12. September 2012

Siebenbürger Sachsen des Reener Ländchens

Das Ethnographische Museum der Stadt Sächsisch-Regen beherbergt noch bis zum 17. September eine Ausstellung über die Siebenbürger Sachsen des Reener Ländchens. Die präsentierten Gegenstände haben einen historischen, ethnographischen und dokumentarischen Wert, zeugen sie doch vom Leben und Wirken der siebenbürgisch-sächsischen Bevölkerung in dieser Region.
Das Reener Ländchen hat in der Geschichte der Siebenbürger Sachsen immer eine besondere Stellung eingenommen. Erstens durch seine isolierte geographische Lage: Es gab, außer zum Nösnerland, keine direkte Verbindung zu dem geschlossenen Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen. Zweitens bezüglich seiner rechtlichen Lage: Die siebenbürgisch-sächsischen Siedler sind – aus noch ungeklärten Gründen – sehr früh in Abhängigkeit geraten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die von der Sowjetarmee bedrohte deutsche Bevölkerung evakuiert, und der kleine zurückgekehrte Teil wanderte dann nach und nach aus. Umso höher ist der Einsatz derer zu bewerten, die sich für das Zustandekommen dieser Ausstellung eingebracht haben. Die Initiatoren der Ausstellung sind die Mitarbeiter des Museums Dr. Florin Bogdan, Jozsef Kozma, Livia Rusu und der Kulturverein „Reener Ländchen“, den der junge Architekt Klaus Birthler ins Leben gerufen hat.

Die ausgestellten Gegenstände reichen von Heimtextilien, Keramik, Möbelstücken weiter zu Zunftladen, Zunfttafeln und Meisterbüchern, die das gut entwickelte, vielfältige Handwerk der Stadt belegen. Vom Schulleben zeugen Lehr- und Handbücher – die die Kreisbibliothek aus Neumarkt / Târgu Mureș zur Verfügung gestellt hat – sowie Diplome und Schulzeugnisse. Berücksichtigt wurden auch die ehemaligen regen kulturellen Tätigkeiten in der Stadt; so Dokumente zur Gründung des Sächsisch-Regener Musikvereins (der international bekannte Komponist und Musiker Rudolph Wagner-Régeny ist ein Sohn dieser Stadt), mit Statuten, Mitgliederlisten und Partituren. Abgerundet wird das Ganze durch einen zweisprachigen Ausstellungskatalog (rumänisch – deutsch), mit Abbildungen der Gegenstände, versehen mit je einer wissenschaftlichen Karteikarte, einem „Steckbrief“.

Der Katalog enthält des Weiteren Beiträge, die zum besseren Verstehen der deutschen Kultur in diesem Raum beitragen. Stadtpfarrer Johann Zey erstellt einen kurzen historischen Abriss der evangelischen Kirche. Ramona Klein, Lehrerin an der deutschen Abteilung der „Augustin Maior“-Schule, bringt Daten zur Geschichte der deutschen Schule. Gerlinde Tamasan, auch Lehrerin an der oben genannten Schule, stellt die gepflegten Sitten und Bräuche der siebenbürgisch-sächsischen Bevölkerung vor. Livia Rusu beschreibt detailliert die siebenbürgisch-sächsische Tracht und zeigt dabei auch die vorhandenen Unterschiede von Ort zu Ort anschaulich auf. Dr. Dorin-Ioan Rus, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Univer­sität Graz, liefert einen bemerkenswerten, wissenschaftlich fundierten Beitrag den öffentlichen Raum betreffend mit Denkmälern, Gedenktafeln und Straßennamen. Er zeigt, wie der öffentliche Raum immer wieder politisiert wurde. Die Straßennamen in Sächsisch-Regen wurden, wie auch in anderen Städten Siebenbürgens, je nach der politischen Konstellation geändert. Zurzeit gibt es in Sächsisch-Regen keine Straßennamen, die auf die deutsche Tradition direkt hindeuten könnten. Das an möglichen Namenspatronen kein Mangel herrscht, zeigt Dr. Dorin-Ioan Rus anhand einer langen Liste von siebenbürgisch-sächsischen Persönlichkeiten dieser Stadt. Jedem Namen ordnet er eine Kurzbiographie zu. Manche Reener oder deren Nachkommen können dort Namen von Verwandten oder Bekannten finden. Es wäre auch eine Hilfestellung für die Stadtverwaltung bei künftigen Straßenbenennungen. Zur Person von Dr. Dorin-Ioan Rus muss gesagt werden, dass er sich in seinen Büchern und Veröffentlichungen des Öfteren mit Themen der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte auseinandersetzt. Er ist Mitglied des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde.

Man kann einige sprachliche Unzulänglichkeiten der deutschen Fassung des Katalogs bemängeln. Die „Sachsen“ auf dem Ausstellungsplakat sind wohl die Siebenbürger Sachsen und die „Lehmkannen“ sind wohl die bekannten Tonkrüge u.a.m. Alles in allem eine gelungene Arbeit und eine lehrreiche und aufschlussreiche Ausstellung. Ein dickes Lob an alle Beteiligten! Die Museumsadresse, wo auch der Katalog bestellt werden kann, lautet: Muzeul etnografic, Str. Vânătorilor nr. 51, 545300 Reghin, jud. Mureș, E-Mail: muzeureghin[ät]yahoo.com.

Hans Ganesch

Schlagwörter: Ausstellung, Sächsisch-Regen

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