23. März 2014

Aufklärung über Ausbeutung rumänischer Arbeitnehmer in Deutschland

Bukarest – Eine Konferenz zur Aufklärung über Arbeitsausbeutung rumänischer Arbeitnehmer in Deutschland fand am 19. Februar in Bukarest statt. Annelie Buntenbach vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) berichtete von einem spürbaren Anstieg an Fällen in bestimmten Branchen. Seitens der Arbeitnehmer würden mangelnde Deutschkenntnisse, schlechte Aufklärung über ihre Rechte und fehlende gewerkschaftliche Organisation zur Situation beitragen.
Hinzu komme die Rechtslage in Deutschland – ein „Dschungel“, von dem sowohl ausbeuterische Vermittler in Rumänien wie Zielfirmen in Deutschland profitierten. Typisch sei die Anwerbung rumänischer Saisonarbeiter oder Fachkräfte, die oft unter menschenunwürdigen Bedingungen für ein „Taschengeld“ schwere oder anspruchsvolle Arbeiten verrichteten. Der Übergang zum Menschenhandel sei fließend. Häufig werde Missbrauch jedoch nicht angezeigt, weil die Menschen um ihre oft einzige Einkommensquelle fürchteten.

Aufklärung bietet die Broschüre in rumänischer Sprache, „Ești informat, ești protejat“ („Bist du informiert, bist du geschützt“) sowie die Plattform des DGB www.faire-mobilitaet.de, der Opfern Beratungsstellen in München, Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Dortmund und Hamburg anbietet. In Kürze soll auch in Rumänien ein mit EU-Geldern finanziertes Beratungszentrum für Arbeitssuchende im Ausland eingerichtet werden.

Auf der Konferenz wurden die jüngsten hitzigen Debatten in Deutschland über Armutszuwanderer aus Rumänien und angeblichen Sozialmissbrauch heftig kritisiert. In Deutschland leben nach Angaben der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) derzeit ca. 260 000 Rumänen. Als Arbeitnehmer gelten sie als gut integriert, die Arbeitslosenquote liege offiziellen Statistiken zufolge unter der anderer Migranten. Im Vergleich zu Letzteren gehörten Rumänen zudem zu den qualifizierteren: etwa 25 Prozent sind Akademiker.

Die Ständige Vertreterin des Deutschen Botschafters in Bukarest, Julia Gross, versicherte, Deutschland profitiere von rumänischen Zuwanderern, weil nur so der Mangel an Fachkräften in Bauwesen, IT, Medizin und Pflege ausgeglichen werden könne. Laut FES weisen die Einwanderungswellen keine großen Unterschiede auf: Nach dem EU-Beitritt Rumäniens 2007 sank der Prozentsatz der Akademiker im Vergleich zu unqualifizierten Arbeitskräften nur unwesentlich. Hinzu kommt, dass erst seit ca. einem Jahr ein Gesetz zum Recht auf Anerkennung von im Ausland erworbener beruflicher Qualifikation existiert, allerdings immer noch stark verbesserungsbedürftig und daher nicht praktikabel. Als Musterbeispiel gelungener Integration erwähnte Gross die aus Rumänien ausgewanderten Angehörigen der deutschen Minderheit: Viele von ihnen fänden sich heute in hohen Funktionen wieder und bildeten eine wichtige Brücke zwischen Deutschland und Rumänien.

Nina May


Externer Link (Download):

Broschüre „Ești informat, ești protejat“ („Bist du informiert, bist du geschützt“)

Schlagwörter: Arbeitsrecht, Armutszuwanderung

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