12. Mai 2015

Hermannstadt wird europäische Station der Reformation

Dass jeder Mensch die Bibel in seiner eigenen Sprache lesen kann, war vor fünf Jahrhunderten alles andere als selbstverständlich. Martin Luther stellte mit seinen 95 Thesen im Herbst 1517 den Einzelnen, seine Selbstverantwortung und Freiheit in den Vordergrund und begründete damit einen Neuaufbruch im kirchlichen Leben. Das Reformationsjubiläum 2017 ist nun vor allem für die protestantische Weltchristenheit ein Anlass, diese Erneuerung zu reflektieren – und obwohl Johannes Honterus die Reformation in Siebenbürgen erst in den 1540er Jahren vorantrieb, hat sich die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) an das Symboljahr 2017 angeschlossen.
„Die Reformation wird dabei als europaweites, multipolares Geschehen betrachtet, welches nicht ausschließlich von Martin Luther und nicht nur von Deutschland ausging, auch wenn Wittenberg eine besondere Bedeutung zukommt“, so Dr. Elfriede Dörr, Leiterin des Referats Ökumene und Außenbeziehungen der EKR und Beauftragte für das Reformationsjubiläum. Ein „Europäischer Stationenweg“, an dem sich auch die EKR beteiligt, soll dies im Jubiläumsjahr beleuchten – das Projekt wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchentag initiiert und soll von November 2016 bis Mai 2017 an rund 60 zentralen Orten der Reformation in Europa stattfinden. Der Stationenweg „verbindet Debrecen in Ungarn mit Dordrecht in den Niederlanden, Ljubljana mit Goslar, hoffentlich Rom mit Wittenberg“, heißt es auf der Webseite des Reformationsjubiläums www.r2017.org. Auch Hermannstadt ist Teil des Projekts – als einzige Station in Rumänien.

Die Veranstalter haben vorgesehen, dass jeder Ort des Europäischen Stationenwegs für 36 Stunden – durch einen Festtag mit zahlreichen Veranstaltungen sowie regionalen und ökumenischen Partnern – europaweite Aufmerksamkeit erhält. Ein „Showtruck“ oder „Geschichtenmobil“ reist zu jeder Station und lädt dazu ein, in einem multimedialen Raum die Geschichte(n) und die aktuelle Relevanz der Reformation europaweit kennenzulernen. „Wir werden in Hermannstadt erfahren, wie sich die Menschen in anderen europäischen Städten als Erben der Reformation verstehen, während man in anderen Städten unsere Vision erlebt. Diese Vernetzung finde ich unglaublich schön“, sagt Dr. Elfriede Dörr. „Uns ist es wichtig, mit den Geschichten des Mobils nicht nur an Ereignisse der Vergangenheit zu erinnern, sondern zu zeigen, wie die Schätze der Reformation, die wir hierzulande pflegen, Impulse für die Gegenwart und die Zukunft geben können.“ Auch ein „Tor der Freiheit“ soll im Vorfeld der Veranstaltung von Künstlern und Handwerkern in Hermannstadt gebaut werden. Zum Schluss sollen 60 Tore aus ganz Europa in eine Wittenberger Skulptur eingefügt werden – denn der Europäische Stationenweg mündet in die Weltausstellung Reformation, die unter dem Titel „Tore der Freiheit“ in Wittenberg am 20. Mai 2017 für 16 Wochen eröffnet wird.

Zurzeit laufen die Vorbereitungen in Hermannstadt auf Hochtouren, denn neben der Teilnahme am Stationenweg und an der Weltausstellung werden noch viele andere Ereignisse auch in Rumänien das Jubiläumsjahr begleiten. Von einer ­wissenschaftlichen Aufarbeitung der Reformationsgeschichte im Rahmen eines Symposiums, über die Zusammenarbeit mit Kulturträgern, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Organisationen wie dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. bis hin zu einer Ausstellung über die Reformation in Siebenbürgen gibt es zahlreiche Vorhaben, die zurzeit im Gespräch sind.

CC

Schlagwörter: Hermannstadt, Reformation

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