7. August 2013

"Zeichen des Aufbruchs" im Haferland

Die Einweihung der restaurierten Kirchenburg und der Thois-Orgel in Deutsch-Kreuz waren der Höhepunkt der „Kulturwoche im Haferland“. Daneben lockten zahlreiche weitere Veranstaltungen zwischen dem 27. Juli und dem 4. August mehrere hundert Besucher nach Bodendorf, Meschendorf, Deutsch-Kreuz, Deutsch-Weißkirch, Radeln und Reps. Initiiert und organisiert wurde die erstmals veranstaltete Kulturwoche von der Peter Maffay Stiftung und der Michael Schmidt Stiftung, unterstützt vom Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dem Mihai-Eminescu-Trust, der HOG Meschendorf, der ev. Kirchengemeinde Reps und der Gemeinde Bodendorf. Die Veranstaltungen standen unter der Schirmherrschaft von Dr. h.c. Susanne Kastner, der Vorsitzenden der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages.
Begrüßt wurden die Besucher am 28. Juli in Deutsch-Kreuz von der Burzenländer Blaskapelle. In Anlehnung an alte Traditionen bliesen die Musiker um 10.00 Uhr vom Friedhofshügel, wie Wolfgang Köber, Vertreter der Michael Schmidt Stiftung, berichtet. Das Blasmusikständchen markierte den Auftakt zu einem mit Veranstaltungen vollgepackten Tag, an dem mehr als 600 Besucher teilnahmen. Über 400 von ihnen drängten sich am Vormittag zum Festgottesdienst anlässlich der Einweihung der renovierten Kirche sowie der Orgelweihe. Diese konnte im Rahmen eines EU-Projektes des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Hermannstadt in den vergangenen zwei Jahren für 270000 Euro von Grund auf instandgesetzt werden. Die Thois-Orgel war in den vergangenen Wochen in der Honigberger Orgelwerkstatt für 50000 Euro restauriert worden. Das Geld für die Restaurierung stellte die Michael Schmidt Stiftung zur Verfügung.

Unter den Gästen waren neben Peter Maffay und Michael Schmidt zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Kirche und der deutschen Minderheit. Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien vertraten der Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr und der Vorsitzende des Kreisforums Kronstadt, Wolfgang Wittstock. Von Seiten der Evangelischen Kirche nahmen Bischof Reinhart Guib, Altbischof Dr. D. Christoph Klein, der Repser Pfarrer Siegmar Schmidt und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi am Festakt teil. Dr. Bernd Fabritius vertrat die in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen. Politiker wie Klaus Johannis, der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Thomas Gerlach, oder der rumänische Botschafter in Berlin, Lazăr Comănescu, gaben sich die Ehre. Gäste waren auch der Repser Kurator Karl Hellwig, der die Bauarbeiten in Deutsch-Kreuz beaufsichtigt, der Bodendorfer Bürgermeister Mircea Pălășan sowie die Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften Meschendorf und Deutsch-Kreuz, Heinz Dörner bzw. Johann Hellwig.
Mit einem von Bischof Reinhart Guib, dem Repser ...
Mit einem von Bischof Reinhart Guib, dem Repser Stadtpfarrer Siegmar Schmidt und Pfarrer Kurt Boltres gefeierten Festgottesdienst wurde die renovierte Kirche in Deutsch-Kreuz eingeweiht. Den Chor dirigierte Kurt Philippi. Im Hintergrund zu sehen ist die renovierte Thois-Orgel. Foto: Wolfgang Köber

Deutsch-Kreuz im Zentrum der Kulturwoche

Der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius wertete die Kirchenrenovierung und Orgelweihe als „Zeichen des Aufbruchs“ und als Signal einer verstärkten Wiederbelebung des örtlichen Gemeinschaftslebens. Bischof Guib wies in seiner Predigt auf die Tatsache hin, dass Deutsch-Kreuz noch vor wenigen Jahren der „Versunkenheit“ preisgegeben worden sei, wie die Karpatenrundschau (KR) zitiert. Gegenüber der KR erklärte Peter Maffay, dass aus allen Teilen der Gesellschaft Menschen zusammenkämen, die die siebenbürgische Geschichte, Lebenskultur und Landschaft respektierten und lebendig machten. Dr. Bernd Fabritius schrieb die in Deutsch-Kreuz vollbrachte Leistung einer gemeinsam helfenden Gemeinschaft zu, die in einem Schulterschluss von Kirche, HOG und Stiftungen geschehen sei.

Zu Ehren der 200 Jahre alten Orgel gab es am Nachmittag ein Festkonzert, das von den Organisten Steffen Schlandt (Kronstadt), Ursula Philippi (Hermannstadt), Wilhelm Schmidts (Würzburg) und Klaus-Dieter Untch (Zeiden) gestaltet wurde. Außerdem sangen ein gemischter Chor der Bachchöre aus Kronstadt und Hermannstadt sowie ein Kammerorchester, beide unter der Leitung von Kurt Philippi. Im Anschluss tanzte zur Freude der Gäste die Kronstädter Volkstanzgruppe „Korona“.

Deutsch-Kreuz war überhaupt ein Schwerpunkt der Kulturwoche. Die Heimatortsgemeinschaft Deutsch-Kreuz veranstaltete dort in diesen Tagen erstmals ein Treffen in Siebenbürgen. Rund 120 Teilnehmer waren aus diesem Anlass aus Deutschland angereist. Neben geselligen Abenden für Erwachsene und Jugendliche setzte der aus Deutsch-Kreuz stammende Organist Klaus-Dieter Untch kulturelle Glanzpunkte, unter anderem mit einer musikalischen Mitternachtsandacht in der mit Kerzen erleuchteten Kirche und mit einem musikalisch-poetischen Nachmittag in der Kirche.

In der Kirchenburg Deutsch-Kreuz wurde das von Michael Folberth, dem stellvertretenden Vorsitzenden der HOG Deutsch-Kreuz, eingerichtete Heimatmuseum eröffnet. Zum Auftakt der Kulturwoche fand im Dorf der erste Haferland-Brunch mit kulinarischen Spezialitäten aus der Region statt.

Tag der offenen Tür in Radeln

Mehrere hundert Gäste zählten auch die Vertreter der Peter Maffay Stiftung beim Tag der ­offenen Tür in ihrem Ferienhaus für traumatisierte Kinder in Radeln. Für das kulturelle Rahmenprogramm sorgten laut einem Bericht in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien rumänische und deutsche Künstler, darunter Panflötistin Petruța Küpper und Violinistin Amy Lungu, der Sing- und Spielkreis Heidelberg, die Tanzgruppe der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) sowie eine Schüler-Volkstanzgruppe aus Reps. Vertreter der SJD-Bundesjugendleitung mit Bundesjugendleiter Elmar Wolff an der Spitze gestalteten ein Programm für die Kinder mit Schminken, Glitter-Tattoos, Hüte-Basteln, Regenmacher-Basteln – ein Angebot, das sehr gut angenommen wurde.

Für die Peter Maffay Stiftung brachte der Tag der offenen Tür willkommene finanzielle Unterstützung: allein an diesem Tag seien 30000 Euro an Spenden gesammelt worden. Die Peter Maffay Stiftung ist übrigens nicht mehr allein im Dorf tätig. Bereits am Freitag wurde ebenfalls in dem Ort ein Erlebnisbauernhof eröffnet. Dieser ist ein gemeinsames Projekt der Peter Maffay Stiftung und der deutschen BayWa-Stiftung.

Auf dem Programm der „Kulturwoche“ standen viele weitere größere und kleinere Highlights. In Meschendorf wurde ein Kulturtag organisiert, an dem etwa eine Trachtenausstellung zu sehen war. In allen Ortschaften wurde die Ausstellung „Das Fogarascher und das Repser Land“ mit Fotos von Martin Eichler gezeigt. Die Schau wurde im Auftrag der Michael Schmidt Stiftung mit Förderung der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm von Martin Rill erstellt.

In der evangelischen Kirche in Reps gab es ein Baustellenkonzert. Am 29. Juli konnten Interessenten Deutsch-Weißkirch und Umgebung kennenlernen und erkunden. In Bodendorf wurde ein Bauernmarkt organisiert; hier fand die Kulturwoche ihren Abschluss mit der Einweihung der aus EU-Mitteln restaurierten Kirchenburg im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes. Die Veranstalter der Kulturwoche zeigen sich zufrieden und planen 2014 eine zweite Auflage. Sowohl Maffay als auch Schmidt sehen sich auf einem guten Weg, die Kultur des Haferlandes einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gemeinsam mit ortsansässigen Organisationen und Institutionen möchte man Traditionen und Bräuche bewahren, aber auch Neues fördern, beispielsweise den Tourismus. In Deutsch-Kreuz hat nach Angaben von Wolfgang Köber übrigens der Neubau des eingestürzten Pfarrhauses begonnen. Dieser soll bis Jahresende abgeschlossen werden.

Holger Wermke

Schlagwörter: Kulturwoche, Siebenbürgen, Haferland

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Neueste Kommentare

  • 09.08.2013, 09:13 Uhr von sadero: lieber herr melzer, dass deutschkreuz, meschendorf und bodendorf sich im altland befindet ist ... [weiter]
  • 08.08.2013, 19:43 Uhr von Melzer, Dietmar: Haferland, deswegen, weil in der Repser Gegend, also im Altland sehr viel Hafer angebaut wurde und ... [weiter]
  • 08.08.2013, 09:48 Uhr von sadero: ich habe ihn beauftragt mich zu vertreten ;) wohin soll dieses "haferland" eigentlich aufbrechen?? [weiter]

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