11. September 2016

Erstes Heimattreffen in Brenndorf

Über 300 Personen nahmen am 6. und 7. August 2016 am ersten Heimattreffen in Brenndorf teil. Bischof Reinhart Guib, der die Predigt des Gottesdienstes hielt, bescheinigte den Brenndorfern, einen Liebesbeweis nach dem anderen für ihre Heimatkirche erbracht zu haben. Seit 2012 haben die „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) und die evangelische Kirchengemeinde Brenndorf, unterstützt vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, die Kirche innen und den Turm außen renoviert und „wie eine Braut für ihren Bräutigam“ schön geschmückt. Ein weiterer Liebesbeweis sei „das Errichten des Heldendenkmals auf dem Friedhof, das uns heute an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnern will“. Der Weg sei noch nicht zu Ende. „Die Kirche außen wartet auch auf ein erneuertes Gewand.“ Wir als zur Kirche gehörig werden dabei dringend gebraucht, sagte Bischof Reinhart Guib.
Den liturgischen Teil des Gottesdienstes mit Abendmahl gestaltete Dr. Peter Klein, der als Pfarrer Petersberg und Brenndorf betreut. Er dankte allen Helfern, die am Zustandekommen des Treffens mitgewirkt haben, dem Jungen Bläserkreis Mecklenburg-Vorpommern (JBMV), der auf Konzertreise durch Siebenbürgen war und den Gottesdienst mitgestaltete und anschließend ein Platzkonzert im Kirchhof bot. Am Gottesdienst nahmen neben Brenndorfern auch viele Burzenländer teil, darunter Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Kronstädter Kreisforums, das das Heimattreffen finanziell gefördert hat. Gelegenheit zum lebendigen Austausch mit ehemaligen Nachbarn und neuen Freunden bot sich beim Platzkonzert im Kirchhof und danach im Gemeindesaal, wo Manfred Copony, Kurator (Ansprechperson) der Kirchengemeinde Brenndorf, mit seinen Helfern ein köstliches sächsisches Hochzeitsmenü vorbereitet hatte.
Das erste Heimattreffen in Brenndorf begann mit ...
Das erste Heimattreffen in Brenndorf begann mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Foto: Anamaria Răvar
Dass ein frischer Wind in Brenndorf weht, wurde spätestens bei der Ansprache des neuen Bürgermeisters Sergiu Arsene deutlich. Er begrüßte die Sachsen in ihrem Heimatort aufs Herzlichste und lud sie ein, 2018 gemeinsam mit Brenndorf 650 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung zu feiern. Das neue Führungsteam der politischen Gemeinde habe sich vorgenommen, Brenndorf wieder nach vorne zu bringen, nachdem es in den vergangenen 20 Jahren stagniert habe. Seine Wertschätzung für die Siebenbürger Sachsen sprachen neben Bürgermeister Sergiu Arsene auch drei aus Kronstadt angereiste Politiker aus: der Vorsitzende des Kronstädter Kreisrates Adrian Veștea, der Kronstädter Bürgermeister George Scripcaru und der Direktor der Metropol-Agentur Kronstadt Dragoș David. Sie alle freuten sich über das starke Interesse der ausgewanderten Sachsen an ihrem Heimatort und betonten die Bedeutung der deutschen Kultur für die Entwicklung des Burzenlandes. Für ihre Verdienste um die Gemeinschaft in Brenndorf überreichte Bürgermeister Sergiu Arsene Pfarrer Dr. Peter Klein, Kurator Manfred Copony und Siegbert Bruss, Vorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“, je eine Ehrenurkunde.

In seinem Grußwort erinnerte Siegbert Bruss an die Gründung der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ vor 40 Jahren. Viele Sachsen seien aus Brenndorf ausgewandert und über die Jahre, durch Arbeit und Fleiß, angesehene Bürger in Deutschland, Österreich und anderen Ländern geworden. Aber in ihren Herzen fühlten sie sich Brenndorf eng verbunden und wollten ihre Gemeinschaft weiterpflegen. Deshalb hätten sie zu Pfingsten 1976 in Dinkelsbühl eine Heimatortsgemeinschaft gegründet, deren Gründungs- und Ehrenvorsitzender Otto Gliebe, der die Geschichte und Kultur Brenndorfs in mehreren Dokumentationen festgehalten hat, nun zusammen mit seiner Familie am Treffen teilnahm.

Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege und Deportation

Am Samstagnachmittag wurde das neue Heldendenkmal für die Opfer der beiden Weltkriege und Russlanddeportation auf dem evangelischen Friedhof in Brenndorf eingeweiht. In einem bewegenden Festakt stellten Bischof Reinhart Guib und Pfarrer Dr. Peter Klein das Denkmal unter den Schutz und Segen Gottes. 180 Brenndorfer Sachsen sind in den beiden Weltkriegen und durch die Russlandverschleppung gestorben. Ihnen gedachte Bischof Reinhart Guib und betonte, dass sich in den Familien dadurch „unermessliche Trauer und Leid“ breit gemacht hätte, aber auch viele Menschen hätten „Hilfe und Bewahrung durch Gott in höchster Not erlebt“ erfahren. „Die Toten und die Lebenden rufen uns zu und mahnen uns zum Frieden und zur Versöhnung, zur Verständigung und Zusammenarbeit, damit sich Kriege, Evakuierungen, Deportationen, Attentate wie neulich in Deutschland geschehen, nicht wiederholen und wir und unsere nachkommenden Generationen in Frieden und Eintracht leben können“, sagte der Bischof. Die Petersberger Kapelle spielte mehrere Motetten und, nach der Kranzniederlegung, das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“.
Das neue Denkmal auf dem Friedhof in Brenndorf ...
Das neue Denkmal auf dem Friedhof in Brenndorf erinnert an die Opfer der beiden Weltkriege und Deportation. Foto: Ralf Sudrigian
Entworfen wurde das gelungene Kunstwerk von Reinhardt Schuster, der am 1. September 1936 in Brenndorf geboren wurde (vgl. Artikel in der SbZ Online vom 8. September 2016). Dem Künstler lag dieses Denkmal sehr am Herzen, da sein Vater Friedrich Schuster im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Deshalb verzichtete er auf ein Honorar und spendete seine Arbeit der Kirchengemeinde Brenndorf. Wir danken Reinhardt Schuster, dass er sich dieser Aufgabe mit so viel Liebe angenommen und sein großes künstlerisches Talent dafür eingesetzt hat. Die Steinmetzarbeiten wurden von der Firma Sc. Dóczy Gránit SRL aus Miercurea Ciuc umgesetzt und von der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ dank einer Spende des hundertjährigen Unternehmers Hans Schmidt in Berlin sowie einer Förderung durch die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung in München finanziert.

Die Anregung, ein Heimattreffen in Brenndorf abzuhalten, hatte Bischof Reinhart Guib im Dezember 2013 bei der Wiedereinweihung der Kirche in Brenndorf ausgesprochen. Diesen Vorschlag setzten die „Dorfgemeinschaft“ und Kirchengemeinde Brenndorf gemeinsam um und veranstalteten das zweitätige Treffen. 120 Brenndörfer aus Deutschland und Österreich waren der Einladung gefolgt. 34 Personen nahmen dabei an einer von der „Dorfgemeinschaft“ zusammen mit dem Busunternehmen Werner Klusch und Schinker-Reisen organisierten Busreise teil und erkundeten die Schönheiten Siebenbürgens.

Brenndorf hatte sich für die Festtage besonders herausgeputzt. Dabei wurde sichtbar, was in jahrelanger Arbeit geleistet wurde. Pfarrhaus und Kirche wurden renoviert. Die Kirchenglocken wurden kürzlich mit einem automatischen Läutwerk versehen, damit sie das Alltags- und Festleben aller Bewohner begleiten können. Und der renovierte Kirchturm wird seit dem 6. August abends beleuchtet. Ein großer Dank gilt Johannes Weigel, dem großherzigen Freund der Burzenländer aus Berlin, der die Beleuchtung des Kirchturms in Brenndorf initiiert und umgesetzt hat. Er hat übrigens 2008 auch die Kirchturm-Außenstrahler-Beleuchtung für die Kirchenburgen in Wolkendorf und Neustadt installiert.

Begegnungen, die versöhnen und bereichern

Das Heimattreffen in Brenndorf und die elftägige Busreise boten freudige und nachdenkliche Anlässe für vielseitige Begegnungen. So spielte am Samstagabend die siebenbürgische Musikband „Trio Saxones“ im Gemeindesaal zu Tanz und Unterhaltung auf. Am Sonntag besuchten die Brenndorfer gemeinsam den Gottesdienst in Petersberg und pflegten damit die besondere Freundschaft, die seit 20 Jahren zwischen den beiden Kirchengemeinden besteht. In seiner Predigt stimmte Pfarrer Dr. Peter Klein die Gottesdienstbesucher nachdenklich, als er sie aufforderte, sich nicht nur materiellen und gesundheitlichen Fragen, sondern auch dem Heil ihrer Seele – durch die Pflege des christlichen Glaubens - zu widmen. Bei einer kurzweiligen Führung zeigte Pfarrer Klein, wie reich die Kirchenburg Petersberg mit ihrer vorreformatorischen Kapelle an Geschichte und Geschichten ist.

Danach traf man sich wieder zum gemütlichen Beisammensein im Gemeindesaal in Brenndorf. Am Nachmittag folgten viele Musikfreunde der Einladung zu einer Konzertaufführung in Tartlau, innerhalb der „Diletto musicale“-Reihe. Abends erfreute die Folkloregruppe "Cununa Bodului" unter der Leitung von Luminița Hurlub mit einer gekonnten Darbietung sächsischer und rumänischer Tänze.

Es ist erfreulich, wie viele Brenndörfer zum Heimattreffen angereist sind. Sie konnten mit ihren Augen und Herzen nachzuspüren, was aus Brenndorf geworden ist. Das Wiedersehen in der alten Heimat hatte etwas Versöhnliches, die Gesichter der Menschen strahlten vor Freude. Aus den Rückmeldungen der Gäste wissen wir, wie dankbar sie für dieses Treffen und die Busreise sind. Sie wurden menschlich bereichert, und unsere Gemeinschaft wurde gestärkt. Allen, die zum Erfolg dieses Festes beigetragen haben, ganz besonders Manfred Copony, der die größte organisatorische Last zu tragen hatte, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Siegbert Bruss

Externe Links: Bericht von Ralf Sudrigian in der Karpatenrundschau (Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien) vom 11. August 2016

Das Heimattreffen und die Busreise nach Brenndorf wurden in sechs Bildergalerien auf www.brenndorf.de dokumentiert.

Bericht des Fernsehsenders RTT Brașov in rumänischer Sprache

Schlagwörter: Heimattreffen, Brenndorf, Burzenland, Denkmal

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