheiden, liebenswert und äußerst menschlich gebliebenen Persönlichkeit entwickeln würde, hatte sich seine Mutter, als sie mit ihm in den Wehen lag, sicher nicht gedacht.

Irene Kastner

Schlagwörter: Kulturspiegel, Musik, Traun

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